Vom Sender Nürnberg-Kleinreuth an der Rundfunkstraße 24 wurden von 1927 bis 1969 Rundfunkprogramme im Mittelwellenbereich abgestrahlt. Er wurde 1969 zur bestehenden Rundfunksendeanlage des Bayerischen Rundfunks auf dem Dillberg verlegt, wo auch heute noch die Rundfunkprogramme des Bayerischen Rundfunks abgestrahlt werden.
Von 1952 bis 1955 war ein UKW-Sender auf dem Moritzberg installiert, der wegen der Einflugschneise des neuen Flughafens zum Dillberg verlegt wurde.
Eine für den Fernsehempfang notwendige Erhöhung des Sendemastes wäre nicht möglich gewesen.
Der Sendeturm auf dem Post-/Telekomgelände in der Karolinenstraße 38/Adlerstraße 29 (ehemals: Fernmeldeamt I Nürnberg) (Koordinate – 49° 27′ 4,9″ N, 11° 4′ 28″ O49.45136111111111.074444444444):
Sendeturm auf dem Fernmeldeamt I
Planung und Bau
Geplant wurde er ab 1972 als reiner Fernmeldeturm, der eine vorhandene Einrichtung in der Innenstadt ersetzen sollte. Als solcher fand er auch bis 1986 Verwendung, erst seitdem werden auch private Radioprogramme und seit 1988 private Fernsehprogramme von dort ausgestrahlt. Heute beherbergt der Korb auch Sendeeinrichtungen für analog Radio – UKW, digital Radio – DAB, BOS-Funk, Funkmeldeempfänger, Amateurfunkdienst, Mobilfunk und Richtfunk. Die Zwischenräume des Turmkorbs dienen als Antennenplattformen. Architekt Heinle wollte ursprünglich diese Zwischenräume mit Kunststoff auskleiden, um die Form des Eis perfekt darzustellen. Aus technischen Gründen konnte dies jedoch nicht realisiert werden.
Seit Erbauung
Ebenfalls von Anfang an geplant und betrieben wurde ein touristischer Bereich mit einem Drehrestaurant mit einer Umlaufdauer von einer Stunde und einer Aussichtsplattform im unteren Bereich des Turmkorbs. Diese Angebote trugen sich jedoch nicht und trotz mehrerer Pächter und wechselnder Angebote ist der Turm daher seit 1991 für die öffentliche Nutzung geschlossen.
Seit Juli 2009 befindet sich in 194 Meter Höhe eine 360-Grad-Panoramakamera mit Blick über Nürnberg.[2]
Vom 22. Januar 2003 bis zum 4. April 2003 diente der Nürnberger Fernmeldeturm auch zur Verbreitung des Programms von Megaradio auf der Mittelwellenfrequenz 945 kHz. Hierzu wurde entlang des Turmschaftes eine Drahtantenne gespannt, deren oberstes Ende am Turmschaft und deren unterstes Ende auf dem Dach des zu Füßen des Turmes liegenden Betriebsgebäudes befestigt war.
Von 1980 bis 1998 wurde das Eurosignal mit 300 W aus einer Höhe von 287 Meter gesendet.
Aufgrund seiner Lage im Nürnberger Stadtteil Schweinau (statistischer Bezirk Hohe Marter) ist auch die Bezeichnung „Fernmeldeturm Schweinau“ gebräuchlich.[3]
Nach 1991 gab es mehrere Initiativen und Aktionen, um den Turm wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter anderem wurde 2015 einmalig ein „Tag der offenen Tür“ für eine begrenzte Besucherzahl durchgeführt. Aber die hohen Betriebskosten und hohe Sanierungs- und Modernisierungskosten verhinderten die dauerhafte Wiederöffnung.[4]
Der zwischen dem 12. Juli 1977 (Grundsteinlegung) und 8. August 1980 (Eröffnung) erbaute Fernmeldeturm erreicht eine Gesamthöhe von 292,80 Metern (Aussichtsgeschoss in 185 Metern, Betriebsräume in 197 und 205 Metern) bei einer verbauten Gesamtmasse von 23.000 Tonnen.
Die aktuelle Höhe gilt seit dem letzten Austausch der Turmspitze für die Umstellung vom analogen auf das digitale Antennenfernsehen DVB-T im Ballungsraum Nürnberg am 8. und 9. April 2005.
Der Turmkorb hat eine Höhe von knapp 50 Metern und einen Durchmesser von 32 Metern.
Der Personenaufzug für den öffentlichen Bereich fasst bis zu 30 Personen und fährt mit 6,3 m/s nach oben. Zum Aussichtsgeschoss sind es 1170 Stufen (zur Mastspitze danach weitere 285 Leiterstufen). Im Lastenaufzug für den technischen Bereich sind bis zu 13 Personen zugelassen, wobei er mit 2 m/s erheblich langsamer fährt. Aus feuerpolizeilichen Gründen dürfen sich maximal 250 Personen im Turm aufhalten.
Vom Geländeniveau 318 Metern über NN ragt sein unterirdisches Fundament 15,5 Meter in die Tiefe.
Auf dem Dach des Turmkorbes befinden sich drei um 120 Grad versetzt angeordnete, rotierende, weiße Leuchtfeuer, die jeweils in zwei Richtungen strahlen; sie können vom Tower des Nürnberger Flughafens ein- und ausgeschaltet werden, und dienen der Orientierung und Flugsicherheit.
Der DAB-Block 10C (Lokal) wurde bis Mitte September 2014 vom Sendeturm an der Wallensteinstraße (Studio Franken) mit 2 kW abgestrahlt und dann zum Fernmeldeturm verlegt und auf 4 kW verstärkt. In Erlangen stand ein weiterer Sender mit 0,4 kW Leistung. Dieser wurde im Zuge der Umstrukturierung abgeschaltet.
Thomas Funk: Nürnbergs längster Spargel. in: Stadt Nürnberg (Hrsg.): Nürnberg Heute. Heft 29, Nürnberg 1980, S. 18–22.
Dietrich Elias (Hrsg.): Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker 1974, ISBN 3-87862-125-6, Seiten 28–33.
Richard Woditsch (Hrsg.): Architekturführer Nürnberg. DOM publischeres, Berlin 2021, ISBN 978-3-86922-276-9, S. 236f.
Einzelnachweise
↑Erwin Heinle, Fritz Leonhardt: Türme – aller Zeiten – aller Kulturen. Stuttgart 1988, ISBN 978-3-421-02931-7, S.236, 237.
↑Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth: Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2021. Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, abgerufen am 11. Juli 2022.