Dieser Artikel befasst sich mit der künstlerischen Darstellungsform. Zu weiteren Bedeutungen siehe Relief (Begriffsklärung).
Ein Relief ([ʁeˈli̯ɛf] (aus dem Französischen von lateinischrelevare ‚erhöhen, in die Höhe heben‘; vgl. französischrelever ‚aufrichten‘); als „aus dem Untergrund herausragendes Bildhauerwerk“[1]) ist eine künstlerische Darstellungsform, die sich plastisch vom Hintergrund abhebt, meist aus einer Fläche oder einem Körper heraus. Reliefs können figürlich, aber auch abstrakt ornamental gestaltet sein. Als Kunstform steht das Relief zwischen der Bildhauerkunst und der Malerei.
Nach der Höhe der Figuren und Formen über der Grundfläche wird zwischen Flachrelief (auch Basrelief),[2]Halbrelief und Hochrelief unterschieden.
Im Flachrelief kommen kaum Höhenebenen und nur in sehr begrenztem Maße Rundungen vor. Es kann auch nur aus Ritzungen im Untergrund bestehen, siehe Sgraffito.
Das Halbrelief variiert in der Höhenlage und besitzt auch Ausrundungen, aber kaum Hinterschnitte.[3]
Im Hochrelief können die dargestellten Objekte oft bis zur Hälfte ihres tatsächlichen Ausmaßes aus dem Untergrund hervortreten. Teilweise werden auch Elemente mit Hinterschneidungen und Freistellungen gestaltet.
Seltener wird das „versenkte Relief“ verwendet. So wurden in der altägyptischen Kunst die Figuren und Linien als „Hohlform“ (Koilanaglyph) in die Grundfläche hineingearbeitet.[4]
Eingearbeitete Schriften in Stein oder Metall können als Reliefs gelten. Es wird die sinnbildliche und göttliche Kraft des Wortes zum Ausdruck genutzt.
Bereits im Jungpaläolithikum wurden Reliefs angefertigt, wie beispielsweise die 37.000 Jahre alten Vulva-Gravierungen am Felsüberhang Abri Castanet[5] oder die etwa 25.000 Jahre alte Venus von Laussel.[6] Ursprünglich war die Frauendarstellung an einer Wand des Felsüberhangs (abri) von Laussel angebracht. Bedeutende Relief-Friese befinden sich im Abri Roc-aux-Sorciers (Angles-sur-l’Anglin), im Abri Cap Blanc (Les Eyzies) und Roc-de-Sers (Charente), wo Kalksteinblöcke das Material für einen 17 Meter langen Fries bildeten.[7] Meist wurden Tiere dargestellt, wie im Fourneau du Diable (Dordogne). Reliefs wurden in prähistorischer Zeit meistens in Abris angebracht, ausnahmsweise auch im Höhlenbereich (beispielsweise in der Grotte de Saint-Front-de-Domme).[8]
Bedeutende Felsreliefs in Iran entstanden, fußend auf einer bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurückgehenden altorientalischen Kunsttradition, vor allem in sasanidischer Zeit[9] (3. bis 7. Jahrhundert n. Chr.),[10] insbesondere im 3. und 4. Jahrhundert, etwa in Naqsch-e Rostam, Firuzabad, Taq-e Bostan und Bischapur.[11]
Das größte Flachrelief (Basrelief) der Neuzeit befindet sich am Stone Mountain in Georgia (USA), es hat die Größe eines Fußballfeldes und wurde im Zeitraum von 1923 bis 1972 erschaffen.
Literatur
Georges Duby, Jean-Luc Daval (Hrsg.): Skulptur: Von der Antike bis zum Mittelalter. Band 1. 2006 (Statuen und Reliefs: S. 18–22).
Weblinks
Commons: Reliefs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Relief, Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. In: BeyArs.com
↑Koilanaglyph.Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 11, Leipzig 1907, S. 249.
↑Randall White et al.: Context and dating of Aurignacian vulvar representations from Abri Castanet, France. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 109, Nr. 22, 2011 S. 8450–8455. doi:10.1073/pnas.1119663109
↑Randall White: Prehistoric Art: The Symbolic Journey of Humankind. Abrams, New York 2002, S. 71 ff.
↑Randall White: Prehistoric Art: The Symbolic Journey of Humankind. Abrams, New York 2002, S. 95.
↑Randall White: Prehistoric Art: The Symbolic Journey of Humankind. Abrams, New York 2002, S. 96.
↑Michael Alram: Die Kunst im Sasanidenstaat. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 263–295, hier: S. 268–272 (Felsreliefs).
↑G. Herrmann: The Rock Reliefs of Sasanian Iran. In: J. Curtis (Hrsg.): Mesopotamia and Iran in the Parthian and Sasanian Periods. Rejection and Revival c. 238 BC – AD 642. Proceedings of a Seminar in Memory of Vladimir G. Lukonin. London 2000, S. 35–45.
↑Vgl. auch Jutta Börker-Klähn: Altvorderasiatische Bildstelen und vergleichbare Felsreliefs (= Baghdader Forschungen. Band 4). 2 Bände. Mainz 1982, S. 134–136.