Aufteilung Westpommerns in ehemalige Woiwodschaften
Die Woiwodschaft Westpommern (polnischwojewództwo zachodniopomorskie) ist eine der 16 Woiwodschaften der Republik Polen. Sie liegt im nordwestlichen Teil des Landes und umfasst den gesamten westlichen Teil des historischen Hinterpommerns sowie (im äußersten Westen) einen kleinen Teil des historischen Vorpommerns und (im Südwesten) einen ebenfalls kleinen Teil der ehemaligen Neumark. Die Hauptstadt der Woiwodschaft ist Szczecin(Stettin).
Die Woiwodschaft Westpommern entstand 1999 im Zuge der polnischen Verwaltungsreform aus der Vereinigung der Woiwodschaften Szczecin und Koszalin(Köslin) sowie aus Teilen der Woiwodschaften Gorzów Wielkopolski(Landsberg an der Warthe), Piła(Schneidemühl) und Słupsk(Stolp).
Die Woiwodschaft Westpommern ist in 18 Landkreise und drei kreisfreie Städte unterteilt. Dabei bildet die Stadt Koszalin zwar unter ihrem Namen ebenfalls einen Landkreis, der das unmittelbare Umland umfasst, gehört ihm aber selbst nicht an.
Bei Osinów Dolny befindet sich der westlichste Punkt der Republik Polen.
Landschaft
Landschaft in der Pommerschen Seenplatte bei Lubieszewo
Die recht dünn besiedelte Landschaft ist einerseits geprägt von der Lage an der Ostsee, andererseits von eiszeitlich geformten Moränen, zahlreichen Seen und dichten Nadelwäldern. Es gibt mehrere große geschlossene Waldgebiete, wie zum Beispiel die Ueckermünder Heide(Puszcza Wkrzańska) oder die Puszcza Goleniowska und die Puszcza Drawska. Insgesamt sind rund 37 Prozent der Fläche von Wäldern bedeckt.
Der Norden der Woiwodschaft Westpommern ist durch das Stettiner Küstenland(Pobrzeże Szczecińskie) sowie durch das Kösliner Küstenland(Pobrzeże Koszalińskie) geprägt. Das Untere Odertal (Dolina Dolnej Odry) bildet teilweise die Westgrenze zu Deutschland. Zentrale und östliche Regionen der Woiwodschaft sind Teile der Pommerschen Seenplatte(Pojezierze Zachodniopomorskie), während der Südosten bereits zur Südpommerschen Seenplatte (Pojezierze Południowopomorskie) zählt.
Gewässer
Die Woiwodschaft hat Anteile am zweitgrößten Haff der Ostsee, dem Stettiner Haff(Zalew Szczeciński). Die Grenze zwischen Polen und Deutschland verläuft durch das Stettiner Haff, wobei sich der größere Teil von rund 410 km² auf polnischem Territorium befindet.
Drawsko-See
Westpommern ist außerdem eine sehr seenreiche Region, in der sich nicht nur einige der größten Seen Polens befinden, sondern mit dem rund 80 Meter tiefen Drawsko auch der zweittiefste des Landes. Die größten Seen der Region sind:[7]
Das Klima Westpommerns ist gemäßigt und zeichnet sich durch eine große Bandbreite und Wechselhaftigkeit aus, welche sich durch die Überschneidung des Meeres- und Kontinentalklima ergibt. Besonders im Norden und Nordwesten herrscht typisches Seeklima mit erhöhter Luftfeuchtigkeit vor, während mit zunehmender Entfernung von der Ostsee das Klima kontinentaler wird. Die Niederschläge betragen im Mittel zwischen 550 und 700 mm. Die Winter in der Region sind durchschnittlich die mildesten in ganz Polen und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9,3 °C. Dadurch ist auch die Vegetationsperiode mit 205 bis über 220 Tagen relativ lang.[8][9]
Am 31. Dezember 2019 waren 1.696.193 Einwohner in der Woiwodschaft Westpommern gemeldet, davon sind 824.522 Männer (48,61 %) und 871.671 Frauen (51,39 %).[10]
Die Einwohner Westpommerns sind überwiegend polnischer Nationalität. Sie bzw. ihre Vorfahren wurden nach der Vertreibung der deutschen Pommern aus Zentralpolen und aus der Gegend um Vilnius (poln. Wilno), Hrodna (poln. Grodno) und Lemberg (poln. Lwów) angesiedelt. Daneben wohnen hier Ukrainer, die bzw. deren Vorfahren im Rahmen der Aktion Weichsel hierher umgesiedelt wurden.
