Bundestagswahl 1961
Verhältnis Regierung-Opposition im 4. Deutschen Bundestag
Die Bundestagswahl 1961 fand am 17. September 1961 statt. Bei der Wahl zum 4. Deutschen Bundestag verloren die Unionsparteien ihre absolute Mehrheit, konnten jedoch in einer Koalition mit der FDP weiterregieren.
Zum ersten Mal saßen 1961 nur noch drei Fraktionen im Bundestag; dies blieb 22 Jahre lang so.
Hintergrund
Plakate im Wahlkampf 1961, Bonn
Plakate in Nürnberg 1961
Der Wahlkampf stand unter dem Eindruck des Baus der Berliner Mauer am 13. August 1961. Für die CDU/CSU trat zum vierten Mal Bundeskanzler Konrad Adenauer an, dem neben seiner langen Amtszeit (seit Gründung der Bundesrepublik 1949) angelastet wurde, auf den Mauerbau zu zögerlich reagiert und zu lange damit gewartet zu haben, nach dem Mauerbau nach Berlin zu fahren. So war er erst am 22. August 1961 erstmals vor Ort, während zum Beispiel US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson bereits am 19. August 1961 in Berlin war. Allerdings bedeutete das in den Allensbach-Umfragen nur einen kurzfristigen Einbruch in Adenauers Popularität.
Für die SPD trat erstmals Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt als Kanzlerkandidat an. Es war die erste Wahl für die SPD nach Annahme des Godesberger Programms von 1959, in welchem sie sich endgültig von der Theorie des Historischen Materialismus , Marxismus und planwirtschaftlichen Vorstellungen verabschiedet hatte.
Bei der Wahl verlor die CDU/CSU ihre bei der Bundestagswahl 1957 erlangte absolute Mehrheit, während die SPD deutliche Zugewinne erzielte, ebenso wie die FDP, die unter dem Motto Mit der CDU, aber ohne Adenauer ihr bis 2009 bestes Ergebnis auf Bundesebene errang. Die in der Gesamtdeutschen Partei aufgegangene Deutsche Partei (DP) verlor ihre letzten Mandate.
Amtliches Endergebnis
Parteien
Erststimmen
Zweitstimmen
Mandate
Berliner Abg.
Anzahl
%
+/-
Direkt- mandate
Anzahl
%
+/-
Listen- mandate
Gesamt
+/-
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.672.057
36,5
+4,5
91
11.427.355
36,2
+4,5
99
190
+21
13
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
11.622.995
36,3
–3,4
114
11.283.901
35,8
–3,9
78
192
–23
9
Freie Demokratische Partei (FDP)
3.866.269
12,1
+4,5
–
4.028.766
12,8
+5,1
67
67
+26
–
Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU)
3.104.742
9,7
–0,9
42
3.014.471
9,6
–0,9
8
50
–5
–
Gesamtdeutsche Partei (GDP)
859.290
2,7
–0,8
–
870.756
2,8
–0,6
–
–
–171
–
Deutsche Friedensunion (DFU)
587.488
1,8
N/A
–
609.918
1,9
N/A
–
–
–
–
Deutsche Reichspartei (DRP)
242.649
0,8
–0,2
–
262.977
0,8
–0,2
–
–
–
–
Deutsche Gemeinschaft (DG)
21.083
0,1
±0,0
–
27.308
0,1
±0,0
–
–
–
–
Südschleswigscher Wählerverband (SSW)
24.951
0,1
±0,0
–
25.449
0,1
±0,0
–
–
–
–
Wählergemeinschaft für ein neutrales Deutschland (WGnD)
778
0,0
N/A
–
–
–
N/A
–
–
–
–
Wählergruppen/Einzelbewerber
2.164
0,0
±0,0
–
–
–
–
–
–
–
–
Gesamt
32.004.466
100
247
31.550.901
100
252
499
+2
22
Ungültige Stimmen
845.158
2,6
–0,4
1.298.723
4,0
+0,2
Wähler
32.849.624
87,7
±0,0
32.849.624
87,7
±0,0
Wahlberechtigte
37.440.715
37.440.715
Quelle: Der Bundeswahlleiter
Ergebnisse in den Bundesländern
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Baden-Württemberg [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
5.211.883
100,0
5.211.883
100,0
Wähler
4.419.748
84,8
4.419.748
84,8
Ungültig
145.850
3,3
230.585
5,2
Gültig
4.273.898
100,0
4.189.163
100,0
66
33
davon:
CDU
1.955.620
45,8
1.899.266
45,3
32
27
SPD
1.385.442
32,4
