Der Name leitet sich aus Specht und Hardt („Bergwald“) her, steht so für Spechtswald.[2] Er ist im Jahr 839 belegt als Spehteshart, um 1000 als Speshart. Der Name kommt auch in der Schreibweise Spechteshart vor.[3] Daneben kann auch ein römischer Namensursprung angenommen werden. Demnach wäre Spessart eine Zusammenziehung der lateinischen Wörter spissa et ardua silva, was etwa übersetzt werden könnte mit dichter und beschwerlicher Wald.[4]
Geografie
Lage
Der Spessart wird im Wesentlichen von drei Flüsse eingegrenzt: vom Main zwischen Gemünden und Hanau, von der Kinzig im Norden und von der Sinn im Nordosten. Merkspruch: „Kinzig, Sinn und Main schließen rings den Spessart ein.“ Er ist ein bewaldetes Massengebirge mit abgerundeten Kuppen, die nur wenig die Gesamthöhe überragen. Die unteren Abhänge sind besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt, auf den Höhen bedecken Eichen- und Buchenwälder den Spessart.
Der Hauptrücken zieht sich von Miltenberg im Süden 75 km lang nach Norden bis zur Gegend von Schlüchtern. Die Höhen der Gipfellagen liegen zwischen etwa 450 und 586 m ü. NHN, und die höchste Erhebung ist der Geiersberg mit dem Sender Breitsol bei Rohrbrunn.
Die Geishöhe, offiziell Oberwintersbach (Ortsteil von Dammbach), ist mit 521 m ü. NHN Höhe die höchstgelegene Besiedelung im Spessart. Die Ortschaft Heinrichsthal im Nordspessart ist mit 436 m ü. NHN Höhe die höchstgelegene selbständige Gemeinde im Spessart.
Der Untergrund des Spessarts besteht besonders in seinem westlichen Teil (Vorspessart) bis östlich Aschaffenburg aus Diorit, verschiedenen Arten von Gneis und Glimmerschiefer. Es gibt um Aschaffenburg auch gangartige Vorkommen an Spessartit, die aber in der Regel bereits in kleinen Steinbrüchen abgebaut wurden und heute kein Material mehr liefern. Meist besteht der Untergrund aber aus Buntsandstein, der die kristallinen Gesteine überlagert. Ganz im Südosten sind noch Muschelkalkrelikte erhalten. Im Norden liegen unter dem Buntsandstein auch Ablagerungen aus dem Perm (Rotliegendes und Zechstein). Zechsteinkalk und Dolomit wurden früher zum Beispiel bei Altenmittlau und Feldkahl gewonnen.
Bergbau
Ebenfalls im Norden des Spessarts wurden im Zechstein kleinere Eisen- (Bieber, bis 1925) und Manganvorkommen (im Ersten Weltkrieg) abgebaut. Bei Bieber wurde über längere Zeit (besonders im 18. Jahrhundert bis 1806) auch der hier den Kupferschiefer vertretende geringmächtige Kupferletten gewonnen, der geringe Mengen Kupfer, Blei und Silber führt. Mit Siderit, Baryt und fallweise Co-Ni Arseniden (z. B. Skutterudit, sogar gediegener Wismut) vererzte Verwerfungen wurden im Bieberer Lochborn bis etwa 1867 zur Gewinnung von blauen Keramikfarben abgebaut. Erzführung war aber nur unter- und oberhalb des Kupferlettens verbreitet. Ein kleines deszendentes Kupfervorkommen (Bornit etc.) bei Sommerkahl leitet seinen Kupfergehalt vermutlich ebenfalls aus dem Kupferletten ab. Verbreiteter waren gangförmige Barytlagerstätten (Schwerspat), die auch im Buntsandstein auftreten (z. B. Partenstein, im Westen z. B. bei Waldaschaff).[5]
Den Spessart bilden das ältere Grundgebirge und der deutlich mehr Fläche einnehmende Buntsandstein-Anteil.
