Hessen verfügt über eine Fläche von 21.114,94 Quadratkilometern. Mit Stand vom 31. Dezember 2014 verteilt sich die Flächennutzung dieser Gesamtbodenfläche auf folgende Nutzungsarten:[8]
Hessen ist geprägt von Mittelgebirgen bis 950 m Höhe. Die Beckenlandschaften liegen demgegenüber oftmals auf Höhen unter 200 m ü. NN, die Flusstäler unterschreiten teilweise die 100-Meter-Marke.
Die meist tektonisch angelegten Becken sind im geomorphologischen Sinne meistens keine Becken, sondern teils weiträumige Niederungen, die von Flüssen durchflossen werden. Vielfach finden sich hier Lößdecken, die zusammen mit der Klimagunst die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft bilden.
Der Norden und der Osten Hessens gehören zum Einzugsgebiet der Weser, die das Land im äußersten Norden durchquert. Ihre Quellflüsse Fulda und Werra fließen auf 215 km bzw. 95 km Länge durch Hessen.
Dagegen wird der übrige Teil des Landes zum Rhein hin entwässert, der im Südwesten auf 107 km Länge die Grenze zu Rheinland-Pfalz bildet. Seine für Hessen wichtigsten Nebenflüsse sind Main und Lahn, aber auch der Neckar fließt ein kurzes Stück durch den äußersten Süden Hessens.
Nachfolgend sind alle durch Hessen fließenden Flüsse mit einer Gesamtlänge von über 100 km oder einer Fließstrecke in Hessen von über 50 km aufgeführt. Angegeben sind jeweils die hessische und die gesamte Länge.
Durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung vom 19. September 1945 wurden die Grundlagen für das heutige Land Hessen geschaffen, diese vereinigte die preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau sowie den Volksstaat Hessen zum Land Groß-Hessen unter Ausschluss der Gebiete im Westen, die Teil der französischen Besatzungszone geworden waren. Dies waren zum einen die nassauischen Landkreise Sankt Goarshausen, Unterlahn, Oberwesterwald, Unterwesterwald und zum anderen Rheinhessen, die linksrheinische Provinz des ehemaligen Volksstaates Hessen, wobei die rechts des Rheins in der amerikanischen Besatzungszone gelegenen Stadtteile der Städte Mainz und Worms in der Besatzungszone verblieben und daher heute (weiterhin) zu Hessen gehören. Die französisch besetzten Gebiete wurden 1946 als Regierungsbezirke Montabaur und Rheinhessen Teil des Landes Rheinland-Pfalz. Die Exklave Wimpfen wurde gegen den mehrheitlichen Widerstand der Bevölkerung und Hessens zumindest de facto Teil des neu gegründeten Bundeslandes Württemberg-Baden (siehe Abschnitt „Städte und Gemeinden“). Mit der Annahme der Verfassung des Landes Hessen durch die Volksabstimmung am 1. Dezember 1946 wurde aus dem zuvor gebildeten „Staat Groß-Hessen“ das „Land Hessen“.[19][20]
Der Name Hessen ist allgemeiner Meinung nach die abgewandelte Form des Stammesnamens der germanischen Chatten, deren Siedlungsschwerpunkt im heutigen Nord- und Mittelhessen lag.
In Hessen waren in den Wirtschaftssektoren „Land-, Forstwirtschaft, Fischerei (Land)“, „Produzierendes Gewerbe (Prod)“ und „Dienstleistungen (Dienst)“ beschäftigt (in Tausend):
Aufgrund seiner zentralen Lage war das Gebiet des heutigen Hessen seit jeher von Zuwanderung geprägt. So sind Friedrichsdorf, Bad Karlshafen, Walldorf und Neu-Isenburg Gründungen von Religionsflüchtlingen wie Hugenotten und Waldensern. Andere Orte wie Trutzhain wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von Heimatvertriebenen gegründet. Die größte Gruppe, die in Hessen ansässig wurde, waren vertriebene Deutschböhmen und Deutschmährer, die zusammenfassend häufig als Sudetendeutsche bezeichnet werden. In den 1960er Jahren gelangten sogenannte Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Jugoslawien und der Türkei nach Hessen, später Aussiedler und Spätaussiedler aus Rumänien, Polen und der früheren Sowjetunion sowie Zuwanderer aus dem Nahen Osten, Nordafrika, dem subsaharischen Afrika, Iran, Afghanistan und weiteren Staaten Asiens. Zentren der Zuwanderung sind heute die Großstädte im Rhein-Main-Gebiet wie Frankfurt am Main oder Offenbach.
Ende Dezember 2013 lebten 810.639 Ausländer in Hessen, was einem Anteil von 13,4 Prozent an der hessischen Gesamtbevölkerung entspricht.[34] Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund beträgt 25,5 %, womit Hessen nach Baden-Württemberg den zweithöchsten Migrantenanteil unter den deutschen Flächenländern hat.[26]
Mit Stand 2018 gehörten 33,4 % der Bevölkerung den evangelischen Landeskirchen an, 22,3 % waren römisch-katholischen Bekenntnisses und 44,4 % der hessischen Bevölkerung gehörten zu einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft.[36] Ende 2022 hatte Hessen 6.391.360 Einwohner davon waren 29,3 % evangelisch, 19,5 % katholisch und 51,2 % hatte entweder eine andere oder gar keine Religionszugehörigkeit.[37] Die Zahl der evangelischen und katholischen Christen in Hessen verringerte sich von 2001 bis 2018 durchschnittlich um 0,78 % pro Jahr.[38]
Die durchschnittliche Lebenserwartung lag im Zeitraum 2015/17 bei 79,0 Jahren für Männer und bei 83,4 Jahren für Frauen. Die Männer belegen damit unter den deutschen Bundesländern Rang 3, während Frauen Rang 4 belegen.[41] Regional hatten 2013/15 der Hochtaunuskreis (Erwartung der Gesamtbevölkerung: 82,76 Jahre), der Main-Taunus-Kreis (82,40) und der Landkreis Offenbach (82,19) die höchste; Limburg-Weilburg (80,22), der Schwalm-Eder-Kreis (80,04) und der Werra-Meißner-Kreis (79,75) die niedrigste Lebenserwartung.[42]
2017 gab es in Hessen 159 Krankenhäuser mit 36.432 Betten. Das Land hatte 12.756 hauptamtliche Ärzte, 535 Belegärzte und über weitere 66.426 Beschäftigte in Krankenhäusern.[43]
Die Hessische Verfassung vom 1. Dezember 1946 ist die älteste heute noch geltende Verfassung eines deutschen Landes.[44] Die Verfassung ist in zwei Hauptteile gegliedert. Von den 161 Verfassungsartikeln befassen sich die ersten 63 Artikel mit den Grundrechten. Im zweiten Hauptteil ist der Staatsaufbau geregelt. Hier werden die Staatsorgane, die zur Ausübung der Staatsgewalt berufen sind, mit ihren Aufgaben, Rechten und Pflichten beschrieben (siehe Abschnitt „Staatsaufbau“ weiter unten). In der Verfassung bekennt sich Hessen zu Frieden, Freiheit, Völkerverständigung und zur (bei Inkrafttreten der Verfassung noch zu schaffenden) deutschen Republik. Der Krieg ist geächtet. In der Verfassung ist ein Widerstandsrecht gegenüber verfassungsfeindlichen Gesetzen und Handlungen verankert.
