Fritz Schäffer wurde am 12. Mai 1888 als Sohn des späteren Postamtsdirektors Gottfried Schäffer und dessen Frau Amalie, geb. Mayr, in München geboren. Er besuchte die katholische Volksschule in Ingolstadt und das humanistische Gymnasium in Neuburg an der Donau und München. Nach dem Abitur 1907 in München absolvierte Schäffer ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München, welches er 1911 mit dem ersten und 1916 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Er wurde 1908[2] Mitglied der StudentenverbindungApollo (heute Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria).
Von 1918 bis zu ihrer Auflösung 1933 war Schäffer Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP). 1918 gründete er den BVP-Ortsverband Kelheim. Ab 1929 war er Vorsitzender der BVP.
1945 gehörte Schäffer zu den Mitbegründern der CSU und wurde deren Vorsitzender in München. Von 1946 bis Anfang 1948 untersagte ihm die Militärregierung jede politische Tätigkeit. Im Januar 1948 wurde er CSU-Bezirksvorsitzender von Oberbayern, trat jedoch wegen eines innerparteilichen Führungsstreits am 14. September 1948 aus der CSU wieder aus. Zuvor hatte er mit der Bayernpartei über einen Übertritt des gesamten CSU-Bezirksverbandes Oberbayern zur BP verhandelt. Die Verhandlungen scheiterten jedoch am radikal-bayerischen Flügel der BP um Ludwig Lallinger und Jakob Fischbacher. So wurde Schäffer 1949 erneut Mitglied der CSU, in der er den „bayerisch-etatistisch-katholischen“ Flügel repräsentierte, während der „liberal-konservativ-interkonfessionelle“ Flügel von Josef Müller angeführt wurde.
Von 1949 bis 1961 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1. September bis zum 20. September 1949 stellvertretender Vorsitzender CDU/CSU-Bundestagsfraktion und daneben vom 7. bis zum 20. September 1949 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe.
Vom 16. September 1931 bis 16. März 1933 war Schäffer als Staatsrat mit der Führung der Geschäfte des bayerischen Finanzministeriums beauftragt.
Vom 28. Mai bis zum 28. September 1945 war er der erste, von der amerikanischen Militärregierung eingesetzte, Bayerische Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit leitete er auch das Bayerische Finanzministerium. Kurz nach der Ablösung des Militärgouverneurs George S. Patton wurde auch Schäffer als bayerischer Ministerpräsident abgesetzt. Die amerikanische Militärregierung begründete dies damit, dass Schäffer den öffentlichen Dienst nicht ausreichend von ehemaligen NSDAP-Parteimitgliedern gesäubert habe.[3]
Während Schäffers Tätigkeit als Finanzminister kam es im Zuge der Deutschen Wiedergutmachungspolitik zu Auseinandersetzungen mit dem SPD-Abgeordneten Adolf Arndt, die in die Geschichtswissenschaft auch als „Affäre Schäffer“[4] eingingen. Arndt kritisierte in verschiedenen Bundestagsdebatten des Jahres 1954[5] die Wiedergutmachungspolitik der Regierung. Schäffer warf er unter anderem nicht nur persönlich verschuldete Verzögerung der Bearbeitung vor, sondern vor allem die ungerechte Verteilung. Statt Verfolgte des NS-Staates zu versorgen, habe man Angehörige der Legion Condor oder den NS-Ideologen Otto Koellreutter aus „Steuergeldern einer schafsgeduldigen Demokratie“[4] mit den höheren Zahlungen versehen. In diesem Zusammenhang sprach Arndt auch von dem „Leidensweg der Wiedergutmachung und dem faulen Klima unserer Innenpolitik“.
Otto Altendorfer: Fritz Schäffer als Politiker der Bayerischen Volkspartei 1888–1945. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1993, ISBN 3-88795-750-4 (Dissertation an der Universität Passau 1990).
Otto Altendorfer: Fritz Schäffer (1888–1967). Bayerischer Ministerpräsident, Bundesfinanzminister. In: Günter Buchstab, Brigitte Kaff, Hans-Otto Kleinmann (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herausgegeben im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 422–429.
Oliver Braun: Fritz Schäffer - vom monarchistischen Föderalisten zum Bonner Zentralisten? In: Reinald Becker/Christof Botzenhart (Hrsg.): Die Bayerischen Ministerpräsidenten 1918–2018, Regensburg 2024, S. 179–198.
Christoph Henzler: Fritz Schäffer 1945–1967: Eine biographische Studie zum ersten bayerischen Nachkriegs-Ministerpräsidenten und ersten Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland. Hanns-Seidel-Stiftung, München 1994, ISBN 3-88795-751-2 (Dissertation an der Universität München 1991).
Franz Menges: Fritz Schäffer (1888-1967). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 6, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 1984, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 139–152 (Digitalisat).
↑Fritz Schäffer, Geschichte der CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung. In: Konrad-Adenauer-Stiftung. (kas.de [abgerufen am 1. November 2017]).
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 184–186.