Srokowo

Srokowo
Wappen von Srokowo
Srokowo (Polen)
Srokowo (Polen)
Srokowo
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Kętrzyński
Gmina: Srokowo
Geographische Lage: 54° 13′ N, 21° 31′ OKoordinaten: 54° 12′ 49″ N, 21° 31′ 9″ O
Einwohner: 1385 (2011)
Postleitzahl: 11-420[1]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW650: (Kętrzyn–) Stara RóżankaWęgorzewoGołdap
BrzeźnicaBajory WielkieSrokowski Dwór → Srokowo
Barciany/DW591Jegławki → Srokowo
Eisenbahn: Rastenburger Kleinbahnen (stillgelegt)
Nächster int. Flughafen: Danzig

Srokowo [srɔˈkɔvɔ] (deutsch Drengfurth; polnisch 1946 bis 1950 Dryfort) ist ein Dorf im Powiat Kętrzyński (Rastenburger Kreis) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit 3723 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, an der Omet, etwa 20 Kilometer nordnordöstlich von Kętrzyn (Rastenburg) und zwölf Kilometer westlich von Węgorzewo (Angerburg). Östlich des Orts befinden sich der Fürstenauer Teufelsberg (poln. Diabla Góra) und der Rehsauer See (Rydzówka).

Geschichte

Ortsgeschichte

Rathaus (2010)
Fachwerkhaus im Ort (2010)
Bismarckturm (2010)

Ursprünglich war die Ortschaft ein kleines Angerdorf am linken Ufer der Omet. Die eigentliche Stadt war am rechten Ufer in sehr regelmäßiger Form angelegt worden und hatte 1405 von dem Ordens-Hochmeister Konrad von Jungingen das Stadtprivileg nach Kulmer Recht erhalten; das alte Angerdorf an der Straße nach Barten, das vorher bestand, entwickelte sich zur Vorstadt. Im Jahr 1419 wird die Stadt Drengfurth im großen Zinsbuch der Ordensregierung erwähnt.[2]

Am 20. Mai 1829 brannten 34 Häuser ab, wodurch 80 Familien ihre Wohnungen verloren.[3]

Drengfurth blieb immer eine Kleinstadt mit einer Einwohnerzahl unter 3000. Neben Landwirtschaft und Handwerk waren Sägewerke die wichtigsten Betriebe. In Drengfurth befand sich ein Land- und Stadtgericht.[4] Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Drengfurth eine evangelische Kirche und eine Provinzial-Invalidenkompanie.[5]

Am 20. Juni 1934 wurde die Stadtgemeinde (ab 1. April 1935: „Stadt“) Drengfurth in den Amtsbezirk Fürstenau (polnisch Leśniewo) im ostpreußischen Kreis Rastenburg eingegliedert.[6] Das hatte zur Folge, dass der Amtsbezirk Fürstenau in „Amtsbezirk Drengfurth“ umbenannt wurde. Am 1. April 1938 schließlich wurde die Gemeinde Drengfurt, Vorstadt in die Stadt Drengfurth eingemeindet.

Bis 1945 gehörte Drengfurth zum Landkreis Rastenburg im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Im Zweiten Weltkrieg eroberte am 27. Januar 1945 die Roten Armee die Stadt und unterstellte sie wenig später der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Von den 2293 Einwohnern des Jahres 1939 lebten nach dem Zweiten Weltkrieg noch 120 Einwohner in der zu 60 % zerstörten Stadt. Sie verlor am 28. Dezember 1945 ihre Stadtrechte und wurde zum Dorf zurückgestuft.

Heute ist der Ort – mit 1385 Einwohnern im Jahre 2011[7] – Sitz der gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Kętrzyński (Rastenburger Kreis), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Ortsname

Für Drengfurth war 1945 zunächst die polonisierte Ortsbezeichnung Dryfort eingeführt worden. Im Jahr 1950 wurde dieser Name zu Ehren des Geographen und Diplomaten Stanisław Srokowski in Srokowo abgeändert. Srokowski war Leiter des Polnischen Komitees zur Festsetzung von Ortsnamen in Polens „wiedergewonnenen Gebieten“ gewesen.[8]

