Der Augsburger Hotelturm ist mit 115 m (einschließlich Antenne 167 m) das höchste Bauwerk im Raum Augsburg und eines der zehn höchsten Bauwerke in Bayern. Er steht im Antonsviertel unweit der Einmündung der Imhofstraße in die Gögginger Straße und wurde zwischen 1971 und 1972 mit einem Kostenaufwand von rund 38 Mio. D-Mark errichtet. Bis zur Fertigstellung des Business Tower Nürnberg im Jahr 2000 war es das höchste Gebäude Bayerns. In direkter Nachbarschaft liegen das Kongresszentrum Kongress am Park (bis 2010 Kongresshalle Augsburg) und der Wittelsbacher Park.
Lokal hat sich aufgrund seines Aussehens der Spitzname „Maiskolben“ eingebürgert. Der Hotelturm ähnelt den von Bertrand Goldberg entworfenen und 1964 fertiggestellten Zwillingstürmen der Marina City in Chicago, die dort ebenfalls als „Maiskolben“ (corn cobs) bekannt sind.
Ausschlaggebend für die Planung und den Bau des Augsburger Hotelturms war ursprünglich die Stadt Augsburg. Neben der neu geplanten Kongresshalle sollte auch ein Hotelgebäude errichtet werden und so insgesamt ein attraktives Tagungszentrum entstehen. Da es sich um ein privat betriebenes Hotel handeln sollte, machte sich die Stadt auf die Suche nach einem Investor.[2] Die einzige Zusage kam von Otto Schnitzenbaumer, der es sich mit diesem Projekt zum Ziel gesetzt hatte, in seiner Heimatstadt ein „Wahrzeichen für das neuzeitliche Augsburg“ zu errichten. Die Stadt Augsburg willigte ein und forderte eine Kapazität von 400 Betten und die Fertigstellung bis zum 1. Juli 1972. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass die Betten rechtzeitig vor Beginn der Olympischen Spiele in München zur Verfügung stehen. Der einstige Augsburger Landmaschinenhändler und Holiday Inn-Franchisenehmer beauftragte daraufhin die Architekten Reinhard Brockel und Erich Müller einen Hotelturm gemäß den Forderungen der Stadt zu entwerfen und erwarb am 29. April 1971 für 3 Mio. D-Mark von der Stadt ein Grundstück neben der Kongresshalle.
Die ersten Planungen der Architekten zeigten ein etwa 40 Meter hohes Hotelgebäude ganz nach den Vorgaben der Stadt. Schnitzenbaumer stellte jedoch die Rentabilität in Frage und verlangte zusätzliche vermietbare Appartementwohnungen. In mehreren Schritten einigte man sich schließlich auf eine Höhe von etwa 115 Metern, wobei das Hotel bereits in der 11. Etage endete und die übrigen Stockwerke mit Appartementwohnungen belegt waren. Noch 1971 begannen die Baufirmen Thormann & Stiefel, Dywidag und Wayss & Freytag mit dem Bau des Hotelturms. Um den vereinbarten Fertigstellungszeitpunkt einhalten zu können, wurde nur das innere 18-Eck für die Aufzüge und Treppenhäuser in Ortbeton ausgeführt. Die Herstellung der Balkon- und Deckenelemente erfolgte in einem eigens hierfür errichteten Fertigteilwerk neben der Baustelle in rationeller Bauweise. Der Hotelturm wuchs so um ein Stockwerk pro Woche.[3] Pünktlich am 2. Juli 1972, nur wenige Tage vor der Eröffnung der neu gebauten Kongresshalle, nahm das Hotel mitsamt dem nebenstehenden Parkhaus dann den Betrieb auf. Auch die Appartementwohnungen waren bezugsfertig hergestellt. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf etwa 38 Mio. D-Mark[2] und wurden größtenteils von der Hessischen Landesbank vorgestreckt.
Das Projekt stieß bei einigen Bürgern bereits im Planungsstadium auf Widerstand, der auch während der Bauausführung noch andauerte. Sie sorgten sich um das Stadtbild und äußerten Bedenken wegen des damit verbundenen Eingriffs in den Wittelsbacher Park. Dies führte unter anderem zur Gründung der Bürgerinitiative „Rettet den Wittelsbacher Park“. Die Proteste konnten zwar den Bau des Hotelturms und des Parkhauses letztendlich nicht verhindern, bewegten den Stadtrat jedoch dazu, für das bis dato im Park befindliche Ausstellungsgelände einen anderen Standort zu suchen, um so wieder zusätzliche Grünflächen zu erhalten.
Krisenjahre
1974 wurde überraschend bekannt, dass die Luxemburgische Holding Eurotextile von Johann Nepomuk Glöggler den Hotelturm für 50 Mio. D-Mark gekauft hatte. Der Kaufvertrag wurde jedoch im Februar 1976 wegen der nicht vollständig bezahlten Kaufsumme widerrufen. Da auch Schnitzenbaumer bereits finanzielle Probleme hatte, wurde der Turm 1979 für 35 Millionen D-Mark zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben. Jedoch fand sich zu diesem Preis kein Käufer. Im zweiten Anlauf am 5. März 1980 erwarb die damalige Landesbank Hessen das Objekt für 20 Mio. D-Mark. Diese wollte das Gebäude vollständig weiterverkaufen, mangels Interessenten wurde es jedoch in 328 Eigentumseinheiten aufgeteilt verkauft. Der frühere Hotelteil des Turms mit Restaurant, bestehend aus den unteren elf und den beiden obersten Stockwerken und dem Parkhaus, ging an den Fürther Unternehmer Franz Lauer. Seit 1985 besitzt die Unternehmensgruppe Klein ebenfalls Eigentumseinheiten und betreibt neben dem Vertrieb von Immobilien das erste Boardinghouse in Augsburg.
