Die Kirche St. Johannes in Kętrzyn (Rastenburg) ist ein schmuckloses Kirchengebäude ohne Turm. Sie diente bis 1945 als Polnische Kirche der evangelischen Bevölkerung als Gotteshaus. Heute ist sie eine Pfarrkirche in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.
Der einstige Friedhof in Rastenburg erhielt 1480 in einem Fachwerkanbau eines Gebäudes auf der alten Kirchhofsmauer eine kleine Kapelle.[1] Hier wurde die 1545 begründete Rastenburger Schule mit ihrem Rektor untergebracht. Diese deutsch- und polnischsprachige Lateinschule war auf Initiative des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Albrecht von Preußen, entstanden.
Zu ihrer Verwirklichung wurde 1546 das Gebäude um ein Obergeschoss aufgestockt und 1565 bis an die Stadtmauer erweitert. 1630 renoviert und 1691 noch einmal erweitert, fand zwischen 1750 und 1770 eine Restaurierung statt und 1817 ein gänzlicher Umbau. Es entstand ein schlichtes Kirchengebäude ohne Turm.
Ein geweißtes Tonnengewölbe überdeckt den inneren Kirchenraum, der mit Emporen versehen ist.[2] Bemerkenswert sind Altar und Kanzel aus dem Jahre 1691. Hier ist jetzt auch der früher in der Georgskirche hängende gotischeKreuzesheiland aus dem 16. Jahrhundert untergebracht, der allerdings nur als ein mäßiges Kunstwerk eingeschätzt wird.
Seit dem Jahr 2004 steht auf der Empore eine Orgel, die vorher in der Kirche zu Bezławki (deutschBäslack) ihren Platz hatte. Sie ist vornehmlich aus Spenden restauriert worden.[3]
Im Gegensatz zu der benachbarten St.-Georgs-Kirche blieb das Gebäude für die evangelische Gemeinde heute in Kętrzyn erhalten. Nun nicht mehr „Polnische Kirche“ (im Gegensatz zur „deutschen Stadtkirche“ St. Georg) genannt, trägt sie den Namen von Johannes dem Täufer.
Rastenburg war schon in vorreformatorischer Zeit ein Kirchort.[4] Die lutherische Lehre zog hier schon bald nach der Reformation in Ostpreußen ein. Zwei Geistliche taten hier gleichzeitig Dienst;[5] der (1.) Pfarrer war für die deutschsprachigen Kirchenglieder in der Georgskirche und der Diakonus (2. Pfarrer) für die polnischsprachigen in der „Polnischen Kirche“ zuständig. Beide Kirchen standen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 ließen das kirchliche Leben der evangelischen Gemeinde in der jetzt „Kętrzyn“ genannten Stadt und ihrer Umgebung nahezu erlöschen. Nur vereinzelte evangelische Kirchenglieder waren geblieben, die jetzt mit den – auch nur wenigen – polnischen Neubürgern evangelischer Konfession sich zu einer neuen Gemeinde zusammenfanden. Ihr wurde die ehemalige „Polnische Kirche“ übertragen; ein eigener Pfarrer nahm hier seinen Dienst auf und versorgt bis heute einen weiträumigen Sprengel mit noch vier Filialgemeinden in[1]Barciany(Barten), Bartoszyce(Bartenstein), Brzeźnica(Birkenfeld) und Srokowo(Drengfurth).
↑Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen: Das „Zwischenmanuskript“ zum Altpreußischen evangelischen Pfarrerbuch, Bd. 2: Daase–Gyzicki. Auf der Grundlage der Sammlungen von Friedwald Moeller bearbeitet von Walther Müller-Dultz, Reinhold Heling und Wilhelm Kranz. Hamburg 2013, S. 399.
↑Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. 3. Auflage. Berlin 1992, S. 97–99.
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