Als Teil des Ruhrgebiets und der Metropolregion Rhein-Ruhr gehört der Ennepe-Ruhr-Kreis zudem zu einem Verdichtungsraum mit über zehn Millionen Einwohnern.[3] Der Kreis existiert in seiner heutigen Form seit 1929, im Zuge der kommunalen Gebietsreform von 1975 kam es zu kleineren Änderungen am Kreisgebiet. Einwohnerstärkster Ort ist mit rund 95.000 Einwohnern die Stadt Witten, die wenigsten Einwohner hat mit rund 8.900 die Stadt Breckerfeld.
Naturräumlich zählt fast das gesamte Kreisgebiet zum hügeligen bis mittelgebirgigen Süderbergland, einem Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Lediglich im Norden gehören einige Gebiete von Witten zur Westfälischen Bucht, einem Teil der norddeutschen Tiefebene. Die höchste Erhebung des Ennepe-Ruhr-Kreises ist der 441 m ü. NN[4] hohe Wengeberg in Breckerfeld.[5] Die tiefste Stelle liegt mit etwa 60 m ü. NN[4] an der Ruhr in Hattingen. Somit gibt es im Kreisgebiet einen Höhenunterschied von 381 Metern. Die Landschaft und die Siedlungsstrukturen sind entsprechend vielfältig.
Kultur- und wirtschaftsgeografisch liegt der Kreis an der Nahtstelle der Regionen Ruhrgebiet (im Norden), Sauerland (im Südosten) und Bergisches Land (im Südwesten). Vor allem wegen seiner Mitgliedschaft im Regionalverband Ruhr (früher Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk bzw. Kommunalverband Ruhrgebiet) und verstärkt seit Eingliederung der Ruhrstadt Witten 1975 wird er heute – als Gesamtheit betrachtet – meist zum Ruhrgebiet gerechnet. Darüber hinaus wird der Kreis, in manchen Zusammenhängen auch nur Teile des Kreises, zur Region Südwestfalen gezählt, was auf die historische Zugehörigkeit zum Land Westfalen verweist.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis setzt sich aus neun Gemeinden zusammen, die alle den Titel Stadt führen. Die Stadt Witten gilt dabei als Große kreisangehörige Stadt, da ihre Einwohnerzahl über 60.000 liegt. Von den anderen acht sind sieben mittlere kreisangehörige Städte, da ihre Einwohnerzahlen zwischen 20.000 und 50.000 liegen.[6] Die alte Hansestadt Breckerfeld, mit einer geringeren Einwohnerzahl, hat Stadtrechte seit 1396.
Derjenige Gebietsteil des heutigen Ennepe-Ruhr-Kreises, der bis 1225 dem Grafen von Isenberg unterstand, ging am 1. Mai 1243 mit dem Vertrag von Essen an die Grafschaft Mark über. Der größere Teil des Kreises kam erst 1324 mit der Vertreibung der Herren von Volmarstein an die Grafschaft Mark.
Während der französischen Besatzung von 1807 bis 1813 lag das heutige Kreisgebiet fast vollständig im Arrondissement Hagen. Seit 1816 gehörte es wieder zu Preußen und zur Provinz Westfalen.[8]
Die beiden Ämter Milspe und Voerde wurden 1937 zum Amt Milspe-Voerde zusammengeschlossen.[10]
Im selben Jahr wurden Hiddinghausen I und Hiddinghausen II zur Gemeinde Hiddinghausen zusammengeschlossen. Hiddinghausen wurde dem Amt Haßlinghausen zugeordnet.[11]
Gleichzeitig wurde das Amt Sprockhövel aufgelöst. Niedersprockhövel und Obersprockhövel kamen zum Amt Blankenstein.[12]
1939 wurde die Gemeinde Ende in die Stadt Herdecke eingemeindet.[13]
Im selben Jahr wurde Grundschöttel nach Volmarstein eingemeindet.[14]
Am 1. April 1949 schlossen sich Milspe und Voerde zur amtsfreien Stadt Ennepetal zusammen.
1951 erhielt die Gemeinde Herbede das Stadtrecht und wurde amtsfrei.
Niedersprockhövel und Obersprockhövel schlossen sich 1960 zur Gemeinde Sprockhövel zusammen.
