Es war die sechste Straßen-Rad-WM, die in den Niederlanden stattfand; davor war 1998 Valkenburg aan de Geul Austragungsort, das ebenfalls in Limburg liegt. Die Rennen im Einer-Straßenfahren führten auch 2012 durch Valkenburg (vgl. unten Kurs).
Die Wettkämpfe unterlagen einer Anzahl von Veränderungen.
Nach 1994 wurde erstmals wieder ein Mannschaftszeitfahren durchgeführt, die Mannschaften setzten sich aus Profiteams zu je sechs Fahrern zusammen. Die Teilnahme der UCI ProTeams war dabei verbindlich. Weitere Teams qualifizierten sich nach den Zwischenständen der UCI-Ranglisten zum 15. August 2012: Auf Einladung konnten die ersten 20 europäischen Teams der UCI Europe Tour, die ersten fünf amerikanischen bzw. asiatischen der UCI America Tour bzw. UCI Asia Tour und das jeweils erste afrikanische bzw. ozeanische der UCI Africa Tour bzw. UCI Oceania Tour teilnehmen. Im Frauenrennen starteten auf Einladung die ersten 20 UCI Women’s Teams der UCI-Weltrangliste.[1]
Die Wettkämpfe für Junioren wurden wie schon im Vorjahr wieder im Rahmen der WM ausgetragen, nachdem sie von 2004 bis 2010 separat durchgeführt worden waren. Die Weltmeisterschaften dauerten deshalb über eine Woche, mehr als doppelt so lange wie in den Jahren zuvor. Geplant war zudem ein reichhaltiges Rahmenprogramm, darunter eine Ausstellung sowie ein Schülerrennen.
Kurs
Der Kurs für die Einzel-Straßenrennen der verschiedenen Kategorien (außer für die Juniorinnen) bestand aus einer 100 Kilometer langen Strecke durch die Provinz Limburg sowie einer anschließenden 16,5 Kilometer langen Runde bei Valkenburg, die hinter dem Cauberg endete.
Nach dem Titelgewinn beim Mannschaftszeitfahren am Sonntag holte sich Tony Martin am Mittwoch seine zweite Weltmeisterschaft 2012, mit der er seinen Sieg von 2011 wiederholte. 58 Fahrer gingen bei regnerischem und windigem Wetter auf die 44,6 Kilometer lange Strecke von Heerlen nach Valkenburg, auf der mit dem Bundersberg und dem Cauberg zwei Steigungen zu bewältigen waren. Mit dem Schweizer Olympiasieger von 2008 und vierfachen Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara und dem britischen Zeitfahr-Olympiasieger von 2012 Bradley Wiggins fehlten zwei Favoriten, sodass Martin zunächst nur den Spanier Alberto Contador, Vuelta-Gewinner von 2012, als schärfsten Konkurrenten fürchtete. Dies erwies sich jedoch schnell als unbegründet, denn schon nach 31 Kilometern hatte Martin, der als Letzter ins Rennen geschickt worden war, den zwei Minuten vor ihm gestarteten Spanier überholt. Als hartnäckigster Gegner erwies sich stattdessen der 22-jährige US-Fahrer Taylor Phinney. Dieser war bei der ersten Zeitmessung bei Kilometer 14,3 vier Sekunden schneller als Martin. Erst nach etwa 30 Kilometern lag der Deutsche mit 14 Sekunden vor dem U-23-Weltmeister von 2010. Kurz vor dem Ziel war der Vorsprung auf acht Sekunden geschrumpft, und für Phinney kam noch einmal Hoffnung auf, als sich Martin an den beiden Steigungen schwer tat. Schließlich reichte dem Titelverteidiger ein Vorsprung von fünf Sekunden vor Phinney zur erneuten Weltmeisterschaft. Martins Kommentar: „Ich musste 110 Prozent geben, am Ende war ich völlig fertig. Das war eines der härtesten Finals meine Karriere. Das war das erste Highlight der Saison, in das ich in perfekter Verfassung gehen konnte.“ Die beiden weiteren deutschen Starter Patrick Gretsch (27.) und Ex-Weltmeister Bert Grabsch (36.) enttäuschten.
Zwei Tage nach dem Gewinn der Silbermedaille im Mannschaftszeitfahren trat die 36-jährige Judith Arndt am Dienstagnachmittag als Titelverteidigerin im Einzelzeitfahren an. Das Rennen fand auf einem 24,3 Kilometer langen Kurs in Eijsden statt. Die Fahrerinnen hatten wie bei den Männern vor dem Ziel den 1200 Meter langen Anstieg des Caubergs zu bewältigen, waren aber durch Rückenwind begünstigt. Im Feld der 42 Starterinnen fehlten die Olympiasiegerin Kristin Armstrong aus den USA, die Olympiadritte Olga Zabelinskaya aus Russland und die Lokalmatadorin Marianne Vos. So ging Judith Arndt als unbestrittene Favoritin ins Rennen, als Titelverteidigerin als Letzte der Teilnehmerinnen. Mit Tempo 44,6 km/h fuhr sie eine überlegen Bestzeit und sicherte sich ihren vierten Weltmeisterschaftstitel mit einem Vorsprung von 33 Sekunden gegenüber der Zweitplatzierten Evelyn Stevens aus den Vereinigten Staaten. Ina-Yoko Teutenberg als Sechste und Trixi Worrack auf Platz acht rundeten das gute Ergebnis der deutschen Frauen ab.
↑Der ursprünglich für das Straßenrennen nominierte Linus Gerdemann musste seinen Start wegen Knieproblemen nach einem Sturz bei der Vuelta a España 2012 absagen.