Schloss Illmau, auch Ilmenau genannt,[1] liegt in der MarktgemeindeKautzen im Bezirk Waidhofen an der Thaya im nördlichen Waldviertel in Niederösterreich. Es wurde erstmals 1337 urkundlich genannt und war als Wasserburg Teil der Verteidigungsanlagen an der Nordgrenze des Herzogtums Ăsterreich gegen Böhmen. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. Dem seit dem 17. Jahrhundert durch die Nutzung als WirtschaftsgebĂ€ude und spĂ€ter als SchĂŒttkasten eingetretenen Verfall wurde erst in den letzten Jahrzehnten Einhalt geboten. Obwohl von geringer historischer und architektonischer Bedeutung, erlaubt die Geschichte der Herrschaft Illmau Einblicke in die lokalen sozialen VerhĂ€ltnisse. Die Besitzgeschichte weist unvermutete BerĂŒhrungspunkte mit der Landesgeschichte auf. Das Schloss ist derzeit in Privatbesitz und fĂŒr Besucher nicht zugĂ€nglich.
Schloss Illmau liegt in der Marktgemeinde Kautzen im Bezirk Waidhofen an der Thaya im nördlichen Waldviertel in Niederösterreich unweit des historischen DreilĂ€nderecks Ăsterreich, Böhmen und MĂ€hren in der heutigen Republik Ăsterreich. Der Ort Illmau war eine eigenstĂ€ndige Gemeinde, die sich 1965 der Marktgemeinde Kautzen anschloss.[2]
Die Lage nahe der frĂŒher böhmischen, heute tschechischen Grenze war ausschlaggebend fĂŒr die Errichtung der ursprĂŒnglichen Wasserburg Illmau als Teil der Kette von Festungen, die von Litschau im Westen ausgehend ĂŒber Heidenreichstein, Weissenbach, Illmau, Taxen, Gilgenberg, Peigarten, Dobersberg ĂŒber Karlstein bis nach Raabs im Osten reichte, um die Grenzen des Herzogtums Ăsterreich gegen EinfĂ€lle aus dem Königreich Böhmen zu sichern.
Das Gebiet, in dem sich Schloss befindet, lag ursprĂŒnglich auĂerhalb des Herzogtums Ăsterreich, da es Teil der reichsunmittelbarenGrafschaftRaabs war, deren Gebiet erst im Lauf des 13. Jahrhunderts stĂŒckweise von den Herzögen von Ăsterreich erworben wurde.[5]
Namen
Der Name des Schlosses und des Ortes Illmau wird erst 1337 genannt,[6] obwohl beide Ă€lter sind. In frĂŒhen Urkunden wurde der Namen oft verschieden geschrieben: Ilmenau (1349), Hymlau (1351), Ylmau (1500), Vlmau (1531) und Illmenau (1586) und bedeutet Ulmenau.[7]
Die Gemeinde Illmau war flĂ€chenmĂ€Ăig immer die gröĂte und lange Zeit auch bevölkerungsmĂ€Ăig die stĂ€rkste in der Pfarre Kautzen (noch 1551 gab es dort doppelt so viele HĂ€user wie in Kautzen),[8] scheint jedoch erstaunlicherweise in der âPrima fundatioâ, dem Ă€ltesten, zu Beginn des 13. Jahrhunderts erstellten Zehentregister des Stiftes Herzogenburg ĂŒber die regionalen, zehentpflichtigen Dörfer nicht auf. Das lĂ€sst vermuten, dass der Name des neu errichteten Schlosses auf die erheblich Ă€ltere Gemeinde ĂŒbertragen wurde.
Der vermutlich ursprĂŒngliche Name der Gemeinde Illmau lĂ€sst sich indirekt aus dem genannten Zehntregister erschlieĂen. Unter den Dörfern, die dem wenige Kilometer entfernten, ehemaligen Zehntamt von Herzogenburg in Plessberg unterstanden, scheint nach Kautzen ein gröĂerer Ort namens Frubretz auf, der spĂ€ter nicht mehr genannt wird, daher als âverödetâ gilt.[9] TatsĂ€chlich dĂŒrfte es sich hier angesichts der Zahl der Höfe und der Reihenfolge in der Liste um das spĂ€tere Illmau handeln. Eine Umbenennung war auch insofern naheliegend, da es wenige Kilometer entfernt einen zweiten Ort namens Frubretz gab (heute eingedeutscht âFrĂŒhwĂ€rtsâ).
Auch zur Herkunft des Namens der Burg Illmau kann man Vermutungen anstellen. Der Name Illmau/Illmenau kommt sonst in Ăsterreich nicht vor, in Deutschland unter anderem in ThĂŒringen, wo der Ort (heute Stadt) Ilmenau bereits 1273 urkundlich erwĂ€hnt wird.
Trotz der Entfernung besteht zwischen beiden Orten eine Verbindung: Der römisch-deutsche König Rudolf I. von Habsburg lieĂ in den Jahren 1289/90 in ThĂŒringen 66 Raubburgen brechen,[10] darunter auch die bedeutende Wasserburg in Illmenau, die gĂ€nzlich vernichtet wurde.
Derselbe König Rudolf hatte nach dem Sieg ĂŒber Ottokar II. König von Böhmen bereits 1278 unter anderem das Herzogtum Ăsterreich unter seine Kontrolle gebracht und 1282 seinen Söhnen verliehen, war daher an der Sicherung der Grenze gegen Böhmen interessiert. Es könnte daher sein, dass der wohlklingende Name der kurz zuvor von den Habsburgern in ThĂŒringen zerstörten Wasserburg auf die von ihnen in Ăsterreich neu gebaute Wasserburg ĂŒbertragen wurde.
Herrschaft Illmau
Schloss Illmau war vom Mittelalter bis zum Jahr 1848 Sitz der gleichnamigen Grundherrschaft. Nach der regionalen Rechtslage standen dabei Rechten der Herrschaft, wie etwa die AusĂŒbung der politischen Verwaltung, der Zivilgerichtsbarkeit, die Einhebung von Steuern, die Anforderung von Dienstleistungen, die DurchfĂŒhrung von Rekrutierungen etc. auch Pflichten gegenĂŒber, wie etwa Schutz und Sicherheit der Untertanen, Vorstreckung von Geld und Saatgut in Notzeiten, Armenversorgung, Zulassung der Weidenutzung und der Entnahme von Holz aus den HerrschaftswĂ€ldern etc.
Neben der Grundherrschaft besaĂ die Herrschaft auch die Ortsobrigkeit, war daher auch fĂŒr Polizeisachen (RaufhĂ€ndel, Ehrenbeleidigungen), Religionsangelegenheiten, Sittlichkeit, Zunftwesen, Schulwesen, Fragen von MaĂen und Gewichten, Grenzfragen, FeuerbekĂ€mpfung und Gesundheitswesen zustĂ€ndig.[11]
Umfang der Herrschaft
Erste Nachrichten ĂŒber den Umfang der Herrschaft Illmau finden sich 1423 in der Urkunde, mit der Herzog Albrecht V. von Ăsterreich (spĂ€ter Albrecht II. römisch-deutscher König, König von Böhmen und Ungarn, â 1439) den BrĂŒdern Pilgrim und Hans von Puchheim den Besitz ihrer Herrschaften Litschau und Illmau bestĂ€tigt. Die Herrschaft Illmau umfasste damals die Dörfer Illmau, Gerhartlein (Kleingerharts), Kautzen, Engelbrechts, zum Otten ( Klein-Motten), Nieder- und Ober-Harmans, Erkengers (Merkengersch, Ortschaft in der Gemeinde Dobersberg) sowie die Vogtei ĂŒber Gastern und Goschenreith am Taxenbache.
Im Jahre 1468 zÀhlten nur noch die Dörfer Illmau, Kautzen, Engelbrechts, Gerhardleins (Kleingerhards) zum Otten sowie 10 Teiche zur Herrschaft Illmau.[12] Die Zahl der der Herrschaft in den genannten untertÀnigen Dörfern unterstehenden Liegenschaften betrug im Jahre 1551 insgesamt 59 Lehen, 10 Halblehen und 52 HofstÀtten.[12]
Im Jahre 1520 wird die zur Herrschaft Illmau gehörende Ortschaft Kautzen erstmals als Markt genannt.[13]
Zweihundert Jahre spÀter (1751) umfasste die Grundherrschaft Illmau, Kautzen, Engelbrechts, Gerharts, die zwei Mottenhöfe, das Haus des Matthias Hirsch in Tiefenbach, wobei sich die Ortsobrigkeit auch auf 23 HÀuser in Hohenau, 26 HÀuser in Reibers, drei in Lexnitz, acht in Brunn und 15 in Tiefenbach erstreckte.