1966 wurden Buchholz, Holthausen und Welper nach Blankenstein eingemeindet.
Damit bestand der Kreis im Jahre 1969 aus sieben amtsfreien Städten sowie fünf Ämtern mit 21 Gemeinden.
Blankenstein, Bredenscheid-Stüter, Niederelfringhausen, Oberelfringhausen, Oberstüter und Winz wurden in die Stadt Hattingen eingemeindet.
Esborn, Volmarstein und Wengern wurden in die Stadt Wetter eingemeindet.
Haßlinghausen, Hiddinghausen und Gennebreck wurden nach Sprockhövel eingemeindet. Sprockhövel erhielt das Stadtrecht.
Linderhausen wurde in die Stadt Schwelm eingemeindet.
Asbeck, Berge und Silschede wurden größtenteils in die Stadt Gevelsberg eingemeindet.
Dahl wurde nach Breckerfeld eingemeindet.
Altendorf wurde in die kreisfreie Stadt Essen eingemeindet und heißt seitdem Burgaltendorf.
Waldbauer wurde in die kreisfreie Stadt Hagen eingemeindet.
Gleichzeitig wurden alle Ämter aufgelöst. Durch ein Urteil des Verfassungsgerichtshofes in Münster wurde die Eingemeindung von Waldbauer in die Stadt Hagen am 18. Dezember 1970 rückgängig gemacht.
Witten wurde in den Ennepe-Ruhr-Kreis eingegliedert.
Waldbauer wurde nach Breckerfeld eingemeindet.
Das 1970 nach Breckerfeld eingemeindete Dahl wurde in die kreisfreie Stadt Hagen umgemeindet.
Einwohnerstatistik
Daten zur kreisweiten Bevölkerungsentwicklung sind nur für die Zeit von der letzten Gebietsreform 1975 bis heute direkt vergleichbar. Frühere Zahlen aus den Jahren 1929 bis 1974 beziehen sich auf alte Gebietsstände, d. h. auf eine geringere Fläche mit zum Teil auch anderem Zuschnitt der Gemeinden. Insbesondere gehörte vor 1975 die Stadt Witten noch nicht zum Kreis; sie hat heute mit Abstand die meisten Einwohner der kreisangehörigen Städte.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis leben etwa 324.000 Menschen. Im Jahre 1993 war mit rund 353.000 Personen die höchste Bevölkerungszahl zu verzeichnen. Seit 2000 nimmt die Einwohnerzahl vor allem auf Grund des demografischen Wandels kontinuierlich ab. Durch den Zensus 2011 wurde die Bevölkerungszahl im Ennepe-Ruhr-Kreis außerdem um 1,4 Prozent nach unten korrigiert.[17]
Gemäß dem Zensus 2022 waren (2022) 33,9 % der Einwohner evangelisch, 21,0 % katholisch und 45,1 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[20]
Verwaltung und Politik
Kreistag
Geschichte
Den formal ersten Kreistag des im August 1929 entstandenen Ennepe-Ruhr-Kreises ernannte die Aufsichtsbehörde kommissarisch, er wurde jedoch nicht aktiv.[21] Die erste Wahl zum Kreistag fand am 17. November 1929 statt.[21] Von den insgesamt 36 Kreistagsmitgliedern gehörten 12 der SPD an, jeweils 4 Abgeordnete stellten das Zentrum und die KPD, jeweils 3 Abgeordnete waren von der DVP, der DNVP und der WP, jeweils 2 Abgeordnete gehörten der DDP, dem EVD und der NSDAP an, einen Abgeordneten stellte schließlich die Landwirtschaftliche Vereinigung (vgl. VdB und RLB).[21] Einzige Frau im damaligen Kreistag war Emma Horbach von der KPD.[21]
In Folge der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde dieser erste gewählte Kreistag am 4. Februar 1933 vorzeitig aufgelöst.[21]
