Die evangelisch-lutherische Kirche Wiefels ist ein Kirchengebäude im Ortsteil Wiefels der Gemeinde Wangerland im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Sie gehört zur Kirchengemeinde Jever im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
Die weithin sichtbare Wiefelser Kirche wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Apsissaal auf einer Warf erbaut. Im Bremer Dekanatsregister, dem sogenannten Stader Copiar[1], von 1420 wird das Gebäude als verfallen (quasi destructa) erwähnt.[2] Ab 1450 erfolgte der Wiederaufbau.
Das Mauerwerk besteht im unteren Teil aus Granitquadern, darüber aus Backstein. Die hoch sitzenden Rundbogenfenster tragen einen umlaufenden Wulst.[3]Die Westwand des Gotteshauses drohte 1951 einzustürzen, daraufhin sperrte das Bauamt des Landkreises Friesland den westlichen Teil des Kircheninneren.[4] 1953 erhielt die Kirche eine neue Westfront aus Klosterformatsteinen, die alten Granitquader wurden nicht wiederverwendet.[5]
Der Altar in der überwölbten Apsis wurde 1897 hergestellt vom Holzbildhauer Gustav Kuntzsch, Wernigerode. Der Schnitzaltar im Stil der Neugotik ist in der Form eines gotischen – turmartigen – Sakramentshäuschens aus massiver Eiche gefertigt, Braun- und Goldtöne herrschen vor. Die Mitte bildet ein geschnitztes Kruzifix.[6][7]Bis 1897 diente der mit niederdeutschen Bibelversen versehene Schriftaltar von 1621, der um 1652 von der Kirchengemeinde Langwarden in Butjadingen erworben wurde und heute an der Nordwand hängt, als Altaraufsatz.[8][9]Von 1973 bis 1997 war der neugotische Altar ausgelagert. Als Altaraufsatz diente zunächst das Ölgemälde Christus am Kreuz, das heute seinen Platz an der Südwand hat, bis 1976 ein von der Goldschmiedemeisterin Erika Albrecht, Bremen, geschaffenes Bronzekreuz mit blauen Emailstreifen – an Ketten hängend – über der Mensa angebracht wurde. Das Retabel von 1897 „kehrte“ 1997 „heim“, das Bronzekreuz hängte man an der Nordwand – neben dem Schriftaltar – auf.[10][11]
Die vier sichtbaren Seiten des Kanzelkorbes der reich geschnitzten Kanzel tragen in Holzreliefarbeit unter Bogennischen die Gestalt des Evangelisten Markus, das Wappen des Grafen Anton Günther von Oldenburg mit der Jahreszahl 1627 sowie die Gestalten der Evangelisten Lukas und Johannes. Der mit barocken Motiven geschmückte Schalldeckel wurde 1970 wegen „Baufälligkeit“ entfernt und erst 2008 durch einen neuen ersetzt.[12][13]
Bei dem bemalten Taufbecken von 1663 handelt es sich um eine mit Drechsel- und Schnitzwerk verzierte Tischlerarbeit. Der kugelförmige Schaft ruht auf vier Fußkonsolen mit aufgesetzten volutenartigen (schnecken- / spiralförmigen) Stützen. Die Schrägflächen des achteckigen Beckens bedecken Medaillonrahmen mit Bildern der vier Evangelisten, zwei Bibelverse und die Wappen und Namen des Stifterehepaares.[14][15]
Im Jahr 1720 erwarb die Kirchengemeinde Wiefels ein Positiv, das vermutlich Orgelbauer Gerhard von Holy für die Stadtkirche zu Jever geschaffen hatte. Der Orgelbauer J. C. Karling erweiterte die Orgel und ergänzte einen Tremulanten. Später wurde ein Pedal angehängt.
1903 erhielt die Wiefelser Kirche ein neues Instrument. Bei der von Orgelbauer Johann Martin Schmid (Schmid III), Oldenburg, geschaffenen Orgel mit ihrem ausgewogenen klassizistischen Prospekt wurden Teile einer von Orgelbauer Johann Claussen Schmid (Schmid II), Oldenburg, erbauten Orgel einbezogen, die dieser 1870 für die alte Garnisonskirche in Oldenburg hergestellt hatte. Alfred Führer, Wilhelmshaven, ergänzte 1953 eine Blockflöte 2′ und tauschte weitere Register aus. Die Disposition lautet seitdem wie folgt:[16][17]
Der freistehende Glockenturm mit Satteldach im Nordwesten der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert.[3] Drei starke parallele Backsteinmauern („Parallelmauertyp“) tragen in ihren Zwischenräumen zwei Glocken.[18][19][20]Die kleine Glocke, Schlagton as1, 1930 gegossen von der Glockengießerei Rincker in Sinn, ist der Ersatz für die 1917 beschlagnahmte und „auf dem Friedhof mit großer Mühe“ zerschlagene kleine Glocke, die 1872 von Glockengießer Mammeus Fremy aus Reepsholt hergestellt worden war.[21]Die große Glocke, Schlagton f1, haben die Glockengießer Mammeus Fremy Heidefeld und Oltmann Eiben Tempelmann aus Burhafe im Harlingerland 1796 in der Nähe der Kirche gegossen. 1942 wurde die Glocke der Kategorie B[22] zugeordnet, beschlagnahmt und nach Hamburg transportiert. Dort überstand sie auf dem zentralen Glockensammelplatz – damals zynisch Glockenfriedhof genannt – den Zweiten Weltkrieg und kehrte am 10. Dezember 1947 zurück nach Wiefels.[23]
An der Nordwestseite der Kirche befindet sich, eingerahmt durch den Glockenturm und eine angrenzende Mauer, die Gedenkstätte. Die Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten stehen auf einer Sandsteinplatte, die sich am Glockenturm befindet. In die einzelnen Steine der Mauer sind die Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten gemeißelt.[24]Die Gedenkstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges ist 1956 aus den Granitblöcken, die beim Wiederaufbau der Westgiebelwand der Kirche nicht wieder verwendet wurden, nach einem Entwurf des Kirchenmalers Hermann Oetken,[25] Delmenhorst, von Steinmetzmeister Konrad Kirchmair, Varel, errichtet worden. Die Gedenktafel für die Opfer des Ersten Weltkrieges wurde 1922 im Kircheninnern an der Nordwand angebracht, 1973 ausgebaut und in die Gedenkstätte beim Glockenturm einbezogen.
Zum 1. April 1925 wurden die Kirchengemeinden Wiefels und Westrum zu einer Gesamtkirchengemeinde verbunden.[41] Die Verbindung geriet 1934 allerdings in eine schwere Krise. Grund dafür war der Pfarramtskandidat Heinz Lübben, der der Bekennenden Kirche angehörte und 1934 eine Stelle als Vakanzprediger in Wiefels antrat. Während die Wiefelser Gemeindemitglieder in den Auseinandersetzungen mit den nationalsozialistisch orientierten Deutschen Christen sich mehrheitlich auf die Seite Lübbens stellten, opponierte der Westrumer Kirchenrat, der sich zu den Deutschen Christen hielt, gegen den Pfarramtskandidaten.[42] Die Vereinigung der Kirchengemeinden Westrum und Wiefels wurde mit Wirkung vom 1. April 1936 aufgehoben.[43] Lübben blieb bis 1940 in Wiefels. Durch Verordnung vom 3. November 1947 wurden die Kirchengemeinden Wiefels und Jever zur Kirchengemeinde Jever vereinigt.[44]
53.59763067.87021011Koordinaten: 53° 35′ 51,5″ N, 7° 52′ 12,8″ O
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