Westpommern verzeichnet in den letzten Jahren eine leicht rückläufige Bevölkerungsentwicklung.[11]
Jahr
Einwohnerzahl
1995
1.720.782
2000
1.697.935
2005
1.694.178
2010
1.693.072
2015
1.710.482
2019
1.696.193
Lebenserwartung
Im Jahr 2019 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung in der Woiwodschaft Westpommern bei Männern 74,3 Jahre und bei Frauen 81,2 Jahre.[12]
Größte Städte
In Westpommern befinden sich 66 Städte, in denen rund 68 Prozent der Bevölkerung leben. Die flächen- und bevölkerungsmäßig größte Stadt ist mit rund 400.000 Einwohnern die Hauptstadt Szczecin, die kleinsten Städte sind bevölkerungsmäßig Nowe Warpno und flächenmäßig Cedynia (300-mal kleiner als Stettin).
Auf dem Gebiet der Woiwodschaft befindet sich mit Szczecin (Port Szczecin) und Świnoujście (Port morski Świnoujście) der wichtigste Hafenverbund Polens. In Szczecin haben außerdem Reedereien wie PŻM und Euroafrica ihren Hauptsitz. Von hoher wirtschaftlicher Bedeutung ist der Dienstleistungssektor, insbesondere im Bereich Tourismus und Gastronomie, aber auch im Einzelhandel oder im IT-Sektor.
In der Vergangenheit war auch der Schiffbau ein sehr bedeutender Wirtschaftszweig, so zum Beispiel in der Stettiner Werft(Stocznia Szczecińska) allein mit bis zu 10.000 Mitarbeitern. Verblieben sind noch einige kleinere Werften in Szczecin und Świnoujście.
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Woiwodschaft 2018 einen Index von 59 (EU-27 = 100), bezogen auf den Wert pro Erwerbstätigem erreichte Westpommern hingegen einen Index von 67 (EU-27 = 100).[13]
Der Tourismus spielt traditionell eine sehr wichtige Rolle, vor allem an der Ostseeküste in Badeorten wie Kołobrzeg, Międzyzdroje, Świnoujście oder Mielno. In geringerem Maße trifft dies ebenfalls auf Städtetourismus, beispielsweise in Szczecin, sowie auf den Tourismus in der Pommerschen Seenplatte zu.
Arbeitsmarkt
Bedingt durch wirtschaftliche Umstrukturierungen in der Landwirtschaft und im Schiffbau hatte Westpommern viele Jahre mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Die Arbeitslosenquote lag beispielsweise 2005 bei 25,6 % und 2010 noch bei 17,8 %.
Bis Juli 2020 erfolgte ein systematischer Rückgang auf 7,9 %, was jedoch nach wie vor einen Wert über dem nationalen Durchschnitt darstellt. Am niedrigsten waren die Arbeitslosenquoten innerhalb Westpommerns zu diesem Zeitpunkt in der Hauptstadt Szczecin (3,5 %) sowie in den Landkreisen Kołobrzeg (3,5 %), Police (4,5 %) sowie in den Städten Świnoujście (5 %) und Koszalin (5,8 %). Die höchsten Arbeitslosenquoten verzeichneten die Landkreise Łobez (18,6 %), Białogard (18,5 %) und Choszczno (16,9 %).[15]
Bildungswesen
Universität Stettin(Uniwersytet Szczeciński) – 1984 hervorgegangen aus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule sowie Teilen der Technischen Hochschule Stettin
Westpommersche Technische Universität(Zachodniopomorski Uniwersytet Technologiczny w Szczecinie) – 2009 gegründet nach dem Zusammenschluss der Technischen Hochschule Stettin und der Landwirtschaftlichen Akademie
Das befestigte Straßennetz in Westpommern hatte im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von rund 13.958 Kilometern, davon entfielen 268 Kilometer auf Schnellstraßen und 25 Kilometer auf Autobahnen.[17]
Eisenbahn
Der Hauptbahnhof in Szczecin ist der bedeutendste Eisenbahnknotenpunkt in Westpommern. Wichtige Eisenbahnstrecken sind:
Das Eisenbahnnetz der Region hatte im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von insgesamt 1.183 Kilometern, wovon 749 Kilometer elektrifiziert sind.[17]
Luftfahrt
30 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Szczecin und nahe der Kreisstadt Goleniów befindet sich der NSZZ „Solidarność“-Flughafen Stettin-Goleniów. Hinsichtlich der Passagierzahl befand er sich 2019 mit rund 580.000 Passagieren an neunter Stelle in Polen.