Verlauf des Speyerbachs durch Pfälzerwald und Rheinebene zum Rhein
Verrohrter Mündungsarm Gießhübelbach in Speyer
Der Speyerbach – früher auch, wie in Süddeutschland bei Gewässern häufig, in der weiblichen Formdie Speyer oder auch Speierbach geschrieben – ist ein fast 60 km langer, insgesamt etwa ostwärts laufender, linkerNebenfluss des Oberrheins in der Region Pfalz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Er ist als Gewässer II. Ordnung eingestuft.[8] Von kommunaler Seite ist für seine Betreuung der Gewässer-Zweckverband Rehbach-Speyerbach zuständig, der 1985 gegründet wurde und seinen Sitz in Ludwigshafen am Rhein hat.
Der Speyerbach ist wie auch die Queich, die am Oberlauf Wieslauter genannte Lauter und der Schwarzbach die Entwässerungsachse eines der vier großen Flusssysteme des Pfälzerwalds. Den Mittelteil dieses Gebirges gliedern der Speyerbach-Oberlauf und seine Nebenbäche mit einem verzweigten Talsystem. Auf seinem nach Südosten gerichteten unteren Lauf in der Oberrheinischen Tiefebene ist der Speyerbach das stärkste Fließgewässer der Vorderpfalz, obwohl er bei drei bedeutenden Flussbifurkationen jeweils einen Teil seiner Wassermenge verliert; die einer vierten fließt wieder zurück.
Von der hydrologischen Quelle (Hauptstrang-Oberlauf Erlenbach)[1] bis zur Mündung[3] ist der Speyerbach 59,5 km lang, sein Einzugsgebiet umfasst knapp 596 km².[4] Am Pegel in Neustadt an der Weinstraße, also beim Austritt aus dem Gebirge, führt er im Mittel rund 2,4 m³/s Wasser (MQ); der bisher gemessene Spitzenwert lag bei 19,5 m³/s am 25. Mai 1978.
In Neustadt zweigt in einer künstlich geschaffenen Bifurkation, dem Winzinger Wassergescheid, nach links der Rehbach ab. Dabei verbleiben dem Speyerbach nur zwei Drittel der vorherigen Wasserführung. Unterhalb des Neustadter Ortsteils Speyerdorf verliert er noch einmal Wasser an den nach links abzweigenden Ranschgraben, dessen obere Abschnitte die Namen Erbsengraben, Waldgraben und Bruchgraben tragen und dessen Wasser später dem Rehbach zugutekommt.
Am Hanhofer Wassergescheid wird nach links der Woogbach abgeleitet, das Wasserteilungsverhältnis wird dort meist mit 1:1 angegeben. Möglicherweise nimmt der Woogbach dem Speyerbach sogar mehr als die Hälfte[9] der Wasserführung weg; er fließt allerdings knapp vor der Mündung des Speyerbachs wieder zurück. Durch den Rücklauf und kleinere Zuflüsse aus der landwirtschaftlichen Feldbewässerung wächst der mittlere Abfluss des Speyerbachs bis zur Mündung auf gut 3 m³/s an.
Im Allgemeinen folgen die westlichen Nebenflüsse des Rheins in der Rheinebene deren natürlichem Gefälle, indem sie nach Nordosten fließen. Hiervon abweichend verläuft der untere Speyerbach in südöstlicher Richtung am Südrand seines großen Schwemmfächers aus Sedimenten; möglicherweise schon seit der Römerzeit, mindestens aber seit der Epoche der Karolinger vor 1200 Jahren wird der Bach in einem von Menschenhand geschaffenen Bett, das später an einigen Stellen zusätzlich modifiziert wurde, nach Speyer geführt. Nachdem er sich, in seinem Speyerer Endabschnitt auch Gießhübelbach genannt, wieder mit dem Woogbach, der dort nach dem abgegangenen Kloster der Klarissen als Nonnenbach bezeichnet wird, vereinigt hat, mündet er etwa 800 m weiter abwärts in den Oberrhein.