Im Jahre 1795 gehörten zur Grundherrschaft Illmau die Orte Illmau, Kautzen, Engelbrechts, Gerharts, Klein-Motten und Tiefenbach.[14]
ErtrÀge, Abgaben und Dienste
Eintragungen in Grund- und Dienstbucher sowie zeitgenössische SchÀtzungen geben einen Einblick in den Umfang der ErtrÀge, der Abgaben und Dienste der Herrschaft Illmau.
Die ErtrĂ€ge des Gutes Illmau beliefen sich laut einer SchĂ€tzung aus dem Jahre 1574 auf 112 Fuhren Heu, 404 Mandeln Korn, 42 Mandeln Weizen, 78 Mandeln âHalbtraidâ (Hafer), 12 Mandeln Gerste und 4 Mandeln Samenkorn.
An Abgaben war der Zehent zu entrichten. Dieser bestand dort aus dem âgroĂen Feldzehentâ, d. h. aus einem Zehntel der Körnerfrucht, aus dem âkleinen Feldzehentâ, d. h. einem Zehntel aller anderen FeldfrĂŒchte, und aus dem âBlutzehentâ â einem Zehntel der tierischen Produkte, wie KĂ€lber, LĂ€mmer, Schweine, HĂŒhner, Eier, Honig, Wachs etc. die an bestimmten Tagen zu leisten waren.[14]
Frondienst, auch Robot genannt, war eine besonders drĂŒckende Pflicht der Untertanen. Selbst nach dem Robotpatent der Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahre 1772 musste in der Herrschaft Illmau jeder Ganz- und Halblehner âZugrobotâ, d. h. jĂ€hrlich 104 Tage unentgeltlichen Dienst mit einem Paar Ochsen, Wagen und GerĂ€t (Pflug; Egge etc.) leisten. Andere Untertanen waren zur âHandrobotâ, d. h., zu Heuarbeit, Dreschen, Mistbreiten, Waldarbeit, Zuarbeit bei Schlossbauten, Wegmachen, Treiberdienste etc. verpflichtet: Ein Viertellehner jĂ€hrlich zu 104 Tagen, KleinhĂ€usler und HofstĂ€tter hingegen zu 52 Tagen.[14]
Im Jahr 1574 kam es zu einer Klage der untertĂ€nigen Dörfer Engelbrechts, Gerhards und Klein-Motten beim kaiserlichen Verwalter der Herrschaft Illmau wegen der vom frĂŒheren Besitzer Zacharias Wochenitzky ergriffenen MaĂnahmen zur Erhöhung des wirtschaftlichen Ertrages der Herrschaft wie AufschĂŒttung neuer Teiche auf Untertanengrund, Erweiterung der direkt von der Herrschaft genutzten Felder, ĂŒbermĂ€Ăige Robot beim Schlossbau in Illmau etc.
Da diese Beschwerden wenig nĂŒtzten und anderswo vielfach Ă€hnliche VerhĂ€ltnisse bestanden, kam es 1596/97 im oberen Thayatal zu einem regionalen Aufstand der Bauern unter der FĂŒhrung des Andreas Schrembser aus Dobersberg. Die Bauern marschierten zum Sammelplatz nach Langenlois, wurden jedoch dort von kaiserlichen Reitern zersprengt und âentlofen wie die Schelmâ.[15]
Im Jahre 1716 gehörten der Herrschaft im Dorf Ilmmau 12 aufrechte und 6 öde Lehen, 15 Halblehen 15 aufrechte und 3 öde Hofstetten, 2 aufrechte und ein ödes Kleinhaus, 3 Höfe und 3 MĂŒhlen. Die öden HĂ€user wurden in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Im Kautzen gehörten zur Herrschaft 10 Lehen, 2 Halblehen, 4 KleinhĂ€user, 4 HofstĂ€tten, 1 Behausung und 2 Wohnungen in der âöden Sagâ. In Englbrechts waren es 13 Lehen, 4 Halblehen, 2 KleinhĂ€user und 14 Hofstetten. In Gerhart (Kleingerharts): 9 Lehen, 2 Halblehen und 2 Hofstetten, in Tiefenbach: 1 Lehen.
Besitzer eines Hofes zahlten dabei 30. Kr-., die eines Lehens 22 Âœ Kr., die eines Halblehens 5 kr. 2 d. und die, die bloĂ eine HofstĂ€tte besaĂen 5 Kkr. Manche HĂ€user gaben ein Faschingshuhn, KĂ€se oder 10 kr. TĂ€tz (GetrĂ€nkesteuer) von den 2 Eimern Bier. Hausgrunddienste zahlten zu Michaeli 85 HĂ€user und 2 MĂŒhlen in den Dörfern Tiefenbach, Brunn, Lexmnitz, Reibers und Hoheneich.[16]
Nach der Dominikalfasson aus 1751 besaĂ die Herrschaft Illmau 403 Âœ Joch Ăcker, 49 Tagwerk Wiesen, 46 Âœ Joch Wald und 20 Teiche mit 119 Schock Fischen. EinkĂŒnfte flossen aus dem Illmauer Brauhaus, aus der Fleischbank in Kautzen von den Kirchtagen in Kautzen (Standgeld und Schanknutzung). Auch bezog die Herrschaft Hausdienst, das Weidegeld und die GrundbuchgebĂŒhr. 115 Untertanen leisteten den Zugrobot, 52 Untertanen und 12 BatzenhĂ€usler Handrobot.[17]
Im Jahre 1840 gehörten nach dem niederösterreichischen GĂŒltbuch Nr. 60 zum Gut Illmau 647 Joch Grund, ein Schafhof in Illmau mit 500 Schafen, ein Schafhof in Brunn, ein Brauhaus im Schloss und mehrere Fischteiche.[18]
Gerichtsbarkeit
Die niedere Gerichtsbarkeit ĂŒber die untertĂ€nigen Dörfer war seit jeher mit den Herrschaften verbunden. Das Landgericht, d. h. die hohe Gerichtsbarkeit ĂŒber todeswĂŒrdige Verbrechen, war ursprĂŒnglich Sache des LandesfĂŒrsten, wurde jedoch spĂ€ter an die Besitzer groĂer Herrschaften verliehen. In Illmau ĂŒbten ab dem 14. Jahrhundert die Herren von Puchheim zu Litschau und Illmau die Landgerichtsbarkeit aus, dann ging sie an die Herren von Khreigk zu Landstein (in Böhmen) und spĂ€ter an die Freiherren von Moratschky ĂŒber.
Im Jahre 1613 verkaufte der verschuldete Freiherr Andreas Moratschky zu Litschau das Ungeld und das Landgericht ĂŒber die Ortschaften Illmau, Engelbrechts, Kautzen, Gerharts, WeiĂenbach, Gastern und Ruders an Hektor Freiherrn von Sonderndorf zu Illmau, womit die Hochgerichtsbarkeit ĂŒber die genannten Orte an die Herrschaft Illmau gelangte. An diese Hochgerichtsbarkeit erinnert heute noch der Gerichtsberg neben der StraĂe zwischen Illmau und Radschin. Soweit bekannt, wurde zumindest ein Todesurteil gefĂ€llt und auch vollstreckt: 1741 an Florian Sidl aus Hohenau.[11]
Auch das Landgericht ĂŒber die Herrschaft Taxen ging 1730 vorĂŒbergehend an die Herrschaft Illmau, die 1795 das Landgericht ĂŒber die Orte Illmau, Kautzem, Engelbrechts und Tiefenbach hatte.[19]
Dass die Herrschaft Illmau ĂŒber die Hochgerichtsbarkeit verfĂŒgte, war eine bemerkenswerte Ausnahme. Die patrimoniale Gerichtsbarkeit, auch niedere Gerichtsbarkeit genannt, war u. a. fĂŒr Fragen des Erbrechts, Grenzstreitigkeiten, VerkaufsvertrĂ€ge sowie fĂŒr geringere Delikten des Alltags zustĂ€ndig, die mit GeldbuĂen oder leichteren Körperstrafen wie das am Pranger stehen, das Tragen des LĂ€stersteins oder der Schandgeige geahndet wurden. Im Dienst dieser Gerichtsbarkeit standen die von der Herrschaft ernannten Dorfrichter.
