Zinnowitz liegt im Nordwesten Usedoms am nördlichen Ende einer etwa ein bis zwei Kilometer breiten Landzunge zwischen Achterwasser und Pommerscher Bucht. Die Entfernung zur Stadt Wolgast im Westen beträgt etwa zwölf Kilometer.
Die Umgebung ist gekennzeichnet von den ausgedehnten Küstendünen in Richtung Westen bis Trassenheide und im Osten bis Zempin, in deren Mitte ein Abzweig nach Süden zum Achterwasser führt.
Klima
Zinnowitz war in der Referenzperiode 1961–1990 mit durchschnittlich 1917 Sonnenstunden pro Jahr der sonnigste Ort Deutschlands und ist es vermutlich immer noch.
Südlich der heutigen Ortschaft Zinnowitz befand sich 1305 die Siedlung „Tzys“, später auch „Zitz“ genannt. 1309 wurde der Ort in einer Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislaw IV. für die Besitzungen des Klosters Krummin auf der Insel Usedom erwähnt, wobei Zinnowitz wiederum als „Tzys“ genannt wurde. Der slawische Name wird mit „Heu“ gedeutet.[3]
In Zitz befand sich eine der Himmelskönigin Maria geweihte Kapelle, die in Urkunden 1495 und 1496 genannt ist.[4] Verbunden mit der Kapelle waren Bräuche der heimischen Bauern, die am Dreikönigstag Lichter zu der Kapelle führten.[4] Diese Bräuche und wohl zugleich die Kapelle wurden nach Einführung der Reformation, vor 1560, durch Herzog Philipp I. aufgehoben.[4]
1500 bis 1900
Als das Kloster Krummin 1563 aufgelöst wurde, ging die Domäne wieder in den Besitz des Herzogs über. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf 1638 zerstört; nach Ende des Krieges gehörte die Insel Usedom zu Schwedisch-Pommern. Der alte wendische Name Tzys wurde in Zitz geändert. Nach dem Frieden von Stockholm kam die Domäne Zitz 1720 in preußische Hände und wurde 1751 im Zuge der Neugestaltung der königlichen Domäne in Zinnowitz umbenannt. 1756 entstand das zugehörige Domänenhaus, das älteste Gebäude von Zinnowitz. Der noch bestehende Bau, der sich in der Nähe der Abzweigung von der B 111 zum Gut Neuendorf auf der Halbinsel Gnitz befindet, wurde in neuerer Zeit in ein Mehrfamilien-Wohnhaus umgewandelt.
1810 wurde die preußische Domäne Zinnowitz im Rahmen der Stein-Hardenbergschen Reformen parzelliert, woraus das Dorf Zinnowitz entstand.[5] Da der preußische Staat infolge der Napoleonischen Kriege in Finanznöte geraten war, verkaufte er das 1800 Morgen Land umfassende Restgut Zinnowitz am 16. September 1811 für 14.300 Taler an den Geheimen Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause, einen Kaufmann und Reeder in Swinemünde.[6] Nachdem sich dieser vergeblich bemüht hatte, einen Pächter für die sandige Domäne zu finden, verkaufte er den Gutsbetrieb am 11. Juni 1818 in 29 Parzellen zum Gesamtpreis von 18.000 Talern an Kolonisten und Fischer.
1835 war der Ort nur als kleine Haufensiedlung an der Straße Bannemin–Koserow vorhanden, 1,6 km von der Küste entfernt, dort wo sich das Domänenhaus an der Abzweigung zum Gnitz befindet. An der Ostsee war nur die Zinnowitzer Packerei (Heringspackerei) zu finden.
Der nächste große Schritt für Zinnowitz folgte am 16. Juni 1851, als der offizielle Badebetrieb erlaubt wurde („Badekonsens“). 1880 waren am Strand zwei Damen- und ein Herrenbad entstanden, dazu eine Strandhalle, die Seebrücke, eine Rettungsstation und eine Promenade mit Häusern. Die Straße von dort bis zur alten Kernsiedlung war jetzt beidseitig dicht bebaut und auch die Querverbindung zum „Glienberg“ und dem großen „Hotel Belvedere“ bestand.
Seit 1900
1908 wurde eine hölzerne Seebrücke errichtet und 1909 noch einmal verlängert. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte ihr die Witterung stark zu, sie wurde wenig gepflegt und verfiel schließlich. 1993 wurde eine neue Brücke als Beton-Stahl-Holzkonstruktion fertiggestellt. Das historische Brückenhaus wurde dabei nicht wiederhergestellt.
Ab 1911 verdichtete sich die Bebauung, und der Fremdenverkehr nahm nach der Fertigstellung der Bahnverbindung Ducherow–Swinemünde–Heringsdorf und Heringsdorf–Wolgaster Fähre sowie der Verbindung Züssow–Wolgast Hafen sprunghaft zu.
