Rerik liegt am nordöstlichen Ende des Salzhaffes, eines Teils der Wismarer Bucht zwischen dem Festland und der Halbinsel Wustrow. Die Stadt liegt etwa 35 Kilometer westlich von Rostock und 35 Kilometer nordöstlich von Wismar. Östlich schließt sich die Kühlung an, ein waldreicher Höhenzug. Zum Stadtgebiet gehört die Insel Kieler Ort.
Rerik hieß ehemals Ol Gartz, also Alt Gaarz. Der Name geht auf das slawische Wort „Grad“ zurück und bedeutet „alte Burg“. Einen solchen slawischen Burgwall gab es im 9. bis zum 12. Jahrhundert an der deutschen Ostseeküste sonst nur noch in Kap Arkona auf Rügen und beim Oldenburger Wall in Holstein. Am Fuße von Reriks Schmiedeberg stand bis Ende der 1950er Jahre die Schmiede. Die geschützte Lage hinter der vorgelagerten Halbinsel Wustrow sorgte für eine frühe Besiedlung des Ortes. Alt Gaarz wurde erstmals am 18. Oktober 1230 urkundlich erwähnt. Die Burg wurde vermutlich durch ein Sturmhochwasser zerstört. Gaarz war wohl schon im Mittelalter ein wohlhabendes Dorf mit mehreren Höfen, in dem neben der Landwirtschaft dem Fischfang und der Seefahrt nachgegangen wurde. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann in Alt Gaarz der Badebetrieb; 1926 erhielt Alt Gaarz die Bezeichnung „Ostseebad“ (bis 1938).[4]
In der Zeit des Nationalsozialismus sollte die slawische Vergangenheit vergessen gemacht werden, und es erfolgte mit der Verleihung des Stadtrechts am 1. April 1938 eine Umbenennung des Ortes Alt Gaarz nach der damals hier vermuteten ehemaligen WikingersiedlungReric in Rerik.[5] Die Gemeinden Wustrow, Neu Gaarz, Gaarzerhof und der Gemeindeteil Blengow wurden gleichzeitig Ortsteile von Rerik.[6] Die Einwohnerzahl stieg auf etwa 2000 Einwohner. Der legendäre slawisch-wikingische Handelsplatz Reric befand sich jedoch, wie archäologische Forschungen in den 1990er Jahren ergeben haben, etwa 19 km südsüdwestlich des Ostseebades bei Groß Strömkendorf.
Die Halbinsel Wustrow wurde am 17. Februar 1933 an die Reichswehr verkauft und die Flak-Artillerieschule I mit ausgedehnten Kasernenanlagen für über 3000 Personen und Übungsplätzen angelegt. 1943 waren die Anlagen wegen ihrer militärischen Bedeutung Ziel eines Luftangriffs, der zahlreiche Opfer forderte und große Zerstörungen verursachte. 1993 endete die militärische Nutzung Wustrows.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Kuhberg am Salzhaff nahe Rerik ein Kriegsgefangenenlager für sowjetische Kriegsgefangene betrieben, von denen 46 starben und auf einem „Russenfriedhof“ begraben, 1948 jedoch nach Rostock umgebettet wurden. Vermutlich hat ein Gedenkstein für Soldaten der Roten Armee, der seit 1990 auf dem Prof.-Hüsing-Platz steht, ursprünglich an der Steilküste gestanden und ihrer Erinnerung gegolten. Nach dem Ende des Krieges wurden die Anlagen der Wehrmacht kampflos an die sowjetischen Streitkräfte übergeben und anschließend zum Teil gesprengt. Die Kasernen auf Wustrow dienten ab 1949 bis zum 18. Oktober 1993 der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland als Standort. Das Gelände ist wegen Munitionsrückständen bis heute für die Öffentlichkeit gesperrt.
Nach 1945 erfolgte der Aufbau des staatlichen Erholungswesens der DDR, es entstanden Betriebsferienheime, Heime des Feriendienstes der Einheitsgewerkschaft FDGB und Campingplätze. 1963 beherbergte Rerik ca. 16.000 Urlauber.
Seit 1991 wurde der historische Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert, das Stadtbild wurde erheblich aufgewertet. 1992 erfolgte die Einweihung der neuen Seebrücke. Seit 1996 ist Rerik staatlich anerkanntes Seebad.
Am 1. April 1938 wurden die Halbinsel Wustrow und die Orte Neu Gaarz, Gaarzer Hof und Blengow in die Gemeinde Rerik eingegliedert. Meschendorf kam am 1. Juli 1950 hinzu. Roggow wurde am 1. Januar 2002 eingemeindet.[10]
Blengow wurde 1238 oder 1252[11] erstmals erwähnt. Das Gut soll 1582 von der Familie von Bibow gegründet worden sein; es fand danach ein häufiger Besitzerwechsel statt. Das klassizistische Herrenhaus Blengow von etwa 1835 ließ Carl Wilhelm Anton Beste bauen, nach 1996 erfolgte der Umbau für Ferienwohnungen. Die Familie des Anton Beste[12] besaß das Gut bis 1945.
Neu Gaarz: Das Gut Neu Gaarz war 1896 im Eigentum des Landrats Helmuth Friedrich von Oertzen.[13] Um 1914 und ebenso 1928 stand es mit 204 ha samt Mühle im Besitz der Familie von Wilamowitz-Moellendorff, vertreten durch Hans Graf von Wilamowitz-Möllendorff. Das zwei- und dreigeschossige Gutshaus aus dieser Zeit wurde saniert.
Nyengaartz wurde 1239 erstmals erwähnt.
Garvsmühlen wurde 1938 in Mechelstorf eingemeindet. Durch den Kreistagsbeschluss vom 25. November 1960 wurde am 1. Januar 1961 die Gemeinde Wendelstorf in Bastorf eingemeindet. Der Ortsteil Garvsmühlen wurde dabei herausgelöst und in die Stadt Rerik eingegliedert.
Roggow: Das Herrenhaus wurde urkundlich erstmals 1345 erwähnt.[14] Seit 1192 ist das Gut im Besitz der Familie von Oertzen. Im Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstet und teilweise abgebrannt, wurde das Herrenhaus 1666 im Barockstil wiedererrichtet. Es erfolgten weitere Um- und Erweiterungsbauten, so auch 1850, als eine Schaufassade im Stil der Tudorgotik vorgeblendet wurde. Bis zur Enteignung 1945 befand sich das Gut im Besitz der Familie von Oertzen. Das Herrenhaus wurde danach als Wohnhaus für bis zu 12 Familien genutzt. Ende 1989 sollte es als Ferienheim für Kinder umgebaut werden, stand danach leer. Nach der Wiedervereinigung konnte nach langen Verhandlungen der Erbe Peter von Oertzen 1991 das Herrenhaus und einen Teil des Parks zurückkaufen. Im ehemaligen Herrenhaus wurden Ferienwohnungen eingerichtet und werden vermietet.
Russow erhielt am Anfang des 14. Jahrhunderts seine Dorfkirche als Backsteinkirche mit Feldsteinsockel. Bei dem neugotischen Turm von 1904 wurde der Spitzhelm in jüngerer Zeit abgebrochen. Das Gut war unter Jasper I. von Oertzen seit 1500 ein Nebengut, als Vorwerk von Roggow.
seit 2023: Antje Wegner-Repke (parteilos, für SPD)
Gulbis wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 69,0 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt.[19] Er trat im Februar 2023 zurück.[20]
In der Bürgermeisterwahl am 2. Juli 2023 wurde Antje Wegner-Repke mit 60 % der gültigen Stimmen zu seiner Nachfolgerin gewählt.[21] Sie wurde am 9. Juni 2024 mit 61,8 % der gültigen Stimmen in ihrem Amt bestätigt.[22] Ihre Amtsdauer beträgt fünf Jahre.[23]
Wappen
Blasonierung: „In Rot eine dreimastige goldene Kogge mit je einem Kastell auf dem Vorder- und Achterdeck, die Masten mit geblähten Segeln, Mastkörben und Krönchen auf den Spitzen, der Hauptmast mit langem Wimpel.“[24]
Wappenbegründung: Im Wappen soll mit der Kogge an die Handels- und Seefahrertradition des Ortes angespielt werden. Bei der Begutachtung des Wappenentwurfs hatte das Geheime und Hauptarchiv Schwerin schon 1937 kritisch darauf hingewiesen, dass ein Wikingerschiff dem damals vermuteten Handelsplatz Reric aus der Zeit um 800 wohl besser entsprechen würde.
Das Wappen wurde vom HeraldikerHans Herbert Schweitzer gestaltet, am 1. April 1938 durch den Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen und unter der Nr. 217 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Flagge
Die Flagge wurde vom Roggower Wolfgang Gulbis gestaltet und am 30. Juni 2003 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Die Flagge der Stadt Ostseebad Rerik besteht aus gelbem Tuch und ist in der Mitte mit dem Stadtwappen belegt, das zwei Drittel der Höhe des Flaggentuchs einnimmt. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 3:5.
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift STADT OSTSEEBAD RERIK.[3]
Gedenkstein für Angehörige der Roten Armee auf dem Prof.-Hüsing-Platz, der früher an der Steilküste am Rosengarten stand und möglicherweise den umgekommenen Kriegsgefangenen gegolten hat
Das Ostseebad Rerik ist geprägt durch den Tourismus. 2010 konnten neben den Tagesbesuchern ca. 50.000 Feriengäste registriert werden. 2014 gab es 388.844 Gästeübernachtungen in Rerik und 65.736 am Salzhaff.
Die Bahnhöfe Neubukow (11 km entfernt) und Kröpelin (14 km entfernt) liegen an der Bahnstrecke Wismar–Rostock. Sie werden von der Regionalbahnlinie RB 11 (Wismar–Rostock–Tessin) im Stundentakt bedient. Beide Bahnhöfe sind von Rerik per Bus in wenigen Minuten erreichbar.
In den Sommermonaten gab es auf dem Salzhaff bis zu seiner Einstellung 2016 einen Fährverkehr mit der „MS Salzhaff“ zur Insel Poel. Jetzt werden mit zwei Schiffen Rundfahrten auf dem Salzhaff angeboten.[26]
Öffentliche Einrichtungen
Rathaus, Dünenstraße 10
Kurverwaltung, Dünenstraße 7
Amt Neubukow-Salzhaff in Neubukow
Bildung
Goethe-Schule (Grundschule), Kröpeliner Str. 5
Freie Schule Rerik in Vereinsträgerschaft, Kröpeliner Str. 5
In dem Roman Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch ist eine gleichnamige Stadt Hauptschauplatz einer Handlung, in deren Mittelpunkt eine Personengruppe Ernst Barlachs Skulptur „Lesender Klosterschüler“ vor den Nationalsozialisten rettet. Dabei versieht Andersch jedoch dieses literarische Rerik mit landschaftlichen und baulichen Gegebenheiten, die er der gesamten Küstenregion und insbesondere Wismar entnimmt. So hat beispielsweise das wirkliche Rerik nie einen Hochseehafen gehabt.
Literatur
Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 364ff.
Weblinks
Commons: Rerik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑1238 lt. Infotafel vor dem Herrenhaus; 1352 lt. Webseite der Stadt
↑Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. In: Paul Niekammer (Hrsg.): Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. 4. Auflage. BandIV. Niekammer’s Güter-Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1928, S.217 (g-h-h.de).
↑Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. C. Brünslow (Hofbuchhandlung E. Brückner), Neubrandenburg 1896, S.46f. (uni-goettingen.de).
↑Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S.241.
↑Niederhöffer, Albert: Der spukende Fischer auf der Ostsee bei Alt-Gaarz, unweit Neu-Bukow. In: Niederhöffer, Albert (Hrsg.): Mecklenburg’s Volkssagen. Band2. Leipzig 1859, S.2.