Kałki liegt in der nördlichen Mitte der Woiwodschaft Ermland-Masuren, zwei Kilometer südlich der polnisch-russischen Staatsgrenze zur Oblast Kaliningrad(Königsberger Gebiet). Bis zur früheren Kreisstadt Gerdauen (heute russischSchelesnodoroschny) sind es 13 Kilometer in nordwestlicher Richtung, während die heutige Kreismetropole Kętrzyn (deutschRastenburg) 25 Kilometer in südlicher Richtung liegt.
Geschichte
Ortsname
Die Bezeichnung „Sechserben“ geht auf die sechs Erben zurück, die nach dem Tod des Reichsgrafen Adolf von Schlieben (1792–1815) dessen Birkenfelder Güter geerbt hatten und sich den Besitz zunächst teilen mussten.[2]
Ortsgeschichte
Sechserben[3] wurde im Zuge der gutsherrlich-bäuerlichen Regulierung nach der Bauernbefreiung am 10. März 1823 gegründet.[2] Im Amtsblatt der königlichen preußischen Regierung zu Königsberg[4] hieß es damals:[5] „Daß das den Graf Schliebenschen Erben auf Birkenfeld eigenthümlich zugehörige, auf dem bei der Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse des Dorfes Langenfeld erhaltenen Bauernlande abgebaute Etablissement im landräthl. Gerdauenschen Kreise, grenzend gegen Osten an das Vorwerk Adolphshoff, gegen Süden an den Löcknischen Wald, gegen Westen an den Langenfeldschen Wald, gegen Norden mit dem Dorfe Langenfeld, mit Genehmigung der Königl. Regierung von Ostpreußen den Namen Sechserben erhalten, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht“. Am 14. April 1897 wurde aus dem Gut Sechserben mit den Vorwerken Adolfshof (polnischGoszczewo) und Langenfeld (nicht mehr existent) sowie der Gemeinde Langenfeld der Gutsbezirk Sechserben gebildet und in den AmtsbezirkBirkenfeld (polnischBrzeźnica) eingegliedert.[6] Er gehörte zum Kreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischenProvinz Ostpreußen.
Im Jahre 1885 zählte Sechserben 105 Einwohner, im Jahre 1905 bereits 317 und im Jahre 1910 noch 291.[7] Am 30. September 1928 gab der Gutsbezirk Sechserben seine Eigenständigkeit auf und schloss sich mit dem Gutsbezirk Birkenfeld zur neuen Landgemeinde Birkenfeld zusammen.[6]
Das Gut Sechserben[2] gehörte bis 1824 den Grafen von Schlieben, danach der Gutsfamilie Totenhoefer in Birkenfeld (polnischBrzeźnica). Der dann selbständige Gutsbezirk Sechserben wurde 1897 an Alfred Totenhoefer (1860–1902) übertragen.
Letzter deutscher Eigentümer war der Sohn eines Bergwerkdirektors in AndalusienRudolf Plock (1883–1980), der in die Totenhoefer-Familie eingeheiratet hatte. Das Gut umfasste zuletzt 1.125 Hektar, davon 350 Hektar Mischwald. Hauptanliegen des letzten Gutsbesitzers war die Zucht von Trakehnerhengsten.
Am 23. Januar 1945 begab sich der Gutstreck unter Rudolf Plock auf die Flucht, wurde aber bereits im Kreis Preußisch Holland von Sowjettruppen überrannt. Das Gutsbesitzer-Ehepaar konnte zu Fuß entkommen und gelangte über Dänemark nach Korbach in Hessen.
Der Gutskomplex Sechserben diente nach 1945 als staatseigenes Genossenschaftsgut. 1996 soll es ein Geschäftsmann aus Warschau erworben haben. Es bestand die Absicht, hier eine Pension einzurichten.
Schloss Kałki
Vermutlich unter dem Eigentümer Alfred Totenhoefer (1860–1902) wurde im damaligen Sechserben das große dreizehnachsige Gutsherrenhaus im Neorenaissancestil erbaut.[2] In der gleichen Zeit entstand am Südrand des großen Gutsparks ein reich mit Holzwerk versehener Backsteinbau im Stil einer Ostsee-Villa, die als Altersruhesitz vorgesehen war – das Gebäude brannte jedoch 1980 nieder.
Der Gutskomplex wurde am Ende des Ersten Weltkriegs zerstört, das Herrenhaus – und jetzige Schloss Kałki – jedoch bis 1920 unter Einbeziehung noch erhaltener Außenmauern in neobarockem Stil wieder aufgebaut. Nach 1945 wurde es von zahlreichen Arbeiterfamilien bewohnt und diente auch als Begegnungsstätte. Im Innern sind noch einige Wandtäfelungen erhalten. Der Gutspark ist zwar verwildert, doch ist sein Baumbestand im Wesentlichen erhalten. Auch die Wirtschaftsgebäude sind noch intakt und zusammen mit dem Gutshaus in der Struktur nahezu unverändert.
Kriegsgräberstätte
Etwa drei Kilometer westlich des Ortes befindet sich in den Kalken Bergen ein Kriegsgräberfriedhof.[2] 1996 wurde er renoviert. Eine Gedenktafel am Tor weist auf 80 deutsche und 39 russische Soldaten hin.
Außerdem befindet sich an der Straße nach Łęknica(Löcknick) ein Soldaten-Sammelgrab.
„Kałeckie Błota“
Wenige hunter Meter westlich von Kałki erstreckt sich das 1988 angelegte Naturschutzgebiet Kałeckie Błota („Reserwat Przyrody Kałeckie Błota“).
Kałki liegt an einer Nebenstraße, die von Łęknica(Löcknick) nach Brzeźnica (Birkenfeld) führt und vor 1945 weiter bis nach Nordenburg (russischKrylowo) an der Reichsstraße 131 (heutige 27A-083) verlief.