1.342.885
32,1
22
6
FDP
697.279
16,3
697.311
16,6
12
–
GDP (DP-BHE)
111.704
2,6
116.611
2,8
–
–
DFU
90.287
2,1
95.137
2,3
–
–
DRP
27.455
0,6
31.052
0,7
–
–
DG
6.111
0,1
6.901
0,2
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Bayern [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
6.551.728
100,0
6.551.728
100,0
Wähler
5.714.545
87,2
5.714.545
87,2
Ungültig
136.235
2,4
227.583
4,0
Gültig
5.578.310
100,0
5.486.962
100,0
86
47
davon:
CSU
3.104.742
55,7
3.014.471
54,9
50
42
SPD
1.690.099
30,3
1.652.642
30,1
28
5
FDP
450.506
8,1
479.830
8,7
8
–
GDP (DP-BHE)
214.672
3,8
216.160
3,9
–
–
DFU
83.946
1,5
87.388
1,6
–
–
DRP
24.768
0,4
28.699
0,5
–
–
DG
7.299
0,1
7.772
0,1
–
–
WGnD
633
0,0
–
–
–
–
Einzelbewerber
1.645
0,0
–
–
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Bremen [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
507.760
100,0
507.760
100,0
Wähler
447.936
88,2
447.936
88,2
Ungültig
8.312
1,9
19.695
4,4
Gültig
439.624
100,0
428.241
100,0
5
3
davon:
SPD
220.130
50,1
212.734
49,7
3
3
CDU
121.347
27,6
115.493
27,0
1
–
FDP
63.985
14,6
64.955
15,2
1
–
GDP (DP-BHE)
17.033
3,9
17.498
4,1
–
–
DFU
12.362
2,8
12.639
3,0
–
–
DRP
4.767
1,1
4.922
1,1
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Hamburg [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
1.386.411
100,0
1.386.411
100,0
Wähler
1.227.787
88,6
1.227.787
88,6
Ungültig
18.143
1,5
34.050
2,8
Gültig
1.209.644
100,0
1.193.737
100,0
18
8
davon:
SPD
570.382
47,2
560.038
46,9
9
8
CDU
392.417
32,4
380.613
31,9
6
–
FDP
182.919
15,1
187.255
15,7
3
–
DFU
42.670
3,5
43.442
3,6
–
–
GDP (DP-BHE)
11.081
0,9
11.848
1,0
–
–
DRP
10.175
0,8
10.541
0,9
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Hessen [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
3.395.285
100,0
3.395.285
100,0
Wähler
3.028.241
89,2
3.028.241
89,2
Ungültig
84.359
2,8
149.552
4,9
Gültig
2.943.882
100,0
2.878.689
100,0
45
22
davon:
SPD
1.271.675
43,2
1.233.312
42,8
21
19
CDU
1.055.277
35,8
1.003.279
34,9
17
3
FDP
425.210
14,4
438.726
15,2
7
–
GDP (DP-BHE)
114.100
3,9
118.965
4,1
–
–
DFU
62.507
2,1
65.989
2,3
–
–
DRP
14.375
0,5
18.418
0,6
–
–
DG
585
0,0
–
–
–
–
Einzelbewerber
153
0,0
–
–
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Niedersachsen [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
4.613.112
100,0
4.613.112
100,0
Wähler
4.083.490
88,5
4.083.490
88,5
Ungültig
81.650
2,0
140.535
3,4
Gültig
4.001.840
100,0
3.942.955
100,0
60
34
davon:
CDU
1.606.479
40,1
1.536.956
39,0
26
15
SPD
1.556.255
38,9
1.526.824
38,7
25
19
FDP
476.886
11,9
519.139
13,2
9
–
GDP (DP-BHE)
253.372
6,3
242.219
6,1
–
–
DRP
59.731
1,5
63.251
1,6
–
–
DFU
46.259
1,2
50.380
1,3
–
–
DG
2.543
0,1
4.186
0,1
–
–
Einzelbewerber
315
0,0
–
–
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Nordrhein-Westfalen [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
11.085.775
100,0
11.085.775
100,0
Wähler
9.799.429
88,4
9.799.429
88,4
Ungültig
233.453
2,4
281.183
2,9
Gültig
9.565.976
100,0
9.518.246
100,0
155
66
davon:
CDU
4.602.409
48,1
4.530.553
47,6
76
41
SPD
3.593.596
37,6
3.549.359
37,3
60
25
FDP
1.063.302
11,1
1.118.460
11,8
19
–
DFU
184.218
1,9
188.442
2,0
–
–
GDP (DP-BHE)
78.105
0,8
83.131
0,9
–
–
DRP
41.851
0,4
43.932
0,5
–
–
DG
2.299
0,0
4.369
0,0
–
–
WGnD
145
0,0
–
–
–
–
Einzelbewerber
51
0,0
–
–
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Rheinland-Pfalz [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
2.348.108
100,0
2.348.108
100,0
Wähler
2.069.927
88,2