Landläufige Gliederung
Landläufig wird als Spessart die orografisch definierte Berglandschaft zwischen der Kinzig im Norden, dem Main im Westen und Süden und der Sinn im Osten angesehen. Als weitere Untergliederung wird nicht selten der gut 120 Jahre alte Text aus Meyers Konversations-Lexikon zitiert:
„Der äußere Saum längs des Mains, namentlich im Westen, wird als Vorspessart, das innere, aus dicht zusammenschließenden Bergen bestehende Waldgebirge, welches keine breite Bergebene aufweist, als Hochspessart und die plateauartige Absenkung gegen die Kinzig und Kahl hin, welche auch das sogen. Orber Reisig, mehrere mit Eichengebüsch bedeckte Anhöhen bis zur Stadt Bad Orb, umfasst, als Hinterspessart bezeichnet.“
– Meyers Konversationslexikon 1888/89
Die hier als „Hinterspessart“ beschriebene Landschaft fasst geologisch recht verschiedene Gebiete zusammen. Sie wird auch in der Fachliteratur und auf Karten nicht verwendet.
Naturräumliche Gliederung
Der Spessart bildet geologisch eine Einheit mit dem sich südwestlich anschließenden Odenwald, dem nordwestlich angrenzenden Büdinger Wald am Fuße des Vogelsbergs und der im Nordosten abzweigenden Südrhön, der südwestlichen Abdachung der Rhön. Er gliedert sich in den, den Großteil der Fläche einnehmenden, Sandsteinspessart und den Vorderen Spessart im Westen, unmittelbar östlich des Mains zwischen Aschaffenburg und Hanau, welcher bei Hanau jedoch vom Sandsteinspessart umsäumt wird. Im Vorderspessart steht älteres Grundgebirge an, im Sandsteinspessart Buntsandstein.
Als naturräumliche Südgrenze des Sandsteinspessarts zum Sandsteinodenwald wird nicht exakt das Maintal angesehen. Vielmehr wird im östlicheren Süden die Wertheimer Hochfläche,[6] ein durch den Unterlauf der Erf von der Mündung flussaufwärts bis westlich Külsheims und ab dort von einer West-Ost-Linie bis zur Tauber separierter, kleinerer Teil südlich des Mains noch hinzu gerechnet, wodurch nach jener Definition auch Baden-Württemberg einen kleinen Anteil am Spessart hätte. Überdies liegt ein weiterer kleiner, nicht mit dem Odenwald verbundener Teil des Sandsteinspessarts, das Massenbucher Spessartvorland südlich Gemündens, links des Mains.
An der Westflanke des orographischen Spessarts wird wiederum ein kleiner Teil der Landschaft zwischen Kahl, Rodenbach und Gelnhausen, das Nordwestliche Spessartvorland, bereits zur Haupteinheitengruppe des Oberrheingrabens gezählt.
Der Spessart war unter den Merowingern als Reichswald ein königlicher Bannforst. Auf dem Michaelsberg in Rorinlacha, dem heutigen Neustadt am Main, soll schon um 640 ein Jagdschloss gestanden haben. Später diente er den römisch-deutschen Wahlkönigen als Jagdrevier, in dessen Nähe sie ihre Königspfalzen Gelnhausen und Seligenstadt errichteten. In der Folge waren lange Jahrhunderte die Mainzer Kurerzbischöfe die Landesherren. Erst ab dem 12. und 13. Jahrhundert duldeten sie die Besiedlung des Spessarts. Manche Siedlungen, wie Grubingen, erlangten regionale Bedeutung, verschwanden jedoch später wieder.
In der Umbruchzeit um den Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reiches erlebte das Räuber(un-)wesen im Spessart einen letzten Höhepunkt. Nach Neuordnung der Territorien und mit wirksamerer Verwaltung wurde das Räuberproblem in kürzester Zeit bereinigt.
Im Ersten Koalitionskrieg rückten 1796 französische Truppen in den Spessart ein. Die von ihnen verübten Gräueltaten und Plünderungen erbitterten die Bauern, die sich an mehreren Orten, jedoch nicht koordiniert, gegen die Besatzer erhoben.[11] Am 5. September 1796 gelang es den Spessarter Schützen, Aschaffenburg zu befreien und die Franzosen über den Main zurückzudrängen.[12]
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss endete 1803 das Kurfürstentum Mainz, der Spessart kam zum Fürstentum Aschaffenburg, später dann zum Großherzogtum Frankfurt. Schließlich wurden Großteile dem Königreich Bayern zugeschlagen. Aber auch heute noch ist der Spessart aufgeteilt in vier Landkreise in zwei Bundesländern.
Der Spessart verfügte neben einer wenig ertragreichen Landwirtschaft über Naturvorkommen wie Holz, Wasserkraft, Salz, Erze und Mineralien. Diese Ressourcen bildeten die Grundlage für Köhler, Töpfer, Eisenhämmer und Bergwerke. 1795 kaufte Georg Ludwig Rexroth den Höllenhammer im Elsavatal und produzierte Eisenartikel für Landwirtschaft und Handwerk. Nach Umzug nach Lohr entwickelte sich daraus ein Weltunternehmen für Hydraulik, das in der heutigen Bosch Rexroth aufgegangen ist.
Die Glasprodukte und Spiegel aus Spessarter Glashütten wurden europaweit vertrieben. Noch heute ist in Lohr eine Glashütte in Betrieb.
Der Spessart war durchzogen von vielfältigen Handelswegen, auf denen die Landesherren Zolleinnahmen erzielten. Die vielen Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser bezeugen durchaus prosperierende Zeiten.
Frammersbacher Fuhrleute zogen von hier aus durch ganz Europa. Mit Eisenbahn und verbesserter Flussschifffahrt gingen die Fuhrleute wirtschaftlich nieder.
Über die Jahrhunderte war der Spessart unterschiedlich stark bewaldet. Seit dem 18. Jahrhundert wurde eine systematische Wiederaufforstung betrieben.
Mit der industriellen Revolution gerieten die meisten Mittelgebirge wirtschaftlich ins Hintertreffen. Verbesserte und billigere Transportwege erlaubten den Absatz billigerer Waren aus den großen Zentren in die entlegensten Winkel. Der Spessart verarmte. 1852 berichtete der damals an der Universität Würzburg lehrende Mediziner Rudolf Virchow in seiner Studie über „die Not im Spessart“[13] von der häufig desaströsen Versorgungslage der Menschen im von ihm bereisten[14] Spessart.
Der Dreiklang Wald, Armut und Spessarträuber ist im Bewusstsein der Menschen haften geblieben, obwohl das nur eine kurze Phase im Auf und Ab der Entwicklung darstellte.
Wilderei
Die Armut im Spessart gilt als wesentlicher Grund für das dort weitverbreitete Wilderertum.
Manche Wilderer wurden dabei zu regionalen Berühmtheiten, wie z. B. der „Erzwilderer“ Johann Adam Hasenstab aus Rothenbuch (1716–1773).
Während zeitgenössische Berichte der damaligen Obrigkeiten Wilderer generell diffamieren und mit Begriffen wie „Gesindel“ und „Faulenzer“ belegen, geht die historische Forschung heute davon aus, dass Wilderei im Spessart wesentlich aus der materiellen Not der Spessartbewohner herrührt. Die Wilderer im Spessart entstammten fast ausnahmslos den sozialen Unterschichten, Wilderei war das klassische Armutsdelikt auf dem Land.[15]
Dabei kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Wilderern und Förstern, die auf beiden Seiten Leben kosteten. Der letzte Vorfall war die Ermordung von Förster Hubert Staub (1923–1947) in Rothenbuch, der 1947 von Wilderern hinterrücks erschossen wurde.[16] Die rechtliche Beurteilung der Taten war dabei unterschiedlich: Erschoss ein Förster einen Wilderer, so galt dies als Notwehr, umgekehrt hingegen als Mord. An etliche dieser tödlichen Zusammenstöße erinnern heute noch Bildstöcke und Sühnekreuze im Spessart. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwand die Wilderei im Spessart weitgehend.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Bekanntestes Bauwerk im Spessart ist das Schloss Mespelbrunn, ein Wasserschloss. Es war der Wohnsitz des Geschlechts der Echter, die im nahen Aschaffenburg mit Verwaltungsaufgaben des Erzbistums Mainz betraut waren. Mespelbrunn liegt so abgelegen, dass es nie zu kriegsbedingten Beschädigungen oder Zerstörungen kam. Das Schloss ist heute im Besitz der Grafen von Ingelheim und teils bewohnt, teils als Museum eingerichtet.
