Die Stadt wird von der Saale durchflossen, die sich an der Kösener Pforte ihr Bett tief in den Muschelkalk gegraben hat. Die Stadt teilt sich so um die Saalebrücke in ein Altkösen rechts der Saale und jüngeres Neukösen links der Saale.
Das Flurstück Kösen erscheint schriftlich erstmals 1040 als „Kusenti“. Es liegt dem Wort wohl eine alte Bezeichnung für einen Flussabschnitt der Saale zugrunde (ungefähr *Kusantia ‚die Wallende‘).[4] Die ersten Siedler kamen im Hochmittelalter in die Gegend, um für das Kloster Pforta ein Vorwerk zu betreiben, welches in Urkunden als „Cusne“ bezeichnet wird.[5] Mit dem Bau der Steinbrücke über die Saale nahm auch die Via Regia den kürzeren Verlauf über Kösen. Nach der Säkularisation des Klosters Pforta im Jahr 1540 gehörte Kösen von 1543 bis 1815 zum kursächsischenAmt Pforta.[6] Bis zum 18. Jahrhundert war der Ort für die Flößerei auf der Saale von gewisser Bedeutung.[7] Die ab 1730 begonnene Salzgewinnung wurde um 1857 unrentabel, als in Staßfurt Salz günstiger gewonnen werden konnte. So blieb Kösen nur die Entwicklung in touristische Richtung. Die Schlacht bei Jena und Auerstedt fand 1806 teilweise in den an Thüringen angrenzenden Gemarkungen im Kösener Ortsteil Hassenhausen statt.
1868 wurde Kösen zur Stadt im Sinne der Städteordnung vom 30. Mai 1853 erhoben und am 1. Juli des folgenden Jahres der bisherige Kreissekretär in Naumburg, Heinrich Anton Mascher, als erster Bürgermeister in sein Amt eingeführt.[9]
Die Bahn-Reise-Publikation Beiderseits vom Schienenweg beschreibt 1929 die Durchfahrt durch den Ort im Zug von Berlin nach Frankfurt/Main bei Kilometer 215 so:
„Unten an der Saale ein rauschendes Wehr, darüber links ein Gradierwerk und am Bergeshang (rechts) hübsche Landhäuser. Wir sind in Bad Kösen (4200 Einw.) Dank seiner anmutigen Lage und seinen Solquellen ein beliebter Kur- und Aufenthaltshort. Im Juli tagt hier der Kösener S.C. (Senioren Konvent), der 1855 gegründete Verband der Korps an den deutschen Universitäten.“
Ab 1932 gehörte Kösen zum Landkreis Weißenfels im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen. 1935 wurde Kösen Badeort und durfte das Prädikat Bad Kösen führen.[10] Nach der Auflösung der Provinz Sachsen und des Regierungsbezirks Merseburg am 1. Juli 1944 gehörte der Landkreis Weißenfels zur Provinz Halle-Merseburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Landkreis Weißenfels erneut zum wieder hergestellten Regierungsbezirk Merseburg in der wieder hergestellten Provinz Sachsen, ab 1947 Land Sachsen-Anhalt.
In der DDR führte Bad Kösen nacheinander die offiziellen Beinamen Volkssolbad und Bad der Werktätigen. Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Saaleck eingegliedert. Nach der Auflösung der Länder der DDR 1952 gehörte der Kreis Weißenfels zum Bezirk Halle.
Bad Kösen war bis zum 31. Dezember 2007 Trägergemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Bad Kösen, der weitere fünf Gemeinden angehörten. Ab der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft am 1. Januar 2008 galt Bad Kösen als Einheitsgemeinde (siehe auch unten).
Eingemeindung nach Naumburg (Saale)
Am 22. April 2007 fanden ein Bürgerentscheid und Bürgerbegehren statt, bei dem die Eingemeindung in die Stadt Naumburg abgelehnt wurde und sich eine Mehrheit der Wähler für den Fortbestand der Verwaltungsgemeinschaft als Einheitsgemeinde aussprach.
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg vom 11. Dezember 2007, die im Dezember 2006 vom Land Sachsen-Anhalt verfügte Zuordnung zu der Verwaltungsgemeinschaft des Wethautals für die Landgemeinden der Kurstadt zuzulassen, nicht aber für Bad Kösen selbst, hat alle Beteiligten überrascht. Dies hatte die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Bad Kösen mit Ablauf des 31. Dezember 2007 zur Folge. Ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes war notwendig geworden, nachdem die Verwaltungsgemeinschaft Wethautal gegen die Zuordnung geklagt hatte.
Am 1. Januar 2010 wurden die bis dahin selbstständige Stadt Bad Kösen zusammen mit den Gemeinden Crölpa-Löbschütz, Janisroda und Prießnitz in die Stadt Naumburg (Saale) eingemeindet.[11] Die Verwaltungsgemeinschaft Wethautal wurde aufgelöst.
Seit 1991 ist Nidda in Hessen Partnerstadt von Bad Kösen. Zu Ehren der Partnerschaft wurde im Kösener Neubaugebiet eine Straße nach der Partnerstadt benannt.
Wappen
Bis zur Eingemeindung nach Naumburg 2010 hatte Bad Kösen ein eigenes Wappen.
Blasonierung: „In Blau eine leicht gewölbte dreibogige Brücke aus schwarzgefugten silbernen Steinblöcken, der mittlere Bogen höher und weiter, die Bögen gefasst mit Schlussstein, auf grünem Wellenschildfuß, darin 9 angedeutete Wellen, auf der Brückenmitte ein gestürzter, konischer, grüner Weidenkorb, daraus ein silberner Salzkegel ragend.“
Wappenbegründung: Die Brücke ist die Saalebrücke in Bad Kösen, der grüne Wellenschildfuß mit Wellen symbolisiert die Saale als Zeichen der Zugehörigkeit zum „Grünen Herzen Deutschlands“, der Salzkorb weist auf die jahrhundertelange Salzgewinnung hin.
Doppelkunstgestänge der ehemaligen Saline von der Radinsel bis zum Borlachschacht, benannt nach Johann Gottfried Borlach, der 1730 die Erschließung der Salzgewinnung in Kösen einleitete
Das Romanische Haus enthält heute das Heimatmuseum und ist ein Rest des mittelalterlichen Vorwerks Cusne, das damals zu Schulpforta gehörte. Es ist einer der ältesten Profanbauten Mitteldeutschlands.
Bad Kösen besitzt drei Parks, darunter einen im Stadtzentrum mit historischen Wandelhallen, einem modernen Thermalbad, einem Tierpark und zwei Teichen. Bis 2005 war der Park noch dicht bewaldet, dann wurden bei einer Windhose Mitte des Jahres etwa 30 % des Baumbestandes stark beschädigt. Ein zweiter, größerer, künstlich angelegter Kurpark, genannt „Seekurpark“, befindet sich am Rande der Stadt auf den Hügel zwischen B 87 und Rehakliniken. Dieser Kurpark wird heute für Rehapatienten genutzt, ist aber öffentlich zugänglich. Der dritte Park befindet sich rund ums Gradierwerk und wird während der Kursaison oft für Veranstaltungen genutzt.
Vom Stadtzentrum aus verkehren zwischen April und Oktober mehrmals täglich die Fahrgastschiffe Bad Kösen und Rudelsburg zur Anlegestelle am Fuße der Rudelsburg.
Bad Kösen hat mehrere regional erfolgreiche Sportvereine, darunter einen Fußballverein, den Blau-Weiß Bad Kösen e. V., und einen Tennisverein. Beide besitzen eigene Sportplätze. Ebenso sind Kanutouren auf der Saale möglich. Hinzu kommen noch ein Kegel- und ein Karnevalsverein.
Regelmäßige Veranstaltungen
Ende April: Eröffnung der Kursaison
Anfang Juni: Brunnenfest (Fest zu Ehren Borlachs und der Solegewinnung)
Die Kösener Saale-UnstrutWeine gehören weinrechtlich zum Bereich Schloss Neuenburg, Grosslage Naumburger Göttersitz.
Die Weine vom Pfortenser Köppelberg sind anerkannte Spezialitäten. Der Pfortenser Köppelberg wurde als Weinberg 1147 erstmals erwähnt und ist die älteste Anbaulage dieses Weinbaugebiets.
Andere Kösener Einzellagen sind Saalhäuser, Bad Kösener Schöne Aussicht und Klosterhäseler Hasseltal.
Denkmal
Vergessen sind die Friedenssteine oberhalb vom Ilskeweg.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Bad Kösen beherbergt als Kurort mehrere Rehakliniken. Das Saale-Reha-Klinikum I und II sowie das Kinder-Reha-Klinikum werden von der Unternehmensgruppe Lielje aus Löhne betrieben. Die Burgenlandklinik wird von der medinet AG betrieben.
Käthe Kruse zog 1912 nach Bad Kösen und errichtete dort ihre Puppenmanufaktur. In der DDR entstand daraus die Kösener Spielzeug Manufaktur. In der Fabrik, die heute hauptsächlich Plüschtiere herstellt, werden neben realistischen Tierplüschtieren auch bekannte Lizenzprodukte hergestellt.
1952 gründeten zwei von Käthe Kruses Söhnen, darunter der Kinderbuchautor Max Kruse, Werkstätten in Bad Pyrmont und Donauwörth in der Bundesrepublik Deutschland. Sie selber zog sich erst 1954 aus dem inzwischen volkseigenen Betrieb zurück und ging in den Westen.
In Bad Kösen bestand von 1893 bis 1896 die Orgelbaufirma Heerwagen.
Bildung
Bad Kösen besitzt derzeit 2 Schulen, die Bergschule (Grundschule) und die Borlachschule (Realschule). Bis 2004 hatte die Medizinische Bildungsanstalt eine Berufsschule in der Stadt, ist dann jedoch mit dieser nach Weißenfels umgezogen. Gymnasialschüler aus Bad Kösen besuchen das Domgymnasium Naumburg.
Die Landesschule Pforta, welche sich im ehemaligen Kloster Schulpforte befindet, gehört ebenfalls zu Bad Kösen. Sie ist ein Internatsgymnasium mit naturwissenschaftlich, sprachlicher oder musikalischer Ausrichtung.
Verkehr
Bad Kösen liegt an der Bahnstrecke Halle–Bebra kurz vor dem Abzweig der Saalbahn nach Saalfeld über Jena. Mit Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecken Leipzig/Halle–Erfurt und Erfurt–Nürnberg wurde bis 2017 der Fernverkehr abgezogen, der Bad Kösen ohne Halt passierte. Dadurch wurde eine Ausweitung des Regionalverkehrs möglich, sodass sich ein ungefährer Stundentakt zu den Städten Halle, Leipzig, Erfurt, und Saalfeld ergibt. Es verkehrt stündlich die RB 20 von Leipzig über Erfurt nach Eisenach und stündlich die RB 25 von Halle/Saale über Jena nach Saalfeld/Saale. Betrieben werden diese von Abellio Rail Mitteldeutschland. Bad Kösen liegt im Mitteldeutschen Verkehrsverbund.
Vom historischen Empfangsgebäude des Bahnhofs Bad Kösen ist die Mittelhalle erhalten, die 2016–2018 saniert und um einen modernen Anbau ergänzt wurde. Seitdem stehen wieder eine Wartehalle, ein öffentliches WC und eine Touristeninformation zur Verfügung. Im unmittelbaren Umfeld befinden sich außerdem Bushaltestellen und Parkplätze.[15] Seit Sommer 2021 ist auch der Zugang zum Bahnsteig 2 durch den Einbau eines Aufzugs barrierefrei möglich.[16]
Die Bundesstraße 87 durchzieht Bad Kösen, sie führt direkt durch die Altstadt. Seit mehreren Jahren laufen Planungen für die Ortsumgehungen Bad Kösen und Naumburg (Saale) im Zuge der B 87. Für die Ortsumgehung Bad Kösen besteht Baurecht, für die damit zusammenhängende Ortsumgehung Naumburg sollte das Planfeststellungsverfahren bis 2013 abgeschlossen sein. Ein Baubeginn war nicht vor 2015 erwartet wurden.[17] Mit den beiden Ortsumgehungen wird die B 87 zwischen Taugwitz und Wethau neu trassiert. Das Saaletal wird zwischen Großheringen und Saaleck durch eine etwa 1200 m lange neue Brücke auf bis zu 60 Meter hohen Brückenpfeilern überspannt werden. Dies wurde aber von Kritikern abgelehnt, die darin eine Gefährdung des Antrags auf den Weltkulturerbestatus der Unesco für die Region Saale-Unstrut sehen. Im Zuge der Planung wurde die Frage nicht geprüft, inwieweit sich Auswirkungen für das geplante Flächendenkmal des Weltkulturerbes Naumburg und Saaletal ergeben. Eine Abstimmung mit ICOMOS und der UNESCO fand nicht statt.[18] Aktuell wird die Umgehungsstraße B 87n[19] gebaut mit der Fertigstellung wird 2025 gerechnet.