Geographie
Verlauf
Quellbereich
Speyerbach-Quelle nach PWV unweit des Speyerbrunner Woogs
Im Unterschied zur Auffassung der heutigen Hydrologen verlegten Führungsmitglieder des Pfälzerwald-Vereins Anfang des 20. Jahrhunderts den Speyerbach-Ursprung an den Südrand von Speyerbrunn, heute ein Ortsteil der Gemeinde Elmstein. Eine dort auf 297 m Höhe[2] zutage tretende schwache 49.3496637.870374297 Hangquelle samt ihrem wenige Meter kurzen Bächlein erklärten sie zur Speyerbachquelle und deren Mündungsweiher, den sich in 294 m Höhe[11] erstreckenden und 70 m langen 49.3495797.87094294Speyerbrunner Woog, der damals Flosswoog[12] genannt wurde, zum Quellteich. Nebenan wurde der Ritterstein 254 aufgestellt und mit einer entsprechenden Inschrift versehen. Dieser nominelle Speyerbach fließt zwar an dessen unterem Ende in den Woog, doch gespeist wird dieser hauptsächlich durch den um ein Vielfaches stärkeren Erlenbach, der zuvor 5 km Lauf durch ein enges Tal in nördlicher, am Ende mehr nordöstlicher Richtung zurückgelegt hat.
Wenige Meter unterhalb des Woogs mündet von links der wesentlich schwächere Schwarzbach in den Erlenbach. Dieser 49.349617.87123293 Zusammenfluss auf einer Höhe von 291 m[11] gilt jetzt als Beginn des Gewässers mit dem Namen Speyerbach.[10]
Oberer Speyerbach
Hochspeyerbach-Mündung von links in den Speyerbach
Das Gewässer windet sich als Oberer Speyerbach[13] auf anfangs vorwiegend östlichem, später nordöstlichem Lauf zunächst durch das Elmsteiner Tal, wo zahlreiche kleinere Bäche den Hauptfluss verstärken. Dieser durchfließt nach der Siedlung Mückenwiese den Hauptort der Gemeinde Elmstein und unmittelbar danach den Ortsteil Appenthal. 5 km bachabwärts mündet von rechts der starke, gut 11 km lange Zufluss Helmbach beim gleichnamigen Weiler, 2 km weiter bei Breitenstein von links der fast 7 km lange Breitenbach. Der Speyerbach passiert anschließend die zu Esthal gehörenden Siedlungen Erfenstein und Sattelmühle sowie den zu Lambrecht gehörenden Wohnplatz Iptestal.
Seinen wasserreichsten Nebenfluss, den gut 21 km langen Hochspeyerbach, nimmt der Speyerbach am Ende seines Oberlaufs unterhalb von Frankeneck von links auf. Ganz in der Nähe steht das Kunstobjekt Wasserstein.
Mittlerer Speyerbach
Speyerbach zwischen Lambrecht und Neustadt
Am Zusammenfluss mit dem Hochspeyerbach wendet sich der Speyerbach nach Südosten und fließt nun als Mittlerer Speyerbach[14] durch das breitere Lambrechter Tal und die Stadt Lambrecht. Etwa 3 km unterhalb der Stadt erreicht das Gewässer die markante östliche Randhöhe Haardt des Pfälzerwalds und durchbricht diese durch das Neustadter Tal. Am westlichen Siedlungsrand von Neustadt an der Weinstraße beginnt dessen Stadtviertel Schöntal. Links oberhalb des Taleinschnitts erstrecken sich der Wolfsberg samt zugehörigem Naturschutzgebiet, rechts der Königsberg, das Kaltenbrunner Tal und der Nollenkopf mit dem Afrikaviertel an seinem Nordhang.
Am Westrand der Neustadter Kernstadt wird der Floßbach nach links ausgeleitet. Beide Bachläufe wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über weite Strecken verrohrt; erst nach dem Jahr 2000 wurden einige Gewässerteile wieder offengelegt. Der historische Klemmhof in der Innenstadt wurde 2009 dadurch bekannt, dass alle rund 130 Bewohner für zwei Monate evakuiert werden mussten. Hoher Grundwasserstand vom Speyerbach her sowie Fehler, die bei Fundamentierung und Restaurierung der Bauten unterlaufen waren, hatten befürchten lassen, dass Gebäude einstürzen könnten.