Die karolingische Vierungskirche in Neustadt am Main. Gebaut von Megingaud und 781 eingeweiht von Karl dem Großen, Bischof Willibald aus Eichstätt und Erzbischof Lullus von Mainz.
Das Schloss Luitpoldshöhe wurde 1889 vom Prinzregenten Luitpold von Bayern im Rohrbrunner Forst als Domizil für seine Jagdgesellschaften im Spessart gebaut. Später war es Sitz des Forstamtes Rohrbrunn. Seit 1996 ist es ohne Nutzung, seine Zukunft ist unklar.
Folgende Aussichtstürme sind öffentlich zugänglich (sortiert nach Höhenlage):
Der 13 m hohe Ludwig-Keller-Turm (519 m) ist der höchstgelegene Aussichtsturm im Spessart. Er befindet sich etwas unterhalb des Gipfels der Geishöhe und gehört zum Dammbacher Ortsteil Wintersbach.
Auf dem Gipfel des Hahnenkamms steht der etwa 19 m hohe Ludwigsturm (435,5 m) oberhalb des Alzenauer Stadtteils Hörstein. Er wurde zu Ehren von König Ludwig I. errichtet.
Der Bergfried der Henneburg (234 m) bei Stadtprozelten besitzt eine zugängliche Aussichtsplattform.
Auf dem Gipfel des Buchberges befindet sich der Buchbergturm (200 m) südlich von Langenselbold. Er ist mit 29 m der höchste Aussichtsturm im Spessart.
Museen
In Lohr am Main ist im Schloss das Spessartmuseum untergebracht. Dargestellt werden Geschichte und Erzeugnisse aus dem Spessart, insbesondere Glas und Spiegel, sowie Schmiede- und Gießereiprodukte.
Die früher herausragende Bedeutung der Glasherstellung im Spessart wird in Wertheim eigens in einem Glasmuseum gewürdigt.
Das Lapidarium in Neustadt am Main über dem ehemaligen Kapitelsaal der Abteikirche zeugt von der karolingischen Vergangenheit der Benediktinerabtei. Das wohl bedeutendste Stück stellt der sogenannte Gertraudenmantel dar. Öffnung auf Anfrage im Kloster oder im Pfarrbüro.
Das Biebergrundmuseum in Biebergemünd zeigt neben Trachten der Region vor allem Ausstellungsstücke zum Bergbau im Spessart. Weitere Schwerpunkte liegen auf den Auswirkungen von Spessartbahn sowie der Land- und Forstwirtschaft.
Ein Fahrradmuseum ist die „Pedalwelt“ in Heimbuchenthal.
In Altenbuch eröffnete 2012 das Heimatmuseum im neu renovierten „Haus der Armen Schulschwestern“. Führungen auf Anfrage.
Heimatmuseum in Weibersbrunn im alten Schwesternhaus. Glas aus der Weibersbrunner Glashütte und anderen Spessartorten. Führungen auf Anfrage.
Der Spessart ist seit vielen Jahrzehnten durch markierte Wanderwege für Wandertouristen erschlossen. Außergewöhnlich alt und vermutlich schon über 2.000 Jahre in Gebrauch ist der Eselsweg, eine so genannte Altstraße, die über den Hauptkamm des Spessarts führt und vermutlich ihren Namen von den Eselskarawanen des Mittelalters erhalten hat. Heute ist der Eselsweg eine mit einem schwarzen „E“ auf weißem Grund markierter Fernwanderweg, der den Spessart fast ohne Ortsberührung in Nord-Süd-Richtung quert (ähnlich dem Rennsteig im Thüringer Wald).
