Walter Schulz, Sohn des Postsekretärs Karl Schulz[1], verbrachte seine Kindheit und Jugend in Stargard [ab 1929: Burg Stargard] und ab 1937 in Rostock, wo er 1941 konfirmiert wurde. Mit 17 Jahren meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine. Nach dem Not-Abitur wurde er am 1. Juni 1942 einberufen. Er wurde im Verlaufe des Zweiten WeltkriegsOffiziersanwärter der Kriegsmarine und geriet als Oberfähnrich zur See in amerikanische Kriegsgefangenschaft, als der von ihm geführte bemannte Torpedo Neger 1944 beim Seekampfeinsatz vor Anzio nördlich von Palermo durch USS PC-558 versenkt wurde.[2] Nach zwei Jahren kam er in britische Gefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.
Ab 1948 studierte Schulz Philologie und Anglistik an der Universität Hamburg, brach das Studium aber nach dem ersten Semester aus finanzieller Not ab. Er wurde Jugendsekretär im Haus St. Michael in Hamburg-Blankenese, das von der britischen Armee als Tagungsstätte für deutsche Jugendliche unterhalten wurde. 1949 begann er ein Studium der Evangelischen Theologie an der neugegründete Kirchlichen Hochschule Hamburg. Gleichzeitig arbeitete er in den Alsterdorfer Anstalten und war Mitglied der Altonaer Singakademie. Nach weiteren Semestern (ab 1951) in Erlangen und Zürich sowie an der Universität Kiel legte er 1953 die Erste Theologische Prüfung in Kiel ab.
Ab 1965 wirkte er als Pastor in Rerik, und ab 1970 als Rektor des kirchlichen Oberseminars in Potsdam-Hermannswerder (heute: Evangelisches Gymnasium Hermannswerder). 1975 wurde er zum Oberkirchenrat der Mecklenburgischen Landeskirche in Schwerin berufen, wo er für die Aufgabenbereiche Gottesdienst, Kirchenmusik und Bildung verantwortlich war. Er gehörte zur gemeinsamen Gesangbuchkommission der deutschen evangelischen Landeskirchen, die in den Jahren vor 1994 die Herausgabe des Evangelischen Gesangbuches 1994 vorbereitete. Auch wenn er als derjenige Oberkirchenrat angesehen wurde, der politisch „am wenigsten in Erscheinung trat“, so galt er für die Stasi doch als „politisch-negatives“ Mitglied der Kirchenleitung, das es zu „bearbeiten“ gelte.[4]
Nach seiner Pensionierung 1990 lebte er mit seiner Frau, der Katechetin Gisela, geborene Beyersdorf, mit der er seit 1953 verheiratet war und vier Kinder hatte, in Schwerin.
Walter Schulz wurde auf dem Alten Friedhof in Schwerin begraben.
Es wird sein in den letzten Tagen (EG 426, GL 549), Liedtext.
Christus ist König, jubelt laut (EG 269), Übersetzung aus dem Englischen.
Gott, unser Ursprung, Herr des Raums (EG 431), gemeinsame Übersetzung mit Jürgen Henkys aus dem Englischen.
Am Abend steigt unser Gebet (EG 544), Text.
Literatur
Rahel Frank: „Realer, exakter, präziser“? Die DDR-Kirchenpolitik gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs von 1971 bis 1989. Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Ehemaligen DDR, 2. überarbeitete Auflage, Schwerin 2008, ISBN 3-933255-18-X.
↑Angabe beim Konfirmationseintrag in Rostock [Hl.Geist], Nr. 35/1941.
↑Insofern ist die Darstellung der Staatssicherheit, Schulz sei „Kommandant eines U-Bootes“ gewesen (nach Frank (Lit.), S. 129), etwas zu hoch gegriffen.