Im Jahr 1810 stand das Französische Kaiserreich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Weite Teile Europas wurden von der Familie Napoleon Bonapartes beherrscht. In Spanien saß Napoleons ältester Bruder Joseph auf dem Thron. Der jüngste Bruder Jerome regierte das Königreich Westphalen. Der mit der jüngsten Schwester Caroline Bonaparte verheiratete Offizier Joachim Murat war König von Neapel. Napoleons Adoptivsohn Eugène de Beauharnais fungierte als Vizekönig von Italien. Die älteste Schwester Elisa war Großherzogin der Toskana. Der Sohn von Louis Bonaparte, Napoléon Louis regierte das Großherzogtum Berg. Nur zwei Geschwister Napoleons trugen Ende des Jahres 1810 keine Titel oder Würden: Lucien war auf einer Reise in die USA in britische Gefangenschaft geraten. Louis, der sich in seiner Rolle als König von Holland mit Napoleon aufgrund der Kontinentalsperre überwarf, lebte im Exil in Rom. Wegen seiner Heiratspläne sah sich Napoleon im Jahr 1810 ermutigt, die territoriale Ordnung in seiner Einflusssphäre so weit zu reformieren, wie er sie seinem Thronfolger hinterlassen wollte: Am 12. Januar 1810 fielen große Teile des nördlichen ehemaligen Kurfürstentums Hannover dem Königreich Westphalen zu. Am 17. Februar 1810 annektierte Frankreich Rom. Das Königreich Bayern erhielt am 28. Februar 1810 im Tausch für Trentino, das an das Königreich Italien fiel, einen Teil Frankens zugesprochen. Am 9. Juli 1810 wurden auch Holland und die norddeutschen Hansestädte dem Kaiserreich einverleibt.[1]
Ab 1810 distanzierte sich Napoleon zunehmend von seiner bisherigen Praxis, Staaten an Familienmitglieder zu verteilen. Statt die Interessen Frankreichs durchzusetzen, hatten seine Brüder und Schwestern Sympathien für die ihnen anvertrauten Völker entwickelt. Napoleon sah daher die Einheit seines Machtbereiches gefährdet. Louis Bonaparte bekam dies am härtesten zu spüren: Er hatte versucht, über den Bankier Gabriel-Julien Ouvrard Friedensverhandlungen mit England aufzunehmen. Auf diese Weise sollte der durch die napoleonische Kontinentalsperre zum Erliegen gebrachte Handel wieder belebt werden. Als Reaktion darauf besetzte Napoleon im März 1810 das Gebiet links der Waal. Louis dankte ab, woraufhin Napoleon das gesamte Königreich Holland annektierte. Schon am 13. Dezember 1810 verkleinerte Napoleon auch das Königreich Westphalen wieder. Der nördlich der Linie Minden-Ratzeburg gelegene Teil des Königreiches formte er in drei französische Départements um. Ebenso schränkte Napoleon den politischen Handlungsspielraum des spanischen Königs Joseph massiv ein. Am 8. Februar 1810 erließ er ein Dekret, in dem er die Bildung von Militärregierungen in den Provinzen Spaniens anregte.[2]
6. Februar: Die Franzosen beginnen mit der Belagerung von Cádiz während der Napoleonischen Kriege. Die Einnahme der Stadt gelingt nicht und 1812 rücken die Truppen ab.
16. März: In einem zu Paris zwischen Napoleon und seinem Bruder Louis (zu der Zeit König von Holland) wird das Gebiet der Rhein- und der Maasmündungen von Holland an Frankreich abgetreten.
20. Juni: Der schwedische Staatsmann Hans Axel von Fersen wird in Stockholm von Einwohnern zu Tode getrampelt. Die Bevölkerung sieht in ihm einen Täter für den laut Gerüchten vergifteten und beliebten Thronfolger, dessen Trauerzug Fersen in prächtigem Gewand anführt. Anwesende Soldaten unternehmen nichts zum Schutz ihres Riksmarskalks vor der Volkswut.
1. Juli: Louis Bonaparte entschließt sich, als König von Holland abzudanken. Er reagiert damit auf unüberbrückbare Differenzen mit seinem Bruder Napoleon Bonaparte, den französischen Kaiser, über den Fortbestand des Königreichs.
Durch den Wechsel der HoheitUlms von Bayern nach Württemberg mit Grenzziehung mitten in der Donau bleiben die Siedlungen rechts der Donau bei Bayern und bilden die neue Gemeinde „Ulm am rechten Donauufer“, das spätere Neu-Ulm
Unter Napoleon werden im „code pénal“ unter anderem die Anwendung des Halseisens (le carcan), des Brandmarkens und der Verstümmelung gesetzlich geregelt.
23./24. August: Die Seeschlacht von Grand Port im Indischen Ozean endet mit einem französischen Sieg, was jedoch die Eroberung von Mauritius durch die Briten letztlich nicht verhindern kann.
3. Dezember: Die Briten erobern von den Franzosen die Inseln Mauritius und Rodrigues
24. Mai: Zur Vermeidung des Sundzolls am Öresund beginnt in Schweden der Bau des Göta-Kanals, um eine Schiffsverbindung zwischen Kattegat und Ostsee zu schaffen. Die Erlaubnis zum Bau des Kanals erhielt die Göta-Kanalgesellschaft unter Leitung von Baltzar von Platen am 11. April.
15. Oktober: Unter Gerhard von Scharnhorst beginnt in Preußen die Lehrtätigkeit an der neuen Akademie für junge Offiziere, aus der über Namensänderungen erst die Allgemeine Kriegsschule und dann die Preußische Kriegsakademie wird. Sie ist als militärische Hochschule für Stabsoffiziere konzipiert.
11. Oktober: William Edwin Boardman, US-amerikanischer methodistischer und presbyterianischer Pastor, Sonntagschullehrer, Autor und Führer der Heiligungsbewegung († 1886)
16. Oktober: Joseph Hoffmann, deutscher Baumeister und Bürgermeister von Ludwigshafen († 1881)
19. Oktober: Cassius Marcellus Clay, US-amerikanischer Abolitionist und Politiker († 1903)
24. Oktober: Thomas G. Turner, US-amerikanischer Politiker († 1875)
26. Oktober: Carl Ludwig Adolf Gamradt, preußischer Landrat, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und des Preußischen Abgeordnetenhauses († 1860)
29. Oktober: Eduard Dössekel, Schweizer Jurist und Dichter († 1890)
November/Dezember
01. November: Friedrich Ahlfeld, deutscher Theologe, Prediger und Autor († 1884)
05. November: Leopold Stein, deutscher Rabbiner († 1882)
07. November: Ferenc Erkel, ungarischer Komponist († 1893)
07. November: Fritz Reuter, deutscher Schriftsteller († 1874)
08. November: Pierre Bosquet, französischer General, Marschall von Frankreich († 1861)
↑Thierry Lentz: Der geographische Höhepunkt des Französischen Kaiserreiches In: 1810. Die Politik der Liebe: Napoleon I und Marie-Louise in Compiegne, Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne. Réunion des Musées nationaux. Paris 2010. S. 24
↑Jean Tulard: Napoleon oder der Mythos des Retters. Eine Biographie. Wunderlich. Tübingen 1978. S. 348.
Weblinks
Commons: 1810 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien