Seit 1926 war er im preußischen Ministerium des Innern tätig (ab 1928 als Regierungsrat). Von 1931 bis 1939 war er Landesrat und Finanzdezernent der Provinzialverwaltung der preußischen Provinz Hessen-Nassau in Kassel. 1939 wurde er aus politischen Gründen zwangspensioniert. Er war dann von 1940 bis 1947 in den Basalt- und Asphalt-Unternehmungen des Werhahn-Konzerns tätig, ab 1945 als Vorstandsmitglied der Basalt-AG in Linz am Rhein. 1945 war er außerdem kurzzeitig Bürgermeister von Linz am Rhein.
1952 gehörte Wuermeling zu einer Gruppe von Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, die einen Gesetzentwurf zur Einführung des relativen Mehrheitswahlrechts in den Bundestag einbrachten und damit auch den Bestand der Koalition mit FDP und DP gefährdeten.
Von 1947 bis 1949 war er Staatssekretär im Ministerium des Innern des Landes Rheinland-Pfalz. Vom 12. Oktober 1949 bis 14. Januar 1951 wurde er dann mit der Wahrnehmung der Aufgaben eines Staatssekretärs (Chef des Bundeskanzleramtes) im Bundeskanzleramt beauftragt.
Minister im Kabinett Adenauer
Nach der Bundestagswahl 1953 wurde er am 20. Oktober 1953 als Bundesminister für Familienfragen in die von BundeskanzlerKonrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Nach der Bundestagswahl 1957 wurde sein Ministerium umbenannt in Bundesministerium für Familien- und Jugendfragen. Anlässlich der Kabinettsneubildung nach der Spiegel-Affäre schied Wuermeling am 11. Dezember 1962 aus der Bundesregierung aus. Während seiner Amtszeit war Wuermeling der stellvertretende Vertreter des Bundeskabinetts beim Ältestenrat des Bundestags.
Politisches Wirken
Sein Ministerium erklärte Wuermeling bei Amtsantritt zur Abwehrinstanz gegen die Gleichberechtigung der Frau.[1] Bei seinem Eintreten für Sitte, Anstand und Jugendschutz forderte er in einer Rede zum Filmwesen eine „Volkszensur“,[2] ignorierte interfraktionelle Absprachen und zog sich im Dezember 1959 eine Rüge durch Bundeskanzler Adenauer[3] im Kabinett zu.
Er setzte sich für das 1957 erlassene Gesetz zu Fahrpreisermäßigungen bis ggf. zum 25. Lebensjahr[4] von Kindern aus kinderreichen Familien ein. Der entsprechende Berechtigungsausweis, mit dem bis 1992 für die Kinder vergünstigte Fahrkarten erworben werden konnten, ist noch heute unter anderem als Wuermeling bekannt.
Laienvereinigungen
Wuermeling war Mitglied der katholischen Studentenverbindung VKDSt Saxonia Münster im CV und 1919 Mitbegründer der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Wiking Hamburg im CV. Seit der Zeit in Linz war er außerdem Mitglied der K.D.St.V. Borusso-Westfalia Bonn im CV.
Er war zwischen 1950 und 1964 stellvertretender Leiter der katholischen LaienvereinigungFides Romana, die ihren Sitz in Köln hatte.
Als Autor und Tagungsredner engagierte er sich in den 1950er Jahren für den Volkswartbund.[1]
Familie – Gabe und Aufgabe. Luthe-Verlag, Köln 1963.
Ausserschulische Erziehung in einer freien Welt. Luthe-Verlag, Köln 1963.
Die Familie fördern: Löst endlich das Wohnungsproblem. Wien 1963.
Literatur
Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 2: N–Z. Anhang. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 977–978.
Jürgen Aretz: Franz-Josef Wuermeling (1900–1986). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 10, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 2001, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 245–260. (Digitalisat)
↑ abS. Steinbacher: Wie der Sex nach Deutschland kam – Der Kampf um Sittlichkeit und Anstand in der frühen Bundesrepublik. 2011, ISBN 978-3-88680-977-6, S. 128.
↑S. Steinbacher: Wie der Sex nach Deutschland kam – Der Kampf um Sittlichkeit und Anstand in der frühen Bundesrepublik. 2011, ISBN 978-3-88680-977-6, S. 130, Anmerkung 451 (S. 415)