Die Eishockey-Weltmeisterschaft der Herren 2023 war die 86. Austragung des von der Internationalen Eishockey-Föderation IIHF veranstalteten Wettbewerbs. Das Turnier der Top-Division fand vom 12. bis 28. Mai 2023 im finnischen Tampere und im lettischen Riga statt.[1] Neben dem Turnier der Top-Division wurden Turniere der Divisionen I bis IV ausgetragen. Die zwei Turniere der Division I fanden in Großbritannien bzw. Estland statt.[2] Insgesamt waren 55 Mannschaften für die acht Turniere gemeldet.
Ursprünglich war das Turnier der Top-Division im russischenSankt Petersburg geplant, wo eine neu gebaute Arena mit 22.500 Zuschauern Hauptaustragungsort sein sollte. Das Turnier wurde beim jährlichen Kongress der IIHF während der Weltmeisterschaft 2019 in der Slowakei vergeben. Im Vorfeld hatten sich der russische, der schwedische und der tschechische Verband auf die Aufteilung der WM-Turniere 2023 bis 2025 geeinigt.[3] Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 und des anschließenden Ausschlusses der russischen Nationalmannschaft entzog der Weltverband Russland am 26. April 2022 das Turnier.[4] Am 27. Mai vergab das IIHF Council die WM 2023 an Finnland und Lettland. Die einzige Gegenkandidatur von Ungarn und Slowenien wurde kurzfristig zurückgezogen.
Wegen des Ausschlusses Russlands und Belarus’ von der Weltmeisterschaft wurden die beiden Gruppen der Division I 2022 nur mit fünf Mannschaften ausgespielt. Die Gruppen der Divisionen I und II sowie erstmals auch beide Gruppen der Division III wurden auf ihre Sollstärke von sechs Teilnehmern aufgefüllt. Damit verblieben die Absteiger dieser Divisionen in ihren Gruppen, ab der Division II stiegen auch die Zweitplatzierten auf, aus der Division IIIB sogar vier Mannschaften. Ebenso verblieben diejenigen Mannschaften in ihren Gruppen, die ihre Teilnahme an der WM 2022 aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt hatten.[5] Die Philippinen nahmen erstmals teil, nachdem sie im Vorjahr ihre Teilnahme absagen mussten. Die Mongolei nahm erstmals seit 2013 wieder an der Weltmeisterschaft teil. Erstmals war Indonesien dabei. Nordkorea, das im Vorjahr seine Mannschaft zurückgezogen hatte, meldete in diesem Jahr kein Team, weswegen die A-Gruppe der Division III nur mit fünf Mannschaften stattfand.
Russland und Belarus waren angesichts des Einmarsches in die Ukraine weiterhin von der Teilnahme ausgeschlossen. Die beiden Absteiger Großbritannien und Italien wurden durch die Aufsteiger aus der Division IA, Slowenien und Ungarn, ersetzt.
In Klammern ist der jeweilige Weltranglistenplatz angegeben.
Austragungsorte
Als Austragungsorte dienten die 10.300 Zuschauer fassende Arena Riga in der lettischen Hauptstadt, die zuletzt 2021 Spielort der Weltmeisterschaft war, und wie im Vorjahr die Nokia-areena in Tampere mit 13.500 Plätzen.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Viertelfinale, Absteiger in die Division IA
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Viertelfinale, Absteiger in die Division IA
Finalrunde
Die Finalrunde begann nach Abschluss der Vorrunde am 25. Mai 2023, so dass alle Teams mindestens einen Ruhetag hatten. Zwei der Viertelfinalpartien wurden in der Arena Riga, die anderen Partien der Finalrunde in der Nokia-areena in Tampere ausgetragen. Die Viertelfinalpartien fanden im Kreuzvergleich der beiden Vorrundengruppen statt. Im Halbfinale am 27. Mai spielten der Bestplatzierte der Vorrunde gegen die letztplatzierte verbliebene Mannschaft, die restlichen beiden Mannschaften spielten das andere Halbfinale. Im Finale am 28. Mai gewann Kanada gegen Deutschland, drittplatzierte Mannschaft wurde Lettland.
Viertelfinale
Halbfinale
Finale
A1
Vereinigte StaatenUSA
3
B4
Tschechien Tschechien
0
B2
KanadaKanada
4
B3
Lettland Lettland
2
B2
KanadaKanada
4
A3
Finnland Finnland
1
B2
KanadaKanada
5
(Die Teams werden nach dem Viertelfinale neu gesetzt.)
Quelle: IIHF[7]; Abkürzungen: Sp = Spiele, S = Siege, N = Niederlagen, Min = Eiszeit (in Minuten), GT = Gegentore, SVS = gehaltene Schüsse, SO = Shutouts, GTS = Gegentorschnitt, Sv% = gehaltene Schüsse (in %); Fett: Turnierbestwert Erfasst werden nur Torhüter, die mindestens 40 % der Gesamtspielzeit eines Teams absolviert haben. Sortiert nach Fangquote (Sv%).
Das Turnier der Gruppe A wurde vom 29. April bis 5. Mai 2023 in der englischen Großstadt Nottingham ausgetragen. Die Spiele fanden in der 10.000 Zuschauer fassenden Motorpoint Arena statt. Insgesamt besuchten 33.765 Zuschauer die 15 Turnierspiele, was einem Schnitt von 2.251 pro Partie entspricht.
Im Turnierverlauf kristallisierten sich schnell die beiden Absteiger Großbritannien und Italien sowie der Aufsteiger Polen als die drei Favoriten auf die beiden Aufstiegsplätze heraus. Die gastgebenden Briten sicherten sich letztlich den Turniersieg und damit auch den direkten Wiederaufstieg in die Top-Division. Ausschlaggebend war die Ausbeute von fünf Punkten aus den Direktduellen gegen Polen und Italien sowie die drei makellosen Zu-Null-Siege gegen die drei anderen Mannschaften. Den zweiten Aufstiegsplatz belegten die Polen, denen damit unter ihrem slowakischen Trainer Róbert Kaláber der direkte Durchmarsch von der Division IB in die höchste WM-Klasse gelang. Zuletzt hatte Polen im Rahmen der Weltmeisterschaft 2002 erstklassig gespielt.
Den Abstieg in die Division IB musste Litauen hinnehmen, das in allen fünf Spielen – auch gegen die direkten Konkurrenten aus Südkorea und Rumänien – sieg- und punktlos blieb. Die Balten stiegen damit nach fünf Jahren wieder in die Division IB ab, obwohl sie im letzten Jahr hinter den beiden Aufsteigern noch den dritten Platz in der Gruppe belegt hatten. Rumänien verhinderte durch einen knappen 3:2-Sieg über Litauen als Gruppenfünfter den Abstieg und sicherte sich somit ein weiteres Jahr Verbleib in der Division IA.
In der Wertung der besten Punktesammler standen auf den ersten fünf Plätzen allesamt Spieler aus den beiden Aufstiegsteams. Mit elf Punkten war der Pole Krystian Dziubiński, der zugleich als bester Stürmer des Wettbewerbs ausgezeichnet wurde, führend in dieser Statistik. Seine sechs Tore stellten ebenfalls einen Bestwert dar, während sein Landsmann Grzegorz Pasiut und der Brite Liam Kirk mit sieben Torvorlagen die besten Vorbereiter waren. Als bester Torwart wurde der Brite Ben Bowns ausgezeichnet, der in nahezu allen relevanten Statistiken den Bestwert aufwies. So hatte er die höchste Fangquote und den geringsten Gegentorschnitt unter allen Torhütern und feierte ebenso die meisten Shutouts. Die Auszeichnung als bester Verteidiger erhielt der Italiener Thomas Larkin, dem in fünf Spielen ebenso viele Tore gelangen.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Top-Division, Absteiger in die Division IB
Das Turnier der Gruppe B wurde vom 23. bis 29. April 2023 in der estnischen Hauptstadt Tallinn ausgetragen. Die Spiele fanden in der 5.840 Zuschauer fassenden Tondiraba jäähall statt. Insgesamt besuchten 19.336 Zuschauer die 15 Turnierspiele, was einem Schnitt von 1.289 pro Partie entspricht.
Den Turniersieg sicherten sich mit fünf Siegen aus ebenso vielen Spielen die Mannschaft aus Japan, die damit nach sieben Jahren in der Division IB wieder in der A-Gruppe aufstieg. Zuletzt hatten die Ostasiaten im Jahr 2016 in dieser Gruppe gespielt. Entscheidend für den Aufstieg waren die klaren Siege gegen die mitfavorisierten Ukrainer und Chinesen mit ihren zahlreichen eingebürgerten Nordamerikanern. Die gastgebenden Esten belegten den vierten Platz und sicherten sich damit ebenso den Klassenerhalt wie Aufsteiger Niederlande, dem dies trotz einer Niederlage gegen den späteren Absteiger Serbien gelang.
Mit 35 Toren war die Ukraine die treffsicherste Mannschaft des Wettbewerbs und stellte daher auch vier der fünf besten Punktesammler des Turniers. Oleksij Worona war mit 13 Punkten der Topscorer, während sein Teamkollege Ihor Mereschko ebenfalls 13-mal punktete, dabei allerdings zwei Tore weniger als Worona erzielte. Mereschko wurde als bester Verteidiger des Turniers ausgezeichnet. Unter den Offensivspielern erhielt der Japaner Yūshirō Hirano, der mit sieben Toren der torgefährlichste Angreifer war, die Auszeichnung. Sein Mannschaftskollege Yūta Narisawa, der unter allen Torhütern die höchste Fangquote und den geringsten Gegentorschnitt aufwies, wurde auf seiner Position mit dem individuellen Preis bedacht.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IA, Absteiger in die Division IIA
Das Turnier der Gruppe A wurde vom 16. bis 22. April 2023 in der spanischen Landeshauptstadt Madrid ausgetragen. Die Spiele fanden in der 1.602 Zuschauer fassenden Pista de Hielo de Madrid statt. Insgesamt besuchten 8.139 Zuschauer die 15 Turnierspiele, was einem Schnitt von 543 pro Partie entspricht.