FĂŒr das Dorf Illmau sind folgende Dorfrichter bekannt: 1669 Lorenz Krenn, 1682 Hans Kienast, 1685 Thomas Schiffer, 1715 Hans Payr, 1737 Georg Reifschneider, 1742 Matthias Prock, 1749â1759, 1751 Matthias Deymel 1763 Andreas Prock 1767â1782 Andreas Pair, 1787 Johann Deymel und 1810 Josef KatzenbeiĂer.[7]
Ende der Patrimonialherrschaft
Die Funktion des Schlosses Illmau als Sitz der Patrimonialherrschaft und als Landgericht endete mit der allgemeinen Aufhebung der Grundherrschaft in Ăsterreich durch das Gesetz vom 7. September 1848. Die bisherigen hoheitlichen Aufgaben wurden in der Folge von den neuen staatlichen VerwaltungsĂ€mtern und Gerichten, zum Teil auch von den freien Gemeinden ĂŒbernommen, die durch das provisorische Gemeindegesetz vom 17. MĂ€rz 1849 und durch das Gesetz vom 1. MĂ€rz 1850 geschaffen wurden. AnschlieĂend kam es zur Grundentlastung, d. h. zur Ablöse der Forderungen der Herrschaften auf Zehent, Robot und anderer Rechte. Dabei wurde die Belastung der Bauern auf ein Drittel beschrĂ€nkt, da ein Drittel der Staat ĂŒbernahm und die Herrschaften auf ein Drittel verzichteten. Die Bauern waren nunmehr zwar frei, manche gerieten jedoch â da unvorbereitet auf Liberalismus und Kapitalismus â in Notlage und mussten ihre Höfe verkaufen.
Baugeschichte
Urkundlich wird die Festung erstmals 1337 genannt,[20] sie wurde daher vorher erbaut. Die Zeit der Errichtung ist jedoch mangels urkundlicher Nachrichten unbekannt. Auch wurde noch keine Baualtersuntersuchung durchgefĂŒhrt. Anzunehmen ist, dass die ursprĂŒngliche Wasserburg gegen Ende des 13. Jahrhunderts zur StĂ€rkung des Grenzschutzes gegen Böhmen errichtet wurde. Da die Festung vom Anfang an ein landesfĂŒrstliches Lehen war, dĂŒrfte sie im Auftrag der LandesfĂŒrsten, d. h. der Herzöge von Ăsterreich aus dem Haus Habsburg erbaut worden sein. Um dieselbe Zeit dĂŒrfte auch die in der Gemeinde Kautzen befindliche Wasserburg zu Gross-Taxen entstanden sein, die 1347 urkundlich aufscheint.[21]
Erhebliche Teile des mittelalterlichen Bauwerkes sind durch die MĂ€chtigkeit der aus Stein errichteten Mauern â bis zu 1,80 Meter â noch erkennbar. Auch der fĂŒr die Verwendung einer ZugbrĂŒcke adaptierte, spitzbogige Torbogen samt FuĂgĂ€ngerpforte im Torturm, eine spĂ€tgotische Spindeltreppe und einzelne FenstergewĂ€nde aus Stein stammen vom mittelalterlichen Wehrbau.
Ab 1551 erfolgte durch Zacharias Wochenitzky von Wochenitz der Umbau der mittelalterlichen Wasserburg in ein dreiflĂŒgeliges, hufeisenförmiges Renaissanceschloss mit drei GeschoĂen und hohem Mittelturm an der SĂŒdfront. Obwohl diese Familie die Herrschaft Illmau nur 22 Jahre â von 1551 bis 1573 â besaĂ, verdankt ihr das Schloss sein heutiges Ă€uĂeres Erscheinungsbild. Einer Beschreibung aus 1574 ist zu entnehmen, dass das Schloss âzimblich wol erpauthâ und mit âUmbfangâ (Umfassungsmauern), Graben, GĂ€rten, Dorfobrigkeit, FischbĂ€chen und ReiĂgejaid ausgestattet war.[22]
Aus einer spĂ€teren Zeit stammt das Tonnengewölbe in der Einfahrt, das mit Stichkappen und Spiegeln ausgestattet ist, deren Grate mit SchnĂŒren besetzt sind und das Gewölbezimmer im ersten Stock sowie der im östlichen Teil des SĂŒdtraktes befindliche, aufwendig gewölbte Raum mit einem Mittelpfeiler.
Die Josephinische MilitĂ€rkarte erwĂ€hnt um 1770 eine Umfassungsmauer, die sumpfige Lage und einen Teich, der das Schloss auf natĂŒrliche Weise schĂŒtzte. Von dieser Umfassungsmauer, die nach dem Kupferstich von Vischer im Jahre 1672 noch komplett mit zwei kleinen EcktĂŒrmen erhalten war, steht noch ein Rest mit einem groĂen gequaderten Rundbogentor.
Durch die Zusammenlegung der Herrschaft Illmau mit einem ausgedehnten GroĂgrundbesitz verlor das GebĂ€ude bereits im 17. Jahrhundert seine Bedeutung als adeliger Landsitz und wurde in der Folge als Amtssitz des "SchlossprĂ€fekten", vor allem aber als WirtschaftsgebĂ€ude (Brauerei, Branntweinbrennerei, Weberei etc.) genĂŒtzt. Nach einem Brand im 19. Jahrhundert wurde das oberste Stockwerk abgetragen, sodass das Schloss heute zweigeschoĂig ist.
Nach 1914 diente das baulich adaptierte Schloss als Internierungslager und Kinderheim. Zwischen 1945 und 1955 war hier die sowjetische Verwaltung einquartiert. SchlieĂlich fĂŒhrte die Verwendung als SchĂŒttkasten zu einer massiven Verschlechterung der Bausubstanz.
Durch den aktuellen Besitzer wurde seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts dem Verfall Einhalt geboten. Das Turmdach und gröĂere fehlende oder schadhafte Dachteile wurden neu errichtet, eingestĂŒrzte Decken erneuert und in einem Teil des Schlosses steinerne TĂŒrgewĂ€nde, FuĂböden, Fenster, TĂŒren etc. ergĂ€nzt. So erinnern zumindest Teile des Hauses noch an seine ursprĂŒngliche Funktion als Schloss.
Besitzgeschichte
Das abgelegene Schloss Illmau war weder Ort bedeutender historischer Ereignisse noch kunsthistorisch relevant. Allerdings ergaben sich ĂŒber die Familien der Besitzer unerwartete BerĂŒhrungspunkte mit der Geschichte Ăsterreichs.
Die Grafen von Raabs hatten von 1105 bis 1191 als Burggrafen von NĂŒrnberg auch eine wichtige Funktion im Heiligen Römischen Reich.[25] Ihre Bedeutung unterstreicht der Umstand, dass sich vom Namen der Grafschaft Raabs der tschechische Name fĂŒr Ăsterreich: âRakouskoâ ableitet.
Nach dem um 1191 erfolgten Aussterben der Grafen von Raabs in mĂ€nnlicher Linie mit Graf Konrad II.[26] wurde das Erbe auf die beiden Töchter aufgeteilt, von deren Erben die Herzöge von Ăsterreich die Grafschaft im 13. Jahrhundert erwarben.
Die westliche HĂ€lfte der Grafschaft Raabs, die nach dem Hauptort auch Grafschaft Litschau genannt wurde â und damit auch das Gebiet der spĂ€teren Herrschaft Illmau â fiel hingegen an die jĂŒngere Tochter Agnes von Raabs, die mit dem Grafen Gebhard IV. von Hirschberg (in der Oberpfalz) verheiratet war.[27] Diese HĂ€lfte wurde â nach einer Zwischenperiode unter der Herrschaft von König Ottokar II. PĆemysl von Böhmen, in der erst Otto II. Graf von Plain und Hardegg (â 1260)[28] von 1254 bis 1260 und dann Wok von Rosenberg (â 1262) und Heinrich I. von Rosenberg (â 1310) aus dem Haus der Witigonen[29] von 1260 bis 1283 die Grafschaftsrechte ausĂŒbten â schlieĂlich von den 1283 wieder eingesetzten Grafen von Hirschberg am 17. Februar 1297 an Albrecht I.Herzog von Ăsterreich, römisch-deutscher König (1298â1308)[30] verkauft.[31]
Die Habsburger
Die Habsburger waren seit 1282 Herzöge von Ăsterreich und damit auch LandesfĂŒrsten im nördlichen Waldviertel, dessen Verteidigung wegen hĂ€ufiger GrenzĂŒberfĂ€lle aus Böhmen geboten erschien. Da Illmau immer ein landesfĂŒrstliches Lehen war, ist anzunehmen, dass es im Auftrag der Habsburger erbaut und von ihnen benannt wurde.
Als landesfĂŒrstliches Lehen unterstand Illmau bis in die Neuzeit nicht einem, sondern in der Regel drei Herren: Dem jeweiligen LandesfĂŒrsten aus dem Haus Ăsterreich als oberstem Lehensherren, einem Mitglied des Herrenstandes als direktem Lehensnehmer und einer Person ritterlichen Standes, an die Schloss und Gut als Unterlehen weitergegeben wurden.
