Die Stadt liegt im Süden der sogenannten Dreistadt mit den Zentren Gdańsk(Danzig), Gdynia(Gdingen) und Sopot(Zoppot) im ehemaligen Westpreußen. Im Norden der Stadt schließt sich Danzig an, dessen Stadtzentrum etwa zehn Kilometer nördlich liegt. Die Danziger Bucht liegt etwa 14 Kilometer nordöstlich der Stadt.
Ortsname
Die erste schriftliche festgehaltene Erwähnung des Ortes erfolgte als Prust. Die Bedeutung ist nicht gesichert. Eine Deutung ist die Ableitung von Preußen, aber auch die Ableitung vom Wort Propstei ist möglich. Weitere Namensversionen waren Pruszy (1315), Prust (1438), Pruscz (1504), Praust (1576) und Pruszcz (1583). Die Bezeichnung Pruszcz wurde in der polnischen Verwaltung bis Ende des 18. Jahrhunderts verwendet. Als der Ort 1772 zu Preußen kam, wurde als amtliche Bezeichnung der deutsche Name Praust wieder eingeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung erhielt die Stadt wieder ihren polnischen Namen Pruszcz, seit 1951 mit dem Zusatz Gdański.
Geschichte
Der erste urkundliche Hinweis als Prust auf das heutige Pruszcz Gdański stammt aus dem Jahr 1315. Von 1348 bis 1354 wurde von dem Fluss Radaune ein Kanal nach Danzig errichtet, der primär der Trinkwasserversorgung diente.[2] Im Jahr 1367 wurde der Ort durch den Deutschen Orden zu einer vollberechtigten Siedlung erhoben. Der Ort entwickelte sich gut, nicht zuletzt durch die Nähe zu Danzig. Als sich die Städte des Preußischen Bundes vom Deutschordensstaat abspalteten und sich freiwillig der Krone Polens unterstellten, was zu einer vorläufigen Zweiteilung Preußens führte, kam Praust 1454 an das autonome Preußen Königlichen Anteils.
Anlässlich der Errichtung der Union von Lublin auf dem LublinerSejm kündigte König Sigismund II. August am 16. März 1569 die Autonomie Westpreußens unter Androhung herber Strafen einseitig auf,[3][4] weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem nun nur noch bedingt autonomen Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 vornehmlich als Fremdherrschaft empfunden wurde.[5]
Im Rahmen der ersten polnischen Teilung 1772 kam die Stadt zum Königreich Preