Die Queich wird im Jahr 828 als Queicha erstmals schriftlich erwähnt. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom germanischen *Kwaik(w)ō „die Frische, Muntere“ ab.[6]
Geographie
Quelle
Die Queichquelle liegt 3 km südlich der Gemeinde Hauenstein in 273 m Höhe[2] am Ostfuß des 461 m hohen Winterbergs.[2] Sie ist mit behauenen Steinen aus dem landschaftstypischen roten Buntsandstein gefasst. An der Quellanlage gibt es auch ein Wassertretbecken und Sitzbänke.[7]
Verlauf
Die Queich fließt zunächst als schmaler Bach durch das Stephanstal in nördlicher Richtung. Kurz vor dem Beginn der Wohnbebauung von Hauenstein ist sie zum etwa 200 m langen und bis 40 m breiten Paddelweiheraufgestaut. Nach dem Durchqueren der Gemeinde und dem Passieren des Neding sowie des Großen Rauhbergs wendet sie sich nach Osten und bewegt sich in großen Bögen durch das nach ihr benannte Queichtal, wobei sie Wilgartswiesen und Rinnthal passiert; dort bildet sie die Südgrenze der Frankenweide. Nach dem Vorbeifluss am Göckelberg nimmt sie von links und Nordwesten ihren stärksten Zufluss auf, den 15 km langen Wellbach.
Nach gut 20 km öffnet sich in Albersweiler das Tal, das in diesem Bereich das südliche Ende der Haardt bildet, zur Rheinebene hin, und es beginnt die Hügellandschaft an der Deutschen Weinstraße, in der sich das bedeutendste pfälzische Weinbaugebiet erstreckt. In Siebeldingen quert die Queich die Deutsche Weinstraße, beim Vorort Godramstein erreicht sie das Stadtgebiet von Landau. Dort ist sie größtenteils verrohrt und nur an einigen Stellen wenigstens kanalisiert wahrzunehmen. Im Westen der Kernstadt zweigt der Bürgergraben links ab, der sich kurz vor dem Hauptbahnhof wieder mit der Queich vereinigt. Im Vorort Queichheim verlässt die Queich die Stadt, nachdem sie etwa 30 km unterhalb ihrer Quelle in der offenen Ebene angekommen ist; hier mündet von rechts der Birnbach.
Die Queich selbst wendet sich mehr nach Nordnordost, tritt in den Bellheimer Wald ein, durchfließt die Innenstadt von Germersheim und mündet im Norden der Stadt auf 95 m Höhe[3] in den Rhein.
Bei Rheinhochwasser kann die Queich durch ein Wehr vom Rhein abgetrennt werden, um Überflutungen in Germersheim zu verhindern. Bei Schließung des Wehrs wird die Vorflut durch das an der Mündung gelegene Pumpwerk Germersheim sichergestellt. Das zwischen 2004 und 2009 erbaute Schöpfwerk kann mit seinen drei Pumpen bis zu 3,3 m³/s Wasser heben. Zeitgleich mit dem Schöpfwerk wurde im Bellheimer Wald eine Flutmulde gebaut, die zur Druslach, dem nördlichen Mündungsarm der Queich, führt. Die für 11,1 m³/s Wasser dimensionierte Flutmulde zweigt oberhalb der Holzmühle ab und folgt einer Schneise für Hochspannungsleitungen.[9]
Im Pfälzerwald
Queichquelle
Ritterstein 214 „Queichursprung“
Markierung nahe der Queichquelle
Paddelweiher bei Hauenstein
In der Rheinebene
In Landau
In Offenbach
Ottersheimer Teilungswehr: Spiegelbach-Abzweig nach rechts. Das Wehr ist Teil des Queichwiesenbewässerungssystems
„Der Pfälzerwald stellt mit dem Wasgau die vielgestaltigste Buntsandsteinlandschaft Deutschlands dar. Schichten des Mittleren und Oberen Buntsandsteins sind hier aufgeschlossen. Während der tektonischen Hebung des Pfälzerwalds schnitt sich die Queich mit ihren Nebenflüssen in das Gebirge ein und räumte die Täler weitflächig aus. In den breiten, zerlappten Talweitungen am Ostrand des Pfälzerwalds treten die Annweiler Schichten des unteren Buntsandsteins und das Rotliegend der Nahe-Gruppe zu Tage.“[11]
Der Schwemmfächer in der Rheinebene
Von den Randgebirgen des Oberrheingrabens streben zahlreiche Bäche dem Rhein zu, so auch vom Pfälzerwald über den Haardtrand in östlicher Richtung. Während der letzten Eiszeit stand reichlich Wasser zur Verfügung, das große Mengen abgetragenen Gesteinsschuttes und Sande aus dem Gebirge in die Rheinebene transportierte. In der Ebene verteilte sich das Wasser, und so lagerten sich Kiese und Sande dort ab und bildeten sogenannte Schwemmfächer. Der Name kommt von der dreieckigen Form, die sich in die Ebene zum Rhein hin ausweitet.[12]
