Die Formel-1-Weltmeisterschaft 1997 war die 48. Saison der Formel-1-Weltmeisterschaft. Sie wurde über 17 Rennen in der Zeit vom 9. März 1997 bis zum 26. Oktober 1997 ausgetragen.
Jacques Villeneuve gewann zum einzigen Mal die Fahrerweltmeisterschaft. Williams-Renault wurde zum zweiten Mal hintereinander Gewinner der Konstrukteursmeisterschaft. Es war insgesamt der neunte und bislang letzte WM-Titel für das britische Team.
Der Große Preis von Portugal war nicht mehr Teil der Weltmeisterschaft, da die Eigentümer ihr Versprechen, die Strecke grundlegend zu renovieren und zu verbessern, nicht gehalten hatten. Ursprünglich war geplant, den Großen Preis von Portugal als das letzte Rennen in der Saison stattfinden zu lassen. Es wurde durch das Rennen in Jerez ersetzt.
Technisches Reglement
Nach langjähriger Diskussion wurde in diesem Jahr die Blackbox, eine kleine Box wie ein Flugdatenschreiber mit dem Namen ADR (accident data recorder), welche sämtliche technischen Daten speichert, für jeden Wagen obligatorisch. Aufgrund des Senna-Unfalls von 1994 wurde über dieses System nachgedacht, damit Unfälle künftig komplett analysiert und aufgearbeitet werden können.
Der japanische Reifenhersteller Bridgestone stieg in die Formel 1 als Konkurrenz für Goodyear ein, die seit 1991 ein Monopol als offizieller Reifenhersteller für die Formel 1 hatte. Bridgestone belieferte Arrows, Prost, Minardi, Stewart sowie MasterCard Lola. Ebenfalls wurde der Plan, die profillosen Reifen durch Rillenreifen zu ersetzen, auf 1998 verschoben.
In diesem Jahr mussten die Reifen, die man am Sonntag für das Rennen verwenden wollte, schon am Vortag beim Qualifying eingesetzt werden. Dadurch sollte dem Rennen mehr Spannung verliehen werden und das Qualifying unberechenbarer sein.
An der Technik wurde nur der Heckflügel verändert; dabei wurden die aerodynamischen Teile reduziert, damit der Heckflügel weniger Abtrieb erzeugt und so die Kurvengeschwindigkeit reduziert wird.[1]
Sportliches Reglement
Jede von Formel-1-Teams benutzte Teststrecke musste nun von der FIA genehmigt und abgenommen werden. Außerdem war ab dieser Saison vorgeschrieben, dass in jedem Rennen die Reifenstapel fixiert sein mussten. Überdies konnte nun das Safety Car bei einem Start im Regen zur Unfallvermeidung eingesetzt werden.
Motorenlieferanten
Ferrari belieferte in diesem Jahr sowohl das eigene Werksteam als auch Sauber mit ihren Motoren, allerdings wurden die Antriebseinheitennamen an den Hauptsponsor Petronas verkauft. Die Verhandlungen zwischen Sauber und Ferrari zogen sich bis Weihnachten und drohten beinahe zu platzen, aber gegen Weihnachten wurde der Vertrag von beiden Seiten unterschrieben. Die Laufzeit betrug rund acht Jahre und sah Zahlungen in Höhe von 40 Milliarden Lire (umgerechnet 20 Millionen Euro) vor und einen Stammplatz für den Ferrari-Werksfahrer Nicola Larini. Bei den 17 Meldungen der vier mit Ferrari-Motoren angetriebenen Wagen musste man nur zwei Mal aufgrund eines Motorendefekts aufgeben.
Renault belieferte wie im Vorjahr die Teams Benetton und Williams. Obwohl der französische Hersteller ankündigte, am Ende der Saison die Zusammenarbeit mit den Formel-1-Teams zu beenden, wurde der Motor für die Saison 1997 überarbeitet und unter dem Namen RS9A vorgestellt. Er leistete bei einer maximalen Drehzahl von 17.000 Umdrehungen pro Minute ungefähr 551 kW (750 PS). Während der Saison wurde er weiter überarbeitet und in RS9B umbenannt. Die Motoren von Renault waren während der Saison die zuverlässigsten; kein einziges Mal ging eine Renault-Antriebseinheit in Flammen auf.
McLaren wurde erneut mit Mercedes-Motoren beliefert. Allerdings zeigte sich der Motor als wenig verlässlich, sieben Defekte kosteten McLaren Punkte. Tiefpunkt war der Große Preis von Österreich, als Mika Häkkinen nach rund neun Kurven in der ersten Runde in Führung liegend mit defektem Motor ausschied.
Mit der Übernahme durch Tom Walkinshaw formierte sich das Arrows-Team neu und wechselte von den Hart- zu Yamaha-Motoren. Yamaha hatte im Vorjahr das Tyrrell-Team beliefert, das 1997 auf die veralteten Ford-ED4-Motoren angewiesen war. Hart selbst konnte mit Minardi noch im letzten Moment einen Formel-1-Rennstall als Abnehmer finden. Jordan blieb bei den Peugeot-Motoren aus dem Vorjahr, das aus Ligier hervorgegangene Prost-Team behielt wie in der Vorsaison die Mugen-Honda-Antriebe bei.
Mit Stewart und Lola benutzten zwei neue Rennställe Ford-Motoren. Lola verwendete die älteren Ford Zetec-R-Triebwerke, die 1995 bei Sauber und im Vorjahr beim mittlerweile nicht mehr gemeldeten Forti-Team gelaufen waren. Lola gab allerdings bereits nach dem ersten Saisonrennen, in dem beide Fahrer an der Qualifikation scheiterten, wieder auf. Stewart hingegen erhielt neuere Zehnzylindermotoren gleichen Namens mit der internen Bezeichnung Cosworth VJ, die im Vorjahr bei Sauber debütiert hatten, aber in ihrer zweiten Saison genau wie das Chassis noch nicht völlig ausgereift waren. Von den insgesamt 26 Ausfällen gingen acht auf defekte Motoren zurück.
Fahrer
Bei Ferrari, Benetton und McLaren änderte sich nichts an den Fahrern.
Bei Sauber behielt man Johnny Herbert und holte aufgrund des neuen Motorenvertrages[2] den Ferrari-Testfahrer Nicola Larini nach zwei Jahren Auszeit zurück in die Formel 1. In den Jahren außerhalb der Formel 1 trat er in diversen Tourenwagenmeisterschaften an.
Der Bruder von Ferrari-Fahrer Michael Schumacher, Ralf, stieg in die Formel 1 ins Team Jordan ein. Er fuhr in der Vorsaison in der japanischen Formel Nippon, wo er Meister wurde.
Das neu formierte Prost-Team übernahm den Vorjahresfahrer Olivier Panis und holte den Neuling Shinji Nakano ins Team. Der Japaner war vor seiner Formel-1-Karriere in der japanischen Formel 3000 aktiv.
Beim angeschlagenen Minardi-Team konnte man Ukyo Katayama von Tyrrell übernehmen sowie einen Neuling, Jarno Trulli, in die Formel 1 bringen. Trulli trat vor seiner Formel-1-Karriere in der deutschen Formel 3 an, wo er 1996 Meister wurde.
Martin Brundle fand in der neuen Saison kein Team und beendete seine Formel-1-Karriere. Er arbeitete später als Kommentator des britischen TV-Senders ITV sowie als Manager von David Coulthard.
Die beiden Forti-Fahrer Luca Badoer und Andrea Montermini fanden keinen aktiven Posten in der Formel 1. Badoer ging wie Lamy in die FIA-GT-Meisterschaft; Montermini wurde zwar Testfahrer für Lola, verließ jedoch nach deren Bankrott die Formel 1 endgültig.
Stewart Grand Prix stieg neu in die Formel 1 ein; es ging aus dem ehemaligen Formel-3-Team Paul Stewart Racing Team hervor und wurde vom ehemaligen Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart sowie seinem Sohn Paul Stewart geleitet.
Weiters stieg mit MasterCard Lola ein weiteres Team ein, trat jedoch nach dem ersten Rennen in Australien nicht mehr zu einem Rennen an, da sich der Hauptsponsor Mastercard nach den desaströsen Leistungen in Australien zurückgezogen hatte.
Das Footwork-Team benannte sich wieder zurück in Arrows und wechselte von Hart- auf Yamaha-Motoren. Ebenfalls die Motoren wechselte Tyrrell von Yamaha auf Ford. Sauber kaufte Ferrari-Motoren, welche unter der Lizenz von Petronas gemeldet wurden. Vor Saisonbeginn kam es jedoch zum Eklat, da Sauber ohne Einverständnis von Cesare Romiti, dem Generaldirektor von Fiat, der Presse den Kauf von Ferraris Motoren mitteilte. Zu Weihnachten wurde aber der Vertrag, 40 Milliarden Lire (umgerechnet 20 Millionen Euro) für die Ferrari-Motoren, dennoch fixiert.[2]
Jordan verpflichtete John Davis, der dem Team beim Aufbau der Windkanäle in Brackley behilflich war. Die Kosten selbst übernahm Ferrari, um als Austausch Eddie Irvine aus dem gültigen Vertrag zu bekommen.
Das Forti-Team meldete sich nicht mehr zu einer Formel-1-Saison, nachdem es im Vorjahr Mitte Juli insolvent geworden war.
Die Williams waren im Training deutlich überlegen, doch Jacques Villeneuve musste sein Rennen nach einer Kollision mit Irvine und Herbert gleich in der ersten Kurve beenden. Frentzen führte daraufhin das Rennen zeitweise souverän an, bis ihm drei Runden vor Schluss hinter Coulthard auf Platz zwei liegend eine Bremsscheibe explodierte und er sich von der Strecke drehte.
Das Rennen war gezeichnet vom harten Zweikampf Villeneuve gegen Berger, der erst in den letzten Runden wirklich entschieden wurde. Frentzen konnte in Brasilien gar nicht mithalten und wurde nur Achter, dafür zeigte Olivier Panis erstmals auf, dass mit den neuen Bridgestone-Reifen durchaus zu rechnen ist.
Die große Überraschung war Olivier Panis, der von seinem guten dritten Startplatz aus von Anfang an Villeneuve jagte und bis zu seinem Ausfall am Führenden dran blieb. Ralf Schumacher schaffte es in seinem erst dritten Rennen gleich auf das Podium, allerdings mit dem Beigeschmack, dass er seinen Teamkollegen Fisichella aus dem Rennen befördert hatte.
Der Große Preis von Monaco in Monte Carlo fand am 11. Mai 1997 statt und ging über eine Distanz von 62 statt der üblichen 78 Runden auf insgesamt 208,754 km.
Strömender Regen ließ dieses Rennen zu einem deutlichen Sieg für Michael Schumacher werden, aber auch der ebenfalls als Regenspezialist bekannte Rubens Barrichello konnte hier für das neue Stewart-Team einen herausragenden Erfolg verbuchen.
Ähnlich wie in Argentinien waren die Bridgestone-Reifen hier sehr konkurrenzfähig, was Olivier Panis wiederum die Möglichkeit zu einer Glanzvorstellung gab. Obwohl nur aus dem Mittelfeld gestartet, sparte er sich einen Reifenwechsel und überholte dadurch mit Ausnahme des Siegers Jacques Villeneuve alle anderen Fahrer.
Wie fast immer bot Kanada ein Rennen mit zahlreichen Unfällen und Drehern, wurde jedoch spät im Rennen vom schweren Unfall von Olivier Panis, der sich dabei beide Beine brach, überschattet. Nach einer kurzen Safety-Car-Phase wurde das Rennen dann abgebrochen.
Aus deutscher Sicht war die Startaufstellung ein Highlight, weil sich Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Ralf Schumacher die Startplätze eins bis drei sicherten. Im Rennen gab es dann einen deutschen Doppelsieg, Villeneuve konnte hier nicht mithalten.
Erneut sah es zunächst nach einem weiteren Schumacher-Sieg aus, doch er musste wegen eines Radlagerschadens vorzeitig aufgeben, was Villeneuve den Weg frei machte. Bis wenige Runden vor Schluss lag Villeneuve noch hinter Mika Häkkinen auf dem 2. Platz, bis dieser durch einen Motorschaden ausfiel. Berger-Ersatzmann Alexander Wurz zeigte hier ein starkes Rennen, führte sogar eine Runde und machte seinem Teamkollegen Jean Alesi mächtig Druck.
Nach drei Rennen Pause und dem tragischen Tod seines Vaters war Rückkehrer Gerhard Berger hier unerreichbar, er sicherte sich zunächst die Pole-Position und war dann im Rennen ebenfalls nicht zu schlagen. Einzig der junge Giancarlo Fisichella bot ihm Paroli, bis ihm kurz vor Schluss ein Reifen platzte.
Bei hohen Temperaturen waren in Ungarn wieder die Reifen ausschlaggebend und abermals zeigte sich, wie gut die neuen Bridgestone-Pneus waren. Hatte Weltmeister Damon Hill in der bisherigen Saison fast nur Pech, schaffte er hier dank der Reifen schon im Training einen guten 3. Startplatz und führte dann das Rennen überlegen an, während Polesitter Michael Schumacher nach drei Reifenwechseln nicht um den Sieg mitkämpfen konnte. Hill führte bis zur letzten Runde, erlitt jedoch dann einen Getriebeschaden, sodass er nur noch langsam um den Kurs fahren konnte und noch von Jacques Villeneuve abgefangen wurde.
Im strömenden Regen von Spa fuhr man die ersten 3 Runden hinter dem Safety-Car und gab erst dann das Rennen frei. Da die Strecke aber sehr schnell abtrocknete, entwickelte sich das erste Renndrittel zu einer Reifenlotterie. Wer zu lange auf Regenreifen fuhr, fiel weit zurück, so auch die beiden Williams. Michael Schumacher überholte innerhalb weniger Kurven die vor ihm liegenden Alesi und Villeneuve und fuhr dann auf und davon. Mika Häkkinen kam zwar als Dritter ins Ziel, wurde aber nach dem Rennen disqualifiziert.
Die beiden WM-Favoriten Schumacher und Villeneuve gaben an diesem Wochenende nicht das Tempo vor. Vielmehr überraschte Benetton-Pilot Jean Alesi mit der zweiten Pole-Position seiner Laufbahn. Im Rennen wurde er jedoch in Runde 32 in der Boxengasse von David Coulthard überholt, der von einer kürzeren Standzeit profitieren konnte. Die Reihenfolge an der Spitze änderte sich danach nicht mehr. Das Pech ereilte Mika Häkkinen, der wegen eines Reifenschadens einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen musste und so einen möglichen vierten Rang verpasste. Bei seiner Aufholjagd auf Platz neun fuhr Häkkinen die schnellste Rennrunde.
Der Große Preis von Luxemburg auf dem Nürburgring fand am 28. September 1997 statt und ging über eine Distanz von 67 Runden über insgesamt 305,252 km.
Von Beginn an dominierten die McLaren das Rennen über zwei Drittel der Distanz, bis sowohl Häkkinen als auch Coulthard kurz nacheinander mit technischen Defekten ausfielen. Jacques Villeneuve erbte einen ungefährdeten Sieg und machte einen großen Schritt Richtung WM, da Michael Schumacher bereits beim Start durch eine Kollision mit beiden Jordan weit zurückfiel und kurz danach aufgab.
Nachdem Villeneuve im Training eine Strafe bekommen hatte, obwohl er ohnehin schon auf Bewährung gefahren war, durfte er nur unter Vorbehalt überhaupt am Rennen teilnehmen. Rundenlang blockierte er das Feld und fuhr drei bis vier Sekunden pro Runde langsamer als normal. Ferrari jedoch hatte eine perfekte Teamstrategie ausgearbeitet, brachte Irvine in Front und dieser sorgte dann in einem genau abgesprochenen Manöver gegen Villeneuve dafür, dass Schumacher beide überholen und somit gewinnen konnte. Villeneuve wurde daraufhin nur Fünfter, später wurde die Strafe bestätigt und er ganz aus der Wertung genommen.
Bereits in der Qualifikation ereignete sich eine Kuriosität, die gleichzeitig ein Novum in der Formel-1-Geschichte darstellte: Die drei Erstplatzierten Jacques Villeneuve, Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen wurden mit einer auf die Tausendstelsekunde exakt gleichen Zeit (1:21,072 Minuten) gestoppt. Über die Reihenfolge entschied nun, wer die Zeit zuerst gefahren hatte.
Im Rennen führte Schumacher anfangs und setzte sich von seinen Verfolgern ab, bekam jedoch nach seinem zweiten Tankstopp Reifenprobleme, sodass Villeneuve binnen zwei Runden aufholen konnte. In Umlauf 48 probierte der Kanadier vor der Curva Dry Sac ein Ausbremsmanöver, bei dem Schumacher den Kanadier seitlich rammte. Schumacher schied daraufhin aus, während Villeneuve weiterfahren konnte. In der letzten Runde ließ er kampflos die beiden McLaren-Piloten Mika Häkkinen und David Coulthard passieren, da ihm ein dritter Platz zum WM-Titel genügte. Schumacher wurde nach dem Rennen für sein als absichtlich eingestuftes Manöver gegen Villeneuve von der FIA bestraft und aus der WM-Wertung gestrichen.
Qualifying-/Rennduelle
Diese beiden Tabellen zeigen, welche Fahrer im jeweiligen Team die besseren Platzierungen im Qualifying bzw. im Rennen erreicht haben.
Weltmeister wird derjenige Fahrer bzw. Konstrukteur, der bis zum Saisonende die meisten Punkte in der Weltmeisterschaft angesammelt hat. Bei der Punkteverteilung werden die Platzierungen im Gesamtergebnis des jeweiligen Rennens aller Rennen berücksichtigt. Die sechs erstplatzierten Fahrer jedes Rennens erhalten Punkte nach folgendem Schema: