Würzberg ist der südöstlichste Stadtteil von Michelstadt. Die Gemarkung erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung auf einer Länge von acht Kilometern entlang der hessisch-bayerischen Landesgrenze auf dem Höhenzug, der das Mümlingtal im Westen vom Mudtal im Osten trennt. Die höchste Erhebung liegt mit 544 Metern im Westen der Gemarkung im Wald beim Friedhof und hat wegen ihrer geringen Schartenhöhe keinen eigenen Namen; der Rote Buckel südöstlich davon erreicht 540,2 Meter.
Der Hauptteil der Gemarkung entwässert nach Osten über Mangelsbach und hauptsächlich Heinstermühlbach (früher auch Steinbächel genannt),[3] die im Waldbach zusammenfließen, in Richtung Mud und Main. Wo der Heinstermühlbach nach Bayern hin bei der namengebenden ehemaligen Mühle die Gemarkung verlässt, befindet sich mit ca. 370 Höhenmetern der tiefste Punkt des Ortes. Lediglich ein kleiner Zipfel im Süden Würzbergs mit der Quelle der hier Euterbach genannten Itter entwässert Richtung Neckar; der Euterbach verlässt die Gemarkung im Eutergrund in ca. 403 Höhenmetern. An einigen Stellen in der Gemarkung gibt es in Senken im Gelände keine unmittelbare Entwässerung durch ein Fließgewässer. Dort bestanden historisch Hochmoore, die allerdings heute als prägende Landschaftsform durch Kultivierungsmaßnahmen weitgehend verschwunden sind. Nur im Gemarkungsteil mit dem Namen Mies (süddeutsch = ’Sumpf‘, ’Moor‘) sind zwischen dem Römerkastell und der Quelle des Euterbachs noch kleine Reste mit der typischen Vegetation (u. a. Torfmoose, Wollgräser, Arnika und Rundblättriger Sonnentau) anzutreffen, der größte Teil ist dort jedoch nach Nadelholz-Bepflanzung seit dem 19. Jahrhundert und Wiesennutzung trockengefallen. Die Flurbezeichnung Wasserlöcher nordöstlich des Römerkastells, heute Ackerland, erinnert ebenfalls noch an den alten Zustand. Auch beim Gelände des seit Anfang des 19. Jahrhunderts angelegten Eulbacher Parks und seiner Umgebung handelt es sich größtenteils um eine ehemalige Hochmoorfläche.
Die Feldflur von Würzberg zeigt das typische Streifenmuster eines Waldhufendorfes.[4][5] An ihm orientiert sich der höher gelegene und ältere Teil des Ortes als ein in einer leichten Einsenkung der so genannten Würzberger Platte[6] angelegtes Reihendorf. Im 19. Jahrhundert siedelten sich im tiefer gelegenen Teil der Rodungs- und Siedlungsfläche im Südosten kleinere Hausbesitzer an, die mehrheitlich als Tagelöhner und Kleingewerbetreibende – zum Teil verbunden mit einer Kleinlandwirtschaft – ihren Lebensunterhalt verdienten. Dieser im örtlichen Sprachgebrauch „Vorstadt“ genannte Bereich durchbricht durch seine unregelmäßige Struktur das an den Hufen ausgerichtete sonstige Siedlungsbild.