Der Austritt der Queich aus dem Pfälzerwald bei Albersweiler über die Haardt bei Godramstein in die Rheinebene schuf einen Schwemmfächer bis hin zur Rheinniederung. Weil der überwiegend sandige Boden für den Ackerbau wenig ertragreich war, konnten sich auf solchen Schwemmfächern auch nach Durchsetzung der Landwirtschaft als Wirtschaftsform Waldungen erhalten, während die fruchtbaren Lössgebiete früh gerodet wurden.[12] Die Queich schuf so die Grundlage für die Entstehung des Bellheimer Walds.
Geschichte
Neuere Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass wohl schon im Mittelalter der Unterlauf der Queich etwa auf der Höhe von Zeiskam, um etwa 2 km nach Norden verschoben wurde. Grund war offenbar, dass man wegen der Holztrift die Mündung in den Rhein nach Germersheim verlegen wollte.
Im Zuge des Friedens von Nimwegen wurde das gesamte Gebiet südlich der Queich vorübergehend Frankreich zugeschlagen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg baute der französische MarschallVauban die Stadt Landau zur Festung aus. Er ließ dazu zwischen 1688 und 1691 den Albersweilerer Kanal als 12 km lange schiffbare Verbindung vom Steinbruch bei Albersweiler nach Landau anlegen. Der Kanal verlief parallel zur Queich und wurde mit deren Wasser gespeist. Von dieser zweitältesten künstlichen Wasserstraße Deutschlands (nach dem Finowkanal von 1608) sind unter anderem die Schleusen erhalten, mit denen das Bachwasser in den Kanal abgeleitet wurde.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg der 1740er Jahre ordneten französische Truppen den Bau der Queichlinien zwischen Landau und dem Rhein bei Hördt als Befestigungslinie an. Noch heute findet man im Hördter Wald beim Spiegelbach eine erhaltene Schanze. Die Landauer Straße An 44 erinnert noch an die Bastion Nummer 44 der Queichlinien. Während des Ersten Koalitionskriegs bildete die Queich zusammen mit der weiter südlich fließenden Lauter das Aufmarschgebiet der französischen Armee. Ab 1792 bildete die Queich die Grenze zwischen Frankreich und Kurpfalz-Bayern, ehe im Zuge des Frieden von Campo Formio ab 1798 der Bereich nördlich des Flusses ebenfalls an Frankreich fiel. Zwischen dem Ersten und Zweiten Pariser Frieden war die Queich erneut Grenzfluss zwischen Frankreich und Bayern. Als Teil der Armee der Hundert Tage kämpfte das französische 7e régiment de chasseurs à cheval 1815 unter anderem entlang des Flusses gegen Bayern. Mit dem Wiener Kongress im Jahr 1815 wurde die Grenze zu Frankreich dauerhaft nach Süden an die Lauter verlegt.
Queichwiesenbewässerung
Über Jahrhunderte wurden auch entlang der Queich die Wiesen bewässert. Mehr dazu unten bei Natur/Wässerwiesen. In den 70er/80er Jahren ging diese traditionelle Bewässerung zunehmend auch im Queichtal zurück. Lediglich die Gemeinden Ottersheim und Offenbach hielten an der traditionellen Bewässerung fest. Im Jahr 1996 fanden sich Landwirte, Naturschützer und Kommunen in der IG Queichwiesen zusammen, um die Wiesenbewässerung zu erhalten und zu reaktivieren. Die Gemeinde Ottersheim übernahm die Federführung. Zwischenzeitlich werden wieder 450 ha Wiesen bewässert. Seit 2018 ist die „Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim“, das größte zusammenhängende Wiesenbewässerungssystem in Deutschland, als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Auf Grund einer gemeinsamen Bewerbung mit sieben ähnlichen Initiativen in europäischen Staaten hat die UNESCO im Dezember 2023 die „Traditionelle Bewässerung in Europa“ zum „Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ erklärt.