Im Stadtviertel Winzingen mündet der Floßbach nach knapp 1,6 km wieder zurück in den Hauptlauf. 200 m nordöstlich, am schon vor 1551 angelegten[9] Winzinger Wassergescheid, wird der Rehbach nach links abgezweigt; dieser untere Mündungsarm des Speyerbachs erreicht den Rhein etwa 14 km nördlicher als der Speyerbach selbst. In der Gabelung zwischen den beiden sich trennenden Wasserläufen in Neustadt wurde in den 1960er Jahren der Neubau des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums errichtet und 1969 eingeweiht. Danach verlässt der Speyerbach das Siedlungsgebiet der Kernstadt, indem er am Nordrand des östlichsten Viertels Branchweiler entlangfließt.
Bei der Querung von Neustadt passiert der Speyerbach das schmale, mit Reben bestandene Hügelland beidseits der Deutschen Weinstraße, das gemeinhin als Haardtrand bezeichnet wird; die Gegend nördlich des Flusses wird Mittelhaardt genannt, diejenige südlich von ihm Oberhaardt.
Unterer Speyerbach
Speyerbach-Wehr oberhalb von Speyerdorf
Die Oberrheinische Tiefebene durchfließt das Gewässer als Unterer Speyerbach[15] in südöstlicher Richtung. Dabei gibt es zahlreiche kleinere Abzweige und Rückläufe, die in der Vergangenheit meist zum Zweck landwirtschaftlicher Feldbewässerung geschaffen wurden und die teilweise quer zur Hangneigung verlaufen.
Am Südrand des Ordenswalds, der während der Eiszeit auf dem Schwemmfächer des Gewässers entstand und zum Speyerer Wald gehört, berührt der Speyerbach den Neustadter Ortsteil Speyerdorf. Bevor er das Naturschutzgebiet Lochbusch-Königswiesen passiert, zweigen linksseits von ihm Gräben ab, die mit einer eher geringen Wassermenge den Ranschgraben speisen.
Eingangs der Gemarkung von Hanhofen mündet in den Speyerbach von rechts der Kropsbach, gleich danach geht am Hanhofer Wassergescheid nach links der Woogbach mit mindestens der Hälfte der Wassermenge ab.[9]
Im Verlauf der nächsten 3 km überquert der rechte Hauptarm Speyerbach den von rechts kommenden kurzen Altwiesenbach, dann fließt ihm von rechts der Modenbach zu. Wenig später säumt das Naturschutzgebiet Woogwiesen das Südufer des Flusses. Der Hainbach unterquert den Speyerbach von rechts nach links in einer Dole im südwestlichen Dudenhofen. Nachdem er den Ort passiert hat, mündet er von rechts in den Woogbach wie zuvor schon von links der Altwiesenbach. Der Woogbach erreicht – auf der gesamten Strecke oberirdisch fließend – anschließend Speyer, wo er Nonnenbach genannt wird.
Der Speyerbach hingegen fließt am Südrand von Dudenhofen entlang und überquert dann die Speyerer Stadtgrenze. Östlich des St.-Vincentius-Krankenhauses wird der Bach durch Verrohrung in den Untergrund geleitet und tritt beim westlichen Stadttor, dem Altpörtel, als Gießhübelbach unsichtbar in die Altstadt ein. Nach 1 km im Untergrund kommt er wieder an die Oberfläche, um nach wenigen Metern nördlich des Holzmarkts von links den Woogbach aufzunehmen. Das letzte Laufstück führt an der Nordseite des Speyerer Domgartens entlang.
Stationen
Speyerbach in Elmstein
Frankeneck: Kunstobjekt Wasserstein
Winzinger Wassergescheid von oberhalb: links Rehbach, rechts Speyerbach (Teilungsverhältnis 1:2)
Hanhofer Wassergescheid von unterhalb: links Speyerbach, rechts Woogbach (Teilungsverhältnis 1:1)
Wenig oberhalb des Speyerer Floßhafens mündet der Speyerbach bei Rheinkilometer 400,3 und auf etwa 91 m Höhe von links in den Rhein.[3] Sein 59,5 km langer Lauf endet ungefähr 373 Höhenmeter unterhalb des Ursprungs seines Hauptstrang-Oberlaufs Erlenbach, somit hat er ein mittleres Sohlgefälle von etwa 6,3 ‰.
Der 251–243 Mio. Jahre alte Buntsandstein und in geringerem Maße auch der ältere Zechstein (256–251 Mio. Jahre) prägen die Oberflächengestalt des mittleren Pfälzerwalds[22] und somit auch die morphologischen Strukturen des Speyerbach-Oberlaufs und seiner Nebenbäche. Landschaftsbestimmend sind dabei in erster Linie Formationen des Unteren Buntsandsteins, deren Sandsteine zu sandigen, nährstoffarmen Böden verwittern. Daneben wurden an tieferen Stellen der Bachläufe durch Erosion auch Formationen des Zechsteins aufgeschlossen, wobei hier vor allem die Speyerbachschichten mit braunroten Tonsteinen vertreten sind. Weil diese Materialien von weicherer Konsistenz sind, wurden sie zum Mittellauf des Speyerbachs hin stärker ausgeräumt, so dass die Bachtäler sich zu Sohlentälern verbreiterten. Typisch für die Erhebungen an den Talhängen sind hoch aufragende Bergklötze und langgezogene, trapezförmige Bergrücken mit häufig felsigem Gipfelbereich.
In der Rheinebene
Wichtigstes Ereignis in der Landschaftsentwicklung der heutigen Vorderpfalz war der Einbruch des Oberrheingrabens gegenüber den umgebenden Mittelgebirgen, der im Alttertiär vor etwa 50 Millionen Jahren einsetzte und bis in die Jetztzeit andauert.[23] Der Unterlauf des Speyerbachs schuf mit der Ablagerung von Materialien, die vom Wasser weiter oben ausgeräumt und streckenweise mitgeführt wurden, aus Gesteinsschutt und Sanden einen breiten Schwemmfächer mit Aufschüttungs- bzw. Abtragungsterrassen. Bevor menschliche Eingriffe in die Laufrichtung erfolgten, verlagerte sich der Speyerbach, beeinflusst besonders durch klimatische Faktoren wie anhaltende Trockenheit oder starke Niederschläge, über lange Zeiträume innerhalb des Schwemmfächers in Maßen hin und her.
Der von der Mündung des Hochspeyerbachs bis nach Neustadt reichende mittlere Speyerbach ist als Gewässertyp 9.1 bei den karbonatischen, fein- bis grobmaterialreichen Mittelgebirgsbächen eingestuft. Seine ökologische Bewertung ist bezogen auf Phytobenthos und Makrozoobenthos gut, bezogen auf Fische mäßig, was zu einer Gesamtbewertung mäßig führt; die UQN ist eingehalten, die Allgemeine Degradation gilt als gut. Saprobiebelastung und chemischer Zustand werden als gut angesehen.[25]
Unterer Speyerbach
Der von Neustadt bis zur Mündung reichende untere Speyerbach ist ebenfalls als Gewässertyp 9.1 bei den karbonatischen, fein- bis grobmaterialreichen Bächen eingestuft. Seine ökologische Bewertung ist bezogen auf Phytobenthos mäßig, bezogen auf Makrozoobenthos unbefriedigend, bezogen auf Fische mäßig, was zu einer Gesamtbewertung unbefriedigend führt; die UQN ist eingehalten, die Allgemeine Degradation gilt als unbefriedigend. Die Saprobiebelastung wird als mäßig, der chemische Zustand als nicht gut angesehen.[26]
Geschichte
Um- und Ausbau
f1 Karte mit allen Koordinaten der möglichen Wendestellen des alten Speyerbachlaufs: OSM
Der heutige Speyerbach ist vor allem am Mittel- und Unterlauf weitgehend Menschenwerk.[27] Bis zur Neustadter Gegend hinab wurde der Bachlauf eher kleinräumig korrigiert, während weiter flussabwärts das Gewässer auf langer Strecke nach Südosten in Richtung Speyer umgelenkt wurde. Sein früherer Unterlauf durch die Rheinebene in Nordostrichtung lässt sich nicht sicher rekonstruieren, zumal der Speyerbach auf seinem Schwemmfächer schon vor jedem menschlichen Eingriff immer wieder seinen Lauf änderte.
