Die Kirche steht zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern an der Ecke Kurfürstenstraße und Kiesstraße im Westen des Ortsteils Lankwitz, etwa einen Kilometer südöstlich des Regional- und S-Bahnhofs Lichterfelde Ost. Die Kirche steht mit ihrem Säulenportal und dem Kirchturm zur Kurfürstenstraße und ist von dort aus zugänglich. Das Gemeindehaus befindet sich im nördlich angrenzenden und das Pfarrhaus im südlich gelegenen Grundstücksteil. Letzteres ist von der Kiesstraße aus zugänglich. Dort grenzt direkt an das Monikastift, an das sich wiederum der Friedhof Lankwitz anschließt.
Im Norden grenzt die Gemeinde St. Benedikt in Lankwitz, im Osten die Gemeinde Vom Guten Hirten in Marienfelde, im Süden die Gemeinde Ss. Eucharistia in Teltow und im Westen die Gemeinde Heilige Familie in Lichterfelde an das Gemeindegebiet von Mater Dolorosa an.
Geschichte
Die Gemeinde feierte seit Ostern 1908 auf Lankwitzer Gebiet Sonntagsgottesdienste und wurde am 1. April 1911 zur Kuratie ernannt. Ein Jahr nach der Grundsteinlegung am 20. August 1911,[2] bei der unter anderem der Lankwitzer Bürgermeister Rudolf Beyendorff und der Erzpriester Josef Deitmer zugegen waren, wurde vom katholischen Pfarrer in Groß-Lichterfelde, Maximilian Beyer, mit der Unterstützung des Katholischen Kirchbau-Sammelvereins Lankwitz die Kirche erbaut.
Die Konsekration erfolgte am 22. September 1912 durch den BreslauerWeihbischofKarl Augustin, wobei auch der spätere Weihbischof in Berlin, Josef Deitmer, wieder anwesend war. Die Kuratie wurde am 21. Mai 1921 eine eigenständige Pfarrei.
Im Februar 2017 wurden die benachbarten Pfarreien Mater Dolorosa und Vom Guten Hirten in Berlin-Marienfelde für eine Entwicklungsphase in den Pastoralen Raum Lankwitz-Marienfelde eingegliedert.[3] Am 14. September 2017 erfolgte die Eröffnung der dreijährigen Entwicklungsphase des Pastoralen Raumes mit einem Pontifikalamt durch den Erzbischof Heiner Koch.[4] Am 1. Januar 2022 gingen die benachbarten Pfarreien Mater Dolorosa und Vom Guten Hirten in Marienfelde als Gemeinden in der Pfarrei St. Maria (Berliner-Süden) auf.[5]
Baugeschichte
Die Pläne des Bauwerkes stammen von ArchitektCarl Kühn und seinem Lehrer Christoph Hehl. In der Form wählten sie eine Kreuzbasilika, Pfarrer Beyer wünschte jedoch kein Bauwerk in historisierenderBacksteingotik, sondern eine monumental wirkende, barocke Kirche. Nachdem Hehl bereits bei Beginn der Ausschachtungsarbeiten 1911 gestorben war, übernahm Kühn die Durcharbeitung des Bauwerkes und die Bauaufsicht. Kühn entwarf auch die Inneneinrichtung der Kirche samt den liturgischen Gegenständen. So wurden die Altäre, die Kanzel und die Kirchentüren aus getriebenem Bronzeblech von dem Berliner Metallbildhauer Johann Schmidt gestaltet, die Beichtstühle fertigte der Schreiner August Vogt aus Hannover an.
In der Nacht auf den 24. August 1943 wurde das Kirchengebäude durch einen Bombenangriff schwer beschädigt. Der Wiederaufbau des Kirchenschiffes erfolgte in den Nachkriegsjahren. Bis 1955 wurden nach den Plänen der Architektin Margot Weymann zunächst nur das Querschiff und der Turm ausgebaut. Die Haube des Turms, die von einer Laterne bekrönt war, wurde nicht wieder hergestellt, sondern durch ein Satteldach ersetzt. Palmsonntag 1950 wurde der erste Gottesdienst in dem mit einem neuen Altar mit der Aufschrift MONS QUI CHRISTUS EST und einem goldenen Tabernakel ausgestatteten und als Gottesdienstraum eingerichteten Querschiff des zerstörten Kirchengebäudes gefeiert.
Das Hauptschiff blieb nach dem Vorbild der Klosterkirche der Abtei Maria Laach als Vorhof des Gottesdienstraumes zunächst nach oben offen und wurde erst in den Jahren 1968 bis 1970 nach den Plänen des Diözesanbaurates Hermann Jünemann modernisiert erneuert. Der Chor wurde durch eine weiß gestrichene Faserplatte vom Kirchenschiff abgetrennt. Die Altarinsel in der Vierung mit Altar, Ambo, Priestersitz und Tabernakelstele gestaltete Paul Ohnsorge, er entwarf auch die Fenster. An Stelle der Obergaden aus Bogenfenstern wurden eckige Lichtbänder eingezogen. Das ursprüngliche Mansarddach des Kirchenschiffs wurde durch ein Satteldach ersetzt. Das Langhaus und der Chor, die ursprünglich mit einem Tonnengewölbe bedeckt waren, erhielten eine Flachdecke.
Auch die ursprünglich polierten Säulen aus Labradorit des Kirchenschiffes wurden bei der Feuersbrunst beschädigt und bewusst in diesem Zustand belassen. Die Säulen wurden matt geschliffen, und nur die zwei Säulen zwischen Altarraum und Chorraum, die zwischenzeitlich hinter Trennwänden verborgen waren, erinnern an den ursprünglichen Zustand der Säulenoberflächen.
Nach den Plänen des Architekten Raimund Szafranski wurde 1983 und 1984 die alte Form der Kreuzbasilika weitgehend wiederhergestellt.
Entwicklung weiterer Gottesdienststätten im Gemeindegebiet
Da Großbeeren, südlich der Stadtgrenze von Berlin gelegen, zum Gemeindegebiet gehörte, wurden vom 9. August 1925 bis zum August 1933 Gottesdienste in der unteren Halle des Denkmals für den Sieg bei Großbeeren am 23. August 1813 abgehalten. Danach diente bis 1935 ein Mietraum für Gottesdienstzwecke. Erst 1942 konnten wieder Messen in der evangelischen Friedhofskapelle abgehalten werden, die jedoch 1944 durch Bomben stark beschädigt wurde. Im April 1952 konnte schließlich die Kapelle St. Joseph durch Bischof Wilhelm Weskamm als Gottesdienststelle eingeweiht werden, die inzwischen jedoch wieder entwidmet, verkauft und abgerissen wurde.
Im Jahr 1927 wurde in Alt-Lankwitz eine Kapelle für die Christkönigsschwestern geweiht, wo sich das Dominikuskloster befindet. Dieser Bereich gehört heute zum Pastoralen Raum Steglitz-Lankwitz-Dahlem.
Seit 2017 gehörte die Pfarrei Mater Dolorosa im Rahmen des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ zum Pastoralen Raum Lankwitz-Marienfelde. Am 1. Januar 2022 fusionierte sie zur Pfarrei „St. Maria – Berliner Süden“.
Kunstwerke
Portikus
Die Säulenkapitelle des Portikus der Kirche wurden nach Zeichnungen von Carl Kühn geschaffen.
1. Kapitell – Griechischer Buchstabe Alpha (Anfang), M für Maria beziehungsweise Mater und christliches Kreuz
Der vergoldete Tabernakel im rechten Querschiff stammt ursprünglich von 1950 und wurde 1984 in der Goldschmiederei der Abtei Münsterschwarzach umgestaltet. Die Tür zeigt nach wie vor die dem Jakob erschienene Himmelsleiter (Genesis 28, 10–22) mit einem hinaufsteigenden und einem weiteren hinabsteigenden Engel.
Auf den Flügeln des bronzenen Adlers am Ambo steht Dominus sit in corde tuo et in labiis tuis (‚Der Herr sei in deinem Herzen und auf Deinen Lippen‘).[6]
Der Kreuzweg mit einer zusätzlichen 15. Station, die die Emmausjünger darstellt, ist 1981 vom Künstler Hans Wachter fertiggestellt worden. Der Kreuzweg verläuft im linken Seitenschiff von vorne nach hinten und wird im rechten Seitenschiff von hinten nach vorne fortgesetzt.