In den 1920er Jahren war Zinnowitz neben Borkum einer derjenigen Badeorte, die am stärksten bemüht waren, Juden fernzuhalten (siehe Bäder-Antisemitismus). So wurde z. B. das Zinnowitzlied geschrieben, in dem eine Zeile lautet: „Und wer da naht vom Stamm Manasse / ist nicht begehrt, / Dem sei’s verwehrt. / Wir mögen keine fremde Rasse! / Fern bleibt der Itz / Von Zinnowitz.“[7]
Im Jahr 1923 hatte das Seebad Zinnowitz 9037 Kurgäste.[8]
Nachdem 1937 die Peenestrombrücke vor Wolgast fertiggestellt war, hätte eigentlich der Fremdenverkehr noch verbessert werden können. Doch 1938 wurde der normale Tourismusbetrieb des Ortes für lange Zeit unterbrochen: Das Sperrgebiet der neugegründeten Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA) umfasste auch Zinnowitz.[9] Im Wald zwischen Zinnowitz und Zempin sind heute (Stand 2017) noch einige Überreste von Startstellen zur Erprobung der V1 vorhanden, die zwischen 1943 und 1945 in Betrieb waren. Das Sperrgebiet wurde bis Koserow auf dem Streckelsberg ausgeweitet. Gleichzeitig entstand ab Bahnhof Zinnowitz der Bahnabzweig nach Peenemünde, der von der S-Bahn der HVA bedient wurde.
In der DDR war Zinnowitz als „Seebad der Werktätigen“ der wichtigste Badeort für den Feriendienst der SDAG Wismut, der sich zahlreiche in der „Aktion Rose“ 1953 enteignete Hotels, Ferienheime und Villen einverleibte. Mitte der 1970er Jahre wurde für die Arbeiter der Wismut AG am nördlichen Ortsrand das Ferienheim „Roter Oktober“ mit Schwimmbad errichtet (heute als „Hotel Baltic“ das größte Hotel auf Usedom).[9] Außerdem gab es im Ort ein FDJ-Ferienheim des Kreises Gardelegen.[10]
In den 1950er Jahren entstanden ebenfalls das große Kulturhaus der Wismut und ein großer Sportkomplex, in dem viele Spitzensportler ihr Trainingslager hatten. Im Sportkomplex sind noch heute Spitzensportler zu Gast, so z. B. Vitali und Wladimir Klitschko mit ihrem Trainer Fritz Sdunek. Das denkmalgeschützte Kulturhaus ist lange Zeit verfallen, seit 2018 entstehen dort Eigentumswohnungen.[11]
1993 wurde die neugestaltete Strandpromenade zugänglich gemacht. 1997 fanden erstmals Vineta-Festspiele auf der Ostseebühne (Freilichtbühne) in Zinnowitz statt, seitdem jährlich. 2006 wurde die Anlage der Tauchgondel am linken Ende der Seebrücke in Betrieb genommen.
Der Wohnplatz Fischerhaus wurde 1906 erstmals im Ortsverzeichnis genannt.[3] Er liegt südöstlich des Ortskernes von Zinnowitz in der Nähe des jetzigen Hafens am Achterwasser. Daneben befand sich vor 1880 auch ein Sägewerk. Fischerhaus ist jetzt in den Ort integriert.
Gartenberg
Gartenberg wurde 1906 im Ortsverzeichnis genannt.[3] Nähere Angaben sind in der Quelle nicht angegeben. Einen Flurname gleicher Bezeichnung gibt es an der Grenze von Zinnowitz zu Zempin. Dort befinden sich abgesondert einige Wohngehöfte. Heute gehört dieser Wohnplatz zu Zempin.
Usemann wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 71,4 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt.[20] Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 wurde Kruggel mit 76,0 % der gültigen Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt.[21] Seine Amtsdauer beträgt fünf Jahre.[22]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vorn in Blau ein links gewendetes goldenes Seepferdchen; hinten in Silber ein grüner Eibenzweig mit roten Früchten.“[23]
Wappenbegründung: In das Wappen wurde die Figur des Seepferdchens aus dem 1951 geschaffenen Gemeindewappen übernommen, das nicht den heraldischen Anforderungen entsprach. Es soll den Ort als Ostseebad symbolisieren. Mit dem Eibenzweig als redendes Zeichen soll bildlich Bezug zu dem aus dem Slawischen stammenden Ortsnamen (Tzys = Eibe), hergestellt werden. Die Schildfarben deuten auf die Zugehörigkeit der Gemeinde zum Landesteil Vorpommern.
Das Wappen wurde von der Zinnowitzerin Cornelia Eisold gestaltet. Es wurde am 12. Mai 1995 durch das Ministerium des Innern genehmigt und unter der Nr. 82 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Flagge
Die Flagge wurde am 28. Februar 2000 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Die Flagge ist gleichmäßig und quer zur Längsachse des Flaggentuchs von Weiß und Blau gestreift. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils ein Drittel der Länge des weißen und blauen Streifens übergreifend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[24]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Gemeindewappen mit der Umschrift „GEMEINDE OSTSEEBAD ZINNOWITZ“.[24]
Der Ostseeküsten-Radweg, der als eine der europäischen EuroVelo-Routen rund um die Ostsee führt, verbindet Zinnowitz mit den anderen Ostseebädern, aber auch mit Städten wie Kiel, Stralsund und Danzig.[25]
↑ abcManfred Niemeyer: Ostvorpommern I. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 1: Usedom. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 1), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 13ff.
↑Meyers Reisebuch Deutsche Ostseeküste, II. Teil: Rügen und die pommersche Küste mit ihrem Hinterland, 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924, S. 62.
↑Die Auflassung im Grundbuch erfolgte am 7. August 1812.
↑Zinnowitz, Reiseführer-Eintrag. In: Deutsche Ostseeküste, Teil II: Rügen und die pommersche Küste mit ihrem Hinterland, 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924, S. 59–63, insbesondere S. 62 oben.