Alois Hundhammer war der älteste Sohn von Alois Hundhammer (1874–1945) und Maria Hundhammer, geborene Grill (1873–1948). Mit noch 12 Kindern lebte die Bauernfamilie in Moos bei Forstinning (Oberbayern). Ein Bruder von ihm, Alfons Hundhammer, wanderte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bolivien aus und wurde als Bergsteiger bekannt.
1923 heiratete er Adelheid Hillenbrand (1899–1981); aus der Ehe gingen die Kinder Richard (1927–2012), Wolfgang (* 1929), Rudolf (1934–2013)[3] und Alois (* 1941) hervor.
Gleichermaßen ein Gegner des Kommunismus wie des Nationalsozialismus, warnte er als Redner auf zahlreichen Veranstaltungen und im Landtag sowie in seinen im Druck erschienenen Staatsbürgerlichen Vorträgen eindringlich vor Hitler und der „braunen Gefahr“. Deshalb wurde Hundhammer am 21. Juni 1933 von der Bayerischen Politischen Polizei (nachmalig: Gestapo) verhaftet und zunächst im Polizeipräsidium in der Münchner Ettstraße eingekerkert. Am 29. Juni erfolgt die Überstellung als Schutzhäftling in das nur knapp drei Monate zuvor (22. März 1933) eröffnete KZ Dachau.
NS-Zeit
Hundhammer kam nach einer für einen so genannten bürgerlichen Häftling ungewöhnlich langen Haftzeit am 22. Juli 1933 wieder frei, wahrscheinlich durch Vermittlung einflussreicher kirchlicher Kreise. Nach der Haft erhielt er Berufs- und Redeverbot und wurde durch die Gestapo überwacht. Um den Unterhalt für Frau und Kinder sichern zu können, absolvierte er die Fachkundeprüfung im Schuhhandel und eröffnete 1934 eine Schuhreparaturwerkstätte in der Münchner Sonnenstraße, der 1938 ein zweites Geschäft in der Sendlinger Straße folgte. In diesen Geschäften hielt er Kontakt zu ehemaligen politischen Weggefährten. Während der NS-Zeit war er politisch inaktiv. 1939 wurde Hundhammer zur Wehrmacht einberufen und wurde im Verwaltungsdienst eingesetzt.
Nachkriegspolitik
In amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Marseille, nach dem Ende des Krieges, knüpfte er Kontakte zu anderen politisch interessierten Häftlingen und plante bereits den Wiederaufbau Bayerns für die Zeit nach dem Krieg.
Als Mitglied der Bayerischen Verfassunggebenden Landesversammlung und deren wichtigstem Gremium, dem Verfassungsausschuss, war Hundhammer einer der maßgeblichen Väter der Bayerischen Verfassung, aus seiner Feder stammt unter anderem die Präambel.[5] 1946 wurde er zum CSU-Fraktionsvorsitzenden gewählt und blieb dies bis 1951. Der föderalistisch eingestellte Müller trat für religiöse Toleranz ein, während Hundhammer zusammen mit Schäffer dem katholisch-konservativ-altbayrischen Flügel angehörte. Müller und Hundhammer behinderten sich gegenseitig. So verhinderte Hundhammer die Wahl Müllers zum Ministerpräsidenten, diesem wiederum gelang es, die Wahl Hundhammers zum Parteivorsitzenden abzuwenden. Hans Ehard, der keinem der verfeindeten Lager der CSU angehörte, wurde 1946 auf Vorschlag Hundhammers zum Bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Unter seiner Regierung wurde Hundhammer Staatsminister für Unterricht und Kultus bis 1950.
In diesem Amt machte er sich durch seine erzkonservative Haltung nicht nur Freunde. 1947 setzte er die Wiedereinführung des körperlichen Züchtigungsrechts der Lehrkräfte in den Schulen durch, was scharfen Widerspruch aus Teilen der Bevölkerung hervorrief.[6] Noch größer war die Aufregung über den „Abraxas“-Skandal 1948: Hundhammer beendete die Aufführung des freizügigen Balletts von Werner Egk an der Bayerischen Staatsoper trotz des großen Publikumserfolges, was von Kritikern als Zensur gewertet wurde. Zur Förderung begabter Studenten führte er 1948 das Stipendium für besonders Begabte („Hundhammer-Stipendium“) ein.
Darüber hinaus ging er geschäftlichen Unternehmungen in der Baubranche nach. Außerdem war er zu dieser Zeit auch Vorsitzender des Untersuchungsausschusses in der sogenannten Spielbankenaffäre um hohe Regierungsmitglieder der Viererkoalition, in dessen Folge die Bayernpartei schwer beschädigt und der CSU der Weg zur erneuten Machtübernahme geebnet wurde.
