Der französischeAstronomCharles Messier (1730–1817) veröffentlichte diesen Katalog erstmals 1771. Darin waren 45 Objekte enthalten. Nach Vermittlung von Jérôme Lalande kam es zu einer Zusammenarbeit mit Pierre Méchain, mit dessen Hilfe der Katalog bis 1784 in zwei weiteren Veröffentlichungen auf 103 Objekte anwuchs. Später wurde er von Wissenschaftshistorikern auf 110 Objekte „aufgefüllt“. Die meisten der Katalogobjekte waren vorher noch nicht bekannt gewesen.
Der Messier-Katalog war und ist von großer praktischer Bedeutung. Er war einer der Ausgangspunkte für die systematische Erforschung von Galaxien, Nebeln und Sternhaufen. Die von ihm vergebenen Nummern sind nach wie vor die übliche Bezeichnung vieler wichtiger Himmelsobjekte.
Charles Messiers Forschungsinteresse galt der „Kometenjagd“. Bis 1801 hatte er die beeindruckende Zahl von 20 neuen Kometen entdeckt. Auf der Suche nach Kometen stieß er immer wieder auf diffuse „Flecken“, die zwar ähnlich wie Kometen aussahen, im Gegensatz zu jenen aber ihre Position am Himmel nicht merklich änderten. Diese nicht vorhandene Eigenbewegung deutete darauf hin, dass es sich um Objekte weit außerhalb des Sonnensystems handelt.
Um Verwechslungen auszuschließen und um bei der weiteren Kometensuche keine Zeit auf diese Objekte zu verschwenden, legte Messier einen Katalog nebliger Objekte an, deren Position und sichtbare Eigenschaften er verzeichnete. Katalognummer 1, in heutiger Sprechweise „Messier 1“ oder M1, erhielt der Krebsnebel (Crabnebel, Krabbennebel) im Sternbild Stier. Die weiteren Objekte wurden in der Reihenfolge ihrer Aufnahme in den Katalog durchnummeriert. Der Andromedanebel, eine Galaxie im Sternbild Andromeda, beispielsweise trägt die Bezeichnung M31.
Der eigentliche Katalog enthielt letztlich die Objekte M1 bis M103 und wurde in drei Teilen veröffentlicht:
im Jahr 1774: M1 bis M45 in Mémoires de l’Academie 1771,
im Jahr 1781: M1 bis M103 in Connaissance des temps 1784.
Heute umfasst der Messier-Katalog zusätzlich die Objekte M104 bis M110:
M104 wurde von Messier handschriftlich in sein eigenes Exemplar seines Kataloges eingetragen.
in den Jahren 1781 und 1782 wurden von Méchain die Objekte M105 bis M109 entdeckt und fanden in einem Brief an Johann III Bernoulli Erwähnung. M108 und M109 erwähnte Messier selbst in seiner Beschreibung des Objekts M97, nahm sie aber aus unbekannten Gründen nicht als eigenständige Objekte in seinen Katalog auf.
All diese Objekte wurden erst nachträglich, zwischen 1921 und 1966, von Wissenschaftshistorikern dem Messier-Katalog zugerechnet, mit der Begründung, sie hätten mit großer Wahrscheinlichkeit Eingang in die geplante, aber nie veröffentlichte vierte Version von Messiers Katalog gefunden. Insbesondere die letzten nie von Messier veröffentlichten Objekte, aber auch einige Objekte des veröffentlichten Kataloges, wurden später von verschiedenen Astronomen (etwa Wilhelm Herschel) unabhängig von Messiers Beobachtungen noch einmal entdeckt.
Bedeutung
Der Messier-Katalog war nicht der erste Katalog dieser Art, aber er war der erste derartige Katalog, der weitgehend vollständig und fehlerfrei war, um für praktische Beobachtungen einsetzbar zu sein. Auch heute noch sind die meisten Objekte des Katalogs vor allem unter ihren Messier-Nummern bekannt.
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Messier-Kataloges war die Natur der dort verzeichneten Objekte unklar. Die Forschungen, die aufklärten, was es mit Galaxien, Nebeln und Sternhaufen auf sich hatte, nahmen vom Messier-Katalog, vom New General Catalogue und vom Index-Katalog ihren Ausgang.
Unter Amateurastronomen und in Volkssternwarten ist der Messier-Katalog insbesondere beliebt, da die darin aufgeführten Objekte bereits mit kleineren Teleskopen oder starken Ferngläsern beobachtet werden können. Eine besondere Beobachtungsaufgabe stellen dabei die Messiermarathons dar, in deren Rahmen jeder Teilnehmer im Laufe einer einzigen Nacht alle Messier-Objekte beobachten muss.
Fehler und Grenzen
Der Katalog hat höchstens einen Fehleintrag: Unter Wissenschaftshistorikern herrscht keine Einigkeit, ob es sich bei Messier 102 um eine fehlerhafte zweite Aufführung des Objekts Messier 101 handelt oder um eine Beobachtung der Spindelgalaxie NGC 5866, die in modernen Versionen des Kataloges als M102 fungiert.
Des Weiteren hat der Messier-Katalog zwei Einträge, die keine flächenhaften Objekte bezeichnen, nämlich Messier 40, eigentlich der DoppelsternWinnecke 4, und Messier 73, eine Gruppe von Sternen, bei denen es sich um eine zufällige Fluktuation der Sterndichte auf dieser Sichtlinie handelt.[1][2]
Eine Reihe heute bekannter Nebel finden sich nicht im Messier-Katalog, weil sie zu lichtschwach sind. Hierzu gehören unter anderem der Pferdekopfnebel und einige hellere Galaxien, die später im New General Catalogue (1888) und im Index-Katalog (erste Version 1895, zweite Version 1908) aufgeführt wurden. Auch einige hellere Objekte wie der Doppelsternhaufen h + Chi im Perseus und die Hyaden haben keinen Katalogeintrag.
Im Messier-Katalog wurden nur die von der Nordhalbkugel aus sichtbaren Objekte berücksichtigt, er enthält nur Objekte nördlich der −35°-Deklination.
Ronald Stoyan, Stefan Binnewies, Susanne Friedrich, Klaus-Peter Schroeder: Atlas of the Messier Objects. Cambridge University Press 2008, ISBN 978-0-521-89554-5.
↑Daniela B. Pavani, Eduardo Bica: Characterization of open cluster remnants. In: Astronomy and Astrophysics. Bd. 468, Nr. 1, 2007, S. 139–150, doi:10.1051/0004-6361:20066240.