Mehrere Stellen kommen infrage, an denen der Speyerbach sich nach Nordosten gewendet haben könnte, ehe er umgelenkt wurde:
⊙49.3303668.231694 bereits kurz unterhalb von Speyerdorf, etwa im Bereich des heutigen oberen Erbsengrabens;
⊙49.3229398.256827 etwa 2 km weiter bei der Hahnenruh, im Bereich des heutigen oberen Waldgrabens;
⊙49.3196038.276871 nochmals knapp 1,5 km weiter bei dem auffälligen Rechtsknick nach Süden vor der GewannKönigswiese, im Bereich des heutigen unteren Waldgrabens.[28]
In allen denkbaren Fällen muss der alte Speyerbach aus der Rinne des einen oder anderen heute noch vorhandenen Grabens nach Durchquerung des Naturschutzgebiets Böhler Bruch-Kandelwiese nordostwärts in die geologische Abflussmulde des jetzigen Ranschgrabens49.3489468.360547 übergetreten sein. Dieser passiert später die Wohnbebauung von Schifferstadt südöstlich und wendet sich dann nach Norden. Bei Limburgerhof-Rehhütte trifft er auf den Rehbach, der von dort an selbst auf der alten Abflusslinie des Speyerbachs fließt und im Süden von Ludwigshafen den Rhein erreicht.
Neu geschaffen wurde der Unterlauf des Speyerbachs von Neustadt nach Südosten vielleicht schon in römischer Zeit, um den germanischen Siedlungsvorläufer Speyers, Noviomagus Nemetum, mit Brennholz aus dem Pfälzerwald zu versorgen. Weniger wahrscheinlich ist es, dass die Neuanlage erst im Mittelalter um das Jahr 800 unter den Karolingern begonnen wurde, als Speyer nach und nach zu einem ihrer Verwaltungszentren wurde.
Die noch verbliebenen Gewässerschlingen wurden am 15. November 1703 bei der Schlacht am Speyerbach während des Spanischen Erbfolgekriegs sowohl den französischen als auch den Reichstruppen zum Verhängnis. Später wurde das neue Bett, das streckenweise noch alten Senken folgte, weiter begradigt und teilweise höher gelegt, so dass das Gewässer in Dammlage bis zu 3 m über dem umgebenden Gelände verläuft und sogar aus einer Senke in eine benachbarte wechseln kann. Obendrein wurde das Gewässer zum Teil kanalisiert. Weil bei diesem Ausbau viele der früheren Mäander im freien Gelände beseitigt wurden, entfielen Retentionsflächen, die zuvor Überschwemmungen von Wohngebieten weitgehend verhindert hatten.
Die nach links abzweigenden Wasserläufe Rehbach (ab Neustadt) und Woogbach (ab Hanhofen) sind ebenfalls nicht ursprünglich, sie wurden im Spätmittelalter eingerichtet. Zudem existiert im Bereich der Leidnerschen Sägemühle in Elmstein der sogenannte Mühlgraben. Noch im 19. Jahrhundert zweigte zwischen Neustadt und Winzingen nach rechts der sogenannte Spitalbach ab, der die Siedlung Branchweiler den Höhenlinien nach im Bereich der heutigen Spitalbachstraße durchfloss; über den Bürgergraben unterhalb von Branchweiler dürfte er wieder in den Speyerbach zurückgemündet sein. Augenscheinlich wurde auch der Hainbach verändert, der noch im Mittelalter in den Speyerbach mündete, während er diesen heute in Dudenhofen unterquert und danach von rechts in den Woogbach einfließt.
Begradigung, Verrohrung und Renaturierung
Besonders im 20. Jahrhundert wurden in der Rheinebene die Bachläufe – so auch der Speyerbach – zwischen den Ortschaften abschnittsweise begradigt, mit erheblichen Folgen bei extremen Niederschlägen: Beispielsweise wurde im Februar 1977 die Gegend des unteren Speyerbachs durch ein starkes Hochwasser heimgesucht; bei der Beseitigung der Schäden wirkte die Pioniergarnison Speyer mit.[29]
Darüber hinaus wurden in den Siedlungsgebieten längere Bachstrecken verrohrt, was – vor allem in Neustadt – das Ortsbild beeinträchtigte. Dort verschwanden ab etwa 1960 der Speyerbach und seine Nebengewässer fast gänzlich von der Oberfläche. Die in den 1970er Jahren teilweise mangelhaft ausgeführte Verrohrung im Bereich des historischen Stadtquartiers Klemmhof ließ dort im Lauf der Zeit das Grundwasser in die Fundamente eindringen; 2009 mussten alle etwa 130 Bewohner für Wochen evakuiert werden, bis die Gebäude stabilisiert waren.
