Die Baureihe E36 ist die dritte 3er-Reihe des Automobilherstellers BMW. Sie wurde im August 1990 als Nachfolger der Baureihe E30 vorgestellt und als Limousine bis Februar 1998 gebaut. Mit der Technik des E36 wurden auch die BMW-Modelle Compact und Z3 gebaut. Ab Februar 1998 wurde der E36 dann kontinuierlich durch das Nachfolgemodell E46 abgelöst. Im September 2000 wurde der Compact eingestellt, der Z3 folgte im Dezember 2002. Insgesamt wurden 2.745.773 BMW E36 gebaut, ausgenommen Z3.[2]
Die Vielfalt der E30-Varianten wurde größtenteils beim E36 fortgesetzt, es gab für diese Reihe jedoch keinen Allradantrieb mehr. Dieser wurde erst wieder beim E46 angeboten. Ebenfalls verfügbar war eine sportliche Variante mit dem leistungsstärksten Sechszylindermotor (BMW M3). Der Designer des BMW E36 war Pinky Lai.
Nachfolgend werden Limousine, Coupé, Touring, Cabrio und Compact der Baureihe E36 beschrieben. Für Roadster und Coupé auf Basis des Roadsters siehe BMW Z3.
Die Entwicklung des E36 begann im Jahre 1981. Das neuartige Exterieurdesign wurde maßgeblich durch Aerodynamikparameter beeinflusst, insbesondere von der gesamten Keilform, den flächigen Scheinwerferabdeckungen und kleineren Außenspiegeln. Die leitenden Designer waren Pinky Lai und Boyke Boyer.
Vorstellung
Im August 1990 wurde die neue Generation des BMW 3er vorgestellt. BMW entwickelte seine traditionelle Formensprache deutlich weiter: So saßen die Doppelrundscheinwerfer nunmehr unter einer gemeinsamen Glasabdeckung. Die Form der Karosserie war stark durch aerodynamische Parameter geprägt. Die Hinterachse war eine Zentrallenkerachse. Der Radträger war über einen Ausleger direkt an der Bodengruppe drehbar gelagert und mit zwei Querlenkern seitlich geführt. Sie war für den BMW-Z1-Roadster entwickelt worden und auch dort eingebaut.[3][4]
In dieser Baureihe wurde die zweitürige Limousine (beim Vorgängermodell noch in den Abmessungen gleich mit dem Viertürer) im März 1992 von einem flacheren und breiteren Coupé ersetzt. Dabei wurde die Karosserie in fast allen Details stark modifiziert, obwohl das bei flüchtiger Betrachtung nicht unbedingt auffällt. Im April 1993 erschien das aus dem Coupé ausgeleitete Cabrio. Die Kombiversion Touring kam erst im Januar 1995 auf den Markt.
Im April 1994 ergänzte die dreitürige Version Compact mit rund 20 Zentimeter kürzerem Heck die Palette. Anfangs noch mit Heckantenne ausgerüstet, gab es ihn ab 1995 dann mit Heckscheibenantenne.
Für den Compact verwendete BMW einige Konstruktionen des E30 weiter, so zum Beispiel die Hinterachsbauweise (Schräglenkerachse).[5] Das bedeutet nicht, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, dass es sich um die gleiche Achse wie beim E30 handelt, da diverse Lagermaße an Achskörper und Schräglenkern unterschiedlich sind. Das Armaturenbrett war eine Neuentwicklung, wenngleich die walzenförmigen Lüftungsgitter und diverse Schalter noch an den E30 erinnerten. Der 316i Compact wurde zwischen Mai 1999 und September 2000 mit einem 1,9-l-Motor ausgeliefert. Dieser 77-kW-Motor ist mit 165 Nm Drehmoment, das bei 2500/min anliegt, insgesamt etwas „elastischer“ zu fahren als der 1,6-l-Motor bis Mai 1999 mit 150 Nm bei 3900/min. Außerhalb Deutschlands gab es auch andere Motor- und Karosseriekombinationen, zum Beispiel hat die US-Version des 318i Cabrio ab 1996 den M44-Motor mit 103 kW.