Bis zum Jahr 2018 gab es in der hessischen Verfassung die Option der Todesstrafe, was durch Bundesgesetz allerdings gebrochen wurde und somit keine Anwendung in Hessen finden konnte. Diese Option ist zeitgleich mit der Landtagswahl in Hessen 2018 per Volksentscheid gestrichen worden.
Seit 2018 gibt es auch in Hessen ein Datenschutz- und Informationsfreiheitsgesetz (HDSIG).[45] Es gewährleistet in § 80 Abs. 1 den freien Zugang hessischer Bürger zu Informationen der öffentlichen Verwaltung (Informationsfreiheitsgesetz).[46]
Der erste verfassungsmäßig gewählte Ministerpräsident war Christian Stock. Mit Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wurde Hessen zu einem Land der Bundesrepublik Deutschland.
Regierungssystem
Allgemein
Hessen ist laut seiner Verfassung Glied der deutschen Republik, was den Anspruch auf Mitgliedschaft in einem (zum Zeitpunkt des Beschlusses der Verfassung) neu zu schaffenden deutschen Staat ausdrückte. Die Staatsform ist eine demokratische und parlamentarische Republik.
Die gesetzgebende Gewalt – die Legislative – wird vom Landtag ausgeübt, soweit sie nicht dem Volk durch Volksentscheid zugedacht ist. Der Landtag besteht aus den vom Volk gewählten Abgeordneten.
Das passive Wahlrecht haben alle Stimmberechtigten, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Alle Parteien mit mehr als fünf Prozent der Wählerstimmen sind im Landtag vertreten. Die Legislaturperiode beträgt seit dem Jahr 2003 fünf Jahre, davor waren es vier Jahre.
Die ausführende Gewalt – die Exekutive – ist die Hessische Landesregierung und die ihr unterstellte Landesverwaltung. Die Landesregierung setzt sich aus dem Ministerpräsidenten und den Ministern zusammen. Der Ministerpräsident bestimmt die Richtlinien der Regierungspolitik und ist dafür dem Landtag verantwortlich. Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Minister den ihm anvertrauten Geschäftszweig selbständig und unter eigener Verantwortung gegenüber dem Landtage. Der Ministerpräsident vertritt das Land Hessen nach außen.
Der Landtag wählt ohne Aussprache in geheimer Abstimmung den Ministerpräsidenten mit mehr als der Hälfte der gesetzlichen Zahl seiner Mitglieder. Der Ministerpräsident ernennt daraufhin die Minister.
Eine Besonderheit ist, dass Angehörige der Adelshäuser/Familien, die bis 1918 in Deutschland oder einem anderen Land regiert haben oder in einem anderen Land regieren, nicht Mitglieder der Landesregierung werden können.
Judikative – Landesgerichte
Die rechtsprechende Gewalt – die Judikative – wird vom Staatsgerichtshof und den weiteren Gerichten des Landes ausgeübt. Der Staatsgerichtshof besteht aus elf Mitgliedern, und zwar fünf Richtern und sechs vom Landtag nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählten Mitgliedern, die nicht dem Landtag angehören dürfen. Der Staatsgerichtshof entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der Gesetze, die Verletzung der Grundrechte, bei Anfechtung des Ergebnisses einer Volksabstimmung, über Verfassungsstreitigkeiten sowie in den in der Verfassung und den Gesetzen vorgesehenen Fällen. In Hessen gibt es dabei noch die Besonderheit, dass hier die Institution eines Landesanwaltes besteht, der aus eigenem Antrieb bei Staatsgerichtshof die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes veranlassen kann.
Landespolitik
Von 1945 bis 1987 stellte die SPD den hessischen Ministerpräsidenten. Das Land wurde daher häufig als rotes Hessen bezeichnet. Bis 1970 war die SPD auch stärkste Partei. Ab dieser Zeit gelang es erstmals der CDU, stärkste Partei zu werden; die Regierung wurde jedoch bis 1982 durch eine Koalition von SPD und FDP gestellt. Nachdem als Ergebnis der Landtagswahl in Hessen 1982 die Grünen, die sich damals noch als Fundamentalopposition verstanden, erstmals in den Hessischen Landtag eingezogen waren, gab es keine regierungsfähige Mehrheit. Dieser Zustand endete erst Ende 1985, als die bundesweit erste rot-grüne Landesregierung zustande kam. Anfang 1987 zerbrach diese wieder. Aus der folgenden vorgezogenen Neuwahl gingen CDU und FDP als Wahlsieger hervor. Seither gab es bei jeder Wahl knappe Mehrheiten im Land, oftmals mit nur einem Sitz. Von 1991 bis 1999 regierten erneut SPD und Grüne, ehe es 1999 zu einer Koalition aus CDU und FDP unter Roland Koch kam. Im Jahr 2003 erhielt die CDU zum ersten Mal in Hessen die absolute Mehrheit im Parlament (56 Sitze).
Bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 konnte die CDU ihre Mehrheit nicht verteidigen. Der erstmalige Einzug der Partei Die Linke, auch wenn diese mit 5,1 % Stimmenanteil die Fünf-Prozent-Hürde nur knapp überwand, bewirkte, dass keine der von den Parteien im Vorfeld angestrebten Regierungskoalitionen (CDU/FDP bzw. SPD/Grüne) eine Mehrheit fand. In den folgenden Wochen scheiterten alle Versuche der in den Landtag gewählten Parteien, eine regierungsfähige Mehrheit zusammenzustellen, zu der entweder zwei große Parteien (CDU und SPD) oder eine große und zwei kleinere Parteien (FDP, Grüne bzw. Linke) erforderlich wären. So wählte der neue Landtag in seiner konstituierenden Sitzung am 5. April 2008 keinen Ministerpräsidenten, was nach Artikel 113 der Hessischen Verfassung zur Folge hatte, dass die bisherige CDU-Regierung unter Roland Koch bis auf weiteres geschäftsführend im Amt verblieb. Anfang November scheiterte ein weiterer Versuch der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti, eine Mehrheit mit Hilfe der Grünen und der Linken zu erreichen, an mangelnder Unterstützung in der eigenen Fraktion. In der Folge stimmten alle Fraktionen für die Auflösung des Landtages und ermöglichten dadurch Neuwahlen am 18. Januar 2009. Diese brachten eine deutliche Mehrheit für CDU und FDP, so dass Roland Koch am 5. Februar 2009 erneut zum Ministerpräsidenten einer Regierung aus CDU und FDP gewählt wurde. Am 31. August 2010 wurde Volker Bouffier nach dem Rücktritt Kochs zum Ministerpräsidenten gewählt. Bei der Landtagswahl in Hessen 2013 konnten Union und FDP ihre Mehrheit allerdings nicht halten – ebenso gelang es SPD und Grünen nicht, eine Mehrheit ohne die Linke zu erringen. Die Union führte sowohl mit der SPD als auch mit den Grünen Gespräche. Schließlich kam es unter Bouffier zur ersten Koalition zwischen Union und Grünen in einem Flächenland. Auch nach der Landtagswahl in Hessen 2018 konnte die schwarz-grüne Koalition unter Ministerpräsident Bouffier ihre Arbeit fortsetzen. Nach dem Rücktritt Bouffiers wurde am 31. Mai 2022 Boris Rhein zum Ministerpräsidenten gewählt. Nach der Landtagswahl in Hessen 2023 trat die CDU in Gespräche mit der SPD ein, sodass im Januar 2024 eine neue Landesregierung von CDU und SPD unter der Führung Rheins gebildet wurde.
Das Land Hessen hat als erstes deutsches Land eine Staatsbilanz aufgestellt. Im Gegensatz zu Staatsbilanzen, die auf Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beruhen, wurde die Staatsbilanz Hessens in Anlehnung an die Regeln des Handelsgesetzbuchs erarbeitet. D. h., es wurden eine Inventur der Vermögenswerte und Schulden und deren Bewertung vorgenommen. Die Eröffnungsbilanz wurde zum Stichtag 1. Januar 2009 aufgestellt, die Jahresabschlüsse werden jährlich zum 31. Dezember aufgestellt. Der letzte vorliegende Jahresabschluss ist für das Jahr 2011. Die Eröffnungsbilanz und die Jahresabschlüsse wurden von der WirtschaftsprüfungsgesellschaftPricewaterhouseCoopers geprüft und testiert.
Anteil negatives Eigenkapital (in Prozent der Bilanzsumme)
1. Januar 2009
30.623
088.502
057.879
65,40
31. Dezember 2009
35.500
100.400
064.900
64,64
31. Dezember 2010
36.186
102.939
066.753
64,85
31. Dezember 2011
37.511
108.131
070.620
65,31
31. Dezember 2012
36.791
118.045
081.254
68,83
31. Dezember 2013
36.210
123.556
087.346
70,69
31. Dezember 2014
39.117
129.336
090.219
69,76
31. Dezember 2015
39.850
144.441
104.591
72,41
Aus der Differenz von Vermögenswerten und Schulden ergibt sich das Eigenkapital, das im Falle Hessens negativ ist. Das bedeutet, dass das Land überschuldet ist. Die Verschuldungsquote ist in den Jahren 2009 bis 2011 annähernd konstant geblieben, hat sich seit 2012 aber verschlechtert.
Da Hessen neben Bayern und Baden-Württemberg aufgrund seiner Finanzkraft zu den wenigen Nettozahlern im Länderfinanzausgleich gehört, ist zu vermuten, dass die Vermögenslage der meisten deutschen Länder eher schlechter ist. Allerdings ist ein Vergleich mit den Stadtstaaten schwierig, weil die Staatsbilanzen von Flächenländern nicht die Vermögenswerte der Kommunen enthalten. Nach der Prognose im Geschäftsbericht 2011 wird das negative Eigenkapital bis 2020 auf rund 90 Milliarden Euro anwachsen und sich von 2021 bis 2025 auf 85 Milliarden Euro verringern. Im Geschäftsbericht 2013 heißt es: „Die Landesregierung geht […] perspektivisch von der Möglichkeit einer Rückführung des nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrages aus. Für das Jahr 2014 wird mit einem Jahresfehlbetrag von ca. 3,1 Mrd. Euro gerechnet.“[49]
Zusätzlich zu den Bilanzen erstellt das Land Hessen ebenfalls kameralistische Jahresabschlüsse.[50] Das Haushaltsjahr ist das Kalenderjahr. Diese folgen den Vorgaben des Haushaltsgrundsätzegesetzes. Damit sind sie mit den Abschlüssen anderer Bundesländer vergleichbar. Allerdings ermöglichen sie keine Übersicht über die Vermögenslage. Für das Haushaltsjahr 2013 hat die Landesregierung mit der Haushaltsrechnung über die Einnahmen und Ausgaben sowie den Produkthaushalt des Landes Rechenschaft abgelegt.[51]
Nach einem Urteil des Staatsgerichtshofes des Landes Hessen vom 27. Oktober 2021 hat die Hessische Landesregierung die Milliardenkredite für die Corona-Hilfen neu zu regeln. Der Staatsgerichtshof begründete seine Entscheidung damit, dass die Landesregierung mit dem Sondervermögen die haushaltsrechtlichen Kompetenzen überschritten habe. Es hätte andere Formen der Krisenbewältigung gegeben. Die Landesregierung habe nun eine Übergangsfrist bis Ende März 2022 erhalten, um die Verfassungswidrigkeit zu beenden. Das kreditfinanzierte Sondervermögen des Landes hat ein Volumen von insgesamt 12 Milliarden Euro. Mit dem Sondervermögen sollten die Folgen der COVID-19-Pandemie abgemildert werden.[52][53]