Im April 1989 erwarb der Schweizer Konzern Toga Hotels den Hoteltrakt, dessen Pachtvertrag mit Holiday Inn ein Jahr später auslief. Der Schweizer Betreiber Martin Zoller führte das Hotel unter dem Namen Turm-Hotel weiter, musste aber im März 1993 Konkurs anmelden. Der Konkursverwalter plante daraufhin die Weiternutzung als Asylbewerber- oder Altenheim. Da sich die Stadt heftig gegen diese Pläne wehrte, wurden sie wieder verworfen und die 185 Hotelzimmer blieben ungenutzt. Ein Teil der Zimmer im 13. und 30. Stockwerk wurde von 1994 bis 1997 für das Betreute Wohnen von Jugendlichen genutzt, dies wurde jedoch aus Kostengründen wieder aufgegeben.
Nach Zwangsverwaltung und Versteigerung ging der Hoteltrakt am 8. Mai 1996 für 20,9 Mio. D-Mark an die First National Holding Venezuela des Mineralölkonzerns Hertel, der für 7,2 Mio. D-Mark ein Drei-Sterne-Automatenhotel mit dem Namen Goodnight errichten wollte. Das Hotel sollte über 108 Zimmer verfügen, für weitere sieben Stockwerke war eine Nutzung als Wohnheim für Senioren und Behinderte vorgesehen. Eine Umsetzung der Pläne erfolgte in den nächsten Jahren jedoch nicht.
Sanierung und Neueröffnung
Im Januar 2000 erstand der Kölner Unternehmer Herbert Ebertz den Hoteltrakt für 12 Millionen D-Mark. Ebertz war damals Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der Dorint AG und ist Gesellschafter von Betreibergesellschaften für Hotels und Senioreneinrichtungen sowie geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Ebertz & Partner Gruppe aus Köln, einer der ältesten und größten unabhängigen Initiatoren geschlossener Immobilienfonds in Deutschland.
Nach mehreren Jahren Ruhe wurden nun 70 Millionen D-Mark in eine Grundsanierung des Hotelbereichs investiert. Am 1. August 2001 konnte das 4-Sterne-Hotel Dorint mit 184 Zimmern und 315 Betten eröffnen. Es ist nach dem Maritim Hotel Ulm mit 287 Zimmern und 550 Betten das größte Hotel zwischen München und Stuttgart. Im verglasten obersten Stockwerk zog die Hauptverwaltung des Radiosenders Klassik Radio sowie der Klassik Radio AG ein. Auch die Eigentümer des Wohnbereichs investierten 2,5 Millionen D-Mark, unter anderem für einen neuen Eingangstrakt mit Concierge und der größten Videoüberwachungsanlage in einem deutschen Wohnhaus. Gemeinsam wurde zudem die Fassade saniert.
Der von der Neuen Dorint genutzte Hotelteil hat 11 Stockwerke, in denen sich die Hotelzimmer befinden, und Konferenzräume im 34. Stockwerk. Die Stockwerke 12 bis 33 sind mit privaten Eigentumswohnungen belegt. Eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform gibt es nicht mehr.
Neuere Entwicklungen
Anfang 2016 meldete der Immobilienfonds des Dorint Hotels Augsburg Insolvenz an. Daraufhin wurde der zum Hotel gehörende Teil des Hotelturms an das Berliner Unternehmen „Hotels by HR“ verkauft, das den Hotelbetrieb fortführen will.[4]
Im Juni 2019 wurde der Hotelteil durch die Pandox AB erworben, der Hotelbetrieb findet weiterhin durch die HR Group statt.[5][6][7]
Da die räumlichen Kapazitäten inzwischen nicht mehr ausreichend waren und zugleich der Standort Hamburg nach Augsburg verlegt wurde, verließ die Klassik Radio AG mit ihren Tochtergesellschaften im Oktober 2021 das 35. Stockwerk und zog um ins ehemalige Stadtarchiv Augsburg.[8][9][10]
Im Zuge einer Sanierung des Dachs wurden Ende 2022 feste Balkongeländer auf dem Dach installiert. Im weiteren Verlauf der Dachsanierung kam 2024 mehrmals ein Hubschrauber zum Einsatz.[11]
Architektur
Der Hotelturm wurde in der für die 1970er-Jahre typischen Sichtbeton-Bauweise errichtet. Inzwischen zählt der von den Architekten Reinhard Brockel und Erich Müller gestaltete Hotelturm zu den „bedeutende[n] Bauten der Nachkriegsmoderne“ in Augsburg.[12]
Nach Prüfung von Anfang 2023[13] bis Ende 2024 hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Hotelturm am 3. Dezember 2024 in die Bayerische Denkmalliste übernommen.[14][15]
↑Vgl. Abschnitt Nachkriegsmoderne in Augsburg im Flyer: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Gewonnen – Verloren. Unentschieden? 11. Studentenworkshop in Augsburg. Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, 2016 (Digitalisat [PDF; 1,5MB; abgerufen am 27. August 2018]).