Gelegentlich unterstand Illmau â mangels Belehnung â auch direkt dem LandesfĂŒrsten. So war etwa Kaiser Maximilian I. vor 1492 kurz alleiniger Herr von Illmau, da die Herren von Puchheim als Gegner von Kaiser Friedrich III. nach 1477 Ungnade gefallen waren, das Lehen Illmau eingezogen war und erst 1493 direkt an eine Person ritterlichen Standes vergeben wurde. Auch Kaiser Maximilian II. war 1574/75 alleiniger Herr von Illmau, der die Herrschaft von einem Verwalter administrieren lieĂ.[22]
Die Hauser (1337 bis 1406)
Als erste namentlich bekannte Besitzer des Schlosses Illmau scheint im Jahre 1337 das ritterliche Geschlecht der Hauser auf.[32] Die Familie der Hauser könnte man zum âWiener Uradelâ zĂ€hlen, da sie 1243 mit âWaltherus Hauser miles de Viennaâ (Walther Hauser Ritter aus Wien) erstmals urkundlich auftritt. Die Familie blieb mit Wien bis zu ihrem Aussterben im 16. Jahrhundert durch ihr ErbbegrĂ€bnis in der Wiener Minoritenkirche verbunden.
In den Jahren 1348, 1349 und 1351 sind Eberhard und Johannes Hauser von Illmau als PĂ€chter von Zehenten des Stiftes Herzogenburg nachweisbar.
Am 21. September 1360 beurkundeten der Abt Otto II. Grillo (1334â1362) und der Konvent von Stift Zwettl, dass ihnen die ehrbaren Leute Ulrich, Eberhard und Jans Hauser von Illmau fĂŒr sich und ihre Frauen Klara und Yrngart einen Betrag Geldes fĂŒr einen Jahrtag zu deren GedĂ€chtnis am Mittwoch nach dem heiligen Kreuztag (Fest der Kreuzerhöhung am 14. September) in der Quatember im Klosterkapitel gegeben haben. An diesem Tag soll jeder Herr und Bruder ein gutes Mahl mit einer guten SchĂŒssel grĂŒner Fische, einen Pfennigwert Semmeln und eine groĂe MaĂ besseren Weines aus dem Keller des Abtes erhalten.[34][35]
Der Zweig der Hauser zu Illmau kam spÀter in finanzielle Schwierigkeiten denn am 1. Mai 1369 verpfÀndete Hans der Hauser von Illmau und Hertel von Weissenbach (heute abgekommenes Schloss in der Gemeinde Gastern) mit Erlaubnis ihres Lehensherren Albero III. von Puchheim dem Eggenburger Juden David, dem sie bis zum nÀchsten Martinstag einen erheblichen Betrag schuldeten, die halbe Festung Illmau.[36]
Etwa um dieselbe Zeit kam ein Teil der Festung Illmau durch Heirat einer Tochter der Hauser an die Pillunger von St. Gilgenberg[37], was zu einer Fehde mit Albero V. von Puchheim fĂŒhrte, wobei Niklas der Pllunger, der sich Hofmeister bzw. Hofmarschall von Herzog Albrecht III. nannte, im Zuge einer Fehdehandlung einen puchheimIschen Ritter gefangen nahm. Dies fĂŒhrte zum Einschreiten des Herzogs von Ăsterreich, der in dieser Sache vermittelte und wegen des Streitobjektes, einem Viertel der Herrschaft Illmau, Spruchleute bestellte. Diese entschieden zwar zugunsten Alberos von Puchheim, der jedoch am 19. Dezember 1373 zur Zahlung von 170 lb an den Pillunger und an dessen Ehefrau verpflichtet wurde. Der Pillunger dĂŒrfte seinen Anteil an der Feste Illmau noch im selben Jahr an Albero verkauft haben und verzichtete zwei Jahre spĂ€ter auf die ganze Feste Illmau, die seine Ehefrau â zweifellos eine von Hauser â von Albero zu Lehen gehabt hatte. Ein seltenes Beispiel dafĂŒr, dass damals auch Frauen belehnt werden konnten.[38]
Die Familie Hauser tritt in Illmau urkundlich zuletzt 1406 auf, als Hans Hauser und seine Mutter Anna auf die HĂ€lfte der Feste Illmau zugunsten von Heinrich, Pilgram und Hans von Puchheim verzichten.
Kurz darauf erwarb Albero V. von Puchheim 1351 das landesfĂŒrstliche Lehen Illmau. Da er auch Raabs und Dobersberg erwarb, kontrollierte er einen GroĂteil des Territoriums der historischen Grafschaft Raabs. Als enger Vertrauter der Herzoge von Ăsterreich diente er diesen u. a. als Landvogt und Hauptmann in den Ăsterreichischen Vorlanden und als Landeshauptmann in Steiermark, sowie seinem Bruder als Hauptmann in Salzburg.[41]
Bemerkenswert ist, dass dieser Herr von Illmau am 12. MĂ€rz 1365 einer der fĂŒhrenden Zeugen der GrĂŒndungsurkunde der UniversitĂ€t Wien, der Ă€ltesten bestehenden deutschsprachigen UniversitĂ€t war.
Noch bemerkenswerter war dessen Bruder Pilgrim IV. von Puchheim (* um 1330, â 1396), der wohl in seiner Jugend auch die neu erworbene Herrschaft Illmau besucht haben wird. Er studierte am Papsthof zu Avignon in Frankreich und regierte von 1365 bis 1396 mit dem Namen Pilgrim II. von Puchheim als Erzbischof von Salzburg, ReichsfĂŒrst, stĂ€ndiger pĂ€pstlicher Legat und âPrimas Germaniaeâ. Er war einer der politisch bedeutendsten Erzbischöfe von Salzburg, da unter seiner Regierung u. a. durch die Eingliederung der FĂŒrstpropstei Berchtesgaden das Erzbistum seine gröĂte Ausdehnung erreichte. Zugleich förderte er Kunst und Musik und war vermutlich selbst einer der wichtigsten deutschsprachigen Lied-Dichter und Komponisten des SpĂ€tmittelalters, denn er gibt sich in einem âMinnebriefâ aus 1392 als Autor des Werkes zu erkennen, das vielfach einem anonymen âMönch von Salzburgâ zugeschrieben wird.
Neben Albero III. werden im Zusammenhang mit Schloss Illmau noch folgende Herren von Puchheim genannt:
1390 belehnte Herzog Albrecht III. von Ăsterreich die BrĂŒder Georg und Albrecht von Puchheim.[42]
1403 wurde Pilgram von Puchheim mit Litschau und Illmau belehnt.[43]
1406 erhielten Heinrich, Pilgrim und Hans von Puchheim, durch Verzicht von Hans dem Hauser und dessen Mutter Anna, eine HĂ€lfte von Illmau.[44] 1423 bestĂ€tigte Albrecht V. Herzog von Ăsterreich den BrĂŒdern Pilgrim und Hans von Puchheim den Besitz ihrer GĂŒter Litschau und Illmau. 1437 wurde Pilgrim von Puchheim mit der Herrschaft Illmau belehnt.[45] 1455 wurde Siegmund von Puchheim Herr auf Litschau mit Illmau belehnt.[12] Am 14. August 1468 verkaufte Hartneid von Puchheim mit Bewilligung von Kaiser Friedrich III. Schloss und Gut Illmau an Andre Gockendorfer.[46] 1477 boten die Herren von Puchheim gegen Kaiser Friedrich III. von der Herrschaft Illmau 3 Knechte und eine Summe Geldes auf, da sie sich im Kampf zwischen Kaiser Friedrich III. und Matthias Corvinus, König von Ungarn â der von 1485 bis 1490 seine Erblande von Wien aus regierte â König Matthias angeschlossen hatten.[47] Am 12. April 1500 verkaufte Wolfgang von Puchheim mit Bewilligung des römisch-deutschen KönigsMaximilian I. als Lehnsherren Illmau an Veit Gockendorf.[46]
Am 1. Juni 1575 verlieh Kaiser Maximilian II. das Lehnsgut Illmau âmit aller Ein- und Zugehörungâ dem Ott Heinrich von Puchheim, gewesener kaiserlicher Hofkriegsrat, âumb seiner uns viel Jarlang Redlichen aufrichtigen und getreuen erzaigten dienst willenâ, nachdem dieser es von den Erben des Zacharias Wochenitzky gekauft hatte. Im selben Jahr ging das Gut im Erbweg an dessen Sohn Pilgram von Puchheim auf Heidenreichstein ĂŒber, wozu Kaiser Rudolf II. am 13. Oktober 1586 seine Einwilligung gab.[48]
Die Herren von Puchheim dominierten die Herrschaft Illmau auf der Ebene der direkten LehnstrĂ€ger im Herrenstand â mit gröĂeren Unterbrechungen â von 1351 bis zum Jahr 1586, als Pilgrim VIII. Herr von Puchheim die Herrschaft Illmau an die BrĂŒder Paris, Hannibal und Hektor von Sonderndorf verkaufte. Das Geschlecht erlosch 1718 mit Franz Anton Graf von Puchheim, Bischof zu Wiener Neustadt von 1695 bis 1718.
Die Gockendorfer (1406 bis 1550)
Die ritterliche Familie der Gockendorfer (Goggendorfer) tritt bereits 1266 mit Otto von Gockendorf in einer Urkunde von Stift Zwettl urkundlich auf, zÀhlt daher zum niederösterreichischen Uradel.
Im Jahre 1406 tritt der âedel Otto Gogghendorfer zu Illmauâ urkundlich auf. Er folgte daher auf die Hauser als ritterlicher Lehensmann der Herren von Puchheim.[49]
Nach mehreren Besitzwechseln erwarb Andreas Gockendorfer am 14. August 1468 von Hartneid Herrn von Puchheim die Herrschaft Illmau als Unterlehen. Veit Goggendorfer wurde â ohne Zwischenschaltung eines LehenstrĂ€gers aus dem Herrenstand â am 17. Dezember 1493 direkt von Kaiser Maximilian I. mit Illmau belehnt. Dies vermutlich, da die Herren von Puchheim wegen der militĂ€rischen UnterstĂŒtzung des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen den Kaiser in Ungnade gefallen waren. Er besaĂ auch Schloss Gilgenberg und nahm 1524 am Landtag zu Wien teil.[50]
Wolfgang Gockendorfer zu Illmau, Ritter, starb 1544 als Letzter seines Hauses.
Erben waren seine Schwestern. Margarete von Gockendorf (â 1553) war mit Siegmund von Trennbach verheiratet, der am 28. April 1549 als zu Illmau gesessen urkundlich ist.[51] Sie war daher eine SchwĂ€gerin des Urban von Trennbach der von 1561 bis 1598 als FĂŒrstbischof das Bistum Passau regierte.[52] Sie erwarb die Anteile ihrer Schwester Anna, verheiratete von Woytich, verkaufte jedoch die Herrschaft Illmau 1551 an Zacharias Wochenitzky.[51]
Die Wochenitzky (1551 bis 1573)
Der aus böhmischen Adel stammende Zacharias Wochenitzky (eigentlich: Boheinitzky von Boheinitz) war kaiserlicher Hauptmann der Gespanschaft Ungarisch-Altenburg (MosonmagyarĂłvĂĄr) in Ungarn und erwarb am 24. April 1551 die Feste und das Urbar Illmau von Margarete von Trennbach. Er lieĂ im selben Jahr das âUrbar Puch ĂŒber Illmauâ anlegen und begann mit dem Umbau der mittelalterlichen Wasserburg in ein Renaissanceschloss. Ihm verdankt daher das GebĂ€ude seine derzeitige Ă€uĂere Gestalt. Im Jahre 1561 versuchte er das Lehensgut Illmau als Eigentum zu erwerben, wurde jedoch abgewiesen. Er lieĂ zahlreiche Fischteiche anlegen â darunter den Engelbrechtser- und den Kautzener Teich â sodass er schlieĂlich 21 Teiche besaĂ. Zugleich erweiterte er die Nutzungen der Herrschaft zum Nachteil der Bauern, indem er die Robotpflicht, d. h., den Frondienst der UntertĂ€nigen Bauers, durch Zukauf von GrundstĂŒcken, durch die Robot beim Illmauer Schlossbau und durch viele Jagdroboten erweiterte, sodass jeder Untertan wöchentlich 2 bis 3 Tage fĂŒr die Herrschaft arbeiten musste, ohne dass wie frĂŒher Robotgeld oder Robotbrot gegeben wurde.[53]
Auf ihn folgte sein Sohn Johann Wochenitzky von Wochenitz, der 1569 mit Illmau belehnt wurde, jedoch bereits am 19. September 1573 ohne Nachkommen verstarb. Die von ihm als Erben vorgesehenen Neffen kamen nicht zum Zug, da Illmau kein freies Lehen war, daher auf kaiserliche Anordnung am 5. MĂ€rz 1574 eingezogen wurde, worauf Ott Heinrich von Puchheim zu Heidenreichstein am 1. Juni 1575 von Kaiser Maximilian II. (1527â1576) mit der Herrschaft Illmau belehnt wurde.[22]
Die Sonderndorfer ( 1586 bis 1633)
Die von Sonderndorf stammen aus Bayern, treten mit Oswald Sonderndorfer âdem Reichenâ bereits 1102 urkundlich auf, zĂ€hlen daher zum bayrischen Uradel.[54]
Am 31. Mai 1586 kauften die BrĂŒder Paris, Hannibal und Hektor von Sonderndorf zu Kirchberg am Walde Schloss und Gut Illmau von Pilgrim VIII. Herrn von Puchheim. Zum Gut gehörten damals 128 Untertanen, wovon 45 in Illmau, 20 in Kautzen, 13 in Gerharts 33 in Englbrechts, 17 in Motten, sowie 30 in Weissenbach, 24 in Naglitz 12 in Lembach und 1 in Tiefenbach lebten.[55]
Von historischem Interesse ist Paris von Sonderndorf (* 1555, â 1636); Herr auf Illmau, Reitzenschlag, Kainpach, Kirchberg am Wald und Allentsteig, seit 16. August 1612 Freiherr von Sonderndorf und seit 27. November 1612 Mitglied des niederösterreichischen Herrenstandes, der mit Maria, einer Tochter des Erasmus Praun von Bielahag und der Anna Geyer verheiratet war.[56] Dies, da er in der Ahnentafel von Kaiser Karl I. von Ăsterreich-Ungarn mit der Kekule-Nummer 23358 als direkter Vorfahre in XV. Generation des letzten â und seit 2004 seliggesprochenenKaisers von Ăsterreich, aufscheint.[57]
Von 1586 bis 1590 blieb Illmau gemeinsamer Besitz der BrĂŒder, ab dann war Hekor von Sonderndorf (â 1616) auf Illmau, Naglitz und Weissenbach alleiniger Besitzer. Er war verheiratet mit Benigna von Eggenberg (â 1617), einer Schwester des Hans Ulrich von Eggenberg, der unter Kaiser Ferdinand II. (â 1637) Obersthofmeister, HofkammerprĂ€sident und Direktor des Geheimen Rates sowie einer der reichsten und politisch einflussreichsten MĂ€nner seiner Zeit war, 1620 zum Ritter des Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und 1623 zum ReichsfĂŒrsten von Eggenberg und Herzog von Krumau in SĂŒdböhmen erhoben wurde.[58]
Er besaĂ damals in 11 Ortschaften 198 untertĂ€nige HĂ€user, dazu hatte er ĂŒber 182 HĂ€user in 7 Ortschaften die Ortsobrigkeit und ĂŒber 162 HĂ€user in 6 Ortschaften die Grund- und Ortsobrigkeit.
Im Herbst 1596 kam es â da die von den Wochenitzkys eingefĂŒhrte vermehrte Fronarbeit von den Nachfolgern beibehalten wurde â zu einem Aufstand der Bauern im oberen Tal der Thaya unter Andreas Schrembser aus dem benachbarten Dobersberg, der mit einer Truppe von regionalen Bauern ĂŒber Schwarzenau zum Sammelplatz nach Langenlois marschierte. Dort kam es zu einem Gefecht mit der kaiserlichen Reiterei, die das Bauernheer zersprengte.[59] Schrembser wurde gefangen und im Mai 1597 vor dem Stadttor von Waidhofen an der Taya bei lebendigem Leib gevierteilt.[60]
Hektor von Sonderndorf dĂŒrfte bald darauf in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein, denn im Jahre 1598 zahlte Johann Freiherr von Herberstein fĂŒr ihn die Landesabgaben fĂŒr die Herrschaft Illmau.[61] In den Jahren 1602 bis 1618 erwarb oder vertauschte er verschiedene Zehente in Stegersbach, Reibers, Lexnitz und Hoheneich.
Hekor von Sonderndorf war aktiver Protestant und am 3. Oktober 1608 einer der Unterzeichner des Horner Bundes, zu dem sich die meist protestantischen StĂ€nde von Niederösterreich und von Oberösterreich â 166 Adelige darunter 73 Mitglieder des Herrenstandes aus 34 Geschlechtern und 93 Ritter aus 68 Familien â zur Verteidigung ihrer Interessen und Rechte gegenĂŒber dem Landesherren MatthiasErzherzog von Ăsterreich in Horn, das der protestantischen Familie von Puchheim gehörte, zusammenschlossen.
Hektor von Sonderndorf dĂŒrfte sich allerdings bald darnach zum Katholizismus bekehrt haben, denn er wurde vom Kaiser 1612 in den Freiherrnstand erhoben.
