Die Straßenradsport-Weltmeisterschaften 2016 fanden vom 9. bis 16. Oktober in Doha in Katar statt.
Die Weltmeisterschaften setzten sich aus insgesamt zwölf Wettbewerben zusammen, je einem Straßenrennen, Mannschaftszeitfahren sowie einem Einzelzeitfahren für Männer und Frauen sowie je einem Straßenrennen und einem Einzelzeitfahren für U23-Fahrer, Junioren und Juniorinnen.
Die Vergabe der WM an Katar war im September 2012 vom Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) bekannt gegeben worden. Es ist die erste Straßen-WM, die im Nahen Osten ausgetragen wurde und die zweite in Asien nach der WM 1990 in Japan.[1] Organisatoren waren John Lelangue, ehemaliger Sportlicher Leiter des BMC-Teams und heutiger Chef des katarischen Radsportverbandes, sowie der mehrfache ehemalige Weltmeister aus Belgien, Eddy Merckx.[2][3] Laut Veranstalter nahmen rund 1000 Sportlerinnen und Sportler aus 75 Ländern teil;[4] erstmals dabei war eine Mannschaft aus Pakistan.[5]
Der flache Kurs in Doha war prädestiniert für Sprinter und Klassikerfahrer. Die Einzelzeitfahren und die Straßenrennen der Junioren und Juniorinnen sowie der Männer-U23 fanden ausschließlich auf einem 15,3 Kilometer langen Rundkurs über die künstliche Insel The Pearl statt, die Straßenrennen von Frauen und Männern sowie das Einzelzeitfahren der Männer führten darüber hinaus in den Süden beziehungsweise den Norden von Doha. Anstiege gab es auf dem Kurs in Katar keine, dafür war mit Windkantenrennen entlang des Meeres zu rechnen.[2] Auf der Strecke gab es 24 Kreisverkehre sowie drei scharfe Kurven.[6]
In den Wochen vor den Weltmeisterschaften gab es Streit zwischen der UCI und der Teamvereinigung Association Internationale des Groupes Cyclistes Professionnels (AIGCP) um die Teilnahme am dortigen Teamzeitfahren. Die AIGCP drohte damit, das Zeitfahren zu boykottieren, unter anderem wegen fehlender Kostenerstattung. Schließlich einigte man sich, so dass zehn Teams ihre Teilnahme zusagten.[7]
Am 15. Oktober fand vor dem Straßenrennen der Frauen ein dreistündiges Jedermannrennen (Ride of Champions) statt.
Der Termin für die WM, die ansonsten jährlich im September stattfinden, wurde wegen der dann zu erwartenden extremen Hitze einige Wochen nach hinten verschoben. Die UCI gab die Broschüre Beat the Heat heraus, mit Tipps für die Radsportler, wie sie der Hitze am besten begegnen können.[8] Kritik an den „unmöglichen“ äußerlichen Bedingungen wies Organisator Eddy Merckx jedoch zurück: In Doha sei es nicht heißer als etwa in Kalifornien oder bei der Vuelta a España. Deshalb sei es zum Beispiel auch nicht notwendig, die Strecken zu verkürzen, wie vielfach diskutiert.[9]
Die Weltmeisterschaften litten an mangelnder Atmosphäre, da kaum Zuschauer vor Ort waren: Sie seien daher fast „surreal“.[10] Der niederländische Fahrer Tom Dumoulin sagte, es sei eine „triste Weltmeisterschaft“. Beim Zeitfahren der Männer konnte man die Zuschauer im Zielbereich an zwei Händen abzählen, „an der Strecke selbst herrschte zumeist Totenstille“.[10] Umso mehr Aufmerksamkeit erhielt die ungewöhnliche Siegerehrung der italienischen Juniorin Elisa Balsamo, bei der ihre Mannschaftskameradinnen inbrünstig die italienische Nationalhymne anstimmten.[11]
Auch die deutsche Radsport-Webseite radsport-news kritisierte die Vergabe der Weltmeisterschaften an Katar wie auch die Rolle von Eddy Merckx: „Bitte nie wieder eine Straßen-WM in einem Land, das mit Radsport soviel gemein hat wie Rosamunde Pilcher mit dem Literaturnobelpreis.“ Im Sinne der Globalisierung des Radsports seien Weltmeisterschaften in Afrika sinnvoller, da dort große Begeisterung herrsche. Leider könne sich kein afrikanisches Land Weltmeisterschaften leisten, und die UCI folge „nur der Spur des Geldes“.[12]
Uhrzeiten: EDT = MESZ + 1 Stunde
Streckenlänge: 134,1 Kilometer. Es waren 146 Fahrerinnen am Start, von denen 103 das Ziel erreichten; eine Fahrerin wurde disqualifiziert.
