Schwerer Wehrmachtsschlepper ungepanzert
1.950 mm (Kette)
Der schwere Wehrmachtschlepper (kurz: sWS) ist ein Halbkettenfahrzeug, dass im Zweiten Weltkrieg für die deutsche Wehrmacht entwickelt wurde und als Zugmaschine, Waffenträger (Selbstfahrlafette) und Nachschubfahrzeug zum Einsatz kam.
Im Sommer 1926 erhielt Heinrich Ernst Kniepkamp, als Mitarbeiter des Reichswehrministerium, den Auftrag, die deutsche Artillerietruppe zu motorisieren. Die Erprobung von landwirtschaftlichen Traktoren aus Deutschland, Amerika und England dauerte ca. 3 Jahre. Bei einem Test 1932 konnte sich die Halbkettenlösung gegenüber den anderen Konzepten durchsetzen.
Anfang der 1930er Jahre waren verschiedene deutsche Unternehmen an der Entwicklung von Halbkettenfahrzeugen in verschiedenen Leistungsklassen von 1 t Zugkraft bis zu 18 t Zugkraft beteiligt. Vor Kriegsbeginn stand die erste Generation verhältnismäßig leistungsstarker Halbketten-Zugkraftwagen für die Ausrüstung der deutschen Streitkräfte zur Verfügung. Die als Sonderkraftfahrzeuge 10, 11, 6, 7, 8 und 9 bezeichneten Fahrzeuge zeichneten sich in erster Linie durch ihre Zugkraft, jedoch weniger durch die Zuladung auf dem Fahrzeug, aus.
Die deutschen Halbketten-Fahrzeuge bewährten sich auf den europäischen Straßen beim Kriegseinsatz ab 1939 gut. Mit einer höheren Geländegängigkeit als Radfahrzeuge und höheren Geschwindigkeit als Vollkettenschlepper boten diese in den dynamischen Gefechtsabläufen des Blitzkriegs unentbehrliche Verwendungsvielfalt in der Truppe.
Allerdings erwies sich ähnlich wie bei vielen deutschen Militärkonstruktionen der Vorkriegszeit die Fertigung als zu aufwendig und dadurch teuer. Die Zahl der entwickelten Typen und Hersteller verhinderte eine wirtschaftliche und effektivere Produktion, was schon als Grundgedanke bei der Planung der 2. Generation deutscher Halbketten-Zugfahrzeuge, die vom Heereswaffenamt für die Entwicklung ab 1938 angedacht war, erkannt worden war.
Der massive Verschleiß, die Fahrzeugverluste durch erzwungene Rückzugsbewegungen und die zunehmende Bedrohung der Versorgungseinheiten im rückwärtigen Gebiet aus der Luft, führten insbesondere durch die Erfahrungen an der Ostfront zu einer neuen Planung, die nunmehr die Entwicklung einer 3. Generation deutscher Halbkettenfahrzeuge erforderte.
Im Jahr 1942 wurde das Entwicklungsprogramm für die deutschen Halbkettenfahrzeuge der 3. Generation begonnen.
Dieses sah nur noch zwei Grundtypen vor:
Von Hitler wurde unter Eindruck der Nachschubprobleme im Winter 1941/42 am 7. Mai 1942 ein vereinfachtes Zugfahrzeug mit Halbkettenantrieb gefordert, das die mittleren Zugkraftwagen 5 t ablösen sollten. Gefordert wurde zunächst ein Fahrzeug, das 6 t Anhängelast ziehen und 3 t Nutzlast transportieren konnte. Das Heereswaffenamt erteilte den ersten Entwicklungsauftrag dann im Mai 1942 an Büssing-NAG. In der Konsequenz wurde im Juli 1942 das Auslaufen der Fertigung der 5t-Halbketten-Zugmaschine beschlossen, welche durch das neue Fahrzeug ersetzt werden sollte.
Das Heereswaffenamt erteilte der Firma Büssing-NAG einen Vertrag für fünf Versuchs-s.W.S. Diese erhielten die Fahrgestellnummern 2016, 2017, 2018, 2020 und 2021.[1]
Das leichte Modell blieb bei Prototypen, der schwere Wehrmachtschlepper ging schließlich ab Herbst 1943 bei Büssing-NAG und Ringhoffer-Tatra in Produktion.
Das Fahrzeug war einfach und unkompliziert gehalten, auch das Laufwerk bestand aus einer ungeschmierten Kette ohne Gummipolster sowie wirtschaftlicheren Laufrollenscheiben, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des Schachtellaufwerks mit den überlappenden Rollen angebracht werden konnten.
Eine Variante wurde als Flak-Selbstfahrlafette für die 3,7-cm-FlaK 43 modifiziert. Die Flak wurde mit Geschützschild auf der Ladefläche positioniert, für einen 360-Grad-Richtbereich mussten die Seitenflächen heruntergeklappt werden.
Die Serienfertigung im Büssing-NAG-Werk Berlin-Oberschöneweide basierte auf den Verträgen 0213-1001/42 mit 625 St. / sWS-Pritschenaufbau und 375 St. / sWS-Flak-Aufbau und 0213-1003/43 mit 1.725 sWS mit Pritschenaufbau und 575 sWS mit Flak-Aufbau. Hierbei begannen die Fahrzeug-Seriennummer mit der Nummer 150001.[1]
Das Heereswaffenamt vergab einen weiteren gemeinsamen Vertrag SS213-1001/43 and die Firmen Ringhoffer-Tatra in Prag und Wagenfabrik AG in Kolin. Hier sollten weitere 500 Pritschen-Fahrzeuge beginnend mit der Fahrgestell-Seriennummer 250001 gefertigt werden.[1]
Die Produktionsplanung sollte im Oktober 1943 mit 50 Fahrzeugen beginnen und stufenweise bis zum März 1945 auf einen Ausstoß von 400 Fahrzeugen monatlich ansteigen. Die Kriegslage führte zu massiven Verzögerungen und die ersten fünf Fahrzeuge, vier Schlepper und eine Flak-Selbstfahrlafette, wurden erst im Dezember 1943 ausgeliefert. Im Oktober 1944 wurde der Höhepunkt der Fertigung mit 112 ausgelieferten Fahrzeugen erreicht. Danach fielen die Produktionszahlen wieder ab. Die letzten 25 sollen im März 1945 gefertigt worden sein, aber es fehlen genau Details, welche Typen übergeben wurden.[2]
In Summe ausgeliefert wurden:
1943 - 5 Fahrzeuge (4× Pritsche / 1× Flak-Sfl)
1944 - 724 Fahrzeuge (649× Pritsche / 75× Flak-Sfl)
1945 - 103 Fahrzeuge (>73(?) Pritsche / >5 Flak-Sfl)
Hierbei sind die ca. 97 Fahrzeuge aus dem Werk in Kolin eingerechnet.[2]
Das Fahrzeug wurde somit bis Kriegsende in vergleichsweise geringer Stückzahl von ca. 830 Exemplaren gefertigt und konnte die Halbketten-Zugkraftwagen der ersten Generation nicht mehr ablösen.
Da auch der nicht weiterentwickelte leichte Wehrmachtsschlepper mit baugleichen Teilen zum sWS zur Standardisierung der Teile beitragen hätte sollen, wurde durch die Einführung des sWS keine wirkliche Entlastung der Logistik geschaffen.
Anmerkung:
Zwei Projekte aus der Anfangsphase der Entwicklung, ein Aufbau mit einer leichten Feldhaubitze (le.FH 18/6) vom August 1943 und ein Aufbau mit einer 7,5-cm-Pak L/70 vom September 1943, erreichten nie mehr als ein theoretisches Stadium.[3]
Aufgrund der Zugeständnisse auf Kosten der Motorisierung kam ein Einsatz bei Panzerverbänden oder anderen schnellen Truppen nicht in Frage, der Einsatz beschränkte sich wegen der geringen Geschwindigkeit auf die Infanterie. Diese Einschränkung war während der Rückzüge an der Ostfront auch Ursache von Verlusten, was bei der Truppe dazu führte, dass die vorhandenen Fahrzeuge hauptsächlich Nachschub transportierten, statt tatsächlich als Zugmaschinen zu dienen. Auch bei den Flak-Selbstfahrlafetten wurde so die Einsatzfähigkeit sowie das Truppenvertrauen gehemmt.
Fotographisch belegt sind verschiedene Geschütze als Anhängelast für den sWS, aus denen sich teilweise die Zuteilungen erkennen lassen. Andere Zuteilungen sind aus Bestandsmeldungen der Verbände zu entnehmen. Beispielhaft ohne den Anspruch auf Vollständigkeit:
Mit etwa 81 Fahrzeugen, welche mit dem Behelfspanzeraufbau ausgeliefert wurden, war nur ein geringer Teil der Fahrzeuge bei Auslieferung als Flak-Selbstfahrlafetten vorgesehen. Fotografisches Dokumente belegen jedoch, dass auch auf einer gewissen Zahl der ungepanzerten Fahrgestelle leichte Flak-Geschütze zum Einsatz gebracht worden sind. Während gleichzeitig Fahrzeuge mit Behelfspanzerungen auch als Artillerieschlepper zum Einsatz gekommen sind.
Zwei Fahrzeuge wurden durch Teams des US Army Technical Intelligence in Reports dokumentiert, nachdem diese nach dem alliierten Vormarsch in die Hände der 3rd US Army gefallen waren.
DKW RT 125-1 • DKW NZ 350-1 • BMW R 4 • BMW R 11 • BMW R 12 • BMW R 35 • BMW R 62 • BMW R 75 • Viktoria K.R. VI • Viktoria K.R. 35 • Zündapp KS 750 • Zündapp K 800
Adler Standard 6 • Adler Typ 12 • leichter Einheits-Pkw • Hanomag 4 • mittlerer Einheits-Pkw • schwerer Einheits-Pkw • Horch 830 R • Mercedes-Benz Stuttgart 200 • Mercedes-Benz Stuttgart 260 • MB 170V • MB 320 WK • Mercedes G4 • MB L 1500 A • Opel Admiral • Opel Kadett • Stoewer M 12 • Tempo G 1200 • Tatra 57 K • Trippel SG 6 • VW Kübelwagen • VW Schwimmwagen • Wanderer W 11
Borgward B 3000 • Büssing-NAG III GL 6 • Büssing-NAG G 31 • Büssing-NAG KD • Büssing-NAG 4500 • Büssing-NAG 900 • Einheitsdiesel • Faun L900 • Ford G917T • Ford V-3000-Serie • Henschel 33 • Krupp L3 H63 • Krupp LD • Krupp Protze • Magirus M 206 • Magirus 330 • Magirus 3000 • MAN 4500 • Mercedes-Benz G 3a • MB L 1500 A • Mercedes-Benz LG 3000 • Mercedes-Benz L 3000 • Mercedes-Benz 701 • Mercedes-Benz L 4500 • Mercedes-Benz L 6500 • Opel Blitz 1t • Opel Blitz 2,5t • Opel Blitz 3t • Phänomen Granit 25 • Phänomen Granit 1500 • Renault AHN
Sd.Kfz. 2 • Sd.Kfz. 3 • Sd.Kfz. 6 • Sd.Kfz. 7 • Sd.Kfz. 8 • Sd.Kfz. 9 • Sd.Kfz. 10 • Sd.Kfz. 11 • Opel Blitz „Maultier“ • Ford V 3000 S „Maultier“ • KHD S3000 „Maultier“ • MB L4500 „Maultier“ • Schwerer Wehrmachtschlepper
Faun ZR • Kaelble Z6V • Kaelble Z6R • Land-Wasser-Schlepper • Radschlepper OST • RSO • Hanomag SS-100
Opel Blitz KOM • Phänomen Granit 25 • Phänomen Granit 1500 • Steyr 640 • VOMAG 660
Artilleriefahrzeuge • Feldküche • Feldbacköfen • Heeresfeldwagen • Hf. 1 • Hf. 1/1 • Heeresschlitten • Infanteriefahrzeuge • Nachrichtenfahrzeuge • Nebelfahrzeuge • Pionierfahrzeuge • Sanitätsfahrzeuge • Verwaltungsfahrzeuge • Veterinärfahrzeuge
Sonderanhänger 1 • Sonderanhänger 3 • Sonderanhänger 11 • Sonderanhänger 31/1 • Sonderanhänger 32 • Sonderanhänger 35 • Sonderanhänger 58 • Sonderanhänger 105 • Sonderanhänger 106 • Sonderanhänger 116 • Sonderanhänger 206 • 5t-Einheitsanhänger
Sd.Kfz. 3 • Kfz. 13 • Kfz. 14 • Sd.Kfz. 221 • Sd.Kfz. 222 • Sd.Kfz. 223 • Sd.Kfz. 231 • Sd.Kfz. 232 • Sd.Kfz. 234 • Sd.Kfz. 260 und 261 • Sd.Kfz. 263 • ADGZ • Panhard 178
Sd.Kfz. 250 • Sd.Kfz. 251 • Sd.Kfz. 252 • Sd.Kfz. 253 • Sd.Kfz. 4 • Schwerer Wehrmachtschlepper
Sd.Kfz. 247 • AEC Kommandofahrzeug
Sd.Kfz. 254