Die Stadt liegt in der Neumark, zwischen dem Pommerschen Höhenrücken und dem Netzebruch. Die nächste größere Stadt ist Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe), die über die Landesstraße 22 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1) in 26 Kilometern südwestlicher Richtung zu erreichen ist. Eine Stichbahn verbindet die Stadt mit der Bahnlinie Berlin–Küstrin–Tczew (Dirschau)-Gdańsk.
Friedeberg nordwestlich von Posen und südwestlich von Schneidemühl auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung)
Friedeberg und seine Nachbarorte um 1900 (die geographische Entfernung zur Stadt Driesen im Südosten beträgt rund 20 Kilometer)
Ansicht um 1900
Geschichte
Im Jahr 1254 erhielt Markgraf Konrad von Brandenburg die Kastellanei Zantoch vom großpolnischen Herzog Przemysł I. als Mitgift zur Vermählung mit dessen Tochter. In strategisch günstiger Lage, am so genannten Markgrafenweg von Landsberg nach Osten, erbaute Konrad in der Entstehungsphase der Neumark eine Burg in einem slawischen Dorf unbekannten Namens.[3] Im Jahr 1269 verlieh er der Ortschaft deutsches Stadtrecht.[3] Die Burg wurde 1272 durch Przemysł I. zerstört. Noch vor 1286 verlieh der Markgraf dem neu angelegten Ort das Magdeburger Stadtrecht und den Namen Friedeberg, wohl abgeleitet von der Familie Friedeberg aus dem Saalkreis, aus der sich Angehörige in seinem Gefolge befanden. Friedeberg wurde planmäßig innerhalb einer kreisrunden Befestigung mit schachbrettartigem Stadtgrundriss angelegt und mit Zuwanderern aus dem Gebiet der unteren Saale und dem Harzvorland besiedelt.
Im 14. Jahrhundert gewann die Stadt an Bedeutung, als sie 1345 das alleinige Schifffahrtsrecht für Netze und Warthe erhielt, 1348 zum Gerichtsort erhoben und ihr 1363 die Marktgerechtigkeit verliehen wurde. Weniger gut erging es ihr im nächsten Jahrhundert. Die brandenburgischen Kurfürsten hatten das Interesse an der Neumark verloren, und auch der Deutsche Orden, der das Land 1402 erwarb, tat wenig für die Weiterentwicklung. Das Machtvakuum nutzten Raubritter, polnische und hussitische Heere, um plündernd durch das Land zu ziehen. Die Hussiten zerstörten 1433 die Stadt. Im Dreißigjährigen Krieg brannten 1637 kaiserliche Truppen die Stadt nieder. Am Ende des Krieges war die Einwohnerschaft auf 20 Prozent des Vorkriegsstandes gesunken. Im Jahr 1717 wurde Friedeberg preußische Garnison, was einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge hatte. Im 18. Jahrhundert profitierte es unmittelbar vom Trockenlegungsprogramm für den Netzebruch, das 1770 von Friedrich dem Großen veranlasst worden war. Die Lage Friedebergs an einer Heerstraße führte allerdings im Siebenjährigen Krieg zu einer längeren Besetzung durch die Russen. Auch im Krieg von 1806/07 hinterließen Durchmärsche Verwüstungen. In Friedeberg hatten sich inzwischen Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt. Nicht unbedeutend war die Tuchmacherei, Brauerei, Schuhmacherei und ab 1781 die Herstellung von Munition.
Bei der Anlegung moderner Verkehrswege konnte die Stadt zunächst nur Nutzen von der Staatsstraße Berlin–Königsberg ziehen, die sie unmittelbar berührte. Die ebenso wichtige Strecke der Ostbahn verlief allerdings sieben Kilometer südlich, erst 1897 konnte durch den Bau der Friedeberger Kleinbahn der Anschluss an das Hauptbahnnetz geschaffen werden. Den Charakter einer Ackerbürgerstadt konnte Friedeberg auch während der Phase der Industrialisierung ausgangs des 19. Jahrhunderts nicht abschütteln, denn nur kleine Betriebe der Möbel-, Kachel- und Lederwarenherstellung siedelten sich an.
Gegen Ende des Kriegs nahm am 29. Januar 1945 die Rote Armee Friedeberg nahezu kampflos ein und brannte die Stadt zu etwa 80 Prozent gezielt nieder. Im März/April 1945 unterstellte sie die Stadt der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Es begann nun die Zuwanderung von Migranten, die anfangs vorwiegend aus von der Sowjetunion annektierten Gebieten östlich der neuen polnischen Ostgrenze (Curzon-Linie) kamen, der sogenannten Kresy. In der Folgezeit wurde die einheimische deutsche Bevölkerung durch die örtliche polnische Verwaltungsbehörde vertrieben, um sie durch Polen zu ersetzen. Zu den Neusiedlern kamen 1947 im Rahmen der innerpolnischen Aktion Weichsel aus den Beskiden zwangsumgesiedelte Ukrainer und Lemken. Sie schufen sich im ehemaligen Wasserturm ein eigenes Kulturzentrum zur Pflege ihrer Traditionen.[4] Friedberg erhielt 1946 den Namen Strzelce Krajeńskie. Dieser Name geht auf die slawische Bezeichnung des Ortes zurück, der bereits vor der deutschen Besiedlung im 13. Jahrhundert in Form von Strelci vorhanden war und etwa Ort der Bogenschützen bedeutete.[5]
Die von den Hussiten niedergebrannte dreischiffige St.-Marien-Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurde 1433 als Hallenkirche aus Backsteinen neu errichtet und im Innenraum mit einem Sterngewölbe ausgestattet. Im Jahr 1697 wurde der Turm mit einem barocken Aufsatz versehen. Innenraum und Turmbekrönung brannten im Februar 1945 aus und das Dach des Langhauses brach ein. In den Jahren 1971 bis 1973 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Von der Reformation bis 1945 evangelisch ist die Kirche seitdem wieder katholisch.
Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind ein über 1000 Meter langes Teilstück der bis zu acht Meter hohen Feldsteinmauer, das gotische Driesener Tor (Młyńska) sowie der Hexenturm erhalten.
In der Nähe des Driesener Tores befindet sich ein 1764 aus Backsteinen gebauter Getreidespeicher.
Der Berliner Bildhauer Steinemann schuf das Kriegerdenkmal 1870/71 des Kreises Friedeberg, welches 1879 eingeweiht wurde. Auf dem Sockel stand ein Germania-Standbild.
Durch das Gemeindegebiet führt die PKP-Linie 203 von Kostrzyn nad Odrą (Küstrin) nach Tczew (Dirschau). Es ist die Strecke der früheren Preußischen Ostbahn von Berlin bis nach Königsberg (Preußen). Der Bahnhof Strzelce Krajeńskie Wschód (Ost) dieser Strecke (früher Friedeberg (Neumark)) liegt sechs Kilometer südlich der Stadt. In der Stadt liegt der Bahnhof Strzelce Krajeńskie, der seit den 1990er Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Vor 1945 reichte diese Linie der Friedeberger Bahnen bis nach Alt Libbehne (heute polnisch: Lubiana Pyrzycka).
W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 455–456.
Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Brandenburg 1856, S. 469–472.
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 280–287, Ziffer 174.
↑Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7, Leipzig/Wien 1907, S. 106–107. .
↑Friedeberg, Neumark, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Friedeberg)