Im Jahre 1613 erwarb er von dem verschuldeten Herrn zu Litschau (im Bezirk GmĂŒnd) Andreas Moratschky von Noskau das Recht auf das Ungeld â eine seit dem 13. Jahrhundert erhobene Verbrauchssteuer â und das Landgericht ĂŒber die Ortschaften Illmau, Engelbrechts, Kautzen, WeiĂenbachGastern und Ruders (Katastralgemeinde von Gastern).
Der DreiĂigjĂ€hrige Krieg fĂŒhrte bereits 1619 zu EinfĂ€llen plĂŒndernder böhmischer Rebellen unter dem Kommando der Grafen Heinrich Matthias von Thurn und Joachim Andreas von Schlick ĂŒber Taxen und Peigarten durch das Waldviertel in Richtung Wien, verschonten jedoch dabei die Herrschaft Illmau, da die Freiherrn von Sonderndorf Protestanten waren.
Von 1619 bis 1621 lagerten in der Gegend dann kaiserliche Truppen aus Ungarn und aus den Niederlanden, die Ă€rger als die Böhmen hausten, da der lokale Adel protestantisch und daher mit den Böhmen verbĂŒndet war. Schloss Illmau und das benachbarte Schloss Taxen sowie Schloss Dobersberg und die Orte Thaya und Dobersberg wurden daher 1619 von kaiserlichen Truppen geplĂŒndert, die in den WĂ€ldern versteckte Bevölkerung wurde aufgestöbert, getötet oder verschleppt. Seit Juli lag in Waidhofen eine Kompagnie kaiserlicher Truppen, wobei die Herrschaft Illmau fĂŒr die 300 Mann starke Garnison 31 Lieferungen Proviant im Wert von 532 Gulden und vom 30. Dezember 1620 bis zum 16. August in fĂŒnf Lieferungen Nachschub um 179 Gulden aufbringen musste.[63]
Hinzu kam, dass es 1622 eine Missernte gab, sodass viele Menschen verhungerten, wĂ€hrend die Soldaten in Saus und Braus lebten und ihre Pferde auf den Feldern grasen lieĂen. Als SpĂ€tfolge davon gab es noch 1716 in Illmau 10 öde HĂ€user.[64]
Zu einem nicht nĂ€her bekannten Zeitpunkt folgte auf Hektor dessen Neffe, Johann Friedrich Freiherr von Sonderndorf (1603â1667) Herr Atzelsdorf, Harras und Mittergrabern,[65] der in Wien das spĂ€tere Palais Starhemberg am Minoritenplatz (heute Unterrichtsministerium) besaĂ. Dieser versetzte im Jahre 1628 die Herrschaft Illmau an Jonas von Heissberg um 80.000 Gulden auf sieben Jahre â bei jederzeitiger RĂŒcknahme bei Bezahlung dieses Betrages.
Die HeiĂberg (1633 â 1675)
Jonas von Heissberg dĂŒrfte um 1633 die Herrschaft Illmau erworben haben, da die untertĂ€nigen Dörfer dem Herren von HeiĂberg am 10. September 1633 eine BestĂ€tigung darĂŒber ausstellten, dass sie ihm 22 Gulden fĂŒr ein Paar Ochsen schulden, die er fĂŒr sie zur Verpflegung einquartierter Soldaten geliefert hatte. Im Jahre 1642 zahlte HeiĂberg statt eines von ihm geforderten GĂŒltpferdes 70 Gulden in bar.
Jonas von HeiĂberg starb um 1651.
Auf ihn folgte sein Sohn Raimund von HeiĂberg auf Mörkenstein, der 1651 die mit 191 HĂ€usern eingetragene Herrschaft Illmau und Reinpolz mit 25 HĂ€usern erbte. Allerdings waren im Jahre 1656 von den 192 HĂ€usern des Gutes Illmau 77 öde.[66] Raimund von HeĂberg verstarb 1662 kinderlos, worauf seine Witwe Anna Isabella von HeiĂberg die Herrschaft ĂŒbernahm.
Die Herrschaft Illmau war auch â zumindest indirekt â von der groĂen Ă€uĂeren Bedrohung der Ăsterreichischen ErblĂ€nder durch die Zweite Wiener TĂŒrkenbelagerung betroffen, da die osmanische Armee des GroĂwesirsKara Mustafa Pascha Wien von 14. Juli bis zum 12. September 1683 belagerte und tĂŒrkische Streifscharen durch Niederösterreich zogen. Als diese Gefahr besonders groĂ erschien, wurde das Schloss Illmau zum Zufluchtsort der Bevölkerung zum Schutz vor der tĂŒrkischen Gefahr erklĂ€rt, befestigt sowie mit Waffen und Munition zur Abwehr eines eventuellen Angriffes versehen.[67]
In der Frage der Nachfolge im Besitz der Herrschaft Illmau kam es am 4. April 1672 zu einer Einigung zwischen Isabella von HeiĂberg, der Witwe des Raimund von HeiĂberg und dessen Schwestern, Maria Maximiliana verheirateter von Kirchberg und Maria Regina, verheirateter Freiin von Welz. Diese Erbengemeinschaft verkaufte am 26. Juni 1675 die Herrschaft an Ferdinand Ernst Graf von Herberstein.
Die Herberstein ( 1675 bis 1792)
Die Grafen zu Herberstein zÀhlen zum Uradel der Steiermark, wo Otto von Herberstein 1290 im Besitz des namensgebenden Stammhauses Schloss Herberstein auftritt, das sich bis heute im Besitz der Familie befindet.
Die Herberstein zu Illmau stammen aus der sogenannten âĂsterreichischen Linieâ des Hauses, die sich von Wilhelm von Herberstein, seit 1537 Freiherr von Herberstein, Neuberg und Gutenhag, (* 1469; â 9. MĂ€rz 1560) ableitet. Dieser war Herr der Herrschaften Matzen (liegt zwischen dem Weinviertler HĂŒgelland und dem Marchfeld in Niederösterreich, ca. 35 km nordöstlich von Wien und GreiĂenegg) in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Steiermark. Er war oberster ErbkĂ€mmerer und Erbtruchsess in KĂ€rnten.[68]
Wilhelms Nachkomme 4. Generation, Ferdinand Ernst Freiherr â und seit 1656 Graf â von Herberstein (â MĂ€rz 1691) auf Neuberg und Gutenhag war kaiserlicher Geheimer Rat, KĂ€mmerer, Hofkriegsrat und Generalfeldwachtmeister und erwarb in rascher Folge eine Reihe von Herrschaften. Darunter wie erwĂ€hnt die Herrschaft Illmau von den Erben der Familie Heissberg, nachdem er bereits 1667 von Maximilian Gundaccar Freiherrn von Pohlheim die Herrschaften Ottenschlag und Grafenschlag, 1669 die Herrschaft Triesch, heute Stadt TĆeĆĄĆ„ im Kraj VysoÄina, in Tschechien von den Geyer von Edelbach, 1673 von Adam Maximilian Graf von Trauttmansdorff die GĂŒter Brunn ob der Krems, Lichtenau und Altengschwendt erworben hatte. Im Jahre 1676 erwarb er von Peter Freiherrn von Ugarte die Herrschaft Dobersberg und 1681 von den Grafen Czernin die Herrschaft Landstein in Böhmen. Er war um den wirtschaftlichen Fortschritt der Gegend bemĂŒht und war der BegrĂŒnder der lokalen Papier- und Glaserzeugung.
In seinem Testament vom 13. Februar 1691 verfĂŒgte er, dass sein gesamter Besitz ein Majorat und Fideikommiss fĂŒr seine mĂ€nnlichen Nachkommen sein sollte und verstarb im MĂ€rz 1691.[68]
FĂŒr das Schloss Illmau bedeutete dieser Zusammenschluss das Aufgehen in einem groĂen GĂŒterkomplex und den Verlust seine angestammte Aufgabe als lokales Zentrum von Verteidigung und Verwaltung sowie seine Funktion als adeliger Wohnsitz. In der Folge stand das Schloss fĂŒr ĂŒber zweihundert Jahre im Dienst einer anderswo konzentrierten Gutsverwaltung und diente wirtschaftlichen Zwecken, was naturgemÀà fĂŒr die Erhaltung des Schlosscharakters und der Innenausstattung erheblich abtrĂ€glich war.