Zur Gemarkung Würzberg zählen die beiden eingemeindeten WeilerMangelsbach und Eulbach (der letztgenannte an der Stelle eines im Dreißigjährigen Krieg abgegangenen eigenständigen Dorfes), ebenso die östlich des Euterbachs gelegenen vier Häuser in der Tallage Eutergrund (die westlich gelegenen Häuser bilden den Ortsteil Bullauer Eutergrund und gehören politisch zur Kreisstadt Erbach). Weiterhin sind als weitab vom Dorf liegende bewohnte Einzellagen zu nennen: die Heinstermühle im Tal des nach ihr benannten Bachs unmittelbar an der Grenze zu Bayern, das ehemalige Torwärterhaus Hubertus, an einem Waldweg nach Bullau an der Grenze zwischen den erbach-erbachischen und erbach-fürstenauischen Waldbesitzungen gelegen, und das Forsthaus Sylvan im Wald nahe Eulbach, unmittelbar an der Gemarkungsgrenze an einem alten Fußweg nach Michelstadt. Zwei weitere Wohnplätze, das Forsthaus Lichte Platte[7] an der Straße von Eulbach nach Norden an der Grenze zur historischen Herrschaft Breuberg und das Torwärterhaus Aurora an der Straße von Eulbach Richtung Osten nach Amorbach an der Grenze zu Bayern, wurden in den Jahren 1919 und 1920 aufgegeben und zum Abbruch versteigert.
Geschichte
Ortsgeschichte
In römischer Zeit verlief auf dem Würzberger Höhenzug der Neckar-Odenwald-Limes, dessen Trasse an einer Reihe archäologisch nachgewiesener Wachtturmstellen als Denkmäler in der Gemarkung erkennbar ist. Zwei Römerkastelle lagen hier, das Kastell Eulbach etwa zwei Kilometer nördlich und das Kastell Würzberg zwei Kilometer südlich des Dorfes. Eine durchgehende Besiedlung wie bei den großen römischen Stadtgründungen gab es jedoch nicht, die Siedlungsform Waldhufendorf legt vielmehr eine planmäßige Anlage des heutigen Dorfes Würzberg als Rodungssiedlung während des mittelalterlichen Landesausbaus im 11. und 12. Jahrhundert nahe, wobei eine aktive Rolle des Klosters Amorbach zu unterstellen ist. Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Wizberg datiert von 1310; 1426 ist der Ortsname als Werzeberg und 1496 als Witzberg belegt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war der Ort mit nur noch zwei Männern und deren Angehörigen nahezu entvölkert und wurde neu besiedelt. Es bestanden – an alte Besitzrechte anknüpfend – zwei selbständige Dörfer, Ober-Würzberg im Westen und Unter-Würzberg im Osten und Süden. Ober-Würzberg unterstand vollständig den Grafen von Erbach, im größeren Unter-Würzberg hatten die Grafen von Ingelheim in der Nachfolge des Ministerialengeschlechts der Echter als ursprüngliche örtliche Lehensnehmer der Landgrafen von Hessen Vogteirechte und die „Niedere Gerichtsbarkeit“ inne. So gab es einen „gräflich-erbachischen Schultheißen“ in Ober-Würzberg und einen „gräflich-ingelheimischen Schultheißen“ in Unter-Würzberg.
1806 wurde die Grafschaft Erbach durch das Großherzogtum Hessenmediatisiert, wobei aber die Rechte der Erbacher und Ingelheimer Grafen in Ober- und Unter-Würzberg gewahrt blieben. Würzberg gehörte, nachdem die Erbacher Grafen 1817 die verbliebenen Rechtstitel der Grafen von Ingelheim von diesen erworben hatten, vollständig zum Amt Erbach. Nach Absprachen mit dem Großherzogtum wurde 1822 eine Verwaltungsreform vorgenommen und Würzberg gehörte nun zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt.
Erst zwei Jahrzehnte nachdem die Erbacher Grafen 1817 die Rechte der Grafen von Ingelheim übernommen hatten, wurden Ober- und Unter-Würzberg 1838 unter dem Namen Würzberg zu einer politischen Gemeinde vereinigt. Die Gewannbezeichnung Ingelheimer Berge im nordöstlichen, heute im Eigentum der Evangelischen Kirche befindlichen Würzberger Wald erinnert an die alten Rechts- und Besitzverhältnisse.
In den Jahren 1927 und 1962 wurden die nördlich angrenzenden Weiler Mangelsbach und Eulbach, letzterer vor allem bestehend aus dem Jagdschloss der Grafen zu Erbach-Erbach und dem dazugehörenden Englischen Garten,[8] in die Gemarkung Würzberg eingegliedert; die standesamtliche, schulische und kirchliche Zuständigkeit hatte schon zuvor bei Würzberg gelegen.
An die Zugehörigkeit weiter Flächen der heutigen Gemarkung zum Wildpark der Grafen zu Erbach-Erbach, der zeitweise ca. 3000 ha Fläche umfasste, in Teilen bis zum Ersten Weltkrieg bestand und das Dorf auf chaussierten Straßen nur durch von Torwächtern betreute Gattertore im Parkzaun zugänglich machte, erinnern unter anderem noch die Flurbezeichnung Gauls Tor beim Weiler Mangelsbach, der Wohnplatz Jägertor in Außenlage an der Hesselbacher Straße, das oben erwähnte ehemalige Torhaus Hubertus und mittelbar auch der Adlerstein. Wenige 100 Meter Luftlinie nördlich des Ortseingangs aus Richtung Eulbach steht im Hochwalddistrikt Vogelherdschlag neben dem so genannten Kutschenweg – knapp schon auf der Ernsbacher Gemarkung gelegen – der Eberhardstein, dessen Gedenktafel auf den ehemaligen Wildpark verweist.
Östlich der Dorfgemarkung schloss sich unmittelbar jenseits der hessisch-bayerischen Landesgrenze der noch größere umzäunte Wildpark der Fürsten zu Leiningen an. Hier befand sich als Zugang nach Würzberg aus Richtung Breitenbuch und Hesselbach das Frankfurter Tor, das ebenfalls als Flurbezeichnung fortlebt. Das dortige Torwärterhaus ist als Fachwerkhaus nach seinem Funktionsverlust im 19. Jahrhundert in die Würzberger „Vorstadt“ versetzt worden (Zum Römerbad 17) und steht unter Denkmalschutz.[10]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Die beiden letzten ehrenamtlichen Bürgermeister der selbständigen Gemeinde Würzberg waren nach Kriegsende 1945 Leonhard Walther (1945–1955) und Adam Damm (1955–1972). Die bis dahin selbständige Gemeinde Würzberg schloss sich im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 1. Februar 1972 freiwillig der Stadt Michelstadt an.[11] Wie für jeden Michelstädter Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet. Ortsvorsteher waren seither Werner Weyrauch (1972–1977), Adam Mohr (1977–1981), Willi Brohm (1981–1985), abermals Werner Weyrauch (1985–1995), Karl-Heinz Lang (1995–2006) und Matthias Weyrauch (2006–2016); seit 2016 hat Manuel Dingeldein das Amt inne.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Würzberg angehört(e):[1][12][13]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Stadt Michelstadt[Anm. 7]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Würzberg 867 Einwohner. Darunter waren 9 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 135 Einwohner unter 18 Jahren, 351 zwischen 18 und 49, 174 zwischen 50 und 64 und 207 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 372 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 105 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 96 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 222 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Michelstadt[2]; Zensus 2011[15]
Die zwischen 1905 und 1907 im neuromanischen Stil aus Odenwälder Sandstein errichtete evangelische Kirche steht – zusammen mit dem gegenüber liegenden Schulhaus von 1887 – unter Denkmalschutz. „Im Stil eher altertümlich, verwirklicht das Gebäude durch die Handwerklichkeit und die Materialbetontheit der schweren Bossenquaderung bereits die modernen Tendenzen des 1907 von H. Muthesius u. a. gegründeten ‚Werkbundes‘ [...].“[16] Besonders beeindruckend ist die schlichte Eleganz der Innengestaltung.[17]Patronatsherren der Kirche sind die Grafen zu Erbach-Fürstenau, da Würzberg traditionell als Filialdorf zum unter deren Patronat stehenden Kirchspiel Michelstadt gehörte. Ein farblich gefasstes geschnitztes Erbacher Grafenwappen befindet sich auf der Backe einer vorderen Bank des Kirchengestühls.
Im Jahr 1953 errichteten Ortsbürger aller Konfessionen mit Sachzuwendungen aus der Bürgerschaft, des Grafenhauses Erbach-Erbach, des im benachbarten Amorbach ansässigen Fürstenhauses Leiningen und mit Mitteln des Bistums Mainz weit überwiegend in Selbsthilfe im Zeichen einer informellen Ökumene im Nordosten des Ortes (Im Eck 14) einen Kirchbau für die Familien katholischer Konfession, die zum kleineren Teil traditionell im ehemals Unter-Würzberg der katholischen Ingelheimer Grafen wohnten, zum größeren Teil aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg als Neubürger aus dem Osten zugezogen waren. Der Bischof von Mainz Albert Stohr weihte am 27. Juni 1954 persönlich die kleine Filialkirche – offiziell eine Kapelle der katholischen Pfarrei Hl. Geist Vielbrunn[18] – dem Heiligen Georg, wovon ein Putzbild des Heiligen als Drachentöter des Miltenberger Kirchenmalers Kurt W. Zöller (1921–1995) über der Eingangspforte zeugt. Das Protektorat über das Kirchlein hatte als einer der Förderer des Baus der im Jagdschloss Eulbach wohnende Franz II. Graf zu Erbach-Erbach (1925–2015) schon bei der Grundsteinlegung übernommen;[19] er war lutherischer Konfession. Auch das Innere wurde von Kirchenmaler Kurt W. Zöller ausgestaltet; u. a. zeigt ein Sgraffito-Bild im Altarraum den gekreuzigten und gekrönten Christus, links und rechts begleitet von den alttestamentarischen Gestalten des Noe beim Pflanzen eines Weinstocks und der Ruth beim Ährensammeln – beide als allegorische Verweise auf Wein und Brot des von Jesus Christus gestifteten Abendmahls.
Als die Würzberger evangelische Kirchengemeinde 1960 Stahlglocken ihres Kirchengeläuts durch Bronzeglocken ersetzte, spendete sie die alten Glocken den katholischen Mitbürgern für ihre Kirche St. Georg, sodass seitdem auch dieses Gotteshaus über ein Geläut verfügt.
Besondere touristische Anziehungspunkte Würzbergs sind die Reste der römischen Kastelle (bes. das Römerbad) und die sonstigen Zeugnisse aus der Römerzeit sowie der – hier „Englischer Garten“ genannte – Eulbacher Park als romantischer Landschaftsgarten englischen Stils aus dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts mit angeschlossenen Tiergehegen. Als ältester deutscher Museumspark für römisch-antike Ausgrabungen besitzt der Englische Garten als Gesamtanlage den offiziellen Status eines Kulturdenkmals.
Im Englischen Garten in Eulbach steht auf einer Insel im dort angelegten Weiher das dritte und älteste Gotteshaus in der Würzberger Gemarkung: die schon bei Anlage des Parkes erbaute, im romantischen Sinne mit Baumrinde verkleidete und seit 1858 auch für Gottesdienste eingerichtete so genannte Seekapelle. Sie dient der gräflichen Familie bei ihrem Aufenthalt im Eulbacher Jagdschloss als Hauskapelle. Gelegentlich – meist am Pfingstmontag – dort stattfindende Gottesdienste folgen dem altlutherischen Ritus.[20]
Im Nordosten der Gemarkung befindet sich unweit des „Mainwegs“, einer aufgelassenen historischen Straßenverbindung ins Maintal, nahe der Grenze zu Bayern der Hohle Stein, eine am steilen westlichen Abhang zum Mangelsbach hin liegende Formation aus zwei Sandsteinfelsen, die mit einer sie überdeckenden Felsplatte eine kleine Höhle bildet. Der Überlieferung nach soll sich hier um 1800 der Schinderhannes genannte Räuberhauptmann Johannes Bückler bei einem Streifzug im Odenwald verborgen haben. Der Ort zählt zu den geschützten Naturdenkmälern.
Die Ortsmitte von Würzberg liegt etwa zwei Kilometer südlich der Bundesstraße 47, der Nibelungenstraße, die von der Kernstadt Michelstadt im Westen am Jagdschloss Eulbach vorbei über die bayerische Landesgrenze nach Amorbach im Osten und weiter ins badischeWalldürn führt.
Westlich von Eulbach zweigt die Kreisstraße K 45 von der Bundesstraße nach Süden ab und führt durch Würzberg zur bayerischen Landesgrenze in Richtung Breitenbuch; die Durchfahrt durch die bebaute Ortslage hat eine Länge von insgesamt ca. 2,5 Kilometern.
Knapp östlich von Eulbach zweigt die Landesstraße L 3349 nach Norden von der B 47 ab, erschließt den nördlichen Zipfel der Gemarkung bis zum ehemaligen Wohnplatz Lichte Platte und führt weiter nach Vielbrunn und ins Gebiet der ehemaligen Herrschaft Breuberg.
Hinter dem Dorf von der K 45 in Richtung Breitenbuch abzweigend, führt auf der Trasse einer alten Römerstraße (als Teilstück der „Hohen Straße“ von Wörth bis Osterburken) den Limesverlauf mit seinen Denkmälern entlang eine befestigte Verbindungsstraße durch den Wald nach Hesselbach. Sie verläuft hier zu einem großen Teil auf privatem, in Bayern gelegenem Grund und zählt nicht zum öffentlichen Verkehrswegenetz, gleichwohl wird sie vom hessischen Odenwaldkreis unterhalten.[21]
Zum Würzberger Ortsteil Eutergrund, zur Einzellage Heinstermühle, zu den geografisch nächstgelegenen hessischen Nachbarorten Ernsbach, Erbuch und Bullau sowie zum in Sichtweite liegenden bayerischen Boxbrunn gibt es vom eigentlichen Dorf aus keine direkten Straßenverbindungen. Zu dem auf gleichem Höhenniveau liegenden Ort Bullau ist allerdings ein Radweg ausgewiesen, der weiter bis nach Eberbach am Neckar führt.[22] Ein weiterer Radweg führt zum Nachbardorf Boxbrunn. Wo dieser den Mangelsbach und damit die hessisch-bayerische Landesgrenze quert, wurde 2015 spaßeshalber eine stilisierte „Grenzanlage“ mit Zollhäuschen und Flaggen errichtet, die als kurioses Fotomotiv ein beliebtes Ziel für Rad- und Fußwanderer geworden ist.[23][24]
Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr des Rhein-Main-Verkehrsverbundes besteht auf der örtlichen Buslinie 40 mit werktäglich bis zu zehn Bus- und drei Rufbusverbindungen zur Kernstadt Michelstadt und zur Kreisstadt Erbach mit ihren Bahnhöfen der Odenwaldbahn. In den Monaten April bis Oktober bedient darüber hinaus die NaTourBus-Linie 40N Michelstadt–Amorbach–Miltenberg, auf der die Mitnahme von Fahrrädern möglich ist, mit sechs Anfahrten täglich zwei Haltestellen auf der Gemarkung an der B 47 (Abzweigung Würzberg und Eulbach Schloss).[25]
Würzberg ist eingebunden in das Netz Odenwälder Fern- und Qualitätswanderwege.[26] Die mit Prädikat versehenen Rundwanderwege Hubenweg[27] und Mühlenweg[28] haben hier ihren Ausgangspunkt. In schneereichen Wintern werden auf der Würzberger Höhe Langlauf-Loipen mit nur geringen Steigungen gespurt.[29]
Am Westrand der Ortslage kurz vor dem Ortseingang befindet sich als weithin sichtbare Landmarke der 113,5 m hohe Sendemast des Senders Würzberg des Hessischen Rundfunks.
Im ehemaligen Schulhaus betreibt die Stadt Michelstadt den Kindergarten Zur Wichtelburg. Ein Dorfgemeinschaftshaus mit einer Schießsport-Anlage dient den zahlreichen örtlichen Vereinen als Versammlungsort und steht für private und öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung. Die Würzberger Evangelische Kirchengemeinde unterhält für ihre Aktivitäten außerhalb des Gottesdienstes in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche ein Gemeindehaus. Im Feuerwehrhaus verfügen die Freiwillige Feuerwehr und der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes über eigene Räumlichkeiten. Der Fußballverein VfR 1946 e. V. besitzt an der Sportanlage an der Hesselbacher Straße ein eigenes Vereinshaus.
Der Tierschutzverein Odenwald e. V. unterhält in Würzberg am Jägertor das größte Tierheim des Odenwaldkreises.[30]
Leonhard Heß (* 7. Mai 1886 in Würzberg; † 24. November 1967 ebenda), als letzter Müller in der Heinstermühle weithin bekannt als „der Heinstermüller“, erlangte durch die Veröffentlichung von Sagen, Schauergeschichten und historischen Erzählungen aus dem hessisch-bayerisch-badischen Grenzland im Odenwald in der regionalen Presse hohes Ansehen als Volkserzähler.[31] 1966 wurde Heß, der auch eine Ortschronik führte, von seiner damals noch selbständigen Heimatgemeinde zu ihrem ersten und einzigen Ehrenbürger ernannt.
Literatur
Elisabeth Kleberger: Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes. Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Fränkisch-Crumbach. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 1958 (= Quellen zur hessischen Geschichte 19)
Gustav Simon: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes. Brönner, Frankfurt a. M. 1858.
Walter Weidmann: Würzberg. Ein Heimatbuch. Stadt Michelstadt, Michelstadt 1995 (Rathaus- und Museumsreihe Bd. 16) ISBN 3-924583-23-4
Walter Weidmann: Eulbach. Ein Heimatbuch. Stadt Michelstadt, Michelstadt 2002 (Rathaus- und Museumsreihe Bd. 21) ISBN 3-924583-39-0
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑G:Z:E: für Graf zu Erbach; L röm. Ziffer für 50; PATRI FILIUS lat. für Dem Vater der Sohn, G. A. für Georg Albrecht. Der Geehrte ist Graf Eberhard XV. zu Erbach-Erbach (1818–1884). Die Einschusslöcher auf der Platte stammen vom Kriegsende 1945.
↑Walter Weidmann: Das ehemalige Parktorhaus vom Frankfurter Tor im Leiningischen Wildpark. In: Der Odenwald 57 (2010), H. 3, S. 122–124.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Am 16. August 1953 erfolgte die Grundsteinlegung´. Der Grundstein enthält die Stiftungsurkunde mit folgendem Text: „Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen. Im Jahre des Heils 1953, am 12. Sonntag nach Pfingsten, dem 16. August, im 15. Jahre des Pontifikates Seiner Heiligkeit Papst Pius XII., als Dr. Albert Stohr Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz, Geistlicher Rat Dr. Dr. Konrad Booß Dekan des Landkapitels Dieburg, Dr. Heinrich Hähner Pfarrkurat von Vielbrunn war, als Dr. Theodor Heuß Bundespräsident, Dr. Konrad Adenauer Bundeskanzler und Georg August Zinn Ministerpräsident des Landes Hessen, Georg Ackermann Landrat des Kreises Erbach, Leonhard Walther Bürgermeister von Würzberg war, weihte Seine Hochwürden Domkapitular Johannes Fink als Vertreter Seiner Exzellenz des Bischofs von Mainz den Grundstein dieser Kirche, die auf den Titel »St. Georg« unter dem Protektorat Seiner Erlaucht des Grafen Franz zu Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Herr zu Breuberg, Wildenstein, Steinbach, Curl und Ostermannshofen errichtet wird.“ Stadt Michelstadt: Katholische Kirche St. Georg (Memento vom 7. Juli 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 1. August 2011).
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