Im Güterkraftverkehr werden weiterhin umgangssprachlich die Begriffe Nahverkehr und Fernverkehr verwendet, auch wenn die gesetzlichen Bestimmungen des GüKG hierzu 1998 aufgehoben wurden.
Die Kennzeichnung als „Nahverkehr“ wird weiterhin für Transporte verwendet, die in einem Radius von 50 km um das Umschlagslager stattfinden. Der Bereich zwischen 51 km und 150 km wird als Regionalverkehr gekennzeichnet, über 151 km Entfernung wird von Fernverkehr gesprochen. Mit der Transportrechtsreform sind 1998 in Deutschland die vorher gültigen Reglementierungen im Güterverkehr aufgehoben worden, im Güternahverkehr in Österreich bereits seit 1991. Der Nahverkehr wird überwiegend mit kleineren Fahrzeugen von Lastenrädern und Kleintransportern über Lkw bis 7,5 tzulässigem Gesamtgewicht, teilweise mit Hebebühne, bis hin zu Lkw mit 12 t zulässigem Gesamtgewicht (zGG) abgewickelt. Meist handelt es sich um Zuliefer- und Abholverkehr von und zum nächstgelegenen Depot, wobei unterschieden wird in Vorlauf bzw. bei der Auslieferung in Nachlauf. Das Verteilen von Frischwaren an Filialen von Handelsketten fällt hierunter. Auch der Baustellenverkehr zählt zum Nahverkehr.
Transporte über 151 km Entfernung werden dem „Fernverkehr“ zugeordnet. Eine Variante des Fernverkehrs auf der Straße (Güterkraftverkehr) ist der Linienverkehr oder auch innerdeutscher Spediteursammelgutverkehr, in dem Sammelgutsendungen regelmäßig vom Abgangsort zum Zielort und andere Sendungen zurücktransportiert werden. Der Versandspediteur lässt dabei Sendungen zum Empfangsspediteur transportieren. Zielort der Sendung kann entweder das Umschlagslager des Empfangsspediteurs oder auch ein Logistikzentrum (HUB: Hub and Spoke) sein. Eine Variante des Linienverkehres auf der Straße ist der Begegnungsverkehr. Hierbei treffen sich unterwegs zwei Fahrzeuge, die ihre Transportbehälter, wie etwa Wechselbrücken oder Sattelauflieger, austauschen. Anschließend fährt jedes der Fahrzeuge wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Neben dem Linienverkehr gibt es den Trampverkehr auf der Straße, bei dem Teil- und Komplettladungen zu den Zielen gefahren werden und die Rückladung das Fahrzeug nicht direkt an den Ausgangsort zurückführt. Der Fahrzeug-Disponent des Spediteurs sucht am Zielort passende Rückladungen, die das Fahrzeug über zwischenliegende Auslieferungsstellen bis zum Wochenende an den Ausgangspunkt, dem Betriebshof, zurückführen. Die Ladungssuche erfolgt meist über nationale und internationale Internet-Frachtenbörsen.
Bedeutung des Güterverkehrs
Die Transporte im gewerblichen Güterverkehr werden in Deutschland im Rahmen der Verkehrsstatistik durch Erhebungen des Statistischen Bundesamtes erfasst.[4] Neben den Transportmengen wird auch die Transportleistung als Produkt von (Netto-)Masse und Entfernung bilanziert und in der Einheit Tonnenkilometer (tkm) angegeben. Die Verkehrsleistung ist keine Leistung im physikalischen Sinn, da sie keine Arbeit pro Zeitspanne darstellt. Der Begriff hat sich im übertragenen Sinn zur Kennzeichnung durchgesetzt.
Entwicklung des Gütertransports
Die Betrachtung der Entwicklung der einzelnen Verkehrsträger zeigt, dass vor allem technologische Entwicklungen der einzelnen Transportmittel die Struktur, das Gütertransportaufkommen und die Gütertransportleistung beeinflusst haben. Erst sie haben die aktuelle Gütertransportleistung in Menge und Reichweite möglich gemacht. Verkehrssysteme und ihre Grundstruktur sind langlebig. Die Grundfunktionen der heute verwendeten Verkehrsträger haben sich seit deren Erfindung nicht mehr geändert. Zahlreiche Faktoren und Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Entwicklungen der einzelnen Verkehrsträger und/oder wirken sich auf Gütertransportleistung und Gütertransportaufkommen aus. Neben treibenden / fördernden Faktoren gibt es auch hemmende / hinderliche Faktoren.
