Bereits in den 1960er Jahren behandelte Baehr in seiner Malerei Themen mit politischen bzw. zeithistorischen Bezügen. Es entstanden sogenannte „Historienbilder“, die mit Mitteln der amerikanischen Pop Art Ereignisse und Personen aus der jüngeren Vergangenheit ironisch-kritisch darstellen.[1] Im Anschluss entstanden bemalte Skulpturen, die „Deutschen Torsi“, die die Körpersprache von Machthabern wie Adolf Hitler oder Josef Stalin, aber auch von Filmhelden wie Gary Cooper oder John Wayne, im Ausschnitt und vergrößert zur Schau stellten.[2] Als Zeitzeuge beobachtet und bearbeitet Baehr in seinem Atelier am Checkpoint Charlie die rapiden Veränderungen der Stadt, besonders nach dem Fall der Mauer, in großformatigen Aquarellen und Ölbildern wie „Good -Bye Charlie“, 1991, Galerie Poll, Berlin; oder „KranZeit“, 1998, Stadtmuseum Ludwigshafen.
„Zu Beginn des neuen Jahrtausends hat Baehr noch einmal einen großen Zyklus begonnen, der Malerei und Geschichte gleichermaßen zum Gegenstand hat“.[3] Die Serie „Das 20. Jahrhundert“ zeigt großformatige Leinwände, die anhand von Schiffskatastrophen das Scheitern der Ideologien und Machtsysteme der vergangenen Epoche zum Thema hat. Auch in den scheinbar idyllischen Gemälden der märkischen Landschaft wie „Krieg im Unterholz“ von 2015, je 120 × 150 cm, scheint der zeithistorische Hintergrund auf, etwa in den inzwischen überwucherten Relikten der sowjetischen Armeestützpunkte in der ehemaligen DDR.
Ulrich Baehr. Bilder und Aquarelle 1980-1986. Mit einem Text von Bernhard Schulz. Katalog zur Ausstellung in der Galerie Apex Göttingen und im Städtischen Museum Göttingen vom 15. Juni bis 20. Juli 1986, Göttingen 1986.
Ulrich Baehr 1964–1988. Mit Texten von Eckhart Gillen, Eberhard Roters, Wieland Schmied, Bernd Weyergraf. Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Berlin vom 17. Oktober bis 16. November 1988, Berlin 1988.
Ulrich Baehr. Lenins Schlaf / KranZeit. Mit einem Text von Eckhart Gillen. Katalog zur Ausstellung vom 20. Feber bis 5. April 1995 in der Galerie Poll. POLLeditionen, Band 43, Berlin 1995.
Ulrich Baehr. Das 20. Jahrhundert. Mit einem Text von Eckhart Gillen. Stiftung St. Matthäus, Berlin 2005.
Ulrich Baehr. Landschaft – unterwegs in Licht und Schatten. Mit einem Text von Sibylle Badstübner-Gröger. Katalog zur Ausstellung im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU, Osnabrück 2010.
Literatur (Auswahl)
Heinz Ohff, in: Pop und die Folgen, Düsseldorf 1969.
Hans Dieter Zimmermann, in: Welt aus Sprache, Berlin 1972.