Uschakowo (russischУшаково, deutschHeiligenwalde) ist ein Ort in der russischenOblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk, flächenidentisch mit dem Rajon Gurjewsk. Dort befindet er sich im Außenbezirk Nisowski rajon. Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, ebenfalls zum Stadtkreis Gurjewsk gehörenden Ort Uschakowo (das frühere Brandenburg (Haff)), der sich im Außenbezirk Nowomoskowski rajon befindet.
Das Kirchdorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 21 Kilometer östlich der Stadt Kaliningrad(Königsberg).
Ortsname
Die Ortsbezeichnung bezieht sich auf den hier einst gelegenen „heiligen Wald“ der Prußen, den diese selbst nicht betreten durften und an dessen Stelle 1344 eine Kirche gebaut wurde. Namensvorkommen sind: um 1500 Heyligwalt, um 1539 Heiligenwalt, nach 1540 Heiligen Walde, nach 1542 Heiligenwaldt, nach 1564 Heyligenwalde, bis 1946 Heiligenwalde.
Geschichte
Das einst Heiligenwalde[2][3] genannte Kirchdorf mit seiner Insellage in versumpftem Gebiet wurde 1344 unter dem Hochmeister des Deutschen OrdensWinrich von Kniprode gegründet. Ortsgründer war Volkwin von Dobrin, dem 60 Hufen für die Besiedlung zur Verfügung gestellt wurden. Hier wurde im gleichen Jahr eine Kirche gebaut, die noch heute existiert.
Noch einmal vergrößerte sich Heiligenwalde im Jahre 1928, als das Dorf Oblitten (russisch: Gluchowo) sowie der Gutsbezirk Heiligenwalde (Domäne, russisch: Molodezkoje) eingegliedert wurde. Die Zahl der Einwohner stieg bis 1933 auf 699 und betrug 1939 bereits 716[6].
Nach Einstellung der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges wurde das nördliche Ostpreußen und mit ihm Heiligenwalde von der Sowjetunion unter eigene Verwaltung genommen. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Uschakowo und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Nisowski selski Sowet im Rajon Gurjewsk zugeordnet.[7] Von 2008 bis 2013 gehörte Uschakowo zur Landgemeinde Nisowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.
Amtsbezirk Heiligenwalde (1874–1945)
Der am 30. April 1874 neu gebildete Amtsbezirk Heiligenwalde bestand ursprünglich aus sechs Landgemeinden und 13 Gutsbezirken:[4]
Der Amtsbezirk Heiligenwalde bestand aufgrund der diversen Umstrukturierungen am 1. Januar 1945 nur noch aus den Gemeinden Heiligenwalde, Kalkeim, Pogauen und Willkühnen.
Seit 1344 gibt es in Heiligenwalde eine Kirche[8], die noch heute erhalten ist. Der älteste Gebäudeteil ist das Kirchenschiff aus Feldsteinen mit Ziegeln. Der Chor wurde Anfang des 15. Jahrhunderts angebaut, der Turmbau erfolgte in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Nach 1945 wurde das Gotteshaus von der Sowchose Rodniki genutzt. Dadurch wurde das Gebäude zwar in Mitleidenschaft gezogen, blieb jedoch vor einer Zerstörung bewahrt. Anfang der 1990er Jahre wurde die Kirche restauriert, am 26. Juli 1994 fand anlässlich des 650-jährigen Bestehens der Kirche erstmals wieder ein Gottesdienst statt, und im Herbst 2006 erfolgte die Einweihung der restaurierten Kirche.
Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die Station Hohenrade (russisch: Worobjowo) an der Strecke von Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) über Prawten (Lomonossowo) nach Possindern (Roschtschino) und Tapiau (Gwardeisk) der Königsberger Kleinbahn, die heute nicht mehr in Betrieb ist.
Literatur
Heiligenwalde, Dorf und Gut, unweit des Pregels, Landkreis Königsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Heiligenwalde (meyersgaz.org).
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. Königsberg 1898, S. 52–53 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 12–13 (Google Books).
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)