Wesertal ist die einzige hessische Gemeinde mit Ortsteilen beiderseits des Stroms. In der Reihenfolge stromabwärts gesehen begleiten Gottstreu, Gieselwerder und Gewissenruh das linke westliche Ufer, Oedelsheim und Lippoldsberg das rechte östliche Ufer. Arenborn und Heisebeck liegen östlich von Oedelsheim jenseits des bewaldeten Höhenzugs Kiffing, der als Oberförsterei Oedelsheim eine ausgedehnte eigene Waldgemarkung bildet.[3] An der Schwülme, deren Talweg Teil der Nordgrenze des Gemeindegebietes ist, und die von Osten bei Lippoldsberg in die Weser mündet, liegt zwei Kilometer talaufwärts Vernawahlshausen.
Die Weser trennt die westlichen und die östlichen Ortsteile voneinander auf einer Strecke von elf Stromkilometern. Miteinander verbunden sind die Ortschaften nur durch die Brücke bei Gieselwerder und die Fähren bei Oedelsheim und Lippoldsberg. Stromabwärts von Lippoldsberg, ab der Linksschleife der Weser gegenüber von Bodenfelde, ist die Weser Landesgrenze, und das Gemeindegebiet begnügt sich auf weiteren fünfeinhalb Stromkilometern mit der schmalen Talaue zwischen dem linken Flussufer und dem Waldrand des Reinhardswaldes. Hier, westlich von Gewissenruh, liegt nur noch die Fährverbindung zum niedersächsischen Wahmbeck. Überhaupt folgt die westliche Gemeindegrenze dem Waldrand, sodass westlich der Weser nur ein Talstreifen von 100 Meter bis 900 Meter Breite zu Wesertal gehört, zusammen eine Fläche von rund 8,50 km². Der Rest von über 44 km² liegt auf dem Ostufer.[4]
Anlass für die Fusion waren sinkende Einwohnerzahlen (in Oberweser um 11 %, in Wahlsburg um 15 % innerhalb der letzten zehn Jahre), was leere Gemeindekassen bei hohen Infrastrukturkosten bedeutet. Schon zuvor hatten die Gemeinden zur Kostensenkung Finanzabteilungen, Bauhöfe und Standesämter zusammengelegt.[6] Alleine die Einleitung des Fusionsprozesses förderte das Land Hessen mit 530.000 Euro, weitere Gelder sollen folgen.[7]
Alternative Namen, die für die neue Kommune vorgeschlagen wurden, waren unter anderem Oberweser-Wahlsburg, Wahlsweser, Oberweserburg und Oberwesertal.[2]
Der Bürgerentscheid wurde mit dem Grenzänderungsvertrag vom 27. Juni 2019 umgesetzt, der den Gemeindezusammenschluss zum 1. Januar 2020 regelt.[8] Im Grenzänderungsvertrag ist namentlich folgendes festgelegt:
Der Name der Gemeinde lautet Wesertal.
Die acht bisherigen Ortsteile der Gemeinden Oberweser und Wahlsburg werden Ortsteile der Gemeinde Oberweser und behalten ihre bisherige Bezeichnung.
Die Gemeinde erhält die einheitliche Postleitzahl 34399.
Doppelt vorhandene Straßennamen werden vor Inkrafttreten des Zusammenschlusses angepasst.
Wappen und Flagge werden bis zur Rechtswirksamkeit des Grenzänderungsvertrages entwickelt und in der konstituierenden Sitzung der vorläufigen Gemeindevertretung im Rahmen der Beschlussfassung zur vorläufigen Hauptsatzung beschlossen.
Die vorläufige Gemeindevertretung der Gemeinde Wesertal erlässt in ihrer konstituierenden Sitzung die vorläufige Hauptsatzung der Gemeinde Wesertal nach dem dem Grenzänderungsvertrag beigefügten Muster.
Politik
Gemeindevertretung
Nach dem Grenzänderungsvertrag wurde am 1. Januar 2020 eine vorläufige Gemeindevertretung gebildet. Diese setzte sich aus den bisherigen Gemeindevertretern der Gemeinden Oberweser (23) und Wahlsburg (15) zusammen. Die Gemeindevertretung umfasste mithin fürs Erste 38 Gemeindevertreter und trat am 9. Januar 2020 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.[9] Die vorläufige Gemeindevertretung bestand über ein Jahr bis zur Konstituierung der bei den allgemeinen Kommunalwahlen am 14. März 2021 gewählten Gemeindevertretung, die nach dem Grenzänderungsvertrag auf die gesetzliche Zahl von 31 Gemeindevertretern (bei 5001 bis 10.000 Einwohnern) bestimmt war.[8]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Wesertal neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und neun weitere Beigeordnete angehören.[8][11] Am 1. Januar 2020 übernahm Cornelius Turrey (SPD) die Aufgaben eines Bürgermeisters für Wesertal kommissarisch. Er war bis zuletzt Bürgermeister von Oberweser und wurde vom Land Hessen dem Vorschlag im Grenzänderungsvertrag folgend als Staatsbeauftragter ernannt für die Zeit, bis ein direkt gewählter Bürgermeister im Amt ist. Der Vorschlag, ihn zu beauftragen, lag schon deshalb nahe, weil sein Amtskollege aus Wahlsburg, Jörg-Otto Quentin, seine Amtszeit am 12. August 2019 beendet hatte und die Gemeinden vereinbart hatten, seine Stelle bis zum Gemeindezusammenschluss nicht neu zu besetzen. Der Wahltermin für die Direktwahl war im Grenzänderungsvertrag auf den 10. Mai 2020 festgelegt worden, musste pandemiebedingt aber verschoben werden.[8]
Am 1. November 2020 wurde Cornelius Turrey ohne Gegenkandidaten bei 41,84 Prozent Wahlbeteiligung mit 73,62 Prozent der Stimmen als Bürgermeister bestätigt.[12][13] Da gegen die Gültigkeit der Wahl binnen einer Ausschlussfrist von zwei Wochen nach der öffentlichen Bekanntmachung des Wahlergebnisses Einspruch erhoben werden kann und die Gemeindevertretung nach Fristablauf einen Beschluss über die Gültigkeit der Wahl zu fassen hat, kann der gewählte Bürgermeister erst in einer anschließenden öffentlichen Sitzung von dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung in sein Amt eingeführt und durch Handschlag auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Aufgaben verpflichtet werden. Bei Einhaltung dieses Verfahrens vergehen in der Regel vier Wochen oder mehr seit dem Wahltag und bis zur Vereidigung und Aushändigung der Ernennungsurkunde als Bürgermeister. Die Amtszeit von Cornelius Turrey begann am 1. Januar 2021.[14]
Ortsbeiräte
Für alle Ortsteile Wesertals bestehen Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbezirke werden durch die Gebiete der ehemaligen Gemeinden abgegrenzt. Die Ortsbeiräte bestehen jeweils abhängig von der Einwohnerzahl aus fünf bis neun Mitgliedern und werden im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.[15]
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein neunmal von Silber und Rot geteilter Löwe, der einen goldenen Fisch in den Pranken hält.“
Wappenbegründung: Als Wappen der Gemeinde Wesertal wurde das der ehemaligen Gemeinde Oberweser übernommen.
Die Flagge der Gemeinde ist Rot - Weiß - Rot (1:3:1) gestreift und belegt mit dem Gemeindewappen.[16]
Verkehr
In Nord-Süd-Richtung wird das linke westliche (hessische) Flussufer der Gemeinde Wesertal von der zwischen Bad Karlshafen und Hann. Münden als Wesertalstraße bekannten Bundesstraße 80 für den Fernverkehr erschlossen. Das rechte östliche Flussufer wird zwischen Lippoldsberg und Hann. Münden von der - auch in Niedersachsen so nummerierten Landesstraße 561 begleitet. In West-Ost-Richtung führt die Landesstraße 763 von Trendelburg über Gottsbüren und den Reinhardswald nach Gieselwerder, Oedelsheim und weiter über den Kiffing, den Nordausläufer des Bramwalds, nach Heisebeck und Niedersachsen. Zu ihr gehört die 165 Meter lange Weserbrücke bei Gieselwerder, der einzige Brückenschlag auf dem Gemeindegebiet über den hier 65 Meter breiten Fluss. Die zwei Gierseilfähren von Oedelsheim und Lippoldsberg ergänzen das Angebot an Flussquerungen.
Die Buslinien 192 (aus Hofgeismar, Anbindung an die RT1 nach Kassel-Nord) und 195 (aus Hann. Münden Anbindung an die RB83 zwischen Kassel Hbf und Göttingen) fahren zum Rathaus in Wesertal-Gieselwerder.