Die spanische Mannschaft sicherte sich beim Heimturnier ohne Punktverlust den Aufstieg und qualifizierte sich damit erstmals seit 2011 wieder für ein Turnier in der Division I. In einem spannenden Abstiegsfinale zogen die Isländer in einem Dreiervergleich mit den punktgleichen Australien und Israel den Kürzeren und mussten zunächst den sportlichen Gang in die B-Gruppe hinnehmen. Entscheidend war der Treffer des Israelis Ilya Spektor zum 7:3-Endstand 38 Sekunden vor dem Ende des Spiels gegen Island, der dem Team aus dem Nahen Osten den Klassenerhalt sicherte.
Nach Abschluss der Weltmeisterschaften wurde das georgische Team zum Absteiger in die Division IIB erklärt.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IB, Absteiger in die Division IIB
Das Turnier der Gruppe B wurde vom 17. bis 23. April 2023 in der türkischen Metropole Istanbul ausgetragen. Die Spiele fanden im Zeytinburnu Buz Pateni Salonu („Eislaufhalle Zeytinburnu“) statt. Insgesamt besuchten 2.175 Zuschauer die 15 Turnierspiele, was einem Schnitt von 145 pro Partie entspricht.
Der Mannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate gelang als Aufsteiger ungeschlagen der direkte Durchmarsch. Entscheidend für den erstmaligen Aufstieg in die A-Gruppe der Division II war der knappe 4:3-Erfolg der mit vielen eingebürgerten Osteuropäern gespickten Araber gegen die später zweitplatzierten Belgier. Die mexikanische Mannschaft blieb dagegen punktlos und musste damit erstmals seit 2005 wieder in die Division III absteigen.
Vereinigte Arabische EmirateVereinigte Arabische Emirate M. Sacharau (7:57) A. Klawdijew (11:11) S. Kusnezow (11:50) I. Tschuikow (23:17) S. Kusnezow (25:27) I. Tschuikow (30:20) M. Sacharau (37:53) M. Sacharau (55:02)
Zeytinburnu Buz Pateni Salonu, Istanbul Zuschauer: 85
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IIA, Absteiger in die Division IIIA
Das Turnier der Gruppe A der Division III wurde vom 17. bis 23. April 2023 in der südafrikanischen Metropole Kapstadt ausgetragen. Die Spiele fanden im 2.800 Zuschauer fassenden Grand West Ice Station statt. Insgesamt besuchten 1.815 Zuschauer die zehn Turnierspiele, was ein Schnitt von 181 pro Partie entspricht.
Der Mannschaft aus der Republik China gelang ohne Punktverlust der erstmalige Aufstieg in die Division II. Da Nordkorea, das für diese Gruppe startberechtigt gewesen wäre, keine Mannschaft meldete, gab es keinen sportlichen Absteiger.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IIB, Teilnahmeverzicht und Absteiger in die Division IIIB
Division-IIIA-Siegermannschaft
Division-IIIA-Aufsteiger Chinesisch Taipeh Republik China (Taiwan)
Das Turnier der Gruppe B der Division III wurde vom 27. Februar bis 5. März 2023 in der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo ausgetragen. Die Spiele fanden in der 5.616 Zuschauer fassenden Dvorana Mirza Delibašić statt. Insgesamt besuchten 4.585 Zuschauer die 15 Turnierspiele, was einem Schnitt von 306 Besuchern pro Spiel entspricht.
Der Vorjahresaufsteiger Malaysia stand nach vier zweistelligen Niederlagen bereits vor dem letzten Spiel als sofortiger Wiederabsteiger fest. Ebenso deutlich gelang Mitaufsteiger Kirgisistan mit fünf zweistelligen Siegen und einem Torverhältnis von 76:5 der direkte Durchmarsch in die A-Gruppe.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IIIA, Absteiger in die Division IV
Das zum zweiten Mal durchgeführte Turnier der Division IV wurde vom 23. bis 26. März 2023 in der mongolischen Landeshauptstadt Ulaanbaatar ausgetragen. Die Spiele fanden in der AIC Steppe Arena statt. Die Spiele wurden von mindestens 10.688 Zuschauern besucht. Dies entspricht einem Durchschnitt von mindestens 1.781 pro Spiel.
Der Turniersieger und damit Aufsteiger in die B-Gruppe der Division III wurde WM-Neuling Philippinen. Die Mannschaft aus dem Inselstaat sicherte sich diese Position durch einen knappen 7:6-Erfolg nach Verlängerung gegen Gastgeber Mongolei.
Abkürzungen: Pl. = Platz, Sp = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen, OTN = Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschießen, N = Niederlagen Erläuterungen:Aufsteiger in die Division IIIB