2.069.927
88,2
Ungültig
69.645
3,4
99.994
4,8
Gültig
2.000.282
100,0
1.969.933
100,0
31
15
davon:
CDU
988.462
49,4
964.270
48,9
16
10
SPD
675.693
33,8
659.830
33,5
11
5
FDP
255.961
12,8
259.578
13,2
4
–
DRP
42.389
2,1
44.644
2,3
–
–
DFU
29.260
1,5
29.867
1,5
–
–
GDP (DP-BHE)
7.323
0,4
9.766
0,5
–
–
DG
1.194
0,1
1.978
0,1
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 im Saarland [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Überhang- mandat
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
714.512
100,0
714.512
100,0
Wähler
626.817
87,7
626.817
87,7
Ungültig
35.156
5,6
47.208
7,5
Gültig
591.661
100,0
579.609
100,0
9
5
1
davon:
CDU
291.936
49,3
284.255
49,0
5
5
1
SPD
198.625
33,6
194.003
33,5
3
–
–
FDP
75.373
12,7
74.893
12,9
1
–
–
DFU
18.580
3,1
18.683
3,2
–
–
–
DRP
5.303
0,9
5.404
0,9
–
–
–
GDP (DP-BHE)
1.544
0,3
1.738
0,3
–
–
–
DG
300
0,1
633
0,1
–
–
–
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Schleswig-Holstein [3] [4]
Gegenstand der Nachweisung
Erst- stimmen
Zweit- stimmen
Sitze
Direkt- mandate
Überhang- mandate
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte
1.626.141
100,0
1.626.141
100,0
Wähler
1.431.704
88,0
1.431.704
88,0
Ungültig
32.355
2,3
68.338
4,8
Gültig
1.399.349
100,0
1.363.366
100,0
24
14
4
davon:
CDU
609.048
43,5
569.216
41,8
13
13
4
SPD
510.160
36,5
495.728
36,4
8
1
–
FDP
174.848
12,5
188.619
13,8
3
–
–
GDP (DP-BHE)
50.356
3,6
52.820
3,9
–
–
–
SSW
24.951
1,8
25.449
1,9
–
–
–
DFU
17.399
1,2
17.951
1,3
–
–
–
DRP
11.835
0,8
12.114
0,9
–
–
–
DG
752
0,1
1.469
0,1
–
–
–
Erststimmenmehrheiten in den Wahlkreisen: SPD CDU/CSU
Folgen
Mögliche Koalitionen
Sitze
Sitze gesamt
521
voll stimmberechtigt
499
Zweidrittel-Mehrheit
333
CDU/CSU, SPD
454
Absolute Mehrheit
250
CDU/CSU, FDP
318
Damit waren erstmals nur noch drei Fraktionen im Bundestag vertreten. Adenauer dachte kurzzeitig über eine Große Koalition mit der SPD nach, verwarf das allerdings wieder schnell. Seine CDU/CSU ging daher mit der bisher oppositionellen FDP eine Koalition ein. Entgegen der vorherigen Maxime wählte die FDP am 7. November 1961 Bundeskanzler Adenauer mit zum Bundeskanzler[5] , konnte sich aber mit der Forderung durchsetzen, dass dieser noch in derselben Legislaturperiode das Amt an einen Nachfolger abtreten solle. Dennoch eilte ihr lange Zeit der Ruf nach, „umgefallen“ zu sein. Im Oktober 1963 trat Konrad Adenauer schließlich als Bundeskanzler zurück, sein Nachfolger wurde der populäre Wirtschaftsminister Ludwig Erhard .
Der SPD hingegen gelang es, sich neue Wählerschichten zu erschließen, wofür unter anderem das neue Parteiprogramm und der neue Kandidat Gründe waren. Die SPD war auf dem Weg zur Volkspartei .
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
↑ Wahl zum 4. Deutschen Bundestag am 17. September 1961 (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive ) Der Bundeswahlleiter
↑ Wahl zum 3. Deutschen Bundestag am 15. September 1957 (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive ) Der Bundeswahlleiter
↑ a b c d e f g h i j Ergebnis der Wahl zum 4. Deutschen Bundestag am 17. September 1961 nach Ländern (Memento vom 12. Januar 2011 im Internet Archive ) (XLS; 32 kB)
↑ a b c d e f g h i j Sitze der Parteien am 17. September 1961 nach Ländern (Memento vom 12. Januar 2011 im Internet Archive ) (XLS; 21 kB)
↑ Godehard Weyerer: Kanzler auf Abruf: Vor 50 Jahren wurde Konrad Adenauer zum vierten Mal zum Bundeskanzler gewählt , Kalenderblatt vom 7. November 2011, Deutschlandfunk