Kirchenmusik
Von 1926 an bis zum 31. Dezember 1942 war der Komponist und Schönberg-Schüler Max Walter als Kirchenmusiker in der Gemeinde aktiv. Die damalige Orgel wurde 1943 bei einem Bombenangriff zerstört.
Von 1939 bis 1954 war der durch die liturgische Erneuerungsbewegung bekannte Theologe Johannes Pinsk (1891–1957) Pfarrer in Mater Dolorosa, der durch sein Wirken die Gemeinde sehr geprägt hat. Die Gemeindearbeit wird vom Verein der Freunde der Pfarrei Mater Dolorosa e. V. und von der Stiftung Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz unterstützt. Es besteht eine Zusammenarbeit mit dem PfadfinderstammDon Bosco und eine ökumenische Zusammenarbeit mit der benachbarten, evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Seit 1979 unterstützt die Gemeinde regelmäßig das Partnerbistum Chachapoyas in Peru. Mater Dolorosa ist eine der wenigen Gemeinden, in der seit vielen Jahrzehnten in der Karwoche regelmäßig Karmetten abgehalten werden.
1912 bis 1921: Maximilian Beyer (* 17. April 1872; † 21. Oktober 1937, Priesterweihe am 14. Juni 1896) als Pfarrer der Muttergemeinde Heilige Familie in Berlin-Lichterfelde
August 2013 bis September 2016: Pfarrvikar Frank Roland Felgner (* 30. Januar 1967, Priesterweihe am 24. Juni 1995)[13]
Seit Oktober 2016: Pfarrvikar Sebastian Punayar, CMI (* 13. Juni 1950, Priesterweihe am 10. April 1980)[13]
Seit Januar 2022: Pfarrer Harry Karcz (* 30. Juni 1960, Priesterweihe 1989)[13]
Weitere Geistliche
1980 bis 1994: Pater Gerhard Poppe SJ (* 22. Mai 1928; † 3. März 2008, Priesterweihe am 29. Juni 1958) als Pfarrseelsorger der KuratieMaria Mutter vom Guten Rat[14]
Pfarrnachrichten / Mater Dolorosa, Berlin-Lankwitz: Lankwitzer Pfarrnachrichten. Regina-Druck, Berlin-Wilmersdorf 1957, S. 5 ff.[22]
Bernhard Müller-Schoenau: Mater Dolorosa. Gemeinde unserer Zeit. Berlin 1962.
Der gerade Weg, Mitteilungsblatt der Pfarrei Mater Dolorosa in Berlin (Lankwitz), Gloria-Verlag Glökler, Berlin 1964, S. 5 ff.[23]
Ernst-Alfred Jauch: 75 Jahre Kirche zur Heiligen Familie 1904–1979. Berlin 1979.
Gerhard Streicher, Erika Drave: Berlin. Stadt und Kirche. Berlin 1980.
Lorenz Weinrich (Hrsg.): Pfarrkirche und Gemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz 1912–1987. Berlin 1987.
Paul Hiller (Begründer), Arbeitskreis Historisches Lankwitz (Hrsg.): Chronik Lankwitz. Lankwitzer Heimatbuch (1239–1989). Wort- & Bild-Specials, Berlin 1989, ISBN 3-926578-19-X, S. 102–105.
Andreas Tacke: Kirchen für die Diaspora. Christoph Hehls Berliner Bauten und Hochschultätigkeit (1894–1911). Gebrüder Mann, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1690-3.
Matthias Brühe: Katholische Kirche im Westen und Süden Berlins. Berlin 2000.[24]
Mater Dolorosa. In: Harald Schwillus, Matthias Brühe: Erzbistum Berlin. Eine junge Diözese in langer Tradition. Verlag Sadifa-Media, 2009, ISBN 978-3-88786-395-1.
Markus Bautsch, Annelen Hölzner-Bautsch, Dorothea Rosenstiel, Pfarrer Michael Schlede, Angelika Stellert, Ursula Storck: Pfarrkirche Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz. accurat Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-926578-55-6.[25][26]
Katholische Pfarrgemeinde Mater Dolorosa (Hrsg.), Annelen Hölzner-Bautsch: 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa. Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz 1912 bis 2012. Selbstverlag, Berlin 2012.[27]