Streckenlänge: 28,9 Kilometer. Es waren 41 Fahrerinnen am Start, eine Fahrerin wurde disqualifiziert.
Streckenlänge: 40 Kilometer. Insgesamt nahmen acht Teams teil.
Nachdem Canyon SRAM sowie dessen Vorgängermannschaften seit 2012 viermal nacheinander Weltmeister geworden war, riss in Doha die Erfolgsserie und das Team musste sich gegen Boels Dolmans, im vergangenen Jahr noch Vize-Weltmeister, um 48 Sekunden geschlagen geben. Das lag auch daran, dass das niederländische Team von allen Mannschaften am längsten mit sechs Fahrerinnen zusammen blieb. Das andere niederländische Team Rabo Liv belegte mit über sechs Minuten Abstand den letzten Platz, nicht zuletzt deshalb, weil die Fahrerin Anouska Koster in ein Absperrgitter gestürzt war. Da die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt nur noch zu viert fuhr, warteten die anderen drei Fahrerinnen auf sie. Anderenfalls wäre das Team im Ziel nicht gewertet worden. Koster wurde in ein Krankenhaus gebracht, erlitt aber keine schweren Verletzungen.[13][14]
Streckenlänge: 257,3 Kilometer. Es gingen 199 Fahrer an den Start, von denen 53 im Ziel ankamen.
Das Rennen wurde nach 80 Kilometern vorentschieden, als das Peloton bei Seitenwind nach einer Tempoverschärfung der belgischen Mannschaft auseinanderriss. Einziger Deutscher in der Spitzengruppe war John Degenkolb, der jedoch nach einem Defekt zurückfiel. Aus dem rund 30-köpfigen Vorderfeld attackierte zwei Kilometer vor dem Ziel der Niederländer Tom Leezer, der kurz vor dem Ziel eingeholt wurde. Den Sprint gewann der Titelverteidiger Peter Sagan.[15]
144 Fahrer gaben das Rennen auf, darunter: Reto Hollenstein Schweiz, Fabian Lienhard Schweiz, John Degenkolb Deutschland, Marcel Kittel Deutschland, Tony Martin Deutschland, Nils Politt Deutschland, Silvan Dillier Schweiz, Martin Elmiger Schweiz, Pirmin Lang Schweiz, Bernhard Eisel Osterreich, Grégory Rast Schweiz.
Streckenlänge: 40 Kilometer. Es gingen 66 Fahrer an den Start.
Streckenlänge: 40 Kilometer. Es gingen insgesamt 17 Teams an den Start.
Streckenlänge: 165,7 Kilometer. Es gingen 188 Fahrer an den Start, von denen 149 ins Ziel kamen.
Streckenlänge: 28,9 Kilometer. Es gingen 73 Fahrer an den Start; zwei gaben das Rennen auf.
Streckenlänge: 74,5 Kilometer. Es starteten 81 Fahrerinnen, von den 74 das Ziel erreichten.
Das Rennen der Juniorinnen war vor allem geprägt von der starken Mannschaftsleistung der Italierinnen, die es Elisa Balsamo ermöglichte, dieses mit rund zwei Radlängen im Sprint für sich zu entscheiden. Sie war wenige Wochen zuvor bei der Europameisterschaft Zweite hinter der Deutschen Liane Lippert geworden, die in Doha Rang neun belegte.
Bereits nach sieben Kilometern war es zu einem Massensturz gekommen. Die später drittplatzierte Norwegerin Susanne Andersen musste anschließend mit einem Ersatzrad weiterfahren.[16]
Streckenlänge: 13,7 Kilometer. Es starteten 40 Fahrerinnen.
Streckenlänge: 135,3 Kilometer. Es gingen 185 Fahrer an den Start, von denen 112 das Ziel erreichten.
63 Fahrer gaben das Rennen auf, darunter Felix Gall Osterreich, Valère Thiébaud Schweiz, Marco Friedrich Osterreich, Robin Froidevaux Schweiz und Markus Wildauer Osterreich.
Streckenlänge: 28,9 Kilometer. Es gingen 85 Fahrer an den Start, von denen 83 ins Ziel kamen.