Nach der Landtagswahl 1954 wurde die CSU von einer Viererkoalition aus SPD, FDP, Bayernpartei und BHE aus der Regierung verdrängt. In der Folgezeit zog sich Hundhammer aus der Öffentlichkeit etwas zurück und widmete sich verstärkt der Arbeit in verschiedenen katholischen Verbänden. Seit 1950 war Hundhammer, der schon seit seiner Studienzeit Mitglied der katholischen bayerischen StudentenverbindungKBStV Rhaetia München war, Ehrenmitglied der KDStV Tuiskonia München im CV und seit 1952 Mitglied des wissenschaftlichen katholischen Studentenvereins Unitas-Albertus-Magnus in München.
Nachdem die CSU erneut die Regierung stellte, zog es Hundhammer wieder in die aktive Politik: Von 1957 bis 1969 war er Landwirtschaftsminister in den Kabinetten von Hanns Seidel, Hans Ehard und Alfons Goppel, unter letzterem auch stellvertretender Ministerpräsident (1964–1969). Er leitete die Flurbereinigung ein, die den Bauern bessere Wirtschaftsmöglichkeiten eröffnen sollte.
In dieser Periode setzte er sich auch stark für die Errichtung der KZ-Gedenkstätte Dachau ein und eröffnete sie 1965 selbst. Hundhammer war ein entschiedener Gegner von Franz Josef Strauß,[7] konnte jedoch dessen Aufstieg zum Parteivorsitzenden der CSU nicht verhindern.
1969 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück und legte die Regierungsämter nieder. 1970 gab er auch das Amt des CSU-Bezirksvorsitzenden der CSU Oberbayern auf.
Die staatsbürgerlichen Vorträge von Alois Hundhammer aus den Jahren 1930 und 1931. Eingeleitet und kommentiert von Oliver Braun (Quellentexte zur bayerischen Geschichte 4), hrsg. von Karl-Ulrich Gelberg, Johannes Merz und Alois Schmid, Institut für Bayerische Geschichte München 2005.
Mein Beitrag zur bayerischen Politik 1945–1965. Historisch-politische Schriftenreihe des Neuen Presseclubs, H. 7, München 1965.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Paul Hussarek: Hundhammer – Weg des Menschen und Staatsmannes. München 1950/1951.
Bernhard Zittel: Alois Hundhammer (1900–1974). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 5. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1982, ISBN 3-7867-0990-4, S. 253–265 (Digitalisat).
Klaus Schönhoven: Der politische Katholizismus in Bayern unter der NS-Herrschaft 1933–1945. In: Martin Broszat, Hartmut Mehringer (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit. Bd. 5: Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Oldenbourg, München 1983, ISBN 3-486-50701-X, S. 541–646.
Oliver Braun: Das politische Weltbild Alois Hundhammers (1900–1974). Magisterarbeit, Regensburg 2000.
Hilde Balke: Die Präsidenten des Bayerischen Landtags von 1946 bis 1994. Hrsg. v. Bayerischen Landtag, München 2001, ISBN 3-927924-23-7.
Oliver Braun: Ein biographisches Projekt als methodischer Hürdenlauf. Person und politisches Weltbild des CSU-Politikers Alois Hundhammer (1900–1974). In: Hannes Obermair, Carlo Romeo (Hrsg.): Biographien / Vite di provincia (= Geschichte und Region/Storia e regione. 11.1). StudienVerlag, Innsbruck und Bozen 2002, ISBN 3-7065-1731-0, S. 11–36.
Oliver Braun: Alois Hundhammer (1900–1974). Minister und Landtagspräsident in Bayern. In: Günter Buchstab, Brigitte Kaff, Hans-Otto Kleinmann (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 304–311.
Oliver Braun: Konservative Existenz in der Moderne. Das politische Weltbild Alois Hundhammers (1900–1974). München 2006, ISBN 978-3-88795-312-6.
↑Oliver Braun: Konservative Existenz in der Moderne. Katholische und konservative Politikgestaltung im Bayern des 20. Jahr-hunderts – das Beispiel Alois Hundhammers. Hanns-Seidel-Stiftung, 14. März 2007, S. 3, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 28. Dezember 2019 (Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
↑Oliver Braun: Konservative Existenz in der Moderne. Katholische und konservative Politikgestaltung im Bayern des 20. Jahr-hunderts – das Beispiel Alois Hundhammers. Hanns-Seidel-Stiftung, 14. März 2007, S. 7, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 28. Dezember 2019 (Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
bayerischer Kultusminister, Landwirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, Statthalter des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem