Am 21. Januar 1947 wurde der Freistaat Lippe durch die Militärverordnung Nr. 77 der britischen Besatzungsmacht mit dem Land Nordrhein-Westfalen vereinigt. Am 1. April 1947 wurde aus dem westfälischen Regierungsbezirk Minden und Lippe der neue Regierungsbezirk Minden-Lippe mit Sitz in Detmold gebildet (ab 2. Juni 1947 Regierungsbezirk Detmold). 1949 traten die vom nordrhein-westfälischen Landtag am 5. November 1948 verabschiedeten Gesetze – aufbauend auf den sogenannten Lippischen Punktationen – zur Regelung der Vereinigung des Landes Lippe mit dem Land Nordrhein-Westfalen in Kraft, woraufhin der Landesverband Lippe gebildet wurde. Die Gemeinden Lipperode und Cappel wurden dem Kreis Lippstadt zugeordnet.
1969 und 1970 erfolgte eine Neugliederung der Gemeinden in den Kreisen Lemgo (am 1. Januar 1969 durch das Lemgo-Gesetz) und Detmold (am 1. Januar 1970 durch das Detmold-Gesetz). Aus ehemals 168 selbständigen lippischen Städten und Gemeinden wurden 16 Städte und Gemeinden gebildet. Die Stadt Lügde und die Gemeinden Harzberg und Kempen-Feldrom fielen dem Kreis Detmold, die lippische Exklave Grevenhagen dem Kreis Höxter zu. Im Bielefeld-Gesetz wurden die bisherigen Kreise Lemgo und Detmold mit Wirkung von 1. Januar 1973 zum Kreis Lippe mit Sitz in Detmold zusammengelegt.
Dieser Kreis stimmt in seiner territorialen Ausdehnung weitgehend mit der ehemaligen Herrschaft/Grafschaft/Fürstentum und Land Lippe überein und kann daher auf eine annähernd 900-jährige kontinuierliche Geschichte zurückblicken und kurz als „Lippe“, beziehungsweise als das „Lipperland“ aufgefasst werden.
Gemäß dem Zensus 2011 waren 51,0 % der Einwohner evangelisch, 12,5 % römisch-katholisch und 36,5 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[7] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem jährlich um 1 Prozentpunkt gesunken. Gemäß dem Zensus 2022 waren (2022) 40,5 % der Einwohner evangelisch, 10,8 % katholisch und 48,7 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[8]
Laut kirchlicher Statistik der Lippischen Landeskirche gehörten am Jahresende 2023 rund 136.000 Menschen (fast 39 % der Gesamtbevölkerung) der Lippischen Landeskirche an. Am Jahresende 2022 gehörten 140.276 Menschen (40,0 % der Gesamtbevölkerung) der Lippischen Landeskirche an.[9]
Politik
Oberkreisdirektoren
1. Januar 1973 bis 30. Juni 1973: Hellmuth Krüger (beauftragter Oberkreisdirektor)
Zum 1. Oktober 1999 erfolgte im Rahmen der Kommunalverfassungsreform eine Zusammenfassung des hauptamtlichen Oberkreisdirektors mit dem ehrenamtlichen Landrat zum hauptamtlichen Landrat, daher gibt es seit dem 1. Oktober 1999 keinen Oberkreisdirektor mehr.
Durch die Wahl 2014 haben die FREIEN WÄHLER ihren Fraktionsstatus verloren. Nach gescheiterten Verhandlungen mit der AfD über die Bildung einer gemeinsamen Fraktion und ihrem Ausschluss aus der Wählergruppe haben die beiden Mandatsträger sich der CDU-Fraktion angeschlossen.[10]
CDU (+ FREIE WÄHLER), GRÜNE und FDP bildeten eine Koalition.[11]
2020 zog mit der Kommunalwahl Aufbruch C als neue Partei und in den Kreistag ein.[12] SPD und GRÜNE haben für die Wahlperiode 2020–2025 eine Koalition gebildet.[13]
Wappen, Flagge und Banner
Das Wappen des Kreises zeigt in Silber (weiß) eine rote fünfblättrige Rose mit goldenen (gelben) Butzen und goldenen (gelben) Kelchblättern (siehe Lippische Rose).
Der 1973 im Zuge der kommunalen Gebietsreform gebildete Kreis Lippe führt mit Genehmigung vom 17. Juli 1973 die lippische Rose in seinem Wappen. Historisch gesehen ist die Rose seit Jahrhunderten Wappensymbol für die Herrschaft, die Grafschaft, das Fürstentum und den Freistaat Lippe. Seit der Zusammenlegung der beiden Kreise Detmold und Lemgo stimmt das Gebiet des Kreises Lippe im Wesentlichen mit dem des ehemaligen Landes Lippe überein. Es lag daher nahe, mit Rücksicht auf die gemeinsame Geschichte von ungewöhnlicher Kontinuität über nahezu acht Jahrhunderte die lippische Rose als neues Kreiswappen vorzusehen. Die 16 goldenen Staubgefäße symbolisieren die Städte und Gemeinden des neuen Kreises Lippe.[14]
Der Kreis führt eine Flagge mit den Farben Gelb und Rot, längsgestreift, mit dem zur Stange verschobenen Kreiswappen sowie ein Banner mit den Farben Gelb und Rot, längsgestreift mit dem Kreiswappen in der oberen Hälfte. (§ 2 der Hauptsatzung des Kreises[15])
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Kreis Lippe Platz 236 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“ für die Zukunft.[16]
Hochschulen
Hochschulstädte in Lippe sind Detmold und Lemgo. In Detmold ist der Sitz der Hochschule für Musik. In Lemgo befindet sich der Hauptsitz der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe; sie hat in Lippe einen weiteren Standort in Detmold und außerhalb von Lippe in Höxter.
In Horn-Bad Meinberg befindet sich das Europäische Zentrum für universitäre Studien der Senioren Ostwestfalen-Lippe.
Das Gebäude, in dem sich das Fraunhofer-Institut befindet, steht auf dem Innovation Campus Lemgo und wurde im Rahmen einer public-private partnership von Privatinvestoren errichtet. Die dort angesiedelte Forschung hat den Schwerpunkt der IT-basierten Automation.
Förderung der Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Kultur
Der Kreis Lippe wird im Nordwesten von der Bundesautobahn 2Dortmund–Hannover zwischen Bielefeld und Herford berührt. Die Bundesautobahn 33 im Sennegebiet von Bielefeld nach Paderborn führt westlich am Kreisgebiet vorbei.
Der Kreistag hat 2006 beschlossen, ein Projekt zum Public Private Partnership auszuschreiben. Es wird beabsichtigt, den Straßenbau, den Straßenbetrieb und die Straßenunterhaltung des Kreises zu privatisieren. Innerhalb der Bevölkerung ist dieses Vorhaben umstritten, es hat sich hierzu eine Initiativgruppe zum Bürgerbegehren gebildet. In seiner Sitzung am 6. November 2006 hat der Kreistag das Bürgerbegehren als unzulässig zurückgewiesen.
Die landwirtschaftliche Nutzung fällt in den einzelnen Regionen Lippes ganz unterschiedlich aus: Während in Augustdorf nur 2,8 % der Katasterfläche landwirtschaftlich genutzt werden, sind es in Leopoldshöhe 81 %. Dieser Unterschied ist vor allem auf den Teutoburger Wald zurückzuführen, denn alle Regionen, die direkt an der Bergkette liegen, haben nur eine geringe landwirtschaftlich genutzte Fläche (Augustdorf: 2,8 %, Oerlinghausen 12,2 %, Schlangen 13,8 %). In Augustdorf und Schlangen tritt als weitere Einschränkung hinzu, dass ein erheblicher Teil des jeweiligen Gemeindegebiets vom Truppenübungsplatz Senne eingenommen wird.
GPZ Lippe (Gemeindepsychiatrisches Zentrum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) mit einer Tagesklinik in Lage gehört zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Münster) und zur Gesundheitsholding Lippe des Kreises Lippe
Daneben unterhält das Klinikum Lippe im Gesundheitszentrum in Bad Salzuflen-Schötmar eine Betriebsstelle für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 48 Betten.
Dr. Becker Brunnen-Klinik, private Rehaklinik für Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik
Medien
Radio Lippe ist das private Lokalradio für den Kreis. Neben selbst produzierten Sendungen übernimmt es das Rahmenprogramm von Radio NRW.
Der WDR unterhält in Detmold ein Büro, das zum WDR-Studio Bielefeld gehört und Radio- und Fernsehbeiträge für den gesamten WDR und die ARD produziert.[18]
Im Rahmen des Landesmediengesetzes haben Interessierte die Möglichkeit, eigene Radioproduktionen im Bürgerfunk von Radio Lippe auszustrahlen. Für diese Produktionen stehen ehrenamtlich organisierte Radiowerkstätten frei zugänglich zur Verfügung (in Detmold und in Hörste).
Kfz-Kennzeichen
Bei der Bildung des neuen Kreises wurde diesem am 1. Januar 1973 das Unterscheidungszeichen DT des ehemaligen Kreises Detmold zugeteilt. Am 1. November 1990 wurde dem Kreis das neue Unterscheidungszeichen LIP zugewiesen. Dieses wird durchgängig bis heute ausgegeben. Beide früheren Unterscheidungskennzeichen LE (Altkreis Lemgo) und DT (Altkreis Detmold) wurden bisher nicht wieder eingeführt. Es ist tradiert, dass sich mit der Einführung des LIP-Kennzeichens 1990 lange Schlangen vor der Zulassungsstelle gebildet hatten, da der Kreis Lippe mit dem Kennzeichen LIP als Nachfolger des identitätsstiftenden ehemaligen Landes Lippe angesehen wurde – nahezu jeder Lipper wollte ein Lipper Kennzeichen.
Sonstiges
Der Kreis ist bekannt für viele Erholungszentren und touristische Ziele, wie Deutschlands höchste Statue, das Hermannsdenkmal bei Detmold-Hiddesen, und die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg.
Keine kulinarische Spezialität ist hingegen die Lippische Erfrischung, die lediglich eine humorvolle Umschreibung für ein geöffnetes Fenster ist und – ähnlich wie der Schottenwitz – mit der sprichwörtlichen Sparsamkeit der Bewohner dieser Gegend spielt. So sollen die Lipper den Kupferdraht erfunden haben, weil sie den Pfennig so oft umgedreht hätten, bis daraus eben der Kupferdraht geworden sei.