Fast ebenso bekannt ist die Birkenhainer Straße, ein mittelalterlicher Heer- und Handelsweg zwischen Rheinfranken und Ostfranken. Er verbindet auf 71 km Länge Hanau mit Gemünden am Main. Heute ist die Birkenhainer Straße ein Fernwanderweg, der mit schwarzen „B“ auf weißem Grund gekennzeichnet ist. In der Pfinzing Karte von 1592(62) ist die Birkenhainer Straße nicht erkennbar.
Der Spessart wird außerdem vom Maintalhöhenringweg, („R“) auf drei Seiten eingerahmt.
Der 1990 angelegte Fränkische Rotwein Wanderweg ist besonders für Weintrinker interessant und wird intensiv beworben. Er verläuft am Westrand des Spessarts entlang dem Maintal.
Durch den Spessart führen zahlreiche Kulturwege des Archäologischen Spessart-Projekts e. V. Sie widmen sich verschiedenen Schwerpunktthemen zur Landschaft und ihrer Nutzung durch den Menschen und wollen den Spessart als Kulturlandschaft näher bringen.[17] Die Wege werden seit 1998 im Rahmen der Programme European Cultural Paths und European Pathways to Cultural Landscapes entwickelt. Das Logo der Kulturwanderwege ist, in Anlehnung an die Europafahne, ein gelber Sternenkranz mit einem gelben Boot in der Mitte auf blauem Grund.
Durch das Himmelreich verläuft der Heunweg. Der Heunweg verlief von Urphar kommend, durch die ehemalige Furt, auf die andere Seite des Mains. Dann durch das Himmelreich, dort befand sich einst die Wettenburg, dann durch den Bettingberg und Eichberg, vorbei am denkmalgeschützten Bildstock am Erbschlag aus dem Jahr 1680, nach Unterwittbach. Der Heunweg verlief nie durch Kreuzwertheim, dennoch wurde vor kurzem diese falsche Beschilderung vom Spessartbund durchgeführt.
Die Geschichte des Spessartbundes beginnt mit der Gründung des „Freigerichter Bundes“ durch den Studenten Karl Kihn im Jahre 1876. Nach Gründung von zahlreichen Zweigvereinen formierte sich 1912 eine Arbeitsgemeinschaft, die den Kern des im Jahre 1913 in Hanau gegründeten Spessartbundes bildete. Im Jahre 1927 wurde der Bund in das Vereinsregister eingetragen.
Heute haben der Spessartbund und seine Ortsgruppen folgende Ziele und Aufgaben:
In Teilen des Spessarts wurden Schutzgebiete ausgewiesen: Naturparke, Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete. Wegen der besonderen Schutzwürdigkeit als größtes zusammenhängendes Mischwaldgebiet Deutschlands, wird die Einrichtung eines Nationalparks derzeit diskutiert.
Naturparks
Der Spessart liegt heute auf dem Gebiet der Bundesländer Bayern und Hessen, was zur Gründung zweier Naturparks geführt hat:
Der Naturpark Spessart (auch Bayerischer Spessart, 1960 gegründet) in Nordwest-Bayern ist 1710 km² groß und liegt im südlichen Spessart (Mainviereck).
Der Naturpark Hessischer Spessart (auch Hessischer Spessart, 1963 gegründet) in Südost-Hessen ist 740 km² groß und liegt im nördlichen Spessart.
Für den Bereich des bayerischen Hochspessarts als Kern des größten deutschen Laubmischwaldes war geplant, den Nationalpark Spessart auszuweisen.[19] Hierbei war der Spessart allerdings nicht die einzige Region, die für den dritten Nationalpark in Frage kam. Der Nationalpark sollte rund 109 km² einnehmen.[20] Dies entspricht weniger als 4,5 % der Fläche des Naturparks. Neben der regionalen Eigenart des Brennholzrechts,[21] ein in Grundbüchern verbürgtes Recht zum Sammeln von Holz aus dem staatlichen Teil des Waldes, profitieren vor allem Unternehmen vom Holzeinschlag; diese versuchten, die Einrichtung des Nationalparks zu verhindern.[22] Wohl wegen heftigen Widerstands wurden die Pläne im Juli 2017 fallen gelassen.[23]
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Spessart, insbesondere der Naturpark Spessart, lebt inzwischen in hohem Maß vom Tourismus. Der Wald als (Nah-)Erholungsgebiet bietet vielerlei Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Die malerischen Fachwerkstädte entlang des Mains wie Gemünden, Lohr, Marktheidenfeld, Wertheim, Miltenberg, Klingenberg oder die Residenzstadt Aschaffenburg sind attraktive Ausflugsziele.