Verkehrstechnologie
Die Erfindung der Dampfmaschine ermöglichte es, größere Gütermengen als zuvor schneller als zuvor wirtschaftlich zu transportieren. Ebenso bedeutende Erfindungen, die den Gütertransport veränderten, waren die Erfindung des Verbrennungsmotors und die Erfindung der Kühlanlage, die den Transport von verderblichen Gütern über längere Strecken ermöglichte. Diese Erfindungen markieren auch den Beginn der Abhängigkeit der Verkehrsträger von fossilen Energieträgern. Als treibende Kräfte der Entwicklung der Verkehrssysteme, mit Auswirkungen auf den Gütertransport kann man nennen:
technologische Entwicklung der Hardware der Verkehrssysteme.
Wirtschaftliche Aspekte
Der Gütertransport und seine Struktur wird auch durch die systembedingten Eigenschaften der Verkehrsträger, deren aktuellen Stand und deren Entwicklung bedingt und vorangetrieben, wie jedes System durch seine Eigenschaften determiniert wird:
rechtliche Bestimmungen hinsichtlich der Verkehrsträger.
Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Preise für Kraftstoffe (Energiekosten). Einige Kraftstoffe werden besteuert, andere nicht (Flugbenzin). Wirtschaftliche Veränderungen, die vor allem auf Grund der zunehmenden Globalisierung entstehen, wirken sich auf die Entwicklung des Gütertransports aus. Treibende Faktoren sind unter anderem:
Der Güterverkehr dient vorrangig dem Transport zwischen Produktion, Handel (Groß- und Einzelhandel, Versandhandel) und Endverbraucher. Früher unterschied man Güternahverkehr und Güterfernverkehr. Es gab zahlreiche Reglementierungen des Güterfernverkehrs; diese wurden mit der Liberalisierung im Jahre 1993 aufgehoben.
Neben wirtschaftlichen und technologischen Faktoren wirken sich auch soziale Prozesse der demografischen Struktur, der räumlichen Struktur und gesellschaftliche Änderungen bezüglich des Wertesystems, auf die Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen aus. Es handelt sich dabei zum einen um die Änderung der Rahmenbedingungen für die Abwicklung des Güterverkehrs, die dessen Struktur beeinflusst. Zum anderen erhöht oder verringert sich die Nachfrage nach Gütertransport durch die Änderung der gesellschaftlichen Strukturen, da der Güterverkehr eine Dienstleistung und keine Produktion darstellt.
In den meisten Ländern überwiegt der Straßengüterverkehr. Das liegt auch daran, dass beim kombinierten Verkehr häufig das Frachtgut vom Spediteur im Vorlauf zu einem anderen Verkehrsträger (Güterzug, Frachtschiff, Frachtflugzeug) für den Hauptlauf transportiert wird, während der Nachlauf wiederum mit der Spedition durchgeführt wird. Die Luftfracht spielt meist eine unbedeutende Rolle, in Deutschland wurden 2017 gerade einmal 1,617 Mrd. tkm erbracht.
↑Klaus Bichler, Ralf Krohn, Peter Philippi, Frank Schneidereit: Kompakt-Lexikon Logistik: 2.250 Begriffe nachschlagen, verstehen, anwenden. 3., aktualisierte Auflage. Springer Gabler, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-12535-6, S.95 (google.com [abgerufen am 11. November 2022]).
↑Verkehr im Überblick. Fachserie 8 Reihe 1.2 - 2018. Statistisches Bundesamt, Dezember 2020, abgerufen am 11. November 2022.
↑ abVerkehr im Überblick. Fachserie 8 Reihe 1.2 - 2010. Statistisches Bundesamt, November 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Januar 2012; abgerufen am 11. November 2022.
↑Christian F. Durach, Stefan Kurpjuweit, Stephan M. Wagner: The impact of additive manufacturing on supply chains. In: International Journal of Physical Distribution & Logistics Management. Band47, Nr.10, 25. September 2017, ISSN0960-0035, S.954–971, doi:10.1108/ijpdlm-11-2016-0332.
↑Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.): Verkehr in Zahlen 2019/2020. September 2019, S. 332 ff.