Eine Sonderform spurgeführter Verkehrsmittel erschließt in Bahnhofsnähe die südöstlichen Straßenzüge (Gradierwerk, Kurklinik): eine nicht freifahrende Personenfähre an einem Spur- oder auch Tragseil, die mit einem Verholstab (oder Hebelstab) per Muskelkraft bewegt wird.
Zwei Fahrgastschiffe pendeln von April bis Oktober vier- bis fünfmal täglich auf der Saale von der Anlegestelle gegenüber dem Gradierwerk und der Rudelsburg.[20]
Bad Kösen zog Musiker, Schriftsteller, Künstler und Geistesgrößen an. Die Maler Adolph Menzel und Max Liebermann suchten und fanden hier ihre Thüringer Motive, die Buchenhallen der beiden sind wohl die bekanntesten. Edvard Munch kurte von März 1906 bis Januar 1907 in Kösen wegen seines Nervenleidens. Neben Thüringer Landschaften, Selbstporträts und Bühnenbildentwürfen entstanden vor allem die Vorarbeiten zum „Reinhardt-Fries“, einem Auftrag von Max Reinhardt für die neuen Kammerspiele in der Schumannstraße 13a in Berlin.[21] An Munchs Zeit in Kösen erinnern auch das Porträt Friedrich Nietzsche (1906, Munch – museet, Oslo), das den Philosophen auf die Rudelsburg stellt, und sein Gemälde des Kurparks von Bad Kösen.
Etwa seit 1813 trafen sich Studenten der Corps, zunächst nur solche der umgebenden mitteldeutschen Universitäten, jährlich zu Pfingsten auf der Rudelsburg. Nach der Wiedervereinigung wurde diese Tradition 1994 wieder aufgenommen. Kösen wurde zum Namensgeber des 1848 gegründeten Dachverbandes Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), in dem sich die Corps vornehmlich traditioneller (nicht-technischer) Universitäten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zusammenschlossen.
Literatur
Kösen. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 20–24.
August Constantin Ende: Kösen. Dorf, Saline, Bad (= Thüringen und der Harz, Bd. 8). Verlag von Friedrich August Eupel, Sondershausen 1845.
A. Reinstein, C. Sander: Kösen. Cursch, Naumburg 1848 (Digitalisat)
Hugo Hagendorff: Das Soolbad Kösen nebst den Saalufern und den nächsten Städten: Ein Wegweiser für Badereisende, Berlin 1859 (Digitalisat)
Leo Woerl (Hrsg.): Illustrierter Führer durch Bad-Kösen, 5. Aufl., Woerls Reiseführer Verlag, Leipzig 1914.
Friedrich Hoppe: Bad Kösen, Heimatliche Geschichtsbilder, Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Bad Kösen, 1930.
Lutz Toepfer: Erinnerungen an Kösen zur Zeit der Gründung des KSCV. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 43 (1998), S. 9–24.
Thomas Budde: Cusne, Cosene, Cößen, Bad Kösen – vom Klostergut zum Heilbad. Kulturbetriebsgesellschaft Bad Kösen (Hrsg.). Bad Kösen 2008.
↑Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S.330.
↑Gottfried August Benedict Wolff: Chronik des Klosters Pforta nach urkundlichen Nachrichten. Bd. 1: Von der Gründung bis 1223. F.C.W. Vogel, Leipzig 1843, S. 74.
↑Thomas Budde: Vom Salzwerk zum Soleheilbad. Ein historischer Abriss. In: Johannes Mager (Hrsg.): Auf salzigen Spuren – Kulturgeschichtliche Streifzüge. Eine Personen-, Salinentechnik- und Kulturgeschichte. Thomas Verlag. Leipzig 2010, S. 105.
↑Thomas Budde: Vom Salzwerk zum Soleheilbad. Ein historischer Abriss. In: Johannes Mager (Hrsg.): Auf salzigen Spuren – Kulturgeschichtliche Streifzüge. Eine Personen-, Salinentechnik- und Kulturgeschichte. Thomas Verlag. Leipzig 2010, S. 115.
↑Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 31, Teil 11, Die Zeit von der Potsdamer Konferenz bis zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1949.St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S. 73. (1818, 1880, 1933 und 1970)
↑Bahnhofsgebäude Bad Kösen. In: Bahnhofsprogramm Sachsen-Anhalt. Bahnstadt Planungsgesellschaft für Bahnhofsentwicklung mbH, Berlin, abgerufen am 3. Mai 2024.