Schauererzählungen, Sagen und Märchen aus dem Spessart genießen Bekanntheit über die Region hinaus. So wurde bereits das Grimmsche Märchen vom Schneewittchen im Spessartstädtchen Lohr am Main verortet[24] und auch andere bekannte Sagenfiguren wie Frau Holle tauchen in regionalen Sagen immer wieder auf. Das Aaleborgfraale gehört bis in die heutige Zeit zu den bekanntesten Sagenfiguren des Spessart.[25][26] Die Erzählungen beschreiben sie als ein Wesen in Frauengestalt, welches das ganze Jahr über einen uralten Schatz in den Ruinen der legendenhaften Altenburg bewacht. Ausschließlich in der Johannisnacht können Schatzsucher sie überlisten, jedoch nur, wenn bei der Bergung der Truhe kein Sterbenswort gesagt wird. Gelingt dies nicht, erscheint beim Öffnen der Truhe kein Schatz und der Kiste entsteigt stattdessen die grauenhafte Gestalt des Aaleborgfraale in weißem Gewand. Volkskundler stoßen heute noch auf Berichte Einheimischer von Begegnungen mit der kulturell tief im Spessart verwurzelten Sagenfigur.[25]
Volkskunde
Um den Erhalt der Sagen, größtenteils Schauererzählungen, vereinzelt aber auch ironische Moralgeschichten, hat sich für die heutige Zeit vor allem der Aschaffenburger Lehrer und VolkskundlerValentin Pfeifer (1886–1964) verdient gemacht. Sein Buch Spessart-Sagen erfuhr bisher 17 Auflagen. Darüber hinaus betrieb Pfeifer Forschungen und veröffentlichte Werke über Sagen, Märchen, Geschichten und Bräuche des Spessarts. In seinem Buch Spessartvolk (1929) berichtet er nicht nur über die Gebräuche und Sitten im Spessart, auch der Aberglaube, der in der Volksmedizin sehr verbreitet war, findet hier seinen Platz. Weitere Sagen und Gruselgeschichten aus der Region finden sich in dem von Wolfgang Weismantel herausgegebenen Band Von Aufhockern, schönen Frauen und anderen Dämonen: Spessartsagen auf der Spur.
Das Wirtshaus im Spessart
Das Wirtshaus im Spessart ist die Rahmenerzählung des dritten Bandes von Wilhelm Hauffs Märchenalmanach, zuerst veröffentlicht als „Maerchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1828“ in Stuttgart. Hauff verfasste die Erzählung auf der Grundlage von Washington Irvings Erzählung The Inn at Terracina, welche den Rahmen von The Italian Banditti (1824, dt. 1826) bildet, sowie angeregt durch E.T.A. Hoffmanns Erzählung Die Räuber (1820/21).[27] In die Erzählung eingebettet sind die Erzählungen Die Sage vom Hirschgulden, Das kalte Herz (in zwei Abteilungen), „Saids Schicksale“ und „Die Höhle von Steenfoll“.
Der Regisseur Kurt Hoffmann drehte 1957 den Spielfilm Das Wirtshaus im Spessart (1958) frei nach Hauffs Erzählung, der am 15. Januar 1958 uraufgeführt und einer der erfolgreichsten deutschen Filme der 1950er Jahre wurde. Mit Liselotte Pulver in der weiblichen Hauptrolle wurde der Film ein Sensationserfolg. Ihm folgten mit ähnlichen Titeln die Filme Das Spukschloß im Spessart von 1960 und Herrliche Zeiten im Spessart von 1967. Diese Filme waren nicht mehr an die Motive von Wilhelm Hauff angelehnt.
