Der Kreis Warburg umfasst im Wesentlichen das südliche Obere Weserbergland zwischen Eggegebirge im Westen und dem Westhessischen Bergland im Süden und Osten. Die zentrale Landschaft des Kreises ist die Warburger Börde. Auf dem Hauptkamm der Egge liegt die Rhein-Weser-Wasserscheide, so dass das Kreisgebiet durch Nethe und Diemel nach Osten zur Weser hin entwässert wird.
Nachbarkreise
Der Kreis Warburg grenzte Anfang 1972 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an den Kreis Höxter (in Nordrhein-Westfalen), an die Landkreise Hofgeismar, Wolfhagen und Waldeck (alle in Hessen) sowie an die Kreise Büren und Paderborn (beide wiederum in Nordrhein-Westfalen).
Geschichte
Ein erster Kreis Warburg wurde bereits 1803 eingerichtet, nachdem das Fürstentum Paderborn an Preußen gefallen war.[1] Zu diesem Kreis gehörten neben dem größten Teil des 1816 wiedergegründeten Kreises Warburg auch die historischen Ämter Beverungen, Lichtenau und Wünnenberg.[2] Von 1807 bis 1813 gehörte das Kreisgebiet zum Königreich Westphalen, fiel dann zurück an Preußen und gehörte seit 1815 zum Regierungsbezirk Minden.
Die Städte Borgentreich und Warburg erhielten 1836 die preußische revidierte Städteordnung und wurden dadurch verwaltungstechnisch von ihren Umlandgemeinden getrennt. Der Rest des Verwaltungsbezirks Borgentreich wurde mit dem Verwaltungsbezirk Rösebeck zum Verwaltungsbezirk Borgholz fusioniert.[5][6]
Im Rahmen der Einführung der westfälischen Landgemeinde-Ordnung von 1841 wurden aus den Verwaltungsbezirken unterhalb der Kreisebene, sofern es sich nicht um Städte gemäß der revidierten Städteordnung handelte, Ämter gebildet. Im Kreis Warburg bestanden dadurch seit 1843 die fünf Ämter Borgholz, Dringenberg, Gehrden, Peckelsheim und Warburg mit insgesamt 47 Gemeinden und drei Gutsbezirken.[7] Die beiden Städte Borgentreich und Warburg blieben amtsfrei.
Etwa 1849 wechselten die Gemeinden Natingen aus dem Amt Gehrden und Drankhausen aus dem Amt Peckelsheim zum Amt Borgholz.[8] Die beiden Ämter Dringenberg und Gehrden besaßen von Anbeginn einen gemeinsamen Amtmann und bildeten seit 1857/58 das gemeinsame Amt Dringenberg-Gehrden.[9] 1852 suchte Kleinenberg wegen der miserablen Verkehrsverbindung mit seiner Kreisstadt Büren Anschluss an den Kreis Warburg; der Antrag wurde von den zuständigen Stellen des Regierungspräsidenten in Minden abgelehnt.[10]
Um 1870 wechselten die beiden Gemeinden Fölsen und Niesen aus dem Amt Gehrden in das Amt Peckelsheim.[11]
Von 1852 bis 1876 befand sich das Landratsamt mit Genehmigung des Kreistages und des Regierungspräsidenten in Peckelsheim, das im Kreis zentraler und dem Wohnsitz des damaligen Landrats in Helmern näher lag. In diesen Jahren musste der Landrat wöchentlich einmal eine Sprechstunde in Warburg halten. Die Kreistage aber, die seit 1828 zusammentraten, fanden nach wie vor in Warburg statt.[10]
Erst 1909 baute sich die Kreisverwaltung, durch die immer steigenden Aufgaben und die wachsende Zahl der Beamten und Angestellten genötigt, ein eigenes Verwaltungsgebäude an der Warburger Bahnhofstrasse. 1961/63 wurde im Rahmen von Umbauarbeiten auch der Erweiterungsbau errichtet. Lediglich dieser Erweiterungsbau wird heute als Außenstelle des Kreises Höxter genutzt, während das Hauptgebäude seit den 1980er-Jahren der Stadtverwaltung von Warburg als Zentrale zur Verfügung steht.[10]
1920 wurde der Gutsbezirk Dinkelburg in die Gemeinde Körbecke eingegliedert.[12] 1928 wurden die Gutsbezirke Niesen und Schweckhausen in die gleichnamigen Gemeinden eingegliedert.[13] Das Amt Warburg wurde 1932 in Amt Warburg-Land umbenannt.[14] Am 1. April 1937 wurde die bis dahin amtsfreie Stadt Borgentreich in das Amt Borgholz eingegliedert, das daraufhin in Amt Borgentreich umbenannt wurde.[15]
Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Warburg.[16]
In einem Gebietsänderungsvertrag zur Kreisneugliederung zwischen den Kreisen Warburg und Höxter vom Juli 1974 war vereinbart worden, den gemeinsamen neuen Kreis als Kreis Brakel zu benennen mit Sitz in Brakel. Dieser Vertrag wurde von den Kreistagen in Höxter und Warburg angenommen. Trotzdem wurde bei der Landtagsentscheidung zum Sauerland/Paderborn-Gesetz mit knapper Mehrheit für den neuen Kreisnamen Kreis Höxter mit Sitz in Höxter entschieden. Auch eine Benennung des neuen Kreises als Kreis Höxter-Warburg fand keine Zustimmung im Landtag in Düsseldorf.
Einwohnerentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Warburg, dessen Gebietsstand über den gesamten Zeitraum unverändert blieb. Bei den Zahlen handelt es sich um Volkszählungsergebnisse und für 1973 um eine Fortschreibung.[18][19][20][21] Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Jahr
Einwohner
1818 (31. Dez.)
26.375
1822 (31. Dez.)
28.433
1825 (31. Dez.)
28.553
1831 (31. Dez.)
29.776
1834 (31. Dez.)
30.536
1837 (31. Dez.)
30.551
1840 (31. Dez.)
32.341
1843 (31. Dez.)
32.859
Jahr
Einwohner
1846 (3. Dez.)
33.596
1849 (3. Dez.)
34.645
1852 (3. Dez.)
36.049
1855 (3. Dez.)
33.979
1858 (3. Dez.)
32.888
1861 (3. Dez.)
33.020
1864 (3. Dez.)
32.700
1867 (3. Dez.)
31.465
Jahr
Einwohner
1871 (1. Dez.)
31.061
1880 (1. Dez.)
31.075
1885 (1. Dez.)
31.491
1890 (1. Dez.)
31.982
1895 (1. Dez.)
32.308
1900 (1. Dez.)
32.332
1905 (1. Dez.)
32.739
1910 (1. Dez.)
33.383
Jahr
Einwohner
1925 (16. Juni)
36.215
1933 (16. Juni)
36.528
1939 (17. Mai)
35.113
1946 (29. Okt.)
52.390
1950 (13. Sep.)
50.903
1961 (6. Juni)
43.298
1970 (27. Mai)
45.252
1973 (31. Dez.)
44.800
Politik
Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946
In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[22]
Jahr
CDU
CWG
SPD
FDP
DZP
1946
58,8
17,5
23,7
1948
44,7
21,6
33,6
1952
41,6
16,1
09,4
23,8
119561
46,3
14,5
06,9
17,7
219612
53,2
18,3
12,2
12,9
319643
54,1
(14,0)
16,3
15,5
1969
53,8
18,3
15,2
12,0
Bei der Wahl im Jahr 1952 erreichten unabhängige Kandidaten 7,9 % der gültigen Stimmen.
Fußnoten
1 1956: zusätzlich: UdM: 11,9 %, BHE: 2,7 %
2 1961: zusätzlich: CSWG: 3,3 %
3 1964: CWG: kursiv in Klammern: Ergebnis nicht sicher
Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen WAR zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1974 ausgegeben.
Der Kreistag Höxter votierte auf seiner 7. Sitzung am 23. April 2015[24] mit 15 Ja- und 23 Nein-Stimmen (bei 3 Enthaltungen) erneut gegen die Wiedereinführung des Kennzeichens WAR (ergänzend zu HX).
Auf der Kreistagssitzung am 1. Oktober 2019 wurde mit 28 Ja- und 3-Nein-Stimmen (bei 5 Enthaltungen) die Wiedereinführung des Kennzeichens WAR beschlossen. Nach erfolgter Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums wurde das Kennzeichen erstmals am Freitag, 8. November 2019 in der Zulassungsstelle in Warburg neu ausgegeben. Der Warburger Hans-Gerd Sander, zugleich seit 2012 Initiator für die Wiedereinführung des Warburger Kennzeichens[25] i. R. der bundesweiten Reform zur Kennzeichenliberalisierung, war der Erste, der ein wiedereingeführtes WAR-Kennzeichen erhielt.[26] Das WAR-Kennzeichen ist, ergänzend zu HX, künftig im gesamten Kreis Höxter erhältlich.
Literatur
Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Statistische Rundschau für den Kreis Warburg. Düsseldorf 1973.
Hogrebe: Landkreis Warburg – Geschichte der Verwaltung des Kreises Warburg. 1930 (Manuskript im StA Detmold)
Michael Rademacher: Kreis Warburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
Einzelnachweise
↑Theodor Kraayvanger: Die Organisation der preußischen Justiz und Verwaltung im Fürstentum Paderborn. In: Münsterische Beiträge zur Geschichtsforschung. Schöningh, Paderborn 1905, Kap. Die Einsetzung der Landräte, S.44ff. (Digitalisat).
↑Thomas Reich: Erbfürstentum Paderborn, Kreise. Findbuch G111. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 2013, abgerufen am 11. November 2024.
↑Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band3. Münster 1978, S.183 (Nachdruck des Originals von 1834).
↑Heinrich Schoppmeyer: Borgentreich. (pdf) Gründung und Weg einer 700jährigen Stadt. In: Internet-Portal Westfälische Geschichte. LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, abgerufen am 11. November 2024.
↑Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1.
↑ abcdiv.: Der Landkreis Warburg (Geschichte – Landschaft – Wirtschaft). Hrsg.: Gerhard Stalling AG, in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Warburg. Gerhard Stalling AG – Wirtschaftsverlag, Oldenburg (Oldb.) 1966, S.24.
↑Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
↑Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.