Nach der am 12. März 1933 durchgeführten Neuwahl war dann die NSDAP mit 15 Abgeordneten stärkste Fraktion. Im Rahmen der „Gleichschaltung“ wurden kurz darauf zuerst den 5 KPD-Abgeordneten und später den 9 SPD-Abgeordneten ihre Mandate entzogen; die 4 Zentrumsvertreter legten selbst ihre Mandate nieder.[21] Der verbleibende Kreistag zählte außer den NSDAP-Vertretern noch zwei Abgeordnete der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot und einen EVD-Abgeordneten. Im Juli 1933 wurden die Zuständigkeiten des Kreistags schließlich per Gesetz auf den Kreisausschuss übertragen, wodurch der Kreistag funktionslos wurde.[21]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 29. November 1945 von der britischen Militärregierung ein neuer Kreistag bestimmt. Zu den 57 ernannten, also nicht gewählten Mitgliedern zählten in Absprache mit den sich damals neu bildenden Parteien insgesamt 43 Mitglieder von SPD, CDU, Liberal-Demokratischer Partei und KPD sowie 12 Vertreter von Berufsorganisationen und zwei direkt von der Militärregierung ausgewählte Vertreter.[21] In den folgenden Monaten begann die Neuregelung der kommunalen Selbstverwaltung und der Kreistag erhielt nach und nach weitere Entscheidungsbefugnisse. Nach Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen im August 1946 – in der von Not geprägten Nachkriegszeit – fand am 13. Oktober 1946 erstmals wieder eine Kreistagswahl statt, an der sich rund 78 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten. Auch der neue Kreistag stand weiterhin unter britischer Militäraufsicht und hatte nur eingeschränkte Kompetenzen. Von den 48 Abgeordneten gehörten 34 zur SPD, 9 zur CDU, 3 zur FDP und 2 zur KPD.[21] 1948 wurde das Gemeindewahlrecht für NRW grundlegend geändert, es verband fortan Elemente der Persönlichkeitswahl mit der listengebundenen Verhältniswahl. Aus der Neuwahl am 17. Oktober 1948 ging ein Kreistag mit 57 Abgeordneten hervor, von denen 24 zur SPD, 14 zur CDU, 12 zur FDP und 7 zur KPD gehörten. Im Mai 1949 wurde dann das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verkündet und die Besatzungsmächte zogen sich auf der Kommunalverwaltungsebene weitgehend zurück. Die letzte Kreistagssitzung im Ennepe-Ruhr-Kreis, an der Vertreter der Militärregierung teilnahmen, fand im Dezember 1950 statt.[21] Ende 1952 folgten nach erneut geändertem Kommunalwahlrecht die ersten regulären freien Kreistagswahlen.
Aus bisher allen Kreistagswahlen ab 1946 ging die SPD als stärkste Fraktion hervor. Zwischen 1956 und 1994 konnte sie mit absoluter Mehrheit die Politik im Kreis bestimmen.
An der Kreistagswahl am 30. August 2009 beteiligten sich 54,8 % der Wahlberechtigten im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Zahl der Kreistagsmitglieder erhöhte sich 2009 durch Überhangmandate von den vorgesehenen 60 auf 72. Neben fünf Fraktionen (SPD, CDU, Grüne, FDP und Linke) gab es im Kreistag drei fraktionslose Mandatsträger.
Das Ergebnis der Kreistagswahl 2014 im Ennepe-Ruhr-Kreis stand aufgrund erforderlicher Nachwahlen erst am 15. Juni 2014 fest.
Ergebnisse der Kommunalwahlen 2020 im Ennepe-Ruhr-Kreis
1) Bezeichnung bis 2007: PDS 2) Bezeichnung bis 2008: Wählergemeinschaft Ennepe-Ruhr (WGEN) 3) WBG zur Wahl 2014 mit FW-EN zusammengegangen
Kreisverwaltung
Verwaltungssitz ist seit Gründung des Kreises 1929 die Stadt Schwelm. Das 1972 eingeweihte Kreishaus am Rande der Schwelmer Innenstadt beherbergt einen Großteil der Kreisverwaltung und die Kreispolizeibehörde; Nebenstellen der Kreisverwaltung bestehen für Gesundheitsämter und Zulassungsstellen in weiteren Gebäuden in Schwelm, Witten, Hattingen und Gevelsberg.