Aufführungen einer Bearbeitung für das Theater finden in unregelmäßigen Abständen auf der Freilichtbühne am Wasserschloss Mespelbrunn nahe dem Originalspielplatz statt. Als „Original“-Wirtshaus wird das Gasthaus „Zur Post“ in Mespelbrunn-Hessenthal vermutet, in dem Wilhelm Hauff sehr wahrscheinlich auf seiner Reise von Nördlingen nach Frankfurt im Jahre 1826 Station gemacht haben dürfte. Auch passt die Beschreibung als langgestrecktes, eingeschossiges Gebäude. Das eventuell ebenfalls in Frage kommende Wirtshaus in Rohrbrunn war seit 1820 keine Poststation mehr.
Die literarische und filmische Umsetzung des alten Sagenstoffes trägt bis heute wesentlich zur Identitätsbildung der Spessartregion bei.
Vom Spessartförster Wilderich Buchrodt erzählt die bei Reclam erschienene Novelle Der Kampf im Spessart von Levin Schücking. Buchrodt formiert darin einen Aufstand gegen die Franzosen, die sich nach der verlorenen Schlacht um Würzburg 1796 auf ihrem Rückzug durch den Spessart befinden. Die Erzählung endet mit der Befreiung Frankfurts.
Vermutlich erhielt Schücking seine Inspiration für die Novelle von der Inschrift auf einem Gedenkstein im Zentralspessart,[28] auf dem es heißt:
„1796 hat an dieser Stelle der Kurmainzische Oberförster Heinrich Sternheimer in Heigenbrücken und seinem treuen Helfer Jakob vier Franzosen und einen Offizier erschossen, welcher mit seiner Abteilung das ganze Dorf ausgeplündert hatten und ihnen ihre Beute auf dem Marsche nach Aschaffenburg abjagte.“
– Inschrift Gedenkstein bei Heigenbrücken im Zentralspessart
Bilder einer Landschaft: Im bayerischen Spessart. Film von Vera Botterbusch, 45 Minuten, BR 2005.
Wildes Deutschland: Spessart und Steigerwald. Deutsche TV-Dokumentation (2015) von Marion Pöllmann, 44 Minuten.
Literatur
Allgemeine Literatur
Irene Reif: Am Anfang war der Wald. Memoiren an den Spessart. In: Franken – meine Liebe, Oberfränkische Verlagsanstalt, Hof 1989, S. 83 f, ISBN 3-921615-91-7
Geologie
Gisbert Diederich, Manfred Laemmlen, Ralf Villwock: Das obere Biebertal im Nordspessart. Neugliederung des Unteren Buntsandstein, Exkursionsführer und geologische Karte. Hessisches Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden 1964, Inhaltsverzeichnis
Hans Murawski: „Nur ein Stein“: Einführung in die geologische Entwicklung und die geologische Erforschungsgeschichte des Spessarts. Museen der Stadt, Aschaffenburg 1992, ISBN 3-924436-03-7, Inhaltsverzeichnis
Joachim Lorenz: Spessartsteine: Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts; geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge, mit 134 Tabellen. Helga Lorenz Verlag, Karlstein a. Main 2010, ISBN 978-3-00-031788-0, Inhaltsverzeichnis
Dietz, Ad.: Wegweiser durch den Spessart, mit Touristenweg-Karte in farbiger Ausführung der Haupt- und Neben-Routen durch den Spessart ; nebst einem Anhang mit Notizen für Radfahrer hinsichtlich Erhebung und Senkung des Strassennetzes und der örtlichen Entfernungen unter sich, im Einzelnen wie im Ganzen sowie der Anschluss-Routen durch den Odenwald im Massstab 1:150,000, Würzburg. Digitalisate der BSB München: Ausgaben 1893 und 1898.