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurden im Neustadter Grünzug Wallgasse und entlang der Festwiese der Speyerbach und sein dort parallel verlaufender linker Seitenarm Floßbach offengelegt und renaturiert. Die Arbeiten kosteten 2,7 Millionen Euro, deren Großteil vom Land Rheinland-Pfalz getragen wurde,[30] und wurden im Juni 2010 abgeschlossen. Ende 2012 wurde bekanntgegeben, in dem renaturierten Grünzug und von dort ausgehend auch in den weiteren Neustadter Bachbereichen hätten sich Nutrias angesiedelt.[31] Der europäische Bestand dieser aus Südamerika stammenden Nagetiere geht auf Individuen zurück, die vor Zeiten aus Pelztierfarmen entwichen sind oder bewusst ausgewildert wurden. Nutrias sind nach dem Biber die zweitgrößten in Europa vorkommenden Nager und können bis 10 kg Gewicht erreichen. Im Gegensatz zum Biber errichten sie keine Dämme, sondern graben ihre Bauten vorzugsweise in Uferhänge von Wasserläufen.
Über den Speyerbach wurden Waren aus dem westlichen Umland zum Rhein hin transportiert. So wurde der Sandstein für den Bau des Speyerer Doms in den 1020er Jahren in den Steinbrüchen des Haardtrands gebrochen und über den unteren Speyerbach in das 40 km entfernte Speyer verschifft. Zu dieser Zeit war der Speyerbach bereits zwecks Anbindung der Stadt Speyer nach Süden verlegt.
Der Fluss war auch als Transportweg für Holz wichtig. Weil für Flöße aus Baumstämmen die Wasserführung zu gering war, wurden Scheitholz oder Hölzer bis etwa 1,40 m Länge getriftet. Vor der Triftung wurde das Holz im waldreichen Oberlaufbereich in künstlich angelegten Stauteichen, den Woogen oder Klausen, gesammelt; aus diesen wurde es, wenn die Schneeschmelze den Wasserstand ansteigen ließ, auf den Weg gebracht. Am Hauptquellfluss des Speyerbachs, dem Erlenbach, existieren noch der 49.3334097.854917341Augustenwoog, in dem Holz gesammelt wurde, sowie der Speyerbrunner Woog,[11] dessen Wasserfüllung zur Beschleunigung des oberhalb gestarteten Transports diente.
Die Trift erforderte zeitliche Abstimmung, weil wegen der treibenden Hölzer das Wasser nicht zum Betrieb der am Bach gelegenen Mühlen, Säge- und Hammerwerke genutzt werden konnte, so dass Ausfallgebühren gezahlt werden mussten. 1832 gab es nach einem zeitgenössischen Bericht des Hauptlehrers Wendelin Johann Häge allein im Elmsteiner Tal drei Getreidemühlen, fünf Sägemühlen, eine Hammerschmiede und eine Papierfabrik, auf welche die Trift Rücksicht zu nehmen hatte. Zwecks Regulierung des Betriebs bestand bereits 1320 eine Floßordnung für den Speyerbach. Hiernach musste die Trift am 23. April, dem „Jörgetag“ genannten Georgstag, beendet sein. Wie die übrigen pfälzischen Gewässer wurde der Speyerbach triftgerecht ausgebaut, nachdem die Pfalz 1816 unter die Herrschaft des Königreichs Bayern gelangt war. Seit 1822 gab es in Neustadt ein Triftamt, und als 1852 in Elmstein eine Triftmeisterei eingerichtet wurde, gab es in der Region Neustadt etwas über 140 km Triftgewässerstrecken. Von 1882 an wurde die Trift dann schrittweise aufgegeben. Auf dem Speyerbach hielt sie sich bis 1902, zuletzt nur noch oberhalb von Frankeneck. Die letzte Trift transportierte 6193 Ster Holz.
