Die Weltmeisterschaften setzten sich aus insgesamt zwölf Wettbewerben zusammen, je einem Straßenrennen, Mannschaftszeitfahren sowie einem Einzelzeitfahren für Männer und Frauen sowie je einem Straßenrennen und einem Einzelzeitfahren für U23-Fahrer, Junioren und Juniorinnen.
Die Idee, die Weltmeisterschaften nach Bergen zu holen, hatten drei norwegische Radsport-Enthusiasten, während sie 2011 – dem Vernehmen nach – gemeinsam am heimischen Küchentisch saßen.[1] Mit den Weltmeisterschaften fand die größte internationale Sportveranstaltung in Norwegen seit der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer statt. Erwartet wurden rund 1150 Sportlerinnen und Sportler aus rund 50 Ländern. Die Organisatoren rechneten mit rund 500.000 Zuschauern vor Ort.[1]
Die Mannschaftszeitfahren begannen auf der Insel Askøy, um in die Innenstadt von Bergen zu führen. Die Einzelzeitfahren fanden im Stadtgebiet von Bergen statt; das Einzelzeitfahren der Männer – mit 31 Kilometern das bis dato kürzeste – endete mit einer Bergankunft auf dem Aussichtspunkt Fløyen mit einer Steigung von 9,1 Prozent über 3,4 Kilometer bis auf 316 Meter Höhe. Es war das erste Mal, dass das Einzelzeitfahren für Männer bei einer WM auf einem Berg endete. Das Straßenrennen der Männer startete in Øygarden, führte entlang der Küste und beinhaltete den Aufstieg zum Salmon Hill unterhalb des Ulriken, mit einer Steigung von 6,4 Prozent über 1,5 Kilometer.[1]
Am Morgen des ersten Wettkampftages gab der Bund Deutscher Radfahrer bekannt, dass der Fahrer John Degenkolb, der als Kapitän der Mannschaft ausersehen war, aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der WM starten könne.[2]
Schlusspunkt der Weltmeisterschaften war das Straßenrennen der Männer am letzten Sonntag der Woche: Der SlowakePeter Sagan gewann den Titel des Weltmeisters zum dritten Mal in Folge; dieser Hattrick ist einmalig in der Radsportgeschichte. Er war damit nach Alfredo Binda, Rik Van Steenbergen, Eddy Merckx und Óscar Freire der fünfte, der dreimal Weltmeister wurde, aber der erste, dem diese Erfolge in drei Jahren hintereinander gelangen. Sagan widmete seinen Sieg seinem im April bei einem Trainingsunfall ums Leben gekommenen Freund Michele Scarponi und dessen Frau.[3]
Zwölf Kilometer vor dem Ziel, auf dem letzten Anstieg Salmon Hill konnte sich der Franzose Julian Alaphilippe absetzen, zu ihm gesellte sich der Italiener Gianni Moscon. Vier Kilometer vor dem Ziel näherte sich eine Gruppe von 26 Fahrern. Aus dieser Gruppe heraus kam es zum Sprintduell zwischen Sagan, Lokalmatador Alexander Kristoff und dem Australier Michael Matthews, das Sagan für sich entscheiden konnte, für sich selbst unerwartet, wie er später sagte.[3] Moscon wurde später disqualifiziert, da er sich über eine kurze Strecke von einem Auto hatte mitziehen lassen.[4] Die ehemaligen Rennfahrer Mario Cipollini und Óscar Freire gaben später zu bedenken, Sagans dominierende Stellung wurzele auch darin, dass es derzeit nicht viele Topfahrer gebe und ihn die anderen Mannschaften gewähren lassen würden.[5]
Erfolgreichste Nationalmannschaft dieser Weltmeisterschaften war die aus den Niederlanden, die vor allem bei den Frauen dominierte: Chantal Blaak gewann das Rennen der Frauenelite, obwohl sie während des Rennens in einen Sturz verwickelt gewesen war, bei dem sich die US-amerikanische Fahrerin Megan Guarnier den Kiefer brach. Blaak gelang es, sich acht Kilometer vor dem Ziel aus einer Ausreißerinnengruppe zu lösen und das Rennen mit einem Vorsprung von 28 Sekunden zu gewinnen. Im Einzelzeitfahren gingen Gold und Silber an ihre Landsmänninnen Annemiek van Vleuten und Anna van der Breggen. Beide Fahrerinnen platzierten sich auch im Straßenrennen in den Top Ten. Der britische Rennfahrer und Straßenweltmeister von 2011Mark Cavendish bezeichnete das Rennen der Frauen, das von vielen Attacken geprägt war, als „das aufregendste der WM“.[6] Die dritte Goldmedaille errang Tom Dumoulin im Einzelzeitfahren.
Die italienische Mannschaft erreichte – wie schon im Jahr zuvor – besonders mit ihren Juniorinnen Erfolge: Elena Pirrone gewann Straßenrennen und Einzelzeitfahren und belegte weitere Podiumsplätze mit Letizia Paternoster und Alessia Vigilia. Auch bei den Junioren errang mit Antonio Puppio ein Italiener Silber. Insgesamt holte das italienische Team mit sieben Medaillen die meisten insgesamt. Den dritten Platz im Medaillenspiegel belegte das dänische Team, das zwei Goldmedaillen in den Nachwuchsklassen mit nach Hause nahm: Mikkel Bjerg gewann das Einzelzeitfahren der U23, und Julius Johansen, der erst kurz zuvor Vize-Europameister im Zeitfahren geworden war, das Straßenrennen der Junioren.
Die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer musste sich mit einer Silbermedaille für den U23-Fahrer Lennard Kämna begnügen, der nach einem beherzten Ausreißversuch noch vom späteren Sieger, dem Benoît Cosnefroy, eingeholt und überspurtet wurde. Kämna war auch Mitglied des Teams Sunweb, das Weltmeister im Mannschaftszeitfahren wurde. Fahrerinnen und Fahrer aus Österreich und der Schweiz konnten sich nicht auf dem Podium platzieren. Der österreichische Junior Florian Kierner belegte Rang sechs im Straßenrennen der Junioren. Der Schweizer Michael Albasini wurde Siebter im Straßenrennen der Männerelite.
Die Kosten für die Ausrichtung der Weltmeisterschaften waren vorab mit 16,6 Millionen Euro veranschlagt worden, die tatsächlichen Kosten betrugen aber 23,4 Millionen Euro. Das Defizit entstand unter anderem durch den unerwarteten Ausfall von Sponsoren aus der Öl- und Gastindustrie sowie den gefallenen Kurs der norwegischen Währung seit dem Zuschlag für Bergen und der Budgeterstellung, weshalb beispielsweise die Zahlungen an den Weltverband UCI gestiegen waren. Der Norwegische Radsportverband steht nun in der Gefahr, in Insolvenz zu gehen. Bei einer Crowdfunding-Aktion kamen innerhalb weniger Tage 3,5 Millionen Kronen (375,000 Euro) zusammen. Dennoch werten die Organisatoren angesichts des enormen Zuschauerzuspruchs die Weltmeisterschaften als großen Erfolg.[7][8]
Es gingen 195 Fahrer aus 44 Nationen an den Start, von denen 62 das Ziel nicht erreichten. Ein Fahrer, der Italiener Gianni Moscon, wurde disqualifiziert.