Vermutlich stammt der Weinbau direkt aus der Römerzeit. Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Ortes bezieht sich auf den Besitz des Klosters Weißenburg zwischen den Jahren 850 und 900 am Ort Ossingen.
1585 gelangte das damalige Ober- und Niederessingen unter die Herrschaft der römisch-katholischen Herren, später: Freiherren von Dalberg. Der Ort war nach der Reformation bikonfessionell, römisch-katholisch und lutherisch. Unter Gottlob Amand von Dalberg kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Religionsparteien, die sich mit unterschiedlichen, sich ebenfalls bekämpfenden Vertretern der Familie Dalberg verbündeten. Anlass war unter anderem der Bau einer Simultankirche.[3]
Essingen gehörte zu einer Gruppe von 32 Orten in der Südpfalz, die im März 1793 ein Gesuch um eine Angliederung an die Französische Republik einreichten.[4] Der Ort wurde im März 1793 per Dekret dem französischen Staat angegliedert.
Essingen weist eine rege jüdische Vergangenheit auf. Im 19. Jahrhundert waren 20 % der Bevölkerung jüdisch. Im Laufe des Jahrhunderts wanderten jedoch viele Dorfbewohner aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Lage ab, das 1821 fertiggestellte Synagogengebäude wurde 1937 aufgegeben und an einen Essinger Landwirt verkauft. Der Baukörper ist als Synagoge noch erkennbar. Der jüdische Friedhof, auf dem auch die umliegenden Gemeinden ihre Toten beerdigten, ist der flächenmäßig der größte jüdische Friedhof der Pfalz mit 1700 Grabsteinen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert (s. u. Parks, Friedhöfe).
Konfessionsstatistik
Ende 2013 waren 45,5 % der Einwohner evangelisch und 33,8 % katholisch. Die übrige 20,7 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[5] Die Anteile der Katholiken und der Protestanten sind seitdem gesunken. Ende Mai 2023 hatten 35,6 % der Einwohner die evangelische Konfession und 27,8 % die katholische. 36,6 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[6]
Martin Hammer (CDU) wurde am 10. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Essingen.[9] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 65,2 % gegen einen weiteren Bewerber durchgesetzt.[10]
Hammers Vorgängerin Susanne Volz (FWG) hatte das Amt am 8. Juli 2014 übernommen,[11] nachdem sie im Mai 2014 gewählt worden war.[12] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 51,34 % für weitere fünf Jahre in ihrem Amt bestätigt.[13] Ihre Vorgänger waren Hartmut Doppler (CDU), der das Amt 28 Jahre ausgeübt hatte, und Gottfried Frech.[14]
Über Jahrzehnte durch den Arbeiterbildungsverein (ABV) mit einem inzwischen selbstständigen Mandolinenorchester.
Außerdem ein Männergesangverein, der MGV 1865 und seit 1998 der Chor Crescendo der Protestantischen Kirchengemeinde Essingen-Dammheim-Bornheim.
Bauwerke
Die Wendelinus-Kapelle wurde um 1280 gebaut. Sie besitzt Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert (einen Marienzyklus). Auch Sakramentshäuschen und die Beschläge der Sakristeitür stammen aus dem Mittelalter. 2017 wurde bekannt, dass in der Kapelle eine Hitler-Glocke von 1936 hängt. Es ist nach Herxheim am Berg der zweite Fund einer Hitler-Glocke in Rheinland-Pfalz innerhalb kurzer Zeit.[16][17]
Das Rathaus wurde 1590 im Renaissancestil errichtet. Die rundbogigen Öffnungen im Erdgeschoss bilden eine Art Vorhalle und mit dem seitlichen Treppenturm sind dies typische Merkmale des pfälzischen Rathauses.
Die evangelische Kirche (ehem. Simultankirche St. Sebastian) wurde 1788 unter Einbeziehung von Teilen einer älteren Kirche von 1561 erbaut. Der Turm wurde erst 1862 angebaut. An den Außenwänden der Kirche Grab- und Wappensteine des 16. Jahrhunderts.
Die katholische Kirche St. Sebastian wurde 1929 in der Spanierstraße erbaut. Wenig später wurde ihr Turm im Zweiten Weltkrieg durch Bombeneinschlag beschädigt.
An der Gartenstraße liegen zwei alte jüdische Friedhöfe. Der ältere, an der talwärtigen Seite in altem Baumbestand aus Kastanien, wurde 1618 angelegt. Dieser Friedhof wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein mehrfach erweitert und teilweise aufgeschüttet, um weitere Gräber anlegen zu können. Er diente 30 umliegenden jüdischen Gemeinden als Verbandsfriedhof. Durch eine Mauer ist er mit seinen 85,87 ar fast vollständig umfriedet. Viele der hunderte Rote-Sandgrabsteine stehen. 1869 wurde auf der bergwärts liegenden Seite der Straße dann ein neues Gräberfeld mit 24,28 ar angelegt, das vereinzelt bis in die Gegenwart für Bestattungen genutzt wird. Allerdings gibt es keine örtliche jüdische Gemeinde mehr.[18]
Freizeiteinrichtungen
Die 1987 eröffnete Dalberghalle fungiert als kommunaler Teenie- und Jugendtreff.
Sport
Vor Ort existiert der BC Essingen; das Vereinsmitglied Micha Abdul nahm an den Deutschen Pétanque-Meisterschaften 2008 teil. Weitere Sportvereine sind der TVE „Turnverein Essingen“, der Radfahrverein „Viktoria 1923 e. V.“ und der Fußballverein VFL Essingen. In Essingen gibt es eine Sportanlage mit Rasen- und Tennenplatz, eine Skateranlage, den Bouleplatz Dreihof und den Golfplatz „Am Dreihof“, der eine Meisterschaftsanlage mit 27 Loch umfasst.
Andere Vereine
Landfrauenverein, Arbeiterbildungsverein, Förderverein „Kerwe im Schulhof“, Dance for Kids
Regelmäßige Veranstaltungen
Die Dorfkerwe wird jährlich am vierten Wochenende im August veranstaltet. An Sonntag Laetare findet jährlich der Laatareumzug statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Historisch handelt es sich um landwirtschaftlich geprägte Gemeinde, früher Mischanbau von Feldfrüchten, Weinbau und etwas Viehwirtschaft, nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch den Anbau von Zuckerrüben und Weinbau geprägt. Viehwirtschaft und Feldfruchtanbau ging in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr zurück. Jahrzehntelang betrieben viele Familien den Weinbau im Nebenerwerb. Seit den 1980er Jahren fand zunehmend eine Konzentration auf wenige Haupterwerbwinzer statt, meist einhergehend mit Flurbereinigung. Die Gemeinde ist solcher Teil des Weinanbaugebiets Pfalz. Vor Ort befinden sich die Einzellagen Osterberg[19], Roßberg[20] und Sonnenberg[21].
In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich Essingen von einem Landwirtschafts- und Weinbauerndorf hin zu einer nach Landau und Neustadt an der Weinstraße ausgerichteten Wohngemeinde verändert. Viele Arbeiter und Pendler haben ihre Arbeitsstätte in der Stadt Landau, im Raum südliche Weinstraße und im Rhein-Neckar-Raum (Ludwigshafen/Mannheim).
Verkehr
Einen Kilometer westlich des Ortes liegt der 1855 eröffnete Bahnhof Knöringen-Essingen an der Bahnstrecke Neustadt–Wissembourg, die den äußersten Nordwesten der Essinger Gemarkung streift. Den südlichen Rand des Gemeindegebietes mit dem Weiler Dreihof durchquert die 1872 eröffnete und bis 1996 stillgelegte Bahnstrecke Germersheim–Landau, die seit 2006 als Draisinenstrecke dient. Genau wie bei der Strecke von Neustadt nach Wissembourg hatte die Gemeinde veranlasst, dass die Strecke weitab des Ortszentrums verläuft. Der dortige Bahnhof Dreihof war als gemeinsame Station für Bornheim, Essingen und Offenbach an der Queich vorgesehen. Da er umfangreichen Güterverkehr aufwies, erhielt er ein Empfangsgebäude mit angebauter Güterabfertigung. Das Bauwerk selbst wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Mangels Rentabilität wurde die Betriebsstelle, die zwischenzeitlich zum Haltepunkt zurückgestuft worden war, bereits einige Jahre vor der Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1984 aufgegeben. An ihrer Stelle befindet sich inzwischen gleichnamige Draisinenstation. Die Gemeinde ist über die Buslinie 539 an das Nahverkehrsnetz angeschlossen. Essingen liegt im Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Für Fahrten Richtung Karlsruhe gilt jedoch ebenso der Tarif des Karlsruher Verkehrsverbundes.
Südlich des Ortskernes verläuft die Bundesstraße 272 Landau–Speyer. Über sie erreicht man die Anschlussstelle Landau-Nord an der A 65. Durch den Ort selbst verlaufen die Landesstraßen 513 und 542.
Die Vorfahren von Anna Essinger stammen aus der Gemeinde.
Dagobert Sigmund von Wurmser (1724–1797), österreichischer Feldmarschall kämpfte am 27. Juli 1793 erfolgreich bei Essingen.
Literatur
Bernhard Kukatzki, Mario Jacoby: Der alte jüdische Friedhof in Essingen. Schifferstadt/Pfalz 1993. 44 S.
Tobias Benner: Spuren jüdischer Geschichte in Essingen. In: SACHOR – Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. 1997 (2/14), S. 71 ff.
↑William D. Godsey: Reichsritter zwischen altem Reich und neuer staatlicher Ordnung. Die Dalberg zwischen 1750 und 1850. In: Kurt Andermann (Hrsg.): Ritteradel im Alten Reich. Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd. 31. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-88443-054-5, S. 247–288 (264f).
↑Karl Moersch: Geschichte der Pfalz. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau/Pfalz 1987, S. 453.