Design
Der E36 hat eine schräg ansteigende Front, sie steht nicht mehr wie bei älteren BMW-Typen nach vorn über. Damit wurde ein großer Fortschritt auf dem Gebiet des Fußgängerschutzes erzielt. Bei Unfällen mit Fußgängern konnten diese nun eher über die Motorhaube „abrollen“ und wurden nicht mehr – wie früher häufig – von der vorstehenden Frontpartie schwer verletzt. Die Doppel-Frontscheinwerfer waren nun hinter einer Glasabdeckung und das Heck wurde höher gezogen. Die Instrumententafel war rundlicher und zierlicher gestaltet als beim Vormodell E30. Ein Designelement, das sich im Vergleich der BMW-Limousinen nur beim E36 findet, sind die kräftigen, bis ins Dach gezogenen Türrahmen, ein Gestaltungsprinzip, das auch beim etwa gleichzeitig eingeführten Golf III angewendet wurde.
Neu beim E36 war der Umstand, dass die zweitürige Version eine zumindest formal eigenständige Karosserie erhielt und fortan als Coupé bezeichnet wurde. Bei gleich bleibender Sitzposition wurde die Frontpartie verlängert, indem die Windschutzscheibe nach hinten versetzt und zum Ausgleich die Armaturentafel verkürzt wurde. Die Türen sind nicht nur – wie bei Zweitürern üblich – länger, sondern haben auch keine Fensterrahmen. Ferner sind das Dach und die Heckpartie samt Heckleuchten beim Coupé flacher gehalten und tragen. Gleichzeitig führt es zu einem geringfügig niedrigeren Luftwiderstand und höheren Endgeschwindigkeit.[6]
Passive Sicherheit
In einem Crashtest der auto motor und sport von 1991 schnitt der E36 den damaligen Bewertungsmaßstäben nach „gut“ ab. Das Fahrzeug wurde mit 50 Prozent Überdeckung und 55 km/h gegen einen nicht verformbaren, 100 Tonnen schweren Betonblock gefahren. Das Verletzungsrisiko wurde als niedrig und die Deformation der Karosserie als erheblich eingestuft. Bei dem getesteten Fahrzeug handelte es sich um einen 325i ohne Airbags.[7] Auch das Abschneiden bei einem durch BMW durchgeführten Crashtest wurde seinerzeit als „gut“ bezeichnet. Dabei ließ BMW den E36 Compact mit 60 km/h auf einen 100 Tonnen schweren Betonblock prallen.
Den Kriterien des heute als Referenz gültigen Euro-NCAP-Crashtests nach wurde das Fahrzeug 1997 erneut untersucht, wobei der E36 schlecht abschnitt. Die getestete 3er-Limousine erhielt bei der Bewertung der Insassensicherheit von Erwachsenen zwei von fünf Sternen, von denen einer wegen eines besonders hohen Verletzungsrisikos auf dem Fahrerplatz wieder aberkannt wurde.[1] Andere PKW, die konstruktiv aus der Zeit des E36 stammen, haben jedoch ähnlich große Sicherheitsmängel. Viele der damaligen Fahrzeugtypen wurden durch den Euro-NCAP-Crashtest nicht mehr bewertet, da sie nach 1996/97 nicht mehr produziert wurden, während die Produktion der E36 noch bis 2000 fortgesetzt wurde. Wie bei vielen PKW anderer Hersteller auch, wurde die Crashsicherheit in den darauffolgenden Modellgenerationen deutlich verbessert – der BMW E46 erhielt vier von fünf Sternen, der E90 fünf Sterne.
Karosserievarianten
Limousine und Touring (1990 bis 1996)
BMW 3er in US-Version (1992–1999)
BMW 3er Touring (1995–1996)
BMW 3er Touring (1995–1996)
BMW 3er Interieur (1995–1996)
Coupé, Cabrio und Compact (1990 bis 1998)
BMW 3er Coupé (1992–1998)
BMW 3er Coupé (1992–1998)
Flache Rückleuchte beim Coupé
BMW 3er Cabrio (1993–1996)
BMW 3er Cabrio (1993–1996)
BMW 3er Cabrio (1993–1996)
BMW 316i Compact (1994–1997)
BMW 3er Compact (1994–2000)
Modellpflege
Die Baureihe E36 war eine der wenigen 3er-Generationen, die ohne größere optische Modellpflegemaßnahmen auskam. Technisch wurden jedoch mit jedem Modelljahr (jeweils ab September nach den Werksferien, bezeichnet nach dem folgenden Kalenderjahr) zahlreiche Änderungen durchgeführt.
Im September 1993 erhielt der E36 eine erste leichte Modellpflege. Die Scheinwerfer und Außenspiegel wurden mit Noppen an der Oberseite versehen, zwecks Reduzierung von Luftverwirbelungen und daraus resultierenden Geräuschen, die Frontstoßstange wurde durch eine moderner wirkende Variante ersetzt. Zudem erhielt der E36 ab Modelljahr 1993 serienmäßige Seitenblinker im Kotflügel.
