Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, östlich des Frischen Haffs, links der Stradik, etwa 23 km östlich von Mamonowo (Heiligenbeil) und 35 km südwestlich von Kaliningrad (Königsberg).
Geschichte
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Das Kirchdorf Zinten (prußischsinds: Hartriegel-Strauch; sindats: sitzen, siedeln) erhielt 1313 die Stadtrechte nach Kulmer Recht. Ursprünglich gehörte der Ort zum Ermland, blieb aber bei der Teilung 1466 nach dem Zweiten Thorner Frieden ebenso wie Heiligenbeil beim restlichen Ordensstaat und wird seither zur Landschaft Natangen gerechnet.
Die Stadt war planmäßig mit einem regelmäßigen Straßennetz angelegt worden. Das Rathaus stand mitten auf dem Marktplatz. Auf einer Anhöhe stand die Kirche, welche 1741 neu gebaut wurde. Zinten gehörte zum Landkreis Heiligenbeil. Das Stadtwappen zeigt zwei sich kreuzende silberne Türme, über denen in blauem Feld ein goldener Stierkopf schwebt.
Da es in der Zeit bis 1773 im katholischen Ermland für Protestanten nicht erlaubt war, sich länger als ein Jahr dort aufzuhalten, umgingen viele evangelische Ermländer diese Regel, indem sie sich für einen Tag im nahe gelegenen Zinten niederließen. Dies brachte der Stadt den noch im 20. Jahrhundert geläufigen Scherznamen „Ausland“ ein.
19. und 20. Jahrhundert bis zur Flucht und Vertreibung der deutschen Bewohner
Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt auf fast 6000 Einwohner heran. Sie war seit 1938 Garnisonsstadt (I. Abt. Panzerregiment 10 in der Seydlitz-Kaserne) und von vielseitigen mittelständischen Betrieben geprägt. In Zinten gab es unter anderem seit 1879 das Amtsgericht Zinten, einen Bahnhof (1885), Pferderennplatz (1936), Waldbad (1932), Stadtpark (1932), Ski-Schanzen (1936), Turnhalle (1929), Jugendherberge (1934) und diverse Vereine.
Während des Zweiten Weltkriegs wechselte Zinten während der Kesselschlacht von Heiligenbeil im Februar 1945, bei der die 4. Armee der deutschen Wehrmacht zerschlagen wurde, mehrmals den Besitzer und wurde ebenso wie die benachbarte Kreisstadt im stärksten Ausmaß zerstört. Die Altstadt wurde nicht wieder aufgebaut, von der Kirche steht nur noch ein Turmfragment. Das Straßennetz ist kaum noch erkennbar.
Nach der Eroberung durch die Rote Armee stand Zinten zusammen mit der ganzen nördlichen Hälfte Ostpreußens bis zum 7. April 1946 unter sowjetischer Militärverwaltung und wurde dann der Zivilverwaltung der Sowjetunion überlassen. Bis 1948 war die vollständige Flucht und Vertreibung der Einwohner Zintens abgeschlossen, und seine zögernde Besiedlung mit Russen hatte begonnen.
Durch seine Lage nahe der Grenze zur polnischenWoiwodschaft Ermland-Masuren und abseits bedeutender Verkehrsverbindungen waren die Entwicklungschancen des Ortes seit 1945 gering. Er Zinten/Kornewo verlor seine Stadtrechte und ist heute nur noch eine bescheidene Siedlung.
Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski (Moritten). Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vor 1988 verlassen.
Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski.[A 2] Der Ort wurde vor 1975 verlassen.
Der Zeitpunkt der Umbenennung und die anfängliche Einordnung in einen Dorfsowjet ist unbekannt. Der Ort wurde vermutlich vor 1975 an den Ort Medowoje angeschlossen
Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Zwetkowski im Rajon Kaliningrad. Seit 1959 (?) im Dorfsowjet Kornewski. - Der Teilort Globunen war vor 1975 verlassen
Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vor 1988 verlassen.
Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Zwetkowski im Rajon Kaliningrad. Seit 1959 (?) im Dorfsowjet Kornewski gelegen, wurde er vor 1975 an den Ort Kossatuchino angeschlossen.
Der Ort wurde im Jahr 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vor 1975 verlassen.
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Die vier im Jahr 1950 umbenannten Orte Poretschje (Ober/Unter Ecker), Priwolnoje (Plössen), Puschkino (Wesselshöfen) und Skworzowo (Dösen) wurden zunächst in den Kornewski selski Sowet eingeordnet. Bis 1975 kamen sie zum Pogranitschny selski Sowet. Auf Karten der 1970er und 1980er Jahre sind auch die beiden weiteren Orte Kuyschen (1938 bis 1945 Kuschen) und Sand eingezeichnet. In amtlichen Verzeichnissen sind sie bisher nicht nachgewiesen worden.
Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen drei Orte Kornewo, Kossatuchino und Medowoje in die neu gebildete Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije eingegliedert, zu dem sie bis 2016 gehörten. Seither gehört Kornewo zum Stadtkreis Bagrationowsk.
Die erste Kirche in Zinten wurde auf der einst höchsten Erhebung des Ortes an der Stadtgrenze vermutlich schon 1313 gegründet.[9] Nach einem heftigen Stadtbrand im Jahre 1716 erfolgte ein Neubau, der 1741 eingeweiht wurde: ein rechteckiger verputzter Backsteinbau mit Westturm.[10] 1801, 1902 und 1930 wurden umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.
Der Kircheninnenraum war mit einer gewölbten Holzdecke überspannt. Der Altar (1739) und die Kanzel bildeten ein Ganzes. Die Orgel von 1756 war ein Werk des Königsberger Orgelbaumeisters Adam Gottlob Casparini. Sie wurde 1902 von Christian Friedrich Voelkner aus Dünnow (heute polnisch Duninowo) in Pommern umgestaltet. Die Glocken waren 1717 und 1736 gegossen worden.
In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde das Gotteshaus völlig zerstört.[9] Die Gebäudereste sprengte das Militär in den 1970er und 1980er Jahren, um Ziegelsteine als Baumaterial zu gewinnen.[11]
Heute stehen nur noch Reste der Turmruine mit noch aus der Ordenszeit stammenden Unterbau samt profiliertem Westportal, ebenso Reste der Kirchenwand.
Der Taufstein der Kirche wurde zunächst im privaten Valentin-Museum in Pogranitschny(Hermsdorf) aufbewahrt. Dort war er allerdings im Jahre 2009 nicht mehr vorhanden.[9]
Ein handgearbeitetes Modell der Kirche, das Gerhard Knispel 1993/94 aus rund 90.000 Streichhölzern angefertigt hat, steht im Kreisarchiv der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil in Burgdorf (Region Hannover) in Niedersachsen.
Jüdische Ansässigkeit ist für Zinten erstmals 1810 nachweisbar.[13] Im Jahre 1820 lebten etwa 70 Menschen jüdischen Glaubens in der Stadt, 1858 waren es 58 und 1890 belief sich ihre Zahl auf 55.
In den 1920er Jahren zählte die jüdische Gemeinde Zinten etwa 80 Mitglieder. Sie stammten auch aus den umliegenden Orten wie Frauenburg (heute polnisch Frombork) und Eisenberg (Żelazna Góra) sowie Heiligenbeil (heute russisch Mamonowo), Bladiau (Pjatidoroschnoje) und Lank (Iljitschowka). Mitte der 1930er Jahre löste sich die Gemeinde auf. Das Synagogengebäude wurde 1937 verkauft.
Nebenstraßen verbanden die Stadt im Westen mit Heiligenbeil (Mamonowo), im Nordwesten mit Ludwigsort (Laduschkin) sowie im Osten mit Preußisch Eylau (Bagrationowsk).
Heute ist Kornewo durch die Grenzziehung von der Südregion abgeschnitten. Diverse Nebenstraßen verbinden die Stadt mit dem Umland:
↑Im amtlichen Kaliningrader Ortsverzeichnis von 1976 wird er allerdings als zum Dorfsowjet Pogranitschny gehörend bezeichnet, was beim Blick auf die Karten allerdings als unwahrscheinlich erscheint.
↑Es handelte sich hierbei um das Vorwerk zum Gut Tykrigehnen (Gemeinde Sollnicken im Kreis Preußisch-Eylau); nicht zu verwechseln mit der Gemeinde Wangnicken (Kreis Heiligenbeil).
Zinten, Stadt, links der Stradik, Kreis Heiligenbeil, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Zinten (meyersgaz.org).
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 205–208.
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 518–519, Ziffer 120; Textarchiv – Internet Archive.f>
Heinrich Lenz: Geschichte der Stadt Zinten. Königsberg i. Pr., 1913.
Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.
Siegfried Dreher (Kreisgemeinschaft Heiligenbeil): Zinten – auf alten Ansichten. Rautenberg, Leer 2003.
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abDurch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
↑ abcdAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 418–419, Ziffer 849.
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 518–519, Ziffer 120; Textarchiv – Internet Archive.
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 108, Ziffer 306.
↑Die Ergebnisse der Grund- und Gewerbesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Preußisches Finanzministerium. Berlin 1966, Kreis Heiligenbeil, S. 34, Ziffer 220; books.google.de
↑ abcdeMichael Rademacher: Landkreis Heiligenbeil. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 44, Abb. 96–98
↑A.P. Bachtin/W.I. Chartschenko: Kirchen Ostpreußens. Alte und neue Fotos. Informationen zur Geschichte (Handbuch für Gäste in der Region Kaliningrad), Kaliningrad, Verlag Baltpromo, 2013, S. 73