Wirtschaftliche Nutzung
Die Wasserkraft der Queich wurde für Mühlen genutzt. Die französischstämmige Familie Disqué besaß im 18. und 19. Jahrhundert mehrere Mühlen entlang und im Umfeld der Queich. Ab dem 13. Jahrhundert wurde in der Queich Scheitholzgetriftet. Die stärkste Nutzung war um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Für die Trift war die genügende Wasserführung der Queich wichtig. Dazu wurde sie zeitweise in Klausen oder Woogen aufgestaut. Dann fehlte den unterhalb liegenden Mühlen das nötige Wasser. Wenn das Holz freigegeben wurde, kam es oft zu Überschwemmungen der Mühlenzuläufe und Schäden durch verkeilte Hölzer. 1881 erreichten die Mühlenbetreiber die Einstellung des Triften.
In der Sarnstaller Papierindustrie in Annweiler wurde das Wasser zur Papierherstellung genutzt und entsprechend verschmutzt zurück in die Queich geleitet.
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
WallfahrtskircheMaria Himmelspforte auf dem Winterberg oberhalb der Queichquelle
Bachlehrpfad des Angelsportvereins Queichtal an den Reiterwiesen zwischen Godramstein und Landau
Storchenscheune (Pflegestation) und Storchenzentrum (Bildungseinrichtung) der Aktion Pfalzstorch in Bornheim
Die Wässerwiesen entlang der Queich werden in einer Kooperation aus Landwirtschaft, Gemeinden und Naturschutzverbänden als rheinland-pfalzweites Pilotprojekt (u. a. Natura 2000-Projektgebiet) auf vielen hundert Hektar in einem kleinflächigen Mosaik nach historischen Wässerrechten mehrmals jährlich zwischen April und August flach überflutet. Wichtigster Akteur ist die „Interessengemeinschaft Queichwiesen“. Die Wässerwiesen sind Lebensraum der größten rheinland-pfälzischen Weißstorchpopulation.
Verkehr
Zwischen Hauenstein und Landau führt seit 1875 die Bahnstrecke Landau–Rohrbach an der Queich entlang, ebenso die Bundesstraße 10, die bei Annweiler mehrere Tunnel durchquert. Unterhalb von Landau fließt die Queich durch weites Wiesengelände und den Bellheimer Wald. Dieser Bereich ist für Kraftfahrzeuge allenfalls durch Nebenstraßen erschlossen.
Auf gut ausgebautem Wegenetz ist der Queichtalradweg angelegt, der dem gesamten Verlauf der Queich von der Quelle bis zur Mündung folgt.
↑Wolfgang Mildner, Wolfgang Jeblick: Erweiterte Auflage des Buches "Brunnenwandern in der Verbandsgemeinde Lambrecht und Umgebung", Teil 1 Brunnen im Naturpark Pfälzerwald, Naturfreunde Lambrecht 2022, ISBN 3-00-014479-X, S. 392.
↑Infotafel am Ottersheimer Teilungswehr, erstellt im Rahmen des Natura 2000-Projekts des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DLV) und des Landschaftspflegeverbandes Südpfalz, Stand 7. Juni 2019.
↑Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd: Infotafel Hochwasserschutz am Oberrhein, Pumpwerk Germersheim des Wasserwirtschaftlichen Themenpfades am Pumpwerk Germersheim, Stand 4. März 2021.
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Anmerkung: Der eingezeichnete „Klingelbach“ heißt in Wirklichkeit Klingbach.
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Carola Schnug-Bögerding, Doris Herrmann: Infotafel Speyerer Wald (Standplatz an der Walderholung) im Auftrag der Stadtverwaltung Speyer, fotografiert am 16. Mai 2012.