Europapolitik
Das Land Hessen vertritt seine Interessen in der Europäischen Union durch Mitwirkung in verschiedenen Organen und Gremien, hessische Abgeordnete sind im Europäischen Parlament vertreten. Zudem unterhält das Land Hessen eine Ständige Vertretung in Brüssel, außerdem entsendet Hessen Mitglieder in den Ausschuss der Regionen oder wirkt über die regionalen Europaabgeordneten in Brüssel mit.[54] Im November 2010 hat die Landesregierung außerdem ihre europapolitische Strategie mit dem Titel „Hessens Chancen in Europa wahrnehmen“ verabschiedet.[55]
Die hessische Europapolitik wird durch die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten koordiniert, die bei der hessischen Staatskanzlei angesiedelt ist. In Brüssel unterhält die hessische Landesregierung eine Vertretung[56] unter der Leitung von Lucia Puttrich. Im Hessischen Landtag ist für die europapolitischen Querschnittsthemen der Europaausschuss zuständig, derzeit unter Vorsitz von Aloys Lenz (CDU). Über die Unterrichtung des Landtages durch die Landesregierung in Angelegenheiten der Europäischen Union wurde im Jahr 2011 eigens eine Vereinbarung getroffen.[57]
Wappenbegründung: Das Landeswappen mit dem rot-weißen Löwen auf blauem Grund mit goldener Krone ist ein Entwurf des 1921 in Ostpreußen geborenen Künstlers Gerhard Matzat, das dieser 1949 für das neu gebildete Bundesland Hessen entwarf.[59]
Wappenzeichen
Da das Wappen durch seine hoheitliche Funktion nur von den hessischen Behörden geführt werden darf, hat das Land im Jahr 1981 das „Hessenzeichen“ veröffentlicht, das frei verwendet werden darf. Damit kam Hessen dem Wunsch von Privatpersonen, Vereinen und Unternehmen nach, deren Verbundenheit zu ihrem Land mit einem Symbol zum Ausdruck zu bringen. Es besteht aus der leicht abgewandelten und stilisierten Wappenfigur des Löwen und kann wahlweise in Schwarz oder in den Landesfarben Weiß oder Rot verwendet werden.[60]
Wappenfigur
Hessenlöwe oder bunter Löwe ist der Name für die Wappenfigur im Wappen von Hessen. Dieser Name bezieht sich auf das weiß-rot-gestreifte Wappentier mit der ausgeschlagenen Zunge in Rot. Es ist ein von Silber und Rot neunmal geteilter Löwe.
Der Löwe wurde ursprünglich von den Ludowingern benutzt, die auch Landgrafen in Thüringen waren. Er wird bis heute in Hessens Wappen verwendet. Die älteste Wappendarstellung ist der Wappenschild Landgraf Konrads von Thüringen († 1240), Regent von Hessen (bis 1234) und Hochmeister des Deutschen Ordens (ab 1239), auf seinem Grabmal im Landgrafenchor der Elisabethkirche in Marburg.
Zur Zeit als Großherzogtum war er ein gekrönter, goldbewehrter, von Silber und Rot neunmal geteilter Löwe mit Doppelschweif im blauen Schild und schwang mit der rechten Pranke ein Schwert. In vielen Wappen des Landes ist er anzutreffen und verkörpert die Zugehörigkeit zu selbigem. Entweder ist er ganz dargestellt oder er ist wachsend (halber Löwe, nur Oberkörper).
Landesflagge
„Die Landesflagge besteht aus einem oberen roten und einem unteren weißen Querstreifen; die Höhe der Flagge verhält sich zu ihrer Länge wie 3:5. Die Landesflagge ist zugleich Handelsflagge. Die Landesdienstflagge ist die Landesflagge, die in der Mitte das Landeswappen zeigt.“[58]
Die rot-weiße Farbgebung der Landesflagge ist dem Wappentier entnommen; die Landesdienstflagge darf nur von hessischen Dienststellen, wie zum Beispiel den Ministerien, verwendet werden.
Landessiegel
Das Landessiegel zeigt die Wappenfigur, den Löwen. Das große Landessiegel ist ein Prägesiegel und zeigt die Wappenfigur des Landes ohne Umschrift, von einem Gewinde aus Laubwerk umgeben. Das kleine Landessiegel zeigt die Wappenfigur des Landes mit einer die siegelführende Stelle bezeichnenden Umschrift. Es wird als Prägesiegel, Siegelmarke oder Farbdruckstempel (aus Metall oder Gummi) benutzt. Das kleine Landessiegel soll einen Durchmesser von dreieinhalb Zentimetern haben.
Das kleine Landessiegel führen die staatlichen Verwaltungen, die Leiter staatlicher Schulen und Hochschulen, die von der Landesregierung bestellten, zur Führung eines amtlichen Siegels ermächtigten Urkundspersonen (Notare) und die Standesämter.
Die zuständige oberste Landesbehörde kann mit Zustimmung des Ministers des Innern Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht der Landesregierung unterstehen, die Verwendung der Wappenfigur des Landes in ihren Siegeln gestatten, wenn sie landeswichtige Hoheitsaufgaben wahrnehmen. Die Wappenfigur wird im unteren Halbkreis des Siegels, die Bezeichnung der siegelführenden Stelle im oberen Halbkreis des Siegels angebracht.[61]
Amtsschild
Das Amtsschild der Landesbehörden ist ein weißes Rechteck, auf dem sich das Landeswappen befindet. Unter dem Wappen ist ohne Angabe des Ortes die Bezeichnung der Behörde in schwarzer Schrift angebracht. Das Amtsschild kennzeichnet den Eingang einer Landesbehörde.[58]
Die offizielle Hymne des Landes Hessen ist das Hessenlied. Das Hessenlied entstand bereits in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches. Die Melodie komponierte der aus Besse stammende Kasseler Musiklehrer Albrecht Brede (1834–1920), den dazugehörenden Text verfasste der LyrikerCarl Preser (1828–1910).
Partnerschaften
Das Land Hessen unterhält folgende Partnerschaften:[62]
Das Land Hessen zeigt sich im Ausland in Form von ständigen Vertretungen bei der Europäischen Union in Brüssel und Repräsentanzen für Wirtschaftsfragen (Vereinigte Staaten, Volksrepublik China, Ungarn, Kuba, Russland, Polen und Iran).[63] Hinzu kommt in Berlin die Hessische Landesvertretung beim Bund.
Verwaltungsgliederung
Regierungsbezirke
Hessen war bei seiner Gründung verwaltungsmäßig in drei Regierungsbezirke aufgeteilt: Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Im Jahr 1968 wurde der Regierungsbezirk Wiesbaden aufgelöst und mit dem Darmstädter Regierungsbezirk vereinigt. In dem Bestreben nach mehr Bürgernähe wurde 1981 der Regierungsbezirk Gießen neu eingerichtet, so dass es heute wieder drei Regierungsbezirke gibt. Diese sind in fünf kreisfreie Städte und 21 Landkreise mit 421 kreisangehörigen Gemeinden aufgeteilt.[5]
Landkreise
Folgende Landkreise bestehen in Hessen (eingeordnet in die jeweiligen Regierungsbezirke):
In Hessen gibt es fünf kreisfreie Städte. Alle Großstädte, bis auf Hanau, sind kreisfrei. Die Stadt Hanau strebt die Kreisfreiheit vom Main-Kinzig-Kreis an.[64] Die Stadt Kassel liegt im gleichnamigen Regierungsbezirk, alle anderen liegen im Regierungsbezirk Darmstadt. Die Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden unterliegen allerdings direkt der Kommunalaufsicht beim Hessischen Ministerium des Innern und für Sport.
Mit den Gebietsreformen von 1974 und 1977 verloren vier Städte ihre Kreisfreiheit. Sie erhielten zusammen mit den verbleibenden drei Städten mit mehr als 50.000, aber weniger als 100.000 Einwohnern einen Sonderstatus, der ihnen nach wie vor ermöglichte, einige sonst von den Landkreisen übernommene Aufgaben weiterhin selbstständig zu übernehmen (wie z. B. die Schulträgerschaft).
Die größte Stadt der übrigen Landesteile ist Kassel, die historische Hauptstadt Nordhessens, mit 204.687 Einwohnern heute die drittgrößte Stadt des Landes. Gießen (94.996 Einwohner), Marburg (78.203) und Wetzlar (54.629) liegen in Mittelhessen, Fulda (70.366) in Osthessen.
Einen Sonderfall stellt die Gemeinde Bad Wimpfen dar. Die am Neckar gelegene Kurstadt war eine Exklave des ehemaligen Volksstaates Hessen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von der Militärregierung zunächst vorläufig unter württemberg-badische Verwaltung gestellt. Bad Wimpfen ist seither verwaltungsrechtlich in das Staatsgebiet Württemberg-Badens bzw. heute Baden-Württembergs integriert. Das Land Hessen vertritt weiterhin den Standpunkt, dass Bad Wimpfen staatsrechtlich hessisches Hoheitsgebiet sei, duldet aber den gegenwärtigen Zustand.
In den Ballungsgebieten sind wegen der hohen Zuwanderungsrate allerdings Dialekte nur noch selten zu hören. Es herrscht das Hochdeutsche vor oder es bilden sich moderne städtische Ausgleichssprachen heraus, wie etwa der Neuhessische Regiolekt im Rhein-Main-Gebiet. Er wird auch als „RMV-hessisch“ bezeichnet, weil er ungefähr das Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes abdeckt, oder als „Fernsehhessisch“ und auch spöttisch als „Äbbelwoihessisch“ bezeichnet, weil viele Produktionen des Hessischen Rundfunks zu seiner Ausbreitung beitrugen. Wegen seiner Verbreitung in der Populärkultur, beispielsweise durch Künstler wie Badesalz und Bodo Bach, gilt der neuhessische Regiolekt heute oft schlechthin als Hessisch, obwohl er der Vielfalt der in Hessen gesprochenen Dialekte nicht gerecht wird. Alle traditionellen hessischen Dialekte weisen deutliche Unterschiede zur neuhessischen Mundart auf und sind heute stark bedrängt.
Das Land Hessen betreibt mit dem Museum Wiesbaden, der Museumslandschaft Hessen Kassel und dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt drei Universalmuseen, die gemeinsam dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstehen. Die Sammlungen sind ähnlich aufgebaut, ergänzen sich jedoch in der Regel. Beispielsweise ist in Darmstadt von Eugen Bracht das Werk „Gestade der Vergessenheit“ und in Kassel „Hannibals Grab“ ausgestellt, beide Werke sind die Hauptwerke des Künstlers schlechthin. In Darmstadt befindet sich der „Block Beuys“, aber auch in Kassel und Wiesbaden befinden sich umfangreiche Bestände von Joseph Beuys.
Anfang der 1970er Jahre wurde das Kernkraftwerk Biblis errichtet, das mit einer geplanten elektrischen Bruttoleistung von 5.215 Megawatt zu den größten dieser Art in Deutschland zählte. Tatsächlich in Betrieb gegangen sind von den vier Reaktoren nur zwei mit zusammen 2525 Megawatt. Die in den Jahren 1974/1975 in Betrieb gegangenen Reaktoren wurden am 30. Mai 2011 im Rahmen des Atom-Moratoriums stillgelegt.
Bereits 1990 begann mit dem ersten Windenergiepark Vogelsberg die Entwicklung der Erneuerbaren Energien. Bis Mitte 2016 wurden 918 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.477 Megawatt installiert.[66] Mitte 2023 waren es rund 1.200 Windkraftanlagen.[67][68]
Im Maschinen- und Fahrzeugbau ist vor allem Opel in Rüsselsheim am Main zu erwähnen, daneben Automobilzulieferer wie Continental. Zahlreiche ausländische Automobilkonzerne haben hier ihre deutschen oder europäischen Zentralen angesiedelt.
Der Flughafen Frankfurt Main ist ein besonders wichtiger Wirtschaftsstandort und bildet mit den dort ansässigen Unternehmen für 81.000[70]Arbeitnehmer die größte Arbeitsstätte Deutschlands (Stand 2016). Wichtige Arbeitgeber sind der Flughafenbetreiber, die Fraport AG, die Deutsche Lufthansa, weitere Fluggesellschaften, Frachtunternehmen, Bodenabfertigungsdienste, Hotels und Geschäfte.
Im Oktober 2020 zählte Hessen 193.972 Erwerbslose. Die Arbeitslosenquote beträgt somit 5,6 % (Oktober 2019: 4,3 %). Mit 3,4 % hat der Landkreis Fulda die niedrigste Quote, während die kreisfreie Stadt Offenbach am Main mit 10,5 % die höchste Quote landesweit aufweist.[72]
Hessen gehört nach dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf zu den wohlhabendsten Flächenstaaten Deutschlands, es ist gleichauf mit Bayern auf Platz 3 und 4 der Bundesländer nach Hamburg und Bremen. Im Vergleich mit dem BIP der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte Hessen 2014 einen Indexwert von 145 (EU-28: 100; Deutschland: 126).[73] Hessen hatte im Jahr 2014 ein BIP pro Kopf in Höhe von 41.400 Euro,[73] die Kaufkraft pro Einwohner betrug 39.700 Euro[73] (KKS pro Einwohner). Unter allen deutschen Landkreisen lag der Hochtaunuskreis im Jahr 2016 auf dem zweiten Platz mit 31.238 Euro pro Einwohner und der Main-Taunus-Kreis auf dem vierten Platz mit 30.530 Euro pro Einwohner.[74] Zu den zehn kaufkräftigsten Stadtkreisen in Deutschland 2016 zählen Frankfurt am Main auf dem dritten Platz mit einem Indexwert von 115,4[74] und Wiesbaden auf dem sechsten Platz mit einem Indexwert von 112,1[74] (Bundesdurchschnitt = 100). Im Jahr 2019 betrug das BIP pro Erwerbstätigen 83.320 Euro, womit es 9,7 Prozent über dem Bundesdurchschnitt lag und den höchsten Wert der deutschen Flächenländer aufwies.[75]
Seit dem 1. Dezember 2006 sind in Hessen die Ladenöffnungszeiten liberalisiert. Nur die Sonn- und Feiertage stehen mit vier von den Gemeinden festlegbaren Ausnahmen pro Jahr weiterhin unter Schutz. An den Ausnahmetagen, die nur in Verbindung mit einem Markt verkaufsoffen sein können, dürfen die Geschäfte bis zu sechs Stunden öffnen.
2012 betrug die Wirtschaftsleistung im Land Hessen gemessen am Bruttoinlandsprodukt rund 230 Milliarden Euro.[76] Etwa ein Drittel der hessischen Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. In Biblis befindet sich eines der deutschen Kernkraftwerke mit zwei getrennten Blöcken. Bis 2050 sollen nach Plänen der Landesregierung möglichst 100 Prozent des Energieverbrauchs komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.[77]
Sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze pro 1000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren; Zahlen zum 31. Dezember 2018 gemäß Fortschreibung des Bevölkerungsstandes[80] nach Bevölkerungsstatistikgesetz auf Basis des Zensus 2011.[26]
2
Eigene Berechnung
Größte Arbeitgeber in Hessen
Nach dem Land Hessen mit rund 150.000 Mitarbeitern sind die wie folgt lautenden Unternehmen die größten Arbeitgeber in Hessen:
Hessen ist aufgrund seiner zentralen Lage ein wichtiges Transitland für den deutschen und europäischen Fernverkehr. Frankfurt am Main hat als Knotenpunkt für den Straßen-, Schienen- und Luftverkehr eine herausragende Stellung.
Straßenverkehr
Kraftfahrzeugverkehr
Durch Hessen führen die international wichtigen Autobahnen A 3, A 5 und A 7. Das Frankfurter Kreuz (Kreuzung der Autobahnen 3 und 5) gilt als das Autobahnkreuz mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in Europa, die um Frankfurt am Main mit bis zu vier Fahrspuren je Richtung ausgebaute A 5 ist eine der meistbefahrenen Straßen Deutschlands. Weitere bedeutende durch Hessen führende Autobahnen sind die A 4 (östlicher Teil), die A 44, die A 45, die A 66 und die A 67. Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer kleinerer Autobahnen und wichtige Bundesstraßen, die teilweise autobahnähnlich ausgebaut sind. Der Bevölkerungsdichte und der Topographie folgend ist das Rhein-Main-Gebiet wesentlich besser erschlossen als die ländlichen Gebiete Hessens.
Durch Hessen führen auch viele verkehrlich bedeutende Bahnstrecken, darunter die Schnellfahrstrecken Köln–Frankfurt am Main und Hannover–Würzburg. Neben weiteren Nord-Süd-Verbindungen durchqueren auch die bedeutenden Ost-West-Verbindungen von Wiesbaden/Mainz über Frankfurt und Hanau nach Fulda bzw. Aschaffenburg sowie von Fulda bzw. Kassel über Bebra nach Eisenach und Erfurt Hessen. Zusammen mit dem Regionalverkehr führt dies auf vielen Strecken zu einer Streckenauslastung, die keine nennenswerte Steigerung mehr zulässt. Der Hauptbahnhof Frankfurt am Main gilt als wichtigste Drehscheibe im deutschen Zugverkehr.
Die Region um Frankfurt am Main verfügt mit der S-Bahn Rhein-Main über ein S-Bahn-Netz, das von zahlreichen Regionalverbindungen ergänzt wird. Im übrigen Land ist das Schienennetz weit weniger dicht, von wenigen kleineren Stilllegungen abgesehen aber stabil. In Nordhessen ist seit 2007 das Eisenbahnnetz durch die RegioTram mit der Straßenbahn in Kassel verknüpft. Dabei werden alte stillgelegte Strecken reaktiviert.
Durch den Main und den Rhein, der auf einem längeren Abschnitt die Landesgrenze darstellt, ist das Rhein-Main-Gebiet als wirtschaftliches Zentrum Hessens an das europäische Wasserstraßennetz angeschlossen. Ferner hat Hessen mit seinem südlichsten Zipfel bei Hirschhorn und Neckarsteinach Anteil am Neckar und ganz im Norden bis Bad Karlshafen an der Oberweser. Daneben sind einzelne Abschnitte von Lahn, Werra und Fulda schiffbar. Gesamtwirtschaftlich gesehen von Bedeutung sind für Hessen nur die Rheinschifffahrt und die Mainschifffahrt, wobei die Kostheimer Mainschleuse die Schleuse mit dem höchsten Verkehrsaufkommen Europas ist.
