Ein Gefallener ist ein im Kampf getöteter Kombattant,[1][2] im engeren Sinne jedoch nur bei sofortigem Todeseintritt (genealogisches Zeichen: ⚔). Stirbt der Kombattant zu einem späteren Zeitpunkt, spricht man von tödlicher Verwundung (genealog. Zeichen: †⚔).[3]
Der Begriff stammt aus der Zeit, in der im Allgemeinen noch aufrecht stehend gekämpft wurde und tödlich getroffene Kämpfer somit zu Boden fielen. In diesem Zusammenhang wird das Verb bereits im Mittelhochdeutschen verwendet, beispielsweise im Nibelungenlied:
„vil der guoten recken vor Wolfhartes hant mit tôde muosen vallen von swerten in daz bluot.“
In der Lutherbibel wird der Begriff „Gefallene“ als Synonym für „im Krieg vom Feind Getötete“ sowohl für Kämpfer als auch für nichtkämpfende Zivilisten benutzt:
„Es gab an jenem Tag insgesamt zwölftausend Gefallene, Männer und Frauen, die Gesamtheit der Männer von Ai.“
Ein paralleler älterer Ausdruck ist „bleiben“ (z. B.: „NN blieb in Flandern“). Auch die Deutsche Marine spricht von den „auf See gebliebenen Kameraden“. Der Begriff bezieht sich darauf, dass tote Soldaten aus logistischen Gründen sowie – zumindest in früheren Zeiten – auch weil ein Heimtransport zu lange dauern würde und Leichen zu verwesen beginnen, in der Nähe der Kampforte bestattet wurden.
Umgang und Sprachgebrauch
Als Nachweis dient bei Soldaten in der Regel die Aussage von Zeugen, bzw. seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Erkennungsmarke. Soldaten, über deren Verbleib keine Gewissheit besteht, werden als „vermisst“ eingestuft.
In den amtlichen Deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges wurde die Bezeichnung „tot“ für im Kampf getötete Soldaten im Herbst 1914 durch „gefallen“ ersetzt. Zumindest früher gab es auch die englische Bezeichnung fallen soldier, bevor man auf die heute übliche Formulierung Killed In Action (KIA)[5] übergegangen ist.
Der Duden führt 2017 die in der Kriegsberichterstattung benutzte Wendung, jemand sei „im Krieg gefallen“ als Beispiel eines „Euphemismus“ dafür an, dass derjenige „als Soldat ums Leben gekommen“ sei.[7] Entsprechend greifen diverse Medien auf die Formulierung zurück, Soldaten seien im Krieg „gestorben“.[8] Dabei wird aber nicht klar, ob der Tod an der Front, in Kriegsgefangenschaft oder fern des Kampfgeschehens, bspw. während eines Heimaturlaubs, eintrat. Ebenso wenig unterscheidet die Formulierung „gestorben“ nicht nach möglichen Todesursachen, wie etwa Waffeneinwirkung, Unfall, Krankheit, Suizid, Hinrichtung, Mord oder Altersschwäche.[9][10]
Gräber
Für Gefallene wird auf Grabsteinen, etwa auf Kriegsgräberstätten, vor dem Todesdatum an Stelle des Dagger-Zeichens „†“ ein Eisernes Kreuz gesetzt, auf Familiengräbern auch zur Erinnerung, wenn der Gefallene nicht im Grab ruht. Auch die Abkürzung „gef.“ kommt vor. Das Eiserne Kreuz erscheint auch auf Gräbern anderer Kriegsopfer (an Verwundungen Gestorbene, Vermisste, Kriegsgefangene, Luftangriffstote).
Literatur
Loretana de Libero: Tod im Einsatz. Deutsche Soldaten in Afghanistan. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam 2015, ISBN 978-3-941571-29-7.
Manfred Hettling, Jörg Echternkamp: Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung. Oldenbourg Verlag, München, 2013, ISBN 978-3-486-71627-6.
Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965.
Michael J. Clodfelter: Warfare and Armed Conflicts. A Statistical Reference to Casualty and Other Figures, 1500-2000. 2nd Ed. McFarland, Jefferson, N.C./ London 2002, ISBN 0-7864-1204-6.