Auf dem Vorplatz und im Sitzungstrakt des Kreishauses befindet sich das vom Künstler Otto Herbert Hajek entworfene Skulpturenensemble „Stadtikonographie Schwelm“.[8]
Leiter der Kreisverwaltung mit derzeit (2013) rund 690 Mitarbeitern und der Kreispolizeibehörde mit rund 320 Mitarbeitern ist der Landrat.[26]
Landräte und Oberkreisdirektoren
Die personelle Verwaltungsspitze des Ennepe-Ruhr-Kreises unterlag historisch mehreren Änderungen. Zu unterscheiden sind die Funktionen des Landrats, des Oberkreisdirektors und kurzzeitig auch des „Kreisbürgermeisters“. Insbesondere die Bedeutung des Landrats hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.
In der Nachkriegszeit ab 1945 gab es nur eine eingeschränkte Selbstverwaltung des Kreises. Die CCG/BE, die Militärregierung in der britischen Besatzungszone, bestimmte einen in den ersten Monaten „Kreisbürgermeister“ genannten Landrat, der für die Verwaltungsführung des Kreises zuständig war, dabei aber den Weisungen der Militärregierung unterstand. Er war zugleich Vorsitzender des durch die Militärregierung ernannten Kreistags.[27]
Anfang 1946 führte die Militärregierung dann die „Doppelspitze“ aus Oberkreisdirektor (OKD) und Landrat ein. Der OKD war für behördliche Entscheidungen und alle Verwaltungsgeschäfte zuständig, der Landrat wurde aus der Mitte des zuerst ernannten, später gewählten Kreistags bestimmt und übernahm dessen Vorsitz. Diese Doppelspitzenstruktur wurde nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1996 prinzipiell beibehalten. In dieser Zeit waren die Oberkreisdirektoren entscheidende Hauptverwaltungsbeamte des Kreises. Die Landräte wurden vom Kreistag gewählt, also nicht direkt von der Bevölkerung; sie waren ehrenamtlich tätig und hatten vor allem politisch-repräsentative Aufgaben.
In den 1990er-Jahren wurde die Kreisordnung des Landes Nordrhein-Westfalen geändert. Das Kommunalverfassungssystem wurde der Süddeutschen Ratsverfassung angeglichen und die Doppelspitzenstruktur aufgelöst. Seither bilden die Landräte als hauptberufliche Wahlbeamte die alleinigen Verwaltungsspitzen der Kreise; Oberkreisdirektoren gibt es nicht mehr. Im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde erstmals 1996 ein Landrat direkt von der Bevölkerung gewählt.
Bei der Verwaltungsleitung wird der Landrat von einem hauptamtlichen Kreisdirektor unterstützt, der zugleich sein allgemeiner Vertreter ist. Bis 2005 war dies Wolfgang Becker. Zwischen 2005 und 2020 nahm Kreisdirektorin Iris Pott diese Funktion ein.[29] Ihre Nachfolge trat im Januar 2021 Paul Höller an, bis er im Juni 2022 als Staatssekretär in die neue Landesregierung von NRW eintrat.[30] Bei der repräsentativen Vertretung des Kreises wird der Landrat außerdem ehrenamtlich durch stellvertretende Landräte unterstützt. Dies sind seit der Wahl 2014 die Kreistagsmitglieder Sabine Kelm-Schmidt (SPD), Walter Faupel (CDU) und Jörg Obereiner (Bündnis 90/Die Grünen), sie behielten ihre Ämter auch nach der Wahl im Jahr 2020.[26]
Wappen und Logo
Sein Wappen wurde dem Ennepe-Ruhr-Kreis am 2. Oktober 1937 verliehen. Die heraldisch korrekte Wappenbeschreibung lautet: „In Gold ein rot-silberner Schachbalken, oben und unten begleitet von je einem blauen Wellenbalken.“ Der Schachbalken steht für die Grafschaft Mark, zu der das Kreisgebiet seit dem Mittelalter bis Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte, die beiden Wellenbalken für die Flüsse Ennepe und Ruhr, die dem Kreis den Namen gaben.
Das 2004 eingeführte Logo des Kreises zeigt neun orange-rote kleine Quadrate vor dem Hintergrund eines in zwei Blautönen gehaltenen großen Quadrates. Diese Elemente symbolisieren die neun Gemeinden des Kreises sowie die beiden Flüsse, nach denen der Ennepe-Ruhr-Kreis benannt ist. Zudem orientiert sich die Gestaltung des Logos an der von Otto Herbert Hajek entworfenen „Stadtikonographie Schwelm“ am bzw. im Kreishaus.[8] Zuvor wurde lange Zeit die Buchstabenkombination EN in verschiedenen Formen als Emblem des Kreises genutzt.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist in zwei Bundestagswahlkreise aufgeteilt.[31] Die Städte Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm bilden zusammen mit der kreisfreien Stadt Hagen den Wahlkreis 138/Hagen-Ennepe-Ruhr-Kreis I. Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 gewann Timo Schisanowski (SPD) mit 33,25 % der Erststimmen das Mandat.[32]
Die Städte Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter und Witten bilden den Wahlkreis 139/Ennepe-Ruhr-Kreis II. Bei den letzten Bundestagswahlen holte Axel Echeverria (SPD) mit 35,43 % das Direktmandat.[33]
Landtag
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist in drei Landtagswahlkreise eingeteilt.[34] Die Städte Hattingen, Schwelm, Sprockhövel und Wetter/Ruhr bilden den Wahlkreis 105/Ennepe-Ruhr-Kreis I. Bei der Landtagswahl im Mai 2022 holte Kirsten Stich (SPD) mit 34 Prozent der Erststimmen das Direktmandat.[35]
Die Städte Herdecke und Witten bilden den Wahlkreis 106/Ennepe-Ruhr-Kreis II. Bei den letzten Landtagswahlen holte Nadja Bütefür (SPD) mit 32,4 Prozent das Direktmandat.[36] Die Städte Breckerfeld, Ennepetal und Gevelsberg bilden mit einigen Stadtbezirken der kreisfreien Stadt Hagen den Wahlkreis 104/Hagen II-Ennepe-Ruhr-Kreis III. Das Direktmandat holte Ina Blumenthal (SPD) mit 37,5 Prozent der Erststimmen.[37]
Zudem zog Verena Schäffer (Bündnis 90/Die Grünen) über die Landesliste in den Landtag von NRW ein.[38]
Infrastruktur und Wirtschaft
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Ennepe-Ruhr-Kreis Platz 221 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“ für die Zukunft.[39]
Straßenbahnlinien verkehren heute nur noch in Hattingen mit der Linie 308 und in Witten mit den Linien 309 und 310. Alle drei Linien haben eine Anbindung an Bochum. Sie werden von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG betrieben.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist hervorragend an das Fernstraßennetz angeschlossen. Durch das Kreisgebiet verlaufen die Bundesautobahnen1, 43, 44 und 46 mit mehreren Anschlussstellen. Die Bundesautobahn 45 verläuft unmittelbar östlich des Kreisgebiets, mit dem sie durch das Autobahnkreuz Dortmund/Witten verbunden wird. Im Sprockhöveler Stadtgebiet – unmittelbar an der Grenze zur Kreisstadt Schwelm – befindet sich das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord.
Am 1. Januar 2018 waren fast 195.000 Personenkraftwagen, 20.000 Motorräder sowie 14.000 Lastkraftwagen und Busse im Kreis zugelassenen.[41] Aus der Verkehrsunfallstatistik des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2004 geht hervor, dass zumindest damals im Ennepe-Ruhr-Kreis pro Einwohner die wenigsten Unfälle passierten und die wenigsten Menschen im Verkehr verunglückten.[42]
Als untere Katastrophenschutzbehörde ist der Ennepe-Ruhr-Kreis Träger des Katastrophenschutzes im gesamten Kreisgebiet. Er ist der Bezirksregierung Arnsberg unterstellt, die wiederum die mittlere Katastrophenschutzbehörde darstellt. Zusammen mit der Berufsfeuerwehr Dortmund bildet der Ennepe-Ruhr-Kreis den 3. Verband.
Im Kreisgebiet wird in enger Zusammenarbeit mit den neun kreisangehörigen Städten und den Hilfsorganisationen der Katastrophenschutz sichergestellt. Die vom Land Nordrhein-Westfalen (NRW) gestellten Gerätewagen Sanität (GW-San) werden vom Deutschen Roten Kreuz und vom Arbeiter-Samariter-Bund in Witten und der Johanniter-Unfall-Hilfe in Herdecke so wie in Ennepetal betrieben. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat einen vom Land NRW bereitgestellten AB-MANV (Abrollbehälter Massenanfall an Verletzten) in der Stadt Herdecke stationiert. Dieser wird von der Freiwilligen Feuerwehr Herdecke technisch betrieben und von den Hilfsorganisationen werden die Vorgaben des BHP50 sichergestellt.
Der Brandschutz wird von den Kommunen sichergestellt. Lediglich die Stadt Witten unterhält eine Berufsfeuerwehr und eine Freiwillige Feuerwehr. Die Kommunen Hattingen, Ennepetal, Schwelm und Gevelsberg unterhalten eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften, die übrigen Kommunen Freiwillige Feuerwehren. Die Berufsfeuerwehr Witten hält für Großschadenslagen einen AB-EL (Abrollbehälter Einsatzleitung) vor, der im Jahr 2009 durch den Ennepe-Ruhr-Kreis beschafft wurde und im ganzen Kreisgebiet eingesetzt wird.
Träger des Rettungsdienstes ist der Ennepe-Ruhr-Kreis. Neben den Feuerwehren wird der Rettungsdienst von den Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Arbeiter-Samariter-Bund sowie der Rettungswachen der Städte Wetter (Ruhr) und Herdecke sichergestellt. Im Kreisgebiet gibt es insgesamt elf Rettungsdienststandorte sowie die vier NEF-Standorte Witten, Herdecke, Hattingen und Schwelm (2 NEFs)
Die 2005 neu gebaute integrierte Leitstelle für Feuerschutz, Rettungsdienst und Großschadenslagen ist im Kreishaus in Schwelm untergebracht. Die zuständigen Leitstellendisponenten alarmieren zentral und digital alle Hilfskräfte im Kreis.
Zusätzlich gibt es noch vier Ortsverbände der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (OV Schwelm, OV Wetter, OV Hattingen und OV Witten), die dem Regionalstellenbereich Bochum unterstehen.
Bildung
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist Träger dreier Berufskollegs (in Ennepetal, Hattingen und Witten), einer Gesamtschule (in Sprockhövel) und zweier Förderschulen (in Witten und Sprockhövel).
Der Süden des Kreisgebietes war früher von der Kleineisenindustrie geprägt, der Norden dagegen von der Großindustrie der Eisenverarbeitung und Stahlerzeugung. Der Bergbau ist im 20. Jahrhundert zum Erliegen gekommen.
Noch heute ist der Kreis einer der am stärksten gewerblich-industriell geprägten Räume in Nordrhein-Westfalen. Doch wie auch andernorts hat der sekundäre Wirtschaftssektor gegenüber dem tertiären Sektor bis in die 1990er Jahre erheblich an Bedeutung verloren. Seither sind Politik und Unternehmen bemüht, den Wirtschaftsstandort besonders über Dienstleistungen im Bereich der Gesundheit, der Freizeit und des Tourismus neu zu definieren. So sind im Bereich der Gesundheitswirtschaft viele mittelständische Unternehmen sowie bedeutende Fachkliniken und Forschungsinstitute im Ennepe-Ruhr-Kreis zu finden. Der Tourismus zielt besonders auf Besucher aus dem Ruhrgebiet, dem Bergischen Land und dem Sauerland ab.
Mit einem Wert von 108,7 lag im Jahre 2006 der Kaufkraftindex im Ennepe-Ruhr-Kreis leicht über dem Bundesdurchschnitt.[46]
Im Rahmen der Sozialreformen nach Hartz IV wurde der Ennepe-Ruhr-Kreis als eine von 69 Optionskommunen zugelassen. Demzufolge kümmert sich die JobAgenturEN seit 2005 alleine um die Förderung der Langzeit-Arbeitslosen. Am 1. Januar 2011 wurde sie in JobCenterEN umbenannt.