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1768 1154 [3]
1782 ≈ 1200 ohne die 269 Einwohner der Vorstadt Drengfurt (Kämmereidorf)[9]
1798 1266 [3]
1802 1251 [10]
1810 1210 [10] darunter vier Katholiken, alle anderen Bewohner sind evangelisch[3]
1816 1217 darunter 1211 Evangelische und sechs Katholiken (keine Juden)[10]
1821 1388 in 195 Privatwohnhäusern[10]
1828 1506 [11] nach anderen Angaben 1526 Einwohner, ohne die Garnison (eine Abteilung der Invaliden-Kompanie), darunter fünf Katholiken und sechs Juden, alle übrigen sind evangelisch[3]
1831 1541 [12]
1858 1739 davon 1659 Evangelische und 80 Katholiken (keine Juden)[13]
1885 1693 [14]
1900 1511 [5]
1910 1521 am 1. Dezember, Stadt, mit einer evangelischen Pfarrkirche, einem Mädchen-Waisenhaus, einem Amtsgericht, einer Machinenfabrik, Sägewerken, Mühlen, einer Molkerei, einer Brauerei sowie Vieh- und Pferdemärkten[15][16]
1933 2233 [14]
1939 2293 [14]

Amtsbezirk Drengfurth (1934–1945)

Bei der Umbenennung des Amtsbezirks Fürstenau in „Amtsbezirk Drengfurth“ im Jahre 1934 waren eingegliedert:[6]

Deutscher Name Polnischer Name Bemerkungen
Drengfurt, Vorstadt 1938 in die Stadt Drengfurth eingemeindet
Drengfurt (Stadt) Srokowo
Fürstenau Leśniewo
Marienthal Kosakowo

Kirche

Die jetzt katholische Heilig-Kreuz-Kirche

Kirchengebäude

Kath. Heilig-Kreuz-Kirche

Das 1409 erbaute Gotteshaus war bis 1945 evangelische Pfarrkirche in Drengfurth und ist seither zentrale gottesdienstliche Stätte der katholischen Pfarrei Srokowo. Es handelt sich bei dem Bauwerk um einen chorlosen verputzten Backsteinbau auf Feldsteinfundament, das sich allerdings mehrfachen Restaurierungen – bei aber nur wenigen baulichen Veränderungen – unterziehen musste. Die Innenausstattung ist schlicht, weist aber dennoch einige Kostbarkeiten auf u. a. den noch erhaltenen Prospekt der 1769 von Johann Preuß angefertigten Orgel, deren heutiger Klang Orgelbauer Wilhelm Sauer im Jahre 1897 bestimmt hat.

Evangelische Kirche

Die jetzt evangelische Kirche in Srokowo

Die 1937 in neoromanischer Architektur aus Granitstein und Ziegel erbaute Kirche diente bis 1945 der katholischen Pfarrei St. Katharina in Rastenburg als Filialkapelle. Heute bietet sie als Kirche der kleinen evangelischen Gemeinde als gottesdienstliches Zuhause.

Pfarr-/Kirchengemeinde

Katholisch

Die überwiegende Mehrheit der Einwohner in der Region Srokoeo ist heute katholischer Konfession. Ihre Zahl stieg nach 1945 aufgrund zahlreicher Neusiedler stark an. Die Kirchenmitglieder wohnen in einem weitflächigen Pfarreigebiet. Die Pfarrei selbst gehört zum Dekanat Kętrzyn II (Nordost) im Erzbistum Ermland.

Evangelisch

Vor 1945 war die Einwohnerschaft in Stadt und Land Drengfurth fast ausnahmslos evangelischer Konfession. So gehörten 1925 allein zur Stadt Drengfurth 1618 Einwohner, von denen 1613 evangelisch waren. Die Kirchengemeinde war bis 1945 dem Kirchenkreis Rastenburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet. Heute ist sie eine Filialgemeinde der Johanneskirche in Kętrzyn in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Sehenswürdigkeiten

  • Die beiden Kirchen von 1409 bzw. 1937
  • Barockes Rathaus mit Türmchen, 1775–78 erbaut
  • Stadtanlage mit großem zentralen Marktplatz
  • Der Bismarckturm auf dem östlich gelegenen Fürstenauer Teufelsberg (Diabla Góra)

Gemeinde

Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Srokowo mit einer Fläche von 194,6 km² gehören das Dorf selbst und zehn weitere Dörfer mit Schulzenämtern (sołectwa).

