Krakow am See, eine altmecklenburgische Landstadt, wurde am 21. Mai 1298 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name ist slawischen Ursprungs, könnte „Ort der Krähen“ bedeuten oder von krk („Hals“) abgeleitet sein, bezogen auf die Form des Krakower Sees. Die Stadt war im Mittelalter der Sitz der Fürstenlinie Werle-Güstrow und mitunter Tagungsort der mecklenburgischen Landesfürsten. An die ehemalige Burg erinnert heute nur noch der Name „Burgplatz“ in Krakow. 1325 kam es hier zum ersten Hostienschändungsprozess in Mecklenburg, als Fürst Johann II. (Werle) mehrere ansässige Juden rädern ließ. Eine Kapelle entstand dort und zog Pilger an. Der Berg, an dem dies geschah, heißt heute „Jörnberg“ (von „Judenberg“).[4]
Ab 1436 zu Mecklenburg gehörig, wurde Krakow landtagsfähig im Lande und war eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren. Die Einwohner Krakows lebten von Handel, Handwerk, Gewerbe, Fischerei, Landwirtschaft und der Wollweberei. Die Stadt erlebte mehrere Großbrände – zuletzt 1759. Die heutige Stadtanlage lässt kaum Strukturen aus der Zeit von vor diesem Ereignis erkennen. 1842 wurde auf dem Mühlenberg eine Holländerwindmühle errichtet, die 1975 nach einem Blitzschlag abbrannte.
1821 wurde ein jüdischer Friedhof angelegt, auf dem die letzte Beisetzung 1936 stattfand. Er ist beim Novemberpogrom 1938 beschädigt und 1950 wieder hergerichtet worden. 1866 errichtete die jüdische Gemeinde von Krakow eine Synagoge am Schulplatz. Sie gehört zu den wenigen jüdischen Gotteshäusern in Mecklenburg, die die Zerstörung von 1938 überstanden. Der Grund war, dass sie bereits 1920 an die Stadt verkauft worden war, die sie dem Arbeiterturn- und Sportbund „Fichte“ als Turnhalle zur Verfügung stellte, die bis 1986 genutzt wurde. Seit 1986 wird sie als Kulturhaus bzw. als Krakow-am-See-Information genutzt.
1874 gründete sich eine Freiwillige Feuerwehr, 1875 entstand das Rathaus am Markt, und 1882 erhielt Krakow Eisenbahnanschluss an Güstrow und Plau.
1905 erfolgte die Eröffnung einer ersten Badeanstalt unterhalb des Jörnbergs, die 1935 an ihren heutigen Standort etwas südlicher verlegt wurde. 1908 eröffnete das Kurhaus Schützenhof (heute Seehotel). Auf dem Lehmwerder wurde 1910 ein Gedenkstein für Fritz Reuter gesetzt.
1935 erhielt die Stadt Krakow den heutigen Namen Krakow am See. 1939 erklärte man den Krakower Obersee zum Naturschutzgebiet.
Während des Zweiten Weltkrieges bestand von 1943 bis 1945 am Altdorfer See ein KZ-Außenlager des KZ Ravensbrück, in dem 150 bis 200 weibliche Häftlinge lebten, die in den Getreidehallen Zwangsarbeit bei der Produktion von Flugzeugteilen für die Rostocker Heinkelwerke verrichten mussten.[5] Von 1945 bis 1946 dienten der Ehmk- und Lehmwerder als sowjetisches Gefangenenlager, auf dem Gebiet um den Jörnberg waren bis zu 12000 Menschen untergebracht.[6]
Von 1955 bis 1958 entstanden die Bootshäuser am Krakower Stadtsee. 1956 wurde Krakow am See durch Beschluss des Rates des Kreises Güstrow zum Kurort.[7] Nach dem Ende der DDR wurde ab 1991 der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung saniert.[8] Seit 2000 ist Krakow am See „Staatlich anerkannter Luftkurort“.
Geschichte der Ortsteile
Bellin
In Bellin befindet sich die spätromanische um 1230 erbaute Dorfkirche Bellin mit einem steinernen Sarkophag, einem Taufsteinbecken, Schnitzfiguren sowie Wand- und Deckenmalereien, sie hat außerdem eine hervorragende Akustik. Das Jagdschloss Bellin wurde für den Hamburger Reeder Henry B. Sloman erbaut. Die Familie Sloman wurde 1945 enteignet und erwarb das Anwesen nach der Wiedervereinigung 1990 zurück.
In den 1980er Jahren befanden sich Kinder aus Südwestafrika, die von der SWAPO in die DDR vermittelt wurden, in einem Kinderheim in Bellin. Vor der Rückführung nach Namibia, das im März 1990 unabhängig geworden war, waren 134 Kinder im Vorschulalter in Bellin. Der Rücktransport im August 1990 erfolgte auf der Grundlage eines Regierungsabkommens zwischen der neuen DDR-Regierung und Namibia.[9]
Charlottenthal
1843 wurde hier ein Herrenhaus im Stil der Tudorgotik von Baumeister Theodor Krüger für die Familie Engel errichtet. Ab 1898 war das Anwesen ein Gestüt des Generals von Schmidt-Pauli. Nach 1945 wurde das Gebäude bis 1998 zu Wohnzwecken genutzt. Seit 2005 befand sich dort ein brasilianisches Steak-Haus. Bei einem Brand in der Nacht auf den 11. April 2016 wurden große Teile des Gebäudes zerstört. Die Südfassade ist noch weitestgehend erhalten.
Im Süden des heutigen Stadtgebiets, an der Grenze mehrerer Forstgebiete und Landstraßen, entwickelte sich nach der Errichtung eines Kruges der Grenzort Grüner Jäger, dessen Bedeutung mit dem Bau befestigter Straßen und der Eisenbahnlinie jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abnahm und 1945 wüst fiel.
Marienhof
Marienthal wurde erstmals 1807 im Mecklenburgischen Staatskalender genannt als eine „Pertinenz“ (Nebengut) des Landgutes Bellin. Die Umbenennung in Marienhof erfolgte 1822. Das Gut gehörte u. a. den Familien von der Osten-Sacken (ab 1806), von Behr (ab 1850) und Bronsart von Schellendorff (ab 1877). Es wurde in den 1930er Jahren aufgesiedelt. Das Herrenhaus Marienhof entstand um 1880, war nach 1945 im Eigentum der Gemeinde und wurde nach 1995 zu einem Hotel und Veranstaltungsort umgebaut.
Eingemeindungen
Alt Sammit, Bossow und Möllen wurden am 1. Juli 1950 eingemeindet.[10] Charlottental kam am 1. Januar 2002 hinzu.[11] Bellin folgte am 1. Januar 2005.[12]
seit 2024: Dirk Rojahn (Unabhängige Wähler Krakow am Se)
Oppitz wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 mit 68 Prozent der gültigen Stimmen gewählt.[17] Bei der Bürgermeisterstichwahl am 23. Juni 2024 wurde Rojahn mit 59,0 % der gültigen Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt.[18] Seine Amtsdauer beträgt fünf Jahre.[19]
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein hersehender, golden gekrönter schwarzer Stierkopf mit geschlossenem Maul, ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern.“[20]
Wappenbegründung: Das Wappen ist in der jetzigen Form im April 1858 festgelegt worden. Es erinnert mit dem für die Werler Linie des mecklenburgischen Fürstenhauses typischen Stierkopf an den Herrn zu Werle als Stadtgründer und Stadtherrn von Krakow.
Das Wappen wurde 1998 im Zuge der Flaggengenehmigung von dem Schweriner HeraldikerHeinz Kippnick neu gezeichnet, am 10. April 1858 vom Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 157 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Historisches Wappen
Blasonierung: „Geteilt; oben in Rot ein wachsendes goldenes Hakenkreuz, unten in Blau zwei silberne Fische übereinander.“[20]
Wappenbegründung: Das Wappen verlor schon bald nach dem Ende des II. Weltkrieges seine Gültigkeit.
Die Flagge wurde von dem Schweriner HeraldikerHeinz Kippnick gestaltet und am 8. Mai 1998 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Die Flagge ist Schwarz - Gelb (1:1) längs gestreift. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des schwarzen und des gelben Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 3:5.[3]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift STADT KRAKOW AM SEE.[3]
Aussichtsturm auf dem Jörnberg, 1897 als hölzerner Turm errichtet, an seiner Stelle wurde 1907 ein Bismarckturm in Stahlbeton gebaut,[21] bei Kriegsende 1945 gesprengt, seit 1995 neuer Turm, Höhe 27,7 m[22]
Kleinere Betriebe der Holz- und Metallverarbeitung sowie Bau- und andere Handwerksbetriebe bestimmen das Wirtschaftsleben von Krakow am See. Im Ortsteil Möllen wurde ein neues Gewerbegebiet angelegt.
Der Tourismus hat in Krakow am See eine lange Tradition. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand mit Badeanstalt, Aussichtsturm und Kursaal eine für die damalige Zeit typische Bäderinfrastruktur. In der DDR betrieben dank der guten Bahnanbindung viele Betriebe und Behörden Erholungsheime und Ferienhäuser für ihre Mitarbeiter. Nach der Wiedervereinigung gingen die Unterkünfte in private Hand über. Heute spielt der Fremdenverkehr eine wirtschaftlich wichtige Rolle für die Stadt. Wegen der Lage im Seengebiet stehen Hotels, Pensionen, Ferienhäuser und ein Campingplatz zur Verfügung.[23]
Das Restaurant Ich weiß ein Haus am See trägt seit 1996 einen Michelinstern.
Die Stadt verfügt über keinen Bahnanschluss. Der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Güstrow–Meyenburg mit dem Bahnhof Krakow am See (Meckl) wurde 2004 eingestellt. Der nächstgelegene Bahnhof ist Güstrow.
Bildung
Naturpark-Schule, Regionale Schule mit Grundschule, Dobbiner Chaussee 7
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1998: Bruno Hellmich (1921–2007), Lehrer in Krakow am See, Maler[24]
2010: Wolfgang Neubauer (1935–2013), Lehrer in Krakow am See, Umwelt- und Naturschützer[25]
Söhne und Töchter der Stadt
Wilhelm Conradi (1816–1904), Pädagoge, Organist und Komponist
↑Artikel: Krakow am See; in: Irene Diekmann (Hg.), Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Potsdam 1998, S. 142
↑Ulrike Puvogel, Regina Scheer: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Band2. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, ISBN 3-89331-391-5, S.425 (Online [PDF; 23,9MB]).
↑Arbeitsgruppe Stadtchronik: Chronik der Stadt Krakow am See. Sutton Verlag, 2012, ISBN 3-95400-080-6, S.115.
↑Arbeitsgruppe Stadtchronik: Chronik der Stadt Krakow am See. Sutton Verlag, 2012, ISBN 3-95400-080-6, S.136.
↑„18. Dezember 1979: Ossis aus Namibia“ in „Verschlusssache. Die größten Geheimnisse der DDR“ von Jan Eik und Klaus Behling. Verlag Neues Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01944-8.
↑Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
↑ abHans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge – Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. produktionsbüro TINUS, Schwerin 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S.265/266.