Das Hörfunkprogramm WDR 2 versorgt das Kreisgebiet mit Nachrichten aus seinem Dortmunder Studio. Offene Kanäle gibt es im Kreisgebiet nicht. Ab 1991 besteht mit Radio Ennepe Ruhr ein privater Lokalradiosender für den Kreis. Er sendete bis 2021 vom Funkhaus in Hagen (107.7 Radio Hagen) täglich sechs Stunden selbstproduziertes Lokalprogramm. Ab 2021 wurde das Programm von Radio NRW übernommen. Ab Januar 2023 wird Radio Ennepe Ruhr in Zusammenarbeit mit Radio Wuppertal wieder auf Sendung gehen.[47] Im Rahmen des Bürgerfunks werden außerdem Programme zweier anerkannter Radiowerkstätten (Gevelsberg und Ruhrstadtstudio Witten) ausgestrahlt. Zu Anfang des Jahres 2007 hatte Radio Ennepe Ruhr von Montag bis Freitag täglich knapp 50.000 Hörer.[48]
Zusammen mit vier Städten und zwei Museen richtete der Kreis das Gemeinschaftsprojekt EN-Kunst aus. An verschiedenen Orten wie der Kluterthöhle in Ennepetal, dem Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen, dem LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten, im Stadtgarten Gevelsberg und im Kreishaus in Schwelm wurden von nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern Bilder, Skulpturen und Installationen ausgestellt. Die letzte EN-Kunst fand 2006 statt.
Am 1. Juli 1956 wurde dem Ennepe-Ruhr-Kreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen EN zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Seit dem 14. November 2012 ist durch die Kennzeichenliberalisierung auch das Unterscheidungszeichen WIT (Witten) erhältlich.
Literatur
Wolf-Dieter Lepiorz: Der Ennepe-Ruhr-Kreis in Geschichte, Kultur und Forschung. Ein bibliographischer Beitrag zur Regionalforschung nebst Ergänzungen zur „Bibliographie der Stadt Witten“. Witten 2016 (bei Scribd).
Ingo Niemann (Red.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Deutsche Landkreise im Porträt. 3. neu bearb. Auflage. Verlag Kommunikation und Wirtschaft, Oldenburg 2004, ISBN 978-3-88363-236-0.
Klaus Balve (Red.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Deutsche Landkreise im Porträt. Verlag Kommunikation und Wirtschaft, Oldenburg 1991, ISBN 978-3-88363-094-6.
Oberkreisdirektor des Ennepe-Ruhr-Kreises (Hrsg.): Fünfzig Jahre Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Entstehung eines Landkreises aus der Retorte. Bearb. von Richard Grünschläger u. a., Schwelm 1979.
Ennepe-Ruhr-Kreis (Hrsg.): Ennepe-Ruhr-Kreis. Kunstverlag Bühn, München 1975.
Paul Schulze (Red.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Verwaltung. Gerhard Stalling Wirtschaftsverlag, Oldenburg 1965.
Hugo Siegert, Günther Gedat: Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Buch des Landkreises Ennepe-Ruhr. Land an Ennepe und Ruhr. Herausgegeben vom Kreisverkehrsverband Ennepe-Ruhr, Dortmunder Zeitschriftenverlag Eugen Schinker, Dortmund 1959.
Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises (Hrsg.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Kreises. Schwelm 1954.
Ennepe-Ruhr-Kreis (Hrsg.): Die landschaftliche Struktur des Ennepe-Ruhr-Kreises. Schwelm 1954.
AG des Westfälischen Heimatbundes im Ennepe-Ruhr-Kreis (Hrsg.): Raumgliederung des Ennepe-Ruhr-Kreises in Vergangenheit und Gegenwart. Schwelm 1947.
↑Christoph Köck: Die Entdeckung des Sauerlandes. Zur kulturellen Symbolik einer Region. In: Stefan Baumeier, Christoph Köck (Hrsg.): Sauerland. Facetten einer Kulturregion. Grobbel, Fredeburg 1994, ISBN 3-930271-20-6, S.10–33.
↑Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1, S.383.
↑Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S.246.
↑Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S.244.
↑Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
↑ abcdefghijKreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises (Hrsg.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Kreises. Schwelm 1954, S. 245–248
↑ abcdefghijkKreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises (Hrsg.): Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Kreises. Schwelm 1954, S. 252–254
↑Bundestagswahlen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de
↑Landtagswahlen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de
↑Ergebnis 2022/Erststimme. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de
↑Ergebnis 2022/Erststimme. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de
↑Ergebnis 2022/Erststimme. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de
↑Landtagswahlen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2022; abgerufen am 19. November 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enkreis.de