Luftfahrt
Der Flughafen Frankfurt Main ist bezogen auf Flugbewegungen, das Passagieraufkommen und das Frachtaufkommen der mit Abstand wichtigste Flughafen in Deutschland, der viertgrößte in Europa und gehört zu den vierzehn[84][85] größten Flughäfen weltweit (Stand 2019).
9 km südöstlich des Flughafens Frankfurt am Main befindet sich der vor allem von kleineren Flugzeugen frequentierte Flugplatz Frankfurt-Egelsbach.
6 km südöstlich des Flughafens Frankfurt am Main befindet sich in Langen der Hauptsitz der DFS Deutsche Flugsicherung.
In Frankfurt am Main erscheinen mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Rundschau zwei der wichtigsten Tageszeitungen Deutschlands. Zusammen mit der Frankfurter Neuen Presse und der Regionalausgabe der Bild dominieren diese auch den regionalen Zeitungsmarkt in der Rhein-Main-Region.
Marktführer am nordhessischen Zeitungsmarkt ist die in Kassel erscheinende Hessische/Niedersächsische Allgemeine. Daneben gibt es einige regionale Tageszeitungen von Verlagsgruppen (z. B. Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo), die in ihren jeweiligen Erscheinungsgebieten entweder Marktführer sind oder zumindest signifikante Marktanteile haben (laut IVW).
In Hessen werden verschiedene Fernseh- und Radiosender betrieben. Darunter als Landesrundfunkanstalt der Hessische Rundfunk mit dem hr-fernsehen in Frankfurt am Main.
Frankfurt ist Sitz des DFB und des Bundesligavereins Eintracht Frankfurt, so dass Fußball, insbesondere der Herren, eine starke Position hat.
Traditionell ist Hessen trotz relativ milden Wetters durch Wintersport geprägt. In der Rhön und im nordöstlichen Teil des Rothaargebirges gibt es Wintersportmöglichkeiten. Die Mühlenkopfschanze im nordhessischen Willingen ist die größte im Betrieb befindliche Großschanze der Welt und eine Eissporthalle. Eishockey wird in den meisten hessischen Großstädten betrieben und behauptet sich nach Fußball auf dem zweiten Platz.
Im Rhein-Main-Gebiet ist American Football sehr verbreitet. Mit der aufgelösten Mannschaft der Frankfurt Galaxy, die in der NFL Europe spielte, war der Rekordsieger mit vier Titeln (1995, 1999, 2003, 2006) des World Bowl in Hessen ansässig.
Die Skyliners Frankfurt und die Gießen 46ers spielen in der Basketball-Bundesliga der Herren. Bei den Frauen ist der BC Marburg, deutscher Meister von 2003, in der ersten Liga vertreten. Wetzlar ist mit dem BundesligistRSV Lahn-Dill die Hochburg im Rollstuhlbasketball. Der dort beheimatete Verein ist bereits unter anderem dreizehnfacher Deutscher Meister, vierzehnfacher Pokalsieger (davon elfmal das Double Meister und Pokal), siebenfacher Champions-League-Sieger, Weltpokalsieger 2010 und Vize-Weltcupsieger 2006 sowie WBC-Europapokalsieger (Willi-Brinkmann-Cup) 2002.
Im Jahre 2009 sind die Damen der Rhein-Main Baskets, beheimatet in Hofheim und Langen, in die 1. Basketball-Bundesliga aufgestiegen.
Mit sieben deutschen Meisterschaften, neun Pokalsiegen sowie vier internationalen Titeln war der 1. Frauen-Fußball-Club Frankfurt einer der erfolgreichsten Vereine im deutschen Frauenfußball. In der Saison 2020/21 fusionierte der Verein zum 1. Juli 2020 mit Eintracht Frankfurt; dabei wurden die erste und die zweite Mannschaft des 1. FFC in die Fußball AG der Eintracht integriert und treten seitdem unter dem Namen Eintracht Frankfurt in der Bundesliga (erste Mannschaft) bzw. in der 2. Bundesliga Süd (zweite Mannschaft) an. Die 2006 aufgelöste Frauenmannschaft des FSV Frankfurt zählt drei Meistertitel und fünf Pokalsiege. Neben FSV Hessen Wetzlar (ehem. Eintracht Wetzlar) spielen die Frauen des TSV Jahn Calden und der TSG Neu-Isenburg in der Regionalliga Süd.
Ferner gab es mit dem TV Lützellinden, der sich 2006 auflöste, einen seit Ende der 1980er-Jahre bundesligaweit erfolgreichen Damen-Handballverein. Von 2014 bis 2017 war die HSG Bad Wildungen der einzige hessische Vertreter in der Bundesliga der Frauen. Als Meister der Saison 2016/17 folgte ihnen die HSG Bensheim/Auerbach ins Oberhaus.
Hockey
Erfolgreichste hessische Hockeymannschaft ist der Rüsselsheimer RK. Bis heute kann dessen Hockeyabteilung 51 deutsche Meisterschaften im Hockey (Feld und Halle) verbuchen, ungezählt die Vizemeisterschaften, Süddeutschen Meisterschaften und Hessenmeisterschaften. Europa-Cups im Hockey wanderten bereits 18-mal in die Preisvitrine des RRK-Bootshauses. Heute spielt der RRK mit den Ersten Damen im Hallenhockey in der 1. Bundesliga und im Feldhockey in der 2. Bundesliga. Die Ersten Herren spielen im Feldhockey in der Regionalliga und im Hallenhockey in der 2. Bundesliga.
Weitere bekannte Vereine sind: der SC Frankfurt 1880, dessen Erste Herren in der 2. Feldhockey-Bundesliga der Herren 2017/18 und in der Hallenhockey-Bundesliga der Herren spielen. Die Damen spielen in der 2. Regionalliga Süd. Weiter der SC SAFO Frankfurt, der 1. Hanauer THC und der Limburger HC.
Inlinehockey
1994/1995 begann die Geschichte des hessischen Inlinehockeys in Hanau.[86] Bis heute ist die Sportart beliebt wie kaum in einem anderen Bundesland, die hessische Oberliga und die Regionalliga gelten als die spielstärksten in Deutschland.
Im Motorrad-Bahnrennsport wird Hessen vertreten durch das Speedwayrennen des MSC Diedenbergen in Hofheim-Diedenbergen im Taunus sowie die Internationalen Grasbahnrennen in Melsungen, Bad Hersfeld und Heringen. Im Eisstadion Frankfurt am Main ist auch Eisspeedway auf WM-Niveau bereits veranstaltet worden.