(Endstand, ohne Mannschaftszeitfahren)
Die offizielle Nationenwertung gewann Deutschland mit 979 vor den USA mit 674 und den Niederlanden mit 642 Punkten.[17]
Frauen (Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 6)
Juniorinnen (Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 5)
Männer (Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 6)
Männer U23 (Startplätze: Zeitfahren 3, Straßenrennen 5)
Junioren (Startplätze: Zeitfahren 2, Straßenrennen 5)
Frauen
Männer
Männer U23
Junioren
Zeitfahren/Straßenrennen Frauen
Zeitfahren Juniorinnen
Straßenrennen Juniorinnen
Zeitfahren U23 Männer
Straßenrennen U23 Männer
Zeitfahren Männer
Straßenrennen Männer
Zeitfahren Junioren
Straßenrennen Junioren
Kopenhagen 1921 | Liverpool 1922 | Zürich 1923 | Paris 1924 | Apeldoorn 1925 | Mailand 1926 | Nürburgring 1927 | Budapest 1928 | Zürich 1929 | Lüttich 1930 | Kopenhagen 1931 | Rom 1932 | Montlhéry 1933 | Leipzig 1934 | Floreffe 1935 | Bern 1936 | Kopenhagen 1937 | Valkenburg 1938 | 1939–1945 | Zürich 1946 | Reims 1947 | Valkenburg 1948 | Kopenhagen 1949 | Moorslede 1950 | Varese 1951 | Luxemburg 1952 | Lugano 1953 | Solingen 1954 | Frascati 1955 | Ballerup 1956 | Waregem 1957 | Reims 1958 | Zandvoort / Rotheux 1959 | Sachsenring 1960 | Bern / Douglas 1961 | Salò 1962 | Ronse 1963 | Sallanches 1964 | Lasarte-Oria 1965 | Nürburgring 1966 | Heerlen 1967 | Imola / Montevideo 1968 | Zolder / Brünn 1969 | Leicester 1970 | Mendrisio 1971 | Gap 1972 | Barcelona 1973 | Montreal 1974 | Yvoir 1975 | Ostuni 1976 | San Cristóbal 1977 | Nürburgring 1978 | Valkenburg 1979 | Sallanches 1980 | Prag 1981 | Goodwood 1982 | Altenrhein 1983 | Barcelona 1984 | Giavera del Montello 1985 | Colorado Springs 1986 | Villach 1987 | Ronse 1988 | Chambéry 1989 | Utsunomiya 1990 | Stuttgart 1991 | Benidorm 1992 | Oslo 1993 | Agrigento 1994 | Bogotá 1995 | Lugano 1996 | San Sebastián 1997 | Valkenburg 1998 | Verona 1999 | Plouay 2000 | Lissabon 2001 | Zolder 2002 | Hamilton 2003 | Verona 2004 | Madrid 2005 | Salzburg 2006 | Stuttgart 2007 | Varese 2008 | Mendrisio 2009 | Melbourne 2010 | Kopenhagen 2011 | Limburg 2012 | Florenz 2013 | Ponferrada 2014 | Richmond 2015 | Doha 2016 | Bergen 2017 | Innsbruck 2018 | Yorkshire 2019 | Imola / Emilia-Romagna 2020 | Flandern 2021 | Wollongong 2022 | Glasgow 2023 | Zürich 2024 | Kigali 2025 | Montréal 2026 | Haute-Savoie 2027 | Abu Dhabi 2028 | Kopenhagen 2029 | Brüssel 2030
Orbe/Le Chalet-à-Gobet 1975 | Lüttich 1976 | Wien 1977 | Washington 1978 | Buenos Aires 1979 | Mexiko-Stadt 1980 | Grimma 1981 | Marsciano/Deruta 1982 | Wanganui 1983 | Beuvron 1984 | Stuttgart 1985 | Casablanca 1986 | Bergamo 1987 | Odense/Vissenbjerg 1988 | Krylatskoje 1989 | Middlesbrough 1990 | Colorado Springs 1991 | Olympia 1992 | Perth 1993 | Quito 1994 | Forlì 1995 | Novo Mesto 1996 Salzburg 2005 | Gent 2006 | Aguascalientes 2007 | Kapstadt 2008 | Moskau 2009 | Offida 2010
In nicht aufgeführten Jahren seit 1997 wurden die Junioren-Titelkämpfe innerhalb der Straßenradsport-Weltmeisterschaften ausgetragen.