Verkehr

Straße

Srokowo liegt an der Woiwodschaftsstraße 650, die von Stara Różanka (Alt Rosenthal) unweit der Kreisstadt Kętrzyn (Rastenburg) zu den beiden anderen Kreisstädten Węgorzewo (Angerburg) und Gołdap (Goldap) in Nordostmasuren führt. Außerdem verbinden mehrere Nebenstraßen den Ort mit den Nachbarorten wie Brzeźnica (Birkenfeld) an der polnisch-russischen Staatsgrenze bzw. Barciany (Barten) in der gleichnamigen Nachbargemeinde.

Schiene

Srokowo verfügt heute über keinen Anschluss an den Bahnverkehr. Von 1887 bis 1945 war die damalige Stadt Drengfurth Endstation der Bahnstrecke von Rastenburg, die von den Rastenburger Kleinbahnen befahren wurde. Sie wurde nach 1945 nicht reaktiviert.

Die nächste Bahnstation heute ist Kętrzyn an der Bahnstrecke Białystok–Ełk–Korsze.

Luft

Der nächstgelegene Flughafen ist der Flughafen Kaliningrad außerhalb der Europäischen Union. Der nächste Flugplatz auf polnischem Staatsgebiet ist Danzig.

Persönlichkeiten

Trivia

Als an der Albertus-Universität Königsberg die Corpslandmannschaften entstanden, erfand der Theologiestudent Christian Mowitz – Angehöriger der Corps Masovia – die „Drenfurthia“.[17] Der Spottname für Kränzchen kam zu viel belachtem Ruhm und diente in den Königsberger Studentenverbindungen noch im 20. Jahrhundert dazu, die Drengfurther Kommilitonen als „Drängfurzianer“ aufzuziehen.[18]

Blick vom westlichen Hang des Fürstenauer Teufelsbergs (poln. Diabla Góra) auf die Ortschaft (2010)

Literatur

  • Drengfurth, Regierungsabezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Drengfurth (meyersgaz.org).
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 71–73 (Google Books).
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 229–230 (Google Books).
  • Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 287–289. (books.google.de)
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Marienwerder 1785, S. 18–19, Nr. 5. (books.google.de)
  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen. Berlin 1833, S. 422–427. (books.google.de)
  • August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 514, Nr. 113. (books.google.de)
  • Hugo Bonk: Geschichte der Stadt Drengfurt. Ahl, Rastenburg 1905.
Commons: Srokowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 1745.
  2. Max Toeppen: Ueber preussische Lischken, Flecken und Städte. Ein Beitrag zur Geschichte der Gemeindeverfassungen in Preußen. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge. Band 4. Königsberg 1867, S. 511–536. (books.google.de)
  3. a b c d e Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 422 ff. (Google Books)
  4. W. F. C. Starke: Justiz-Verwaltungs-Statistik des Preussischen Staats. Band 1. Heymann, Berlin 1839, S. 43. (books.google.de)
  5. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 5, Leipzig/ Wien 1906, S. 193 (Zeno.org).
  6. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Fürstenau/Drengfurth
  7. Wieś Srokowo w liczbach (polnisch)
  8. Geschichte von Srokowo - Drengfurth bei ostpreussen.net
  9. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Marienwerder 1785, S. 18–19, Nr. 5. (books.google.de)
  10. a b c d Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 272–279, Ziffer 127 (Google Books).
  11. Geographisches Institut: Neue Allgemeine Geographische und Statistische Ephemeriden. Band 30, Weimar 1830, S. 24 (Google Books).
  12. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 514, Nr. 113. (books.google.de)
  13. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 205, Ziffer 52. (books.google.de)
  14. a b c Michael Rademacher: Rastenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Drengfurth, Regierungsabezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Drengfurth (meyersgaz.org).
  16. gemeindeverzeichnis.de
  17. Kösener Korpslisten 1910, 141, 191. Mowitz wurde Pfarrer in Kruschwitz.
  18. Hans Lippold: Masovia im Taubenhaus. In: Zeitung der Altmärker-Masuren. Band 44, 1969, S. 873.

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