Am Rand von Neustadt stehen die Wolfsburg, die Burg Winzingen, das Haardter sowie das Hambacher Schloss; letzteres ist ein Symbol der deutschen Demokratiebewegung, die dort 1832 mit dem Hambacher Fest einen frühen Höhepunkt hatte. Mitten im Stadtgebiet – genauer an der Stelle des Klemmhofs – stand ab dem 13. Jahrhundert eine Wasserburg der Pfalzgrafen bei Rhein. Burg Marientraut in Hanhofen, 1414 vom Speyerer Fürstbischof als Wasserburg im Woogbach direkt unterhalb von dessen Abgang aus dem Speyerbach errichtet, ist nach mehreren Zerstörungen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts endgültig Ruine.
Andere historische Bauwerke
Die Wappenschmiede Elmstein, bis 1975 durch den letzten WappenschmiedHeinrich Haag (1901–1980) betrieben und 1990 als Museum eröffnet, informiert umfassend über die Waldarbeit und über die Trift auf dem Speyerbach. Im Mittelalter wurde am Speyerbach das Kloster Lambrecht gegründet, Keimzelle der gleichnamigen Stadt. Der Stadtkern südlich des Bachs ist als Denkmalzone ausgewiesen.
In Neustadt fließt der Speyerbach am Casimirianum vorbei, in dem im 16. Jahrhundert vorübergehend eine Universität der calvinistischen Richtung der Reformation betrieben wurde. Am östlichen Stadtrand steht die denkmalgeschützte Haidmühle, die ihren Betrieb Anfang der 1970er Jahre einstellte. Auf der Höhe von Speyerdorf gibt es zwei ebenfalls denkmalgeschützte Wehre.
Die Fronmühle am Speyerbach zwischen Haßloch und dem Neustadter Ortsteil Geinsheim bietet neben ihrer Waldgaststätte eine noch bis 2012 betriebene Mühle, die damals auf Stromerzeugung umgestellt wurde, sowie das Naturdenkmal einer riesigen Trauerweide. Die Aumühle zwischen Haßloch und Hanhofen wartet mit Gastronomie und einem noch laufenden Mühlrad auf, das heute der Stromgewinnung dient.
Die zahlreichen Denkmalzonen in der Kernstadt von Speyer werden teilweise durch den als Gießhübelbach verrohrten Speyerbach unterquert. Weiter unterhalb tritt der Fluss wieder an die Oberfläche und umfließt den Dom nördlich im Abstand von etwa 200 m. Dabei unterquert er die zweibogige Sonnenbrücke aus behauenen Sandsteinen, die 1242 als Nikolausbrücke erstmals erwähnt wurde. An ihrem Nordende steht ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus;[32] darin wurde ab etwa 1702 bis zur Nutzungsänderung 1927 das Gasthaus „Zur Sonne“ betrieben, von dem die Brücke ihren heutigen Namen hat.
Rittersteine
Im Einzugsgebiet des Speyerbachs stehen Rittersteine als Markierungen:
Ritterstein Nr. 93 am Quellstrang Erlenbach zwischen dem Augustenwoog und dem Weiler Erlenbach beim Standort der abgegangenen Hexlerhütte mit ebendieser Aufschrift[33]
Ritterstein Nr. 254 bei Speyerbrunn mit der Inschrift Speyerbach-Ursprung Flosswoog mit Schleuse[34]
Neben der Kirche in Speyerbrunn verweist der Ritterstein 121 auf eine vom kurpfälzischen Forstmeister Ludwig Anton von Hacke in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegte Holzriese.[35]
Bei Appenthal steht der Ritterstein 251 mit der Aufschrift Hecker-Brücke. Hintergrund war der Brückenbau über den Speyerbach. Dafür gab es eine Demonstration unter der Führung eines Talbewohners, der „Hecker“ genannt wurde; diese Bezeichnung hatte er in Anlehnung an den 48er-Revolutionär Friedrich Hecker erhalten.[36]
Die Rittersteine 95[37] und 96[38] weisen auf eine frühere Schmelz an der Einmündung des Legelbachs hin.
Die Rittersteine 109[39] und 110[40] markieren den Eingang des Welterstals.