Die Problematik der Zusammenlegung zahlreicher Herrschaften zeigte sich jedoch auch fĂŒr die Familie Herberstein. Denn Ferdinand Ernst Graf von Herberstein hatte sowohl aus seiner ersten Ehe mit Katharina Elisabeth GrĂ€fin von Saurau (â 1668), einer Tochter von Karl Freiherr (seit 1628) Graf von Saurau auf Ligist, Labegg etc. Obersterblandmarschall in Steiermark, kaiserlicher Geheimer Rat und Landeshauptmann (â 1646)[69] als auch mit seiner zweiten Ehefrau, Juliane Elisabeth GrĂ€fin von Starhemberg (* JĂ€nner 1627, â 19. Dezember 1699), einer Tochter des Gundacker Freiherr â seit 1643 Reichsgraf â von Starhemberg auf Wildberg und Riedegg (â MĂ€rz 1652) und der Anna Sabina Reichsfreiin von Dietrichstein,[70] Söhne, wodurch es nach seinem Ableben zu einem Streit um das Erbe kam, da sein Sohn erster Ehe, Karl Sigismund Adam Graf von Herberstein, bereits 1687 â d. h. vor dem Testament seines Vaters â verstorben war.
Der Streit wurde schlieĂlich durch eine kaiserliche Entscheidung vom 12. Mai 1700 dahingehend beigelegt, dass das Majorat auf die Herrschaften Triesch und Illmau beschrĂ€nkt wurde, wĂ€hrend die ĂŒbrigen Besitzungen, davon ausgeschieden wurden.[68]
Wenzel Eberhard Graf von Herberstein (* 17. JĂ€nner 1671, + 29. Oktober 1729), dem jĂŒngsten Sohn von Ferdinand Ernst gelang es, teils durch Erbschaft teils durch Ablösung, die Herrschaften Triesch, Landstein, Illmau, Dobersberg, Ottenschlag u. a. wieder an sich zu bringen, worauf er das von seinem Vater errichtete Majorat erneuerte.[71] Er förderte ab 1700 den Ausbau der lokalen Glasindustrie und veranlasste die Anlage des Grund- und Dienstbuches der Herrschaft Illmau.
Im Jahre 1729 ĂŒbernahm sein Sohn Leopold Graf von Herberstein die GĂŒter, wobei er 1730 das Landgericht ĂŒber die Herrschaft Taxen von Dobersberg nach Illmau verlegte.[16]
Nach 1780 kam dieser Zweig der Grafen von Herberstein in Geldschwierigkeiten, wodurch 1791 die Herrschaften Illmau und Dobersberg in Krida fielen.
Illmau wurde daher von den GlĂ€ubigern des Grafen Joseph von Herberstein 1792 und Dobersberg 1794 an Sebastian Edlen GuldenmĂŒller von Guldenstein verkauft. Dieser war seit 1779 mit Katharina Edler von Schickh (* 1765, â 1824), einer Tochter von Johann Leopold Ritter und Edler Herr von Schickh, k. k. Truchsess, Rat und Regent des Regiments der Niederösterreichischen Lande (â 1766) und der Maria Anna Reichsfreiin Moser von Ebreichsdorf (* 1721, â 1805), einer Tochter des Johann Ferdinand Moser von Ebreichsdorf verheiratet und wurde 1792 unter die niederösterreichischen Ritterstandsgeschlechter aufgenommen.[72]
Auf ihn folgte sein Sohn Karl Ludwig Graf von GrĂŒnne (* 1808, â 1884), General der Kavallerie, der als Generaladjutant von Kaiser Franz Joseph I. und spĂ€ter als Leiter der kaiserlichen MilitĂ€rkanzlei von 1848 bis 1859 entscheidenden Einfluss auf die österreichische MilitĂ€rpolitik hatte. Nach der Niederlage Ăsterreichs im Sardinischen Krieg, 1859, richtete sich der Unmut der Bevölkerung und der Armee speziell gegen GrĂŒnne, dessen konservative Einstellung Neuerungen verhinderte, weshalb man ihm Schuld an der Niederlage gab.[75]
Mit Handschreiben vom 20. Oktober 1859 enthob ihn der Kaiser seines Postens als erster Generaladjutant in Gnaden, bestellte ihn jedoch gleichzeitig zum Oberststallmeister und zeichnete ihn mit dem GroĂkreuz des St.-Stephans-Ordens aus. 1865 wurde er Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies.[76]
Auf ihn folgte dessen Sohn Philipp Graf von GrĂŒnne (* 1833 â 1902 ), Feldzeugmeister und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Die Familie erlosch jedoch in mĂ€nnlicher Linie mit dessen Sohn Philipp Oswald Graf von GrĂŒnne, der am 22. Juni 1917 als Offizier bei Trient mit einem Flugzeug abstĂŒrzte. Dessen Mutter, Mathilde GrĂ€fin von GrĂŒnne (geborene GrĂ€fin von Thun-Hohenstein) besaĂ Illmau und Dobersberg bis 1923.
Schloss Illmau wurde 1914 im Ersten Weltkrieg nach dem Kriegsdienstleistungsgesetz angefordert, diente von 1914 bis 1916 als Internierungsstation fĂŒr 150 Russen und Serben, von 1916 bis 1918 waren dort ukrainische FlĂŒchtlinge untergebracht und nach Kriegsende war dort die Volkswehr einquartiert. Von 1921 bis 1930 bestand im Schloss das Landesjugenderholungsheim Illmau des Landes Niederösterreich fĂŒr erholungsbedĂŒrftige Kinder aus Wien und Niederösterreich.[77]
Nach dem Aussterben der Grafen GrĂŒnne ĂŒbertrug die verwitwete GrĂ€fin Mathilde von GrĂŒnne (geb. Thun) (â 1923) die GĂŒter Dobersberg, Illmau, Taxen und Peigarten testamentarisch an ihren Neffen Friedrich Graf SzapĂĄry von Muraszombat (* 1869; â 1935), der diesen Besitz â und damit auch Schloss Illmau â im Jahre 1923 ĂŒbernahm, jedoch schon 1935 verstarb.
Im Besitz der GĂŒter folgte 1935 sein Sohn LĂĄszlĂł Graf SzapĂĄry, der jedoch bereits 1936 Schloss Illmau mit 30 Hektar Grund verkaufte.
Auch durch ihn besteht ein Bezug zur europĂ€ischen Geschichte. Seine Schwester, GrĂ€fin Maria Anna SzapĂĄry (â 1988), heiratete 1941 den Freiherrn GĂŒnther Hubert von Reibnitz (â 1983). Deren Tochter Marie Christine Freiin von Reibnitz (* 1945) heiratete ihrerseits im Jahre 1978 im Wiener Rathaus Prinz Michael of Kent (* 1942),[78] der ein Mitglied der britischen königlichen Familie, ein jĂŒngerer Bruder von Prinz Edward dem 2. Herzog von Kent und ein Cousin ersten Grades von Königin Elisabeth II. ist. Sie fĂŒhrt daher den Titel âIhre Königliche Hoheit Princess Michael of Kentâ.
SpÀtere Besitzer
Sie waren weniger glanzvoll:
Schloss Illmau wurde 1936 von der Weidegenossenschaft Waidhofen an der Thaya erworben, 1938 von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft ĂŒbernommen, die dort ab 1940 französische Kriegsgefangene unterbrachte. Im Jahre 1942 wurde es an den aus Slowenien stammenden Volksdeutschen Anton Ulm verkauft. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Schloss und Gut Illmau am 10. Mai 1945 durch russische Truppen besetzt,[80] stand als âDeutsches Eigentumâ von 1945 bis 1955 unter sowjetischer Verwaltung, wurde teils an einen Gewerbebetrieb, teils an FlĂŒchtlingsfamilien vermietet und von der russischen Verwaltung zur Veranstaltung von BĂ€llen genutzt.[80] Im Jahre 1955 wurde Schloss und Gut an die Familie Ulm zurĂŒckgestellt, jedoch 1957 verkauft, worauf das Schloss baulich zum SchĂŒttkasten fĂŒr Getreide âadaptiertâ wurde und weitgehend verfiel.
Seit Beginn der Siebzigerjahre des 20. Jh. steht das Schloss im Eigentum von Botschafter i. R. Dr. Werner Ehrlich von Ehrnfeldt,[81] der aus der böhmischen Familie des Gideon Ehrlich von Ehrnfeldt (â 1670) stammt und ein Nachkomme der ersten und spĂ€terer Besitzer von Illmau ist,[82] sich um die Wiederherstellung und Erhaltung und des GebĂ€udes bemĂŒht und den Park angelegt hat.
Diese internationale Ăbereinkunft trug wesentlich dazu bei, dass seitdem die Zahl der Opfer, die weltweit durch Antipersonenminen getötet oder verletzt worden sind, erheblich reduziert werden konnte.
Abbildungen
Die Ă€lteste erhaltene Abbildung von Schloss Illmau ist mit 1672 datiert und befindet sich im Werk des bedeutenden österreichischenTopografenGeorg MatthĂ€us Vischer (1628â1696).[85] Eine Darstellung des Stiches befindet sich auf der Webseite von Burgen-austria.[81]
Literatur
Georg Binder: Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser. Band 2, Wien/ Leipzig 1925, S. 91.