Der SC Frankfurt 1880 gehört zu den ältesten und erfolgreichsten deutschen Rugby-Vereinen. Ebenfalls zur ersten Bundesliga gehört der RK Heusenstamm. Insgesamt gehören dem Hessischen Rugby-Verband zwölf Vereine an.
In der Bundesliga der Männer spielt der TTC Rhön-Sprudel Fulda-Maberzell. Der zweifache Champions-League-Sieger TTV Gönnern spielte von 1996 bis 2009 in der Bundesliga, zog seine Mannschaft dann aber wegen finanzieller Probleme zurück und trat die Lizenz an die TG Hanau ab, die von 2009 bis 2012 in der Bundesliga aktiv waren, ehe sie ebenfalls wegen finanzieller Probleme auf einen Start in der Bundesliga verzichteten. Die Frauen des TSV Langstadt 1909 spielen in der 1. Bundesliga der Damen.
Der größte Triathlonverein Deutschlands ist die Triathlonabteilung des Eintracht Frankfurt e. V. mit über 1000 Mitgliedern.
Turnen
Insgesamt gibt es in Hessen sechs Städte, an denen Leistungszentren für die olympischen Sportarten betrieben werden. Die Standorte befinden sich in Dillenburg (Trampolinturnen), Kassel (LZ Nordhessen), Limburg, Heusenstamm und Wiesbaden. Ein weiteres Leistungszentrum für Kunstturnen (Damen und Herren) besteht in Wetzlar.[87] Von dort stammt auch Fabian Hambüchen. Neben den Leistungszentren gibt es weitere Stützpunkte, die leistungssportorientierte Förderung betreiben.
Das Landesleistungszentrum ist im Verbandszentrum Spitzensport des Deutschen Turner-Bundes in Frankfurt am Main angesiedelt. An diesem Standort wird vom Hessischen Turnverband eine professionelle sportfachliche Betreuung garantiert und realisiert. Neben einem professionellen Training sind auch eine schulische Betreuung sowie die Möglichkeit einer Internatsanbindung sichergestellt.[88] Neben dem Landesleistungszentrum befindet sich in Frankfurt am Main ebenfalls der Bundesstützpunkt Gerätturnen männlich, Gerätturnen weiblich und Trampolinturnen.[89]
Volleyball
Die Damenmannschaft des 1. VC Wiesbaden spielt in der 1. Bundesliga.
Die Herrenmannschaft der TuS Kriftel spielt in der 2. Bundesliga Süd.[90]
Das nicht natürlich vorkommende chemische Element mit der Kernladungszahl 108 trägt seit 1997 den Namen Hassium, der sich vom lateinischen Namen Hassia für Hessen ableitet. Es konnte 1984 beim GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt durch Kernverschmelzung von Blei mit Eisen zum ersten Mal erzeugt werden.
Der Asteroid (5846) Hessen trägt den Namen des Bundeslandes.
Siehe auch
Portal: Hessen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hessen
Literatur
Dietwulf Baatz u. a.: Die Römer in Hessen. Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0599-X.
Gerd Bauer u. a.: Das Hessen-Lexikon. Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1751-8.
Wilhelm Diehl: Hassia Sacra. Bände 1–11, Darmstadt 1921 ff.
Mitteilungen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. (1845–1860 als Periodische Blätter). Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 1845 ff. (vhghessen.de Volltext).
Walter Heinemeyer: Das Werden Hessens. Hrsg. Historische Kommission für Hessen, N. G. Elwert, Marburg 1986, ISBN 3-7708-0849-5.
Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Konrad Theiss, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6.
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. 1. Bd. Starkenburg, Darmstadt 1937.
Ph. A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen. Darmstadt 1854.
Literatur zur politischen Geschichte in Hessen
Peter Assion: Von Hessen in die Neue Welt. Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-14603-2.
Gerd Bauer: Die Geschichte Hessens. Eichborn, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8218-1750-X.
Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4.
Gerhard Beier: SPD Hessen – Chronik 1945 bis 1988. Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH, Bonn 1989, ISBN 3-8012-0146-5.
Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. 2. Auflage, Kassel 1972.
Christine Wittrock: Das Unrecht geht einher mit sicherem Schritt. Materialien zur regionalen Faschismusgeschichte in Hessen, CoCon Verlag, Hanau, ISBN 3-928100-71-8.
Wilhelm Sievers (Hrsg.): Geographische Mitteilungen aus Hessen. Gießen 1900–1911.
Wilhelm Sievers: Zur Kenntnis des Taunus. Stuttgart 1891.
Stiftung Hessischer Naturschutz (Hrsg.): Die Wetterau – Felder, Auen und Visionen. Herwig Klemp, Wardenburg/Tungeln 2001, ISBN 3-931323-10-2.
Gerd-Peter Kossler, Gottfried Lehr, Klaus Seipel: Der korrigierte Fluß – Die Nidda zwischen Regulierung und Renaturierung. Vertrieb: Gerd-Peter Kossler, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-9800853-3-3.
Literatur zur Volkskunde in Hessen
Hans Friebertshäuser: Das hessische Dialektbuch. C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-32317-0.
Hans Friebertshäuser: Kleines hessisches Wörterbuch. C. H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34192-6.
Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung.Jonas (Periodika), Marburg/Lahn.
Carl Heßler: „Hessische Volkskunde“. Das ehemalige Kurhessen und das Hinterland am Ausgang des 19. Jahrhunderts. Band II, Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1904, N.G. Elwert Marburg, Neudruck in Lizenz beim Verlag Weidlich Würzburg 1984, ISBN 3-8035-1037-6.
Regina Klein: In der Zwischenzeit. Tiefenhermeneutische Fallstudien zur weiblichen Verortung im Modernisierungsprozess 1900–2000. Psychosozial-Verlag, Gießen 2003, ISBN 3-89806-194-9.
Robert Mulch u. a.: Südhessisches Wörterbuch. Gießen 1966 ff.
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↑„Wie hast du’s mit der Religion?“ II. (PDF; 1,7 MB) Eine Umfrage zu Religiosität, religionsbezogener Toleranz und der Rolle der Religion in Hessen 2017. In: soziales.hessen.de. Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, 29. November 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2019; abgerufen am 2. Mai 2019.
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