Das Gebiet des Kreises Briesen kam durch die erste polnische Teilung 1772 zum Königreich Preußen. 1815 wurde das Gebiet dem Regierungsbezirk Marienwerder der neuen Provinz Westpreußen zugeteilt. Durch das kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwiesen sich die Flächen der Kreise in Westpreußen meist als zu groß. Vor diesem Hintergrund wurde am 1. Oktober 1887 aus Teilen der Kreise Graudenz, Kulm, Strasburg und Thorn der neue Kreis Briesen gebildet. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Briesen. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet am 10. Januar 1920 an Polen abgetreten werden. Das Kreisgebiet bestand als Powiat Wąbrzeski (Briesener Kreis) fort.
Nach dem Überfall auf Polen und der völkerrechtswidrigen Annexion des Territoriums durch das Deutsche Reich wurde das Kreisgebiet zum 26. November 1939 als Landkreis Kulm dem Regierungsbezirk Marienwerder im neugebildeten Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet, der bis zur Eroberung durch die Rote Armee Ende Januar 1945 existierte. Danach ging das Kreisgebiet in der Woiwodschaft Pommern (Województwo pomorskie, 1945–1950) des wiederhergestellten Polen auf, wobei seine deutschen Einwohner vertrieben wurden.
Bevölkerung
Im Folgenden eine Übersicht[1] mit offiziellen Angaben zu Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:
Ludolf Hermann Müller, Bischof, von 1917 bis 1922 Pfarrer in Schönsee (Kowalewo Pomorskie)
Bruno Satori-Neumann, Theaterwissenschaftler und Publizist, geboren 1886 in Briesen
Walther Nernst, Chemie-Nobelpreisträger 1920, geboren 1864 in Briesen
Landkreis Briesen im besetzten Polen 1939–1945
Verwaltungsgeschichte
Nach der Annexion durch das Deutsche Reich wurden die drei Städte Briesen, Gollub und Schönsee der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Der Bürgermeister der Stadt Gollub verwaltete den Amtsbezirk Dobrzyn [= Stadt Dobrzyn] des benachbarten Landkreises Rippin mit. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr. Seit dem 25. Juni 1942 trug der Kreis den Namen Briesen (Westpr.).
Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.
Durch die Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 wurden mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen eingedeutscht, entweder in der Form von 1918 oder als lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:
Klein Brudzaw: Kleinbrusau,
Labenz: Labens, Kr. Briesen (Westpr.),
Mgowo: Logendorf,
Mlewo: Leben,
Wielkalonke: Altlanke,
Zaskotsch: Gutsassen.
Literatur
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 2–7, Kreis Briesen.
Michael Rademacher: Westpreußen – Landkreis Briesen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
Bericht über das Schuljahr … / Königliches Realprogymnasium Briesen. Briesen, Westpr., 1905–1915 (Digitalisat)
Weblinks
Landkreis Briesen Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 16. Juli 2013.