Pfarrer Leopold Bittermann: BeitrÀge zur Geschichte der Pfarre Kautzen. In: Geschichtliche Beilagen zu St. Pöltner Diözesanblatt. Band IX (Separatdruck 1909).
Falko Daim, Karin KĂŒhtreiber, Thomas KĂŒhtreiber (Hrsg.): Burgen Waldviertel â Wachau â MĂ€hrisches Thayatal. Wien 2009, S. 238 f.
Franz Eppel: Das Waldviertel. 1966.
Franz FraiĂl: Das Werden der GroĂgemeinde Kautzen 1938â1988. Marktgemeinde Kautzen, 1988.
Johann Lanz, Die Ahnen des letzten österreichischen Kaiserpaares 2. Teil (XII. â XV. Generation); Heraldisch-genealogische Gesellschaft âAdlerâ, Wien 1996.
Stuart Maslen: The Convention on the Prohibition of the Use, Stockpiling, Production and Transfer of Anti-Personnel Mines and on their Destruction. In: Oxford Commentaries on International Law, Commentaries on Arms Control Treaties, Volume I. Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-926977-7.
Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas KĂŒhtreiber: Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, S. 178 f.
Heinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. Herausgeber und Verleger Pfarrgemeinde Kautzen, 1954, S. 39â49.
J. Siebmacherâs GroĂes Wappenbuch.. Band 26: Die Wappen des Adels in Niederösterreich. Teil 2: SâZ. Nachdruck: Verlag Bauer und Raspe, Neustadt a. d. Aisch 1983, ISBN 3-87947-036-7.
Gerhard Stenzel: Von SchloĂ zu SchloĂ in Ăsterreich. 1976.
Stepan Eduard: Das Waldviertel. 7 BĂ€nde, Wien 1925 f.
Hans Tietze: Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya (= Ăsterreichische Kunsttopographie. VI). Wien 1911, S. 24 f.
Georg MatthÀus Vischer: Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae. 1672 (Reprint: Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 54).
Franz Karl WiĂgrill: Schauplatz des landsĂ€ssigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten. Band 3, 1797.
âPfarrer Leopold Bittermann: BeitrĂ€ge zur Geschichte der Pfarre Kautzen. S. 4.
âFranz FraiĂl: Das Werden der GroĂgemeinde Kautzen 1938â1988. Marktgemeinde Kautzen, 1988, S. 43.
âWilhelm Bielsky: Die Ă€ltesten Urkunden des Kanonikatsstiftes St. Georgen 1112â1244. Wien 1853, S. 254 (Sonderdruck Prima fundatio).
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. Pfarrgemeinde Kautzen, 1954, S. 40.
âKarl Lechner: Das Waldviertel. Band VII, 1937, S. 57/61 und 98â103.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt. Band IX, St. Pölten 1878 ff, S. 148.
â abHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 204.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 193, bzw. 204.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 208.
âAlois NiederstĂ€tter: Die Herrschaft Ăsterreich, FĂŒrst und Land im SpĂ€tmittelalter. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Ăsterreichische Geschichte 1278â1411. Verlag Ueberreuter, 2001, ISBN 3-8000-3526-X, S. 93.
â abHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 35.
â abcHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 40.
âDetlev Schwennicke: EuropĂ€ische Stammtafeln. Neue Folge, Band I.1, Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-465-02743-4, Tafel 41.
âFlorian Schweitzer und andere: 800 Jahre Thaya 1175â1975, Herausgeber: Marktgemeinde Thaya, Niederösterreich, 1975.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt. Band 9, 1911, S. 148 (dasp.at).
âEduard Stepan: Das Waldviertel. Band VII, S. 208.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesanblatt, Band XII, St. Pölten 1939, S. 465 f.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. Verleger Pfarrgemeinde Kautzen 1954, S. 39, 40.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesanblatt, Band XII, St. Pölten 1939, S. 466.
â Karl Lechner: Besiedlungs und Herrschaftsgeschichte des Waldviertels, in: "Das Waldviertel"; hg. E. Stephan, Bd. 7/2 (1937) S. 208.
â Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Dissertation, UniversitĂ€t Wien, Herbst 1978.
âJ. Siebmacherâs grosses Wappenbuch. Band 27: Die Wappen des Adels in Oberösterreich. Verlag Bauer & Raspe, Neustadt a. d. Aisch 1984, S. 278.
âJ. Siebmacherâs grosses Wappenbuch. Band 27: Oberösterreich. S. 281.
âJ. Siebmacherâs grosses Wappenbuch. Band 77, S. 280.
âStepan Eduard: Das Waldviertel, Band VII/2, S. 208.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesanblatt, Band X. S. 352.
âAdler, Zeitschrift fĂŒr Genealogie und Heraldik 1887, S. 152.
âIndex der Puchheimer Schriften im Landesarchiv fĂŒr Oberösterreich in Linz
â abFinanz- und Hofkammerarchiv, Wien, Herrschaftsakten, Faszikel I. 1.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesanblatt, Band XII, S. 415.
âHofkammerarchiv in Wien, Herrschaftsakten, Faszikel I. 1.
âFranz Karl WiĂgrill: Schauplatz des landsĂ€ssigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten. Band 3, S. 348.
âGeschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt. Band IX, S. 352.
â abHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 41.
âSiebmacherâs GroĂes Wappenbuch Niederösterreich. S. 403.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 23.
âJ. Siebmacherâs GroĂes Wappenbuch. Band 26: Die Wappen des Adels in Niederösterreich. Teil 2: SâZ. S. 161.
âGeschichtliche Beilaben zum St. Pöltner Diözesanblatt. Band VI, S. 633 und Band XI, S. 263.
âSiebmacherâs Grosses Wappenbuch, Band 26, Die Wappen des Adels in Niederösterreich, Teil 2, Verlag Bauer und Raspe 1983, ISBN 3-87947-036-7, S. 161.
â Johann Lanz, Die Ahnen des letzten österreichischen Kaiserpaares 2. Teil (XII. â XV. Generation); Seiten 297 und 299, Heraldisch-genealogische Gesellschaft âAdlerâ, Wien 1996.
â Walther Ernst Heydendorff: Die FĂŒrsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren. Verlag Styria, 1965.
âH. Burger: Geschichtliche Darstellung der GrĂŒndung und Schicksale des Benediktinerstiftes Altenburg, S. 70.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 24.
âFranz Karl WiĂgrill: Schauplatz des landsĂ€ssigen Nieder-Ăsterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten Band IV, S. 276.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 35.
â Heinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 24.
â Heinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 25.
âSiebmacher's GroĂes Wappenbuch Niederösterreich. Band 2, S. 161.
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 44.
âBlĂ€tter des Vereins fĂŒr Landeskunde fĂŒr Wien und Niederösterreich, Wien 1883, S. 263.
â abcFranz Karl WiĂgrill: Schauplatz des landsĂ€ssigen Nieder-Ăsterreichischen Adels vom Herren und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten. Vierter Band. Wien 1800, S. 290 (online im Internet Archive).
âSiebmacherâs Grosses Wappenbuch. Band 26. Die Wappen des Adels in Niederösterreich; Teil 2 S â Z., Bauer & Raspe, 1983, S. 25.
âSiebmacherâs Grosses Wappenbuch. Band 26. Die Wappen des Adels in Niederösterreich; Teil 2 S â Z., Bauer & Raspe, 1983, S. 210.
âSiebmacher's groĂes Wappenbuch, Band 27. Die Wappen des Adels in Oberösterreich, Herberstein, Bauer und Raspe, 1984, ISBN 3-87947--027-8, S. 119.
âFranz Karl WiĂgrill: Schauplatz des landsĂ€ssigen Niederösterreichischen Adels. 4. Band, S. 449 (archive.org).
âHeinrich Rauscher: Heimatbuch der Pfarre Kautzen. 1954, S. 47.
âChristopher Clarc: âThe sleepwalkersâ - How Europe went to War in 1914. Penguin Books, 2013, ISBN 978-0-14-102782-1, S. 444, 445, 483.
â abFranz FraiĂl: Das Werden der GroĂgemeinde Kautzen 1938â1988. 1988, S. 21.
â abIllmau. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl, abgerufen am 5. MĂ€rz 2022.
âChristiane Singer, Arnulf Neuwirth: Burgen und Schlösser des Waldviertels. S. 36.
âStuart Maslen: The Convention on the Prohibition of the Use, Stockpiling, Production and Transfer of Anti-Personnel Mines and on their Destruction. Punkt 0.43, S. 24, Anmerkung 128. In: Oxford Commentaries on International Law, Commentaries on Arms Control Treaties, Volume I. Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-926977-7.
âSiehe Wikipedia in englischer Sprache Artikel: âList of parties to the Ottawa Treatyâ.
âGeorg MatthĂ€us Vischer: Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae. 1672 (Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 54).