Bergbau
Franz Ludwig von Cancrin: Geschichte und systematische Beschreibung der in der Grafschaft Hanau Münzenberg, in dem Amte Bieber und andern Aemtern dieser Grafschaft, auch den dieser Grafschaft benachbarten Ländern gelegenen Bergwerke. Mit einer Kupfertafel. Christian Gottlieb Hertel, Leipzig 1787 (Nachdruck mit einer Biografie des Verfassers, einer Bibliografie seiner Schriften und einem Glossar bergtechnischer Begriffe, herausgegeben durch Ernst Ludwig Hofmann, Verlag Orbensien, Bad Orb 1979, 2. Auflage als Sonderdruck zum Jubiläum „500 Jahre Bergbau in Bieber“ erschienen) Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
Klaus Freymann: Der Metallerzbergbau im Spessart: ein Beitrag zur Montangeschichte des Spessarts. Geschichts- und Kunstverein, Aschaffenburg 1991, ISBN 3-87965-054-3, Inhaltsverzeichnis
Wald und Natur
Hans Weber: Die Geschichte der Spessarter Forstorganisation. Ein Beitrag zur Deutschen Forstgeschichte. Bayerischer Landwirtschaftsverlag, München 1954, Inhaltsverzeichnis
10 Jahre Biber im hessischen Spessart. Hessische Landesanst. für Forsteinrichtung, Waldforschung und Waldökologie, Gießen 1998
Stefan Zerbe: Die Wald- und Forstgesellschaften des Spessarts mit Vorschlägen zu deren zukünftigen [zukünftiger] Entwicklung. Naturwissenschaftlicher Verein, Aschaffenburg 1999, Literaturverz. S. 311–338
Joachim Kunkel und Michael Kunkel: DER SPESSART – Eine Fotoreise zu den Naturschönheiten – Bildband – Flora und Fauna mit detaillierten Beschreibungen, Gelnhausen 2021
Kulturgeschichte
Horst Günther (Hrsg.): Spessart: Bilanz einer Kulturlandschaft; Dokumentation des bayerisch-hessischen Spessart-Projektes 1995. Verlag Orbensien, Bad Orb 1996, ISBN 3-927176-06-0
Rudolf Virchow: Die Noth im Spessart: eine medicinisch-geographisch-historische Skizze; vorgetragen in der Physicalisch-Medicinischen Gesellschaft in Würzburg am 6. und 13. März 1852. Separatdruck aus den Verhandlungen der Physicalisch-medizinischen Gesellschaft Dritter Band, Stahel’sche Buchhandlung, Würzburg 1852, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
Josef Braun: Der Landkreis Main-Spessart um 1860: Amtsärzte berichten aus den Landgerichten Arnstein, Gemünden, Karlstadt, Lohr, Marktheidenfeld, Rothenfels und Stadtprozelten. Universität, Würzburg 2000, Literaturverz. S. 355–364
Julia Hecht, Klaus Reder: Die Landgerichte Aschaffenburg und Rothenbuch um 1860: Amtsärzte berichten. Universität, Würzburg 2002
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Literatur: FL von Cancrin 1787 (Reprint 1979), G. Diederich u. M Laemmlen (1964), S. Matthes und M. Okrusch (1965), K.Freymann (1991), H. Murawski (1992).
↑Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
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Ursprünglich hieß die Haupteinheit Ronneburger Hügelland, welches aber inzwischen nur noch die Bezeichnung für die Untereinheit 233.0 ist.
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Der Spessartanteil von BW/TBB beschränkt sich auf die Wertheimer Hochfläche im Dreieck Wertheim–Freudenberg–Külsheim, die zwar naturräumlich dem Spessart zugerechnet wird, jedoch nach landläufiger Definition bereits zum Odenwald gehört, da sie links des Mains liegt – siehe #Naturräumliche Gliederung.
↑Franz Hettinger: Aus Welt und Kirche. Bilder und Skizzen, Band 2: Deutschland und Frankreich. Herder, Freiburg, vierte Aufl. 1897, S. 531–532.
↑Franz Hettinger: Aus Welt und Kirche. Bilder und Skizzen, Band 2: Deutschland und Frankreich. Herder, Freiburg, vierte Aufl. 1897, S. 532.
↑Rudolf Virchow: Über die Noth im Spessart. Eine medizinisch-geographisch-historische Skizze. Würzburg 1852; Neudruck Olms, Hildesheim 1968.
↑Emil Griebel: Vor 120 Jahren bereiste Virchow den Spessart. In: Spessart. 1972, Heft 3, S. 9.