Augenscheinlichstes Merkmal der Modellpflegemaßnahmen beim E36 waren ab Frühjahr 1996 kleine Änderungen der Scheinwerfer (Lichttechnik) und der Blinker im Kotflügel, sowie der BMW-Niere und der Stoßfänger an Front und Heck.
Während die ersten Modelle noch H1-Linsenscheinwerfer sowie hellgraue Kunststoffstoßfänger mit großen Kühlluftöffnungen hatten, flossen mit der Modellpflege H7-Scheinwerfer in Freiformtechnik, aerodynamisch optimierte Außenspiegel und Scheinwerferabdeckungen (jeweils mit kleinen Noppen gegen Windgeräusche) sowie Seitenblinker in den Kotflügeln in die Serie ein.
Darüber hinaus verfügte das modifizierte Fahrzeug über eine leicht V-förmige und nach außen gewölbte BMW-Niere sowie über in dunklerem Grau gefärbte Seitenschweller und Kunststoffstoßfänger mit einem fein gerippten Kühllufteinlass und einer durchgehenden horizontalen Fuge. Der Grund dafür ist, dass gegen Aufpreis die Stoßfänger nun auch (bis zu dieser Fuge) in Wagenfarbe bestellbar waren.
Die serienmäßigen Radvollblenden aus Kunststoff behielten zwar ihre grundsätzliche Gestaltung bei, wurden mit der Modellpflege jedoch etwas weicher und dreidimensionaler gestaltet und mit einem stärker glänzenden Klarlack versehen. Im Innenraum wurde die Modellpflege durch neue Polsterfarben und -stoffe (Flachgewebe) deutlich. Zudem wurde der Fahrerairbag serienmäßig. Mit Bestellung des Beifahrerairbags erhielt das Cockpit eine etwas modernere Form, da die Ablageschale vor dem Beifahrersitz wegfiel und das Cockpit hier leicht angeschrägt wurde. Im weiteren Verlauf erhielten die Modelle des Weiteren ein optisch deutlich attraktiveres Airbag-Lenkrad mit farbigem BMW-Emblem (bislang nur in den Kunststoff geprägt).
Die zweite Ausführung des M3 (Baureihe E36) wurde im Sommer 1992 von der BMW Motorsport GmbH vorgestellt. In der ersten Produktionsphase basierte sie auf dem zweitürigen Coupé, später wurde sie um Limousine und Cabrio ergänzt. Sie hat einen Reihensechszylinder-Ottomotor (S50B30) mit 2990 cm³ Hubraum und vier Ventilen pro Zylinder. Er leistet 210 kW (286 PS) und hat vollvariable VANOS (nur Einlassnockenwelle, stufenlos mit Hochdruck). Das maximale Drehmoment beträgt 320 Nm bei 3600 min−1.
Mit Überarbeitung des Motors (S50B32) leistete dieser mit 3,2 Litern Hubraum 236 kW bei 7400/min, erhielt ein 6-Gang-Getriebe und war das erste BMW-Fahrzeug mit Doppel-Vanos.
Die erheblich gestiegene Motorleistung des M3 E36 gegenüber dem Vorgänger verlangte unter anderem nach einer Überarbeitung des Fahrwerks und der Bremsanlage. Mit dem M3 3.2 wurde vorne eine Compound-Bremsanlage eingeführt.
BMW M3 Limousine (1996–1998)
BMW M3 Limousine (1996–1998), Heckansicht
BMW M3 Coupé, Frontansicht
BMW M3 Coupe, Heckansicht
Sondermodelle
Von 1994 bis 1995 wurde das Sondermodell 318iS Class II gebaut, das nur als Limousine lieferbar war. Eine Homologationsserie von 2500 Stück, davon 1000 in Deutschland, weltweit für die STW-Serie. Sie wurde zeitgleich mit dem M3 GT gebaut und übernahm einige optische Merkmale. Neben dem serienmäßigen M-Paket wurde auch an der Frontstoßstange eine „M-Lippe“ mit sogenannten GT-Ecken/GT-Flaps verbaut. Des Weiteren wurde der zweiteilige Heckspoiler des M3 GT übernommen. Die limitierte Auflage des M3 GT (356 Exemplare) wurde nur in der Farbe British Racing Green gefertigt und ausgeliefert. Den Innenraum des M3 GT zierten einige Echt-Carbon-Applikationen.
Zeitraum
Bezeichnung
Motorisierung(en)
Karosserieform(en)
Stückzahl
Kurzbeschreibung
1994
M3
S50B30
Coupé
45
Bis 1996 wurde in Kanada die EU-Spec verkauft, dann regulärer Verkauf der US-Spec.
Homologationsmodell für FIA GT class II, IMSA GT und Langstreckenrennen. Eine privat betriebene englischsprachige Webseite listet Informationen zu allen gebauten Fahrzeugen.
1995
M3 LTW (Lightweight)
S52B30
Coupé
126
Nur für US-Markt.
1996
M3 Compact
S50B32
Compact
1
Einzelstück zum Jubiläum der Zeitschrift "Auto Motor und Sport". Das Fahrzeug wurde bei einem Gewinnspiel der Zeitschrift verlost.
1997
M Clubsport
318is, 320i, 323i, 328i
Coupé
500
Nur für Deutschland.
1998
M3 Evo Imola Individual
S50B32
Coupé
50
Nur für UK-Markt. Fälschlicherweise oft als GT2 bezeichnet.
1998
M3 GT Individual
S50B32
Coupé
50
Nur für UK-Markt. M3 GT-Optik
1999
M3 Anniversary Edition
S52B32
Coupé, Cabrio
50, 70
Nur für Australien.
Technische Daten und Motorvarianten
Serienmäßig wurde der E36 in folgenden Motorvarianten gebaut:
↑ abcWerte in [ ] Klammern gelten für den Touring, Werte in ( ) Klammern gelten für das Cabrio.
↑Bivalenter Antrieb mit Benzin/Erdgas(CNG), bei Betrieb mit Benzin leistet der Motor 75 kW (102 PS). Der Gastank ist als Zylindertank anstelle der Rückbank montiert, wodurch der 316 g zum reinen Zweisitzer wird.
↑Der 316i Compact wurde zwischen Mai 1999 und September 2000 mit einem 1,9-l-Motor ausgeliefert, der intern M43TU (M43B19) genannt wird.
↑Ab Modelljahr 1993 (Motor M50-B20TU, mit VANOS) 190 Nm bei 4200 min−1
Von Baur gab es eine in 310 Exemplaren gebaute viertürige Cabriolimousine (Baur-TC4). Als Grundlage diente die Limousine, der die Heckscheibe und der größte Teil des Daches, nicht aber die Fensterrahmen entfernt wurden. Ein Stoffverdeck spannte sich von hinten über die C-Säulen nach vorne. Auf Höhe der B-Säule war ein Querträger des Daches zur Versteifung erhalten geblieben, an dem das Verdeck in halb geöffnetem Zustand befestigt werden konnte. In dieser Stellung kam das Fahrzeug einer Limousine mit einem etwas vergrößerten geöffneten Schiebedach gleich. Der TC4 konnte mit jedem für die 3er-Limousine verfügbaren Otto- oder Dieselmotor geordert werden.
Roadster Z3
Der Roadster Z3 (produziert von Oktober 1995 bis Dezember 2002) lief unter der Bezeichnung E36/7; seine Coupé-Variante hieß E36/8. Beide basieren auf der Plattform des E36 Compact und teilen sich auch im Innenraum diverse Teile.
Der E36 im Motorsport
Wie auch das Vorgängermodell E30 wurde der E36 werksseitig im Tourenwagensport eingesetzt. Joachim Winkelhock startete von 1993 bis 1995 in der Britischen Tourenwagenmeisterschaft und wurde dort 1993 Meister. Im gleichen Jahr gewann Johnny Cecotto den ADAC GT Cup auf BMW M3.[9] Auch im Super-Tourenwagen-Cup waren beide Fahrer für BMW erfolgreich am Start. Cecotto wurde 1994 und 1998 Meister, Winkelhock 1995.
Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wurden von 1994 bis 1998 mit dem BMW E36 gewonnen, wobei 1998 mit dem 320d erstmals ein Fahrzeug mit Dieselmotor gewann. Im Breitensport war und ist der E36 populär, so wurden Fahrer auf E36 in den Jahren 1998, 2002, 2004 und 2006 Gesamtsieger der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring.[10]
↑Greg Hudock: BMW 3 Series - E36 Restoration Tips & Techniques. Brooklands Books, 2012, ISBN 978-1-85520-970-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Insbesondere 1. Kapitel, Untertitel zu Bild 1.3. Abgerufen am 30. April 2018.