Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdesgrotten teils innerhalb von römisch-katholischenKirchen, teils im Freien auf Kirchhöfen oder als Flurdenkmal an einer Wegkreuzung, am Feldrand oder im Wald errichtet. Manche Grotten befinden sich in Kirchen und Kapellen mit dem PatroziniumUnserer Frau von Lourdes oder gehören zu einem ihr geweihten Seitenaltar in einer Kirche. Allein in Deutschland sind rund 200 Lourdesgrotten bekannt.[1] Kleinere, von Privatpersonen (vielfach in Eigenleistung) errichtete Lourdesgrotten entstanden häufig aufgrund privater Gelübde, oft in Verbindung mit einer Wallfahrt nach Lourdes oder als Dank für eine Heilung von Krankheiten, die unbeschadete Heimkehr aus dem Krieg oder Rettung aus Gefahr. Auch in neuerer Zeit wurden kleinere Lourdes-Grotten geschaffen, so etwa seit 1995 im Hirschtal in Unterleinach.[2] Lourdesgrotten sind häufig das Ziel örtlicher Wallfahrten.
Im Saarland sind etwa 110 große Lourdes-Grotten bekannt. Zusammen mit dem benachbarten und historisch eng verflochtenen Nachbar-DépartementMoselle weist das Gebiet über 460 öffentliche Anlagen auf. Die früheste Lourdes-Kultstätte dürfte mit einer kleinen, in den Jahren 1884 bis 1886 errichteten Kirche im heutigen Wallerfanger Ortsteil Düren stehen. Im Jahr 1890 folgte im benachbarten Niedaltdorf eine erste größere Nachbildung der Grotte von Massabielle in der örtlichen Pfarrkirche St. Rufus.[11][12][13] Die Errichtung von Lourdes-Grotten im Saarland zog sich durch die ganze erste Hälfte des 20. Jahrhunderts weiter und erreichte mit dem Marianischen Jahr 1953–1954 ihren Höhepunkt. Darüber hinaus entstanden, auch durch politisch motivierte Förderung der damaligen katholischen Landesregierung unter MinisterpräsidentJohannes Hoffmann im Saarland anlässlich des Gedenkjahres die Mariensäulen in Bous, Wadern, Bildstock, Neunkirchen und St. Ingbert oder die große marianische Anlage des Marienparks Hasenberg in Ensdorf, der Bau des „Marienturmes“ der Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit in Fraulautern, der marianische Stationsaltar im Ortszentrum von Beckingen, der Marienbrunnen auf dem Großen Markt in Saarlouis sowie der marianische Fensterzyklus in der neuerbauten Klosterkirche des Klosters Heiligenborn in Bous.[14] Die größte Gesamtanlage stellt der in den Jahren 1954 bis 1960 parkartig angelegte Ensdorfer Hasenberg dar.
Lourdesgrotte Bregenz, Vorarlberg – mit der ursprünglichen originalen 1. Statue unserer lieben Frau von Lourdes aus der Erscheinungsgrotte Massabielle
Osttimor
Mariengrotten (Gruta) sind im mehrheitlich römisch-katholischemOsttimor zahlreich und weit verbreitet, sowohl in natürlichen Höhlen, als auch in künstlich angelegten Grotten und Halbkuppeln.
Gruta da Nossa Senhora de Bebonuk, Grotte mit kleinem Vorplatz
Gruta de Na. Sra. de Lourdes de Comoro, künstliche Lourdesgrotte mit lebensgroße Marienstatue
Konrad Kümmel: Etwas über Lourdesgrotten. In: Archiv für christliche Kunst. Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins. 26. Jg. 1908, S. 41–44 und 45–47.
Rupert Schreiber: Eine Grotte im Garten. 150 Jahre Lourdes, Popularisierte Frömmigkeit und konfessionelle Identität, Der Triumph des Marienkultes von Lourdes an der Saar. In: Saargeschichten, 1/2008, S. 25–29.
Rupert Schreiber: Die Wallfahrt im Garten – Lourdesgrotten ab 1870. In: Die Herkulesgrotte in Worms, Schäden – Konzepte – Maßnahmen. IFS-Bericht 45, hrsg. vom Institut für Steinkonservierung. Mainz 2013, S. 139–148.
Rupert Schreiber: Kirche und Frömmigkeit – Die Lourdesgrotten im Saarland. In: Saargeschichten, 1/2016, S. 64.
↑ abcMaria Kessing: Marienstatue soll zurück in die Ahlener Lourdesgrotte. In: Kirche+Leben, 28. August 2022, S. 9.
↑Christine Demel und andere: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 513: Lourdes-Grotte auf dem Anwesen Gersitz im Hirschtal.
↑Michael Mott: Böllerschüsse zur Grottenweihe. Die Mariengrotte von Poppenhausen stammt aus dem Jahre 1893. In: Bonifatiusbote, Kirchenzeitung für das Bistum Fulda. 134. Jahrgang, Nr. 44, 4. November 2018, S. 14.
↑Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Band 40), Saarbrücken 2002, S. 221 und S. 449; S. 292–293 und S. 530.
↑Rupert Schreiber: Kirche und Frömmigkeit. Die Lourdesgrotten im Saarland. In: Saargeschichten, 1/2016, S. 64.
↑Rupert Schreiber: Eine Grotte im Garten. 150 Jahre Lourdes. Popularisierte Frömmigkeit und konfessionelle Identität. Der Triumph des Marienkultes von Lourdes an der Saar. In: Saargeschichten, 1/2008, S. 25–29.
↑Oranna Dimmig: Kunstlexikon Saar. Kunstort Hasenberg Ensdorf/Saar. Hrsg. vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Saarbrücken 2014, S. 9–12.
↑Die Lourdesgrotte befindet sich in dem Abhang, auf dem die Pfarrkirche steht. Laut einer Informationstafel vor Ort wurde sie zwischen 1925 und 1930 von Pfarrer Windhen und Franz und Anna Seder in einem aufgelassenen Steinbruch errichtet.