Niwenskoje (russischНивенское, deutsch Wittenberg, Kreis Preußisch Eylau sowie Friederikenthal, litauischNivenskojė) ist eine Siedlung in der russischenOblast Kaliningrad im Rajon Bagrationowsk. Der Ort Niwenskoje gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Bagrationowsk.
Niwenskoje liegt südöstlich von Kaliningrad(Königsberg) und nördlich von Bagrationowsk(Preußisch Eylau) an der russischen Fernstraße A 195 (ehemalige deutsche Reichsstraße 128). Innerorts treffen zwei Nebenstraßen, von Lugowoje(Gutenfeld) bzw. Slawskoje(Kreuzburg (Ostpreußen)) kommend, auf die A 195 und verbinden den Ort mit der näheren Umgebung.
Die nächste Bahnstation liegt im Ortsgebiet von Niwenskoje, trägt aber – wie vor 1945 – mit Wladimirow (fast) den Namen des Nachbarortes Wladimirowo(Tharau). Sie ist Haltepunkt an der Bahnstrecke von Kaliningrad nach Bagrationowsk, einem Teilstück der früheren Ostpreußischen Südbahn, die vor 1945 bis in das heutige Polen weiterverlief. Außerdem war hier der Ausgangsbahnhof für die Kleinbahn Tharau–Kreuzburg (russisch: Wladimirowo–Sławsko).
Am 1. Dezember 1910 zählte der Gutsbezirk Friederikenthal 39 Ein wohner[4].
Am 30. September 1928 büßte Friederikenthal seine Selbständigkeit ein und wurde zusammen mit dem Nachbargutsdorf Braxeinswalde (russisch: Otwaschnoje, heute nicht mehr existent) in die Landgemeinde Wittenberg (Niwenskoje) eingemeindet und kam so 1930 in den neu benannten Amtsbezirk Wittenberg.
1945 kam Friederikenthal mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 zusammen mit dem Nachbarort Wittenberg die russische Bezeichnung „Niwenskoje“.
Persönlichkeiten des Ortes
Alexander Grau (* 1. Januar 1878 in Friederikenthal; † 1938), deutscher Berufsoffizier, Filmfirmenmanager und langjähriger UFA-Vorstand
In die Landgemeinde Wittenberg wurde am 1. April 1912 das nur etwa 82 Hektar große Etablissement Dorotheenhof[8] eingemeindet. Am 30. September 1928 kamen die beiden Gutsbezirke Friederikenthal (Niwenskoje) und Braxeinswalde (Otwaschnoje) zu Wittenberg. Der Gebiets- und Bevölkerungszuwachs machte sich bei der Einwohnerzahlen bemerkbar: 1933 betrug sie 808, 1939 bereits 896[9].
Am 28. Mai 1930 wurde der Amtsbezirk Jesau umbenannt: Wittenberg wurde Amtsdorf und namensgebender Ort des „Amtsbezirks Wittenberg“, der bis 1945 bestand.
Als Kriegsfolge kam Wittenberg 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 zusammen mit dem Nachbardorf Friederikenthal die russische Bezeichnung „Niwenskoje“.
Amtsbezirk Wittenberg (1930–1945)
Am 28. Mai 1930 wurde der Amtsbezirk Wittenberg[6] in Umbenennung des bisherigen Amtsbezirks Jesau (heute russisch: Juschny) geschaffen, der weiterhin und bis 1945 zum Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischenProvinz Ostpreußen gehörte. 1930 gehörten zum Amtsbezirk die vier Landgemeinden Jesau (Juschny), Lichtenfelde (Swobodnoje), Thomsdorf (Solnetschnoje) und Wittenberg (Niwenskoje). Am 1. April 1937 wurde die Gemeinde Thomsdorf in den Amtsbezirk Uderwangen (Tschechowo) umgegliedert, so dass per 1. Januar 1945 nur noch die drei Gemeinden Jesau, Lichtenfelde und Wittenberg in den Amtsbezirk integriert waren.
Seit 1945
Im Juli 1947 wurde Wittenberg in Niwenskoje umbenannt und gleichzeitig Sitz des neu eingerichteten Rajons Kaliningrad sowie Sitz eines Dorfsowjets.[10] Nach der Auflösung des Rajons Kaliningrad gelangte der Ort in den Rajon Bagrationowsk. Von 2008 bis 2016 war der Ort Sitz einer Landgemeinde.
Niwenski selski Sowet 1947–2008
Der Dorfsowjet Niwenski selski Sowet (ru. Нивенскй сельский Совет) wurde im Juli 1947 eingerichtet.[10] Er lag zunächst im Rajon Kaliningrad. Nach der Auflösung des Rajons Kaliningrad gelangte der Dorfsowjet in den Rajon Bagrationowsk. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Niwenski selski okrug (ru. Нивенскй сельский округ). Im Jahr 2008 wurden im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung die verbliebenen sechs Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Niwenskoje selskoje posselenije eingegliedert (Maloje Otwaschnoje und Otwaschnoje erst im Jahr 2010).
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Niwenskoje selskoje posselenije 2008–2016
Die Landgemeinde Niwenskoje selskoje posselenije (ru. Нивенское сельское поселение) wurde im Jahr 2008 eingerichtet.[11] Ihr waren 13 jeweils als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaften zugeordnet. Sie gehörten vorher zu den Dorfbezirken Niwenski selski okrug und Wladimirowski selski okrug. Im Jahr 2017 ging die Gemeinde in den neu geschaffenen Stadtkreis Bagrationowsk auf.
(Die mit * gekennzeichneten Siedlungen kamen erst 2010 zur Niwenskoje selskoje posselenije und gehörten von 2008 bis 2010 zur Nowomoskowskoje selskoje posselenije).
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abDurch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
↑Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г. № 253 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Багратионовский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 253: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung „Stadtkreis Bagrationowsk“)