Die Stadt Danzig kam mitsamt ihrem Umland durch die zweite polnische Teilung 1793 an das Königreich Preußen. Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen. Bei einer umfassenden Kreisreform im Regierungsbezirk Danzig wurden zum 1. April 1818 der Stadtkreis sowie der Landkreis Danzig gebildet.[1]
Der Stadtkreis umfasste zunächst die Stadt Danzig und eine Reihe von umliegenden ländlichen Orten, darunter Altdorf, Emaus, Guteherberge, Heiligenbrunn, Hochstriess, Nobel, Ohra, Scharfenort, Strohdeich und Zigankenberg. Der Landkreis umfasste das weitere Umland von Danzig und erstreckte sich im Osten bis auf die Frische Nehrung. Durch eine Kabinettsorder wurden 1828 die 1818 zum Stadtkreis gelegten ländlichen Orte in den Landkreis umgegliedert, so dass der Stadtkreis Danzig seitdem nur noch aus der eigentlichen Stadt Danzig bestand.[2]
Das Landratsamt war zunächst in Russoschin, wurde 1828 nach Praust und 1845 endgültig nach Danzig verlegt.
Der Landkreis Danzig gliederte sich 1871 in 130 Landgemeinden und 70 Gutsbezirke, die in Amtsbezirken zusammengefasst waren.[3]
Durch das kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwiesen sich einige Kreise in Westpreußen als zu groß und eine Verkleinerung erschien erforderlich. Zum 1. Oktober 1887 wurde der Landkreis Danzig aufgelöst. Aus dem westlichen Teil des Kreisgebiets wurde der Kreis Danziger Höhe und aus dem östlichen Teil der Kreis Danziger Niederung gebildet. Der südliche Teil des Landkreises kam zum neuen Kreis Dirschau.
Im Deutschen Reich bildete das Gebiet des Landkreises Danzig in den Grenzen von 1871 den Reichstagswahlkreis Danzig 2. Die folgenden Abgeordneten wurden in diesem Wahlkreis in den Reichstag gewählt:[6]
Am 1. Oktober 1939 wurde der östlich der Weichsel gelegene Teil des Landkreises Danziger Niederung mit dem Landkreis Großes Werder vereinigt. Zum 1. Dezember 1939 wurde ein neuer Landkreis Danzig mit dem Sitz der Verwaltung in Danzig gebildet. Landrat wurde Erwin Johst, der bisherige Landrat des Kreises Danziger Niederung. Der Landkreis Danzig umfasste das Gebiet der bisherigen Landkreise Danziger Höhe und Danziger Niederung (ohne Kreisgebiet östlich der Weichsel) und vorübergehend (1. Dezember 1939 bis 28. September 1940) unter Einschluss eines breiten Streifens mit elf polnischen Ortschaften aus dem pommerellischenPowiat Kościerski.[7] Durch Verordnung vom 28. September 1940 wurde dieser Gebietstreifen rückwirkend zum 1. Dezember 1939 dem besatzungsamtlichen Landkreises Berent zugeordnet.[7] Bei der letzten Gebietsänderung am 1. April 1942 wurde das Gebiet des Stadtkreises Danzig auf Kosten des Landkreises keilförmig nach Süden erweitert, so dass unter anderem die Gemeinde Praust Teil der Stadt Danzig wurde. Der Landkreis Danzig umfasste am 1. Januar 1945 117 Gemeinden und zwei Forstgutsbezirke.
In einigen Fällen wurden Ortsnamen als „nicht deutsch“ genug angesehen und erhielten eine lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:
Czapielken: Schaplitz
Kowall: Schmiede
Ostroschken: Osterholt
Saskoschin: Sassenschön
Schwintsch: Schwint
Sobbowitz: Subitz
Suckschin: Weiglesfeld
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde das Kreisgebiet von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, 2. Kreis Danzig (Landkreis).
A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 620.
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 352–361.
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. BandI, 1874, ZDB-ID 2593262-7 (Digitalisat).
↑Peter Letkemann: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig, 1815–1870, Johann Gottfried Herder Institut, 1967, S. 101f; (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
↑Peter Letkemann: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig, 1815–1870, Johann Gottfried Herder Institut, 1967, S. 104; (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).