Erwin Payr war der Sohn von Karl Payr (1836–1907), einem Beamten der Handels- und Gewerbekammer sowie Professor für Staatsrechnungswissenschaften an der Leipziger Universität, und Anna Sauter, die aus einer Literaten- und Botanikerfamilie stammte. Er heiratete 1901 Helene Steiner (1876–1952). Das Paar hatte die Tochter Anna Maria Payr (1902–1979) und den Sohn Bernhard Payr (1903–1945).
Werdegang
Nach dem Abitur am Akademischen Gymnasium Innsbruck studierte Payr an der Universität Innsbruck Medizin. 1894 wurde er in Innsbruck zum Dr. med. promoviert.[1] Danach arbeitete er in Wien zunächst in der Pathologie und der Inneren Medizin, dann beim Chirurgen Eduard Albert. Anschließend ging er nach Graz, wo er sich 1899 für Chirurgie habilitierte.
Payr entwickelte zahlreiche chirurgische Instrumente (Darmklemme, Bauchdeckenhaken, Rillensonde, Quetschzange, Nadeln), verschiedene plastisch-chirurgische Operationsverfahren (Arthroplastik, Sichelschnitt) und beschrieb diagnostische Zeichen wie die verschiedenen Payr-Zeichen. Als Hauptwerk gilt seine Monographie über Gelenksteife und Gelenkplastik. Nach Payr ist ein Zugang zum Innenmeniskus des Kniegelenks benannt.
Er publizierte mehr als 320 Zeitschriften- und 30 Kongressbeiträge sowie Beiträge zu chirurgischen und therapeutischen Lehrwerken, war Mitherausgeber der Ergebnisse der Chirurgie und Orthopädie und Empfänger verschiedener Titel und Auszeichnungen.
Beiträge zur Technik der der Blutgefäß- und Nervennaht nebst Mitteilungen über die Verwendung eines resorbierbaren Metalles in der Chirurgie. Archiv für klinische Chirurgie 62 (1900), 64 (1901), 72 (1904).
Transplantation von Schilddrüsengewebe in die Milz. Arch Klin Chir 80 (1906), 106 (1915).
Die Erkrankungen der Knochen und Gelenke. In: Wilms/Wullstein (Hrsg.): Lehrbuch der Chirurgie, Bd. 3, 1912/1918.
Chirurgische Behandlung der Verletzungen und Erkrankungen des Halses, in: Pentzoldt/Stintzing (Hrsg.): Handbuch der gesamten Therapie, Bd. 6, 5. Aufl., Jena 1914.
Lehrbuch der speziellen Chirurgie (m. J. Hochenegg). Berlin 1918/1927.
mit Josef Hohlbaum: Geschwülste des Magens als Gegenstand chirurgischer Behandlung, in: Kraus/Brugsch (Hrsg.): Spezielle Pathologie u. Therapie innerer Krankheiten, Bd. 5/1, 1921.
mit Erich Sonntag: Allgemeine chirurgische Pathologie des Schädels und seines Inhaltes. 1926.
mit Paul Zweifel: Klinik der bösartigen Geschwülste. Leipzig 1924/1925/1927.
↑Dissertation: Pathologie und Therapie des Hallux valgus.
↑Ingrid Kästner: Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Personalpolitik auf die Medizinische Fakultät der Leipziger Universität. In: Günter Grau, Peter Schneck (Hrsg.): Akademische Karrieren im Dritten Reich : Beiträge zur Personal- und Berufungspolitik an Medizinischen Fakultäten. Institut für Geschichte der Medizin an der Charitè, Berlin 1993, ISBN 978-3-9803520-0-0, S.47 (archive.org [abgerufen am 17. Dezember 2021]).