Der Ritterstein 112 erinnert an das abgegangene Forsthaus Mückenwies.[41]
Der Ritterstein 113 macht auf die nahe Ruine der Burg Breitenstein aufmerksam.[42]
Zudem entwickelten sich im Lambrechter Tal vor allem im 19. Jahrhundert ursprüngliche Papiermühlen zu großen Papierfabriken, weil der Rohstoff Holz und der Energielieferant Wasser nahe beieinander verfügbar waren. Wegen der sehr personalintensiven Arbeit waren die Anlagen für den regionalen Arbeitsmarkt von großer Bedeutung. Dies gilt auch heute noch, obwohl der technische Fortschritt einen Stellenabbau bewirkt hat.
Verkehr
Straßenverkehr
Die Quellregion des Oberlaufs Erlenbach ist nur über Waldwege erreichbar. Ab dem gleichnamigen Weiler Erlenbach wird das Gewässer linksseitig von der Kreisstraße 40 begleitet. Sie mündet bei Speyerbrunn in die Landesstraße 499, die – ebenfalls links des Laufs – am Speyerbach abwärts das Elmsteiner Tal erschließt. In Frankeneck endet sie mit der Einmündung in die Bundesstraße 39 (Frankenstein–Neustadt–Speyer). Diese – jetzt rechts des Laufs – entfernt sich nach der Durchquerung von Lambrecht und Neustadt etwas vom Speyerbach nach Süden. Am Unterlauf wird sie ab dem Holiday Park wieder in großer Nähe zum Bach geführt und überquert ihn bei der Aumühle nach links, um nördlich parallel Speyer zu erreichen.
Das Kuckucksbähnel verkehrt auf knapp 13 km Streckenlänge zwischen Elmstein und Lambrecht am Speyerbach entlang. Die Verbindung wurde 1909 auf voller Länge eröffnet. Der Personenverkehr endete 1960, der Güterverkehr anderthalb Jahrzehnte später. 1984 wurde die Bahn als Museumsbahn für den Ausflugsverkehr reaktiviert; sie verwendet historische Dampflokomotiven, von denen eine den Namen „Speyerbach“ trägt.
Die von 1905 bis 1956 betriebene meterspurige Lokalbahn Speyer–Neustadt orientierte sich grob am Unterlauf des Speyerbachs und überquerte diesen zwischen Harthausen und Dudenhofen.
Brücken
Bei den Brücken, welche die vorgenannten Verkehrswege über den Speyerbach führen, handelt es sich meist um schlichte Überführungen oder kleinere Übergänge bis hinab zum Steg; eine der wenigen Ausnahmen bildet die Friedrich-Ebert-Brücke innerhalb von Lambrecht, die Bestandteil der Denkmalzone Stadtkern ist. Lediglich die Sonnenbrücke in Speyer ist ein Bauwerk aus behauenen Sandsteinen, das historische Bedeutung erlangt hat. Doch auch sie fällt nicht besonders auf, einzig der Blick über sie hinweg nach Süden auf den Dom ist bemerkenswert.
Der ehemalige Förster Otto Feyock aus dem Elmsteiner Ortsteil Appenthal hat den Triftwanderweg Elmstein samt seinen großen Infotafeln ins Leben gerufen.
Am Speyerbach darf ganzjährig geangelt werden;[43] vorgeschrieben ist vor allem ein Fischereischein, der umgangssprachlich auch Angelschein genannt wird.
Auf geeigneten Teilstrecken kann das Gewässer mit Kanus befahren werden. An Wehren und anderen Querbauwerken müssen die Boote aus dem Wasser genommen, um das Hindernis herum getragen und dahinter wieder eingesetzt werden.[44]
Freizeitanlagen
Nahe beim Speyerbach liegen auf Haßlocher Gemarkung der Holiday Park und eine Ponyfarm mit Gestüt.
Literatur
Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des Gerichts-Bezirkes von Frankenthal im königl. bayer. Rheinkreise. Band2. Speyer 1836, S.2–5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Jost Haneke, Michael Weidenfeller: Die geologischen Baueinheiten der Pfalz. In: Michael Geiger u. a. (Hrsg.): Geographie der Pfalz. Verlag Pfälzische Landeskunde, Landau (Pfalz) 2010, S.76–77 (Tabelle und Karte).
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Dieter Ortlam: Neue Aspekte zur känozoischen Entwicklung im Nordteil der Mittelmeer-Mjösen-Zone. In: Geologische Rundschau. Band70, Nr. 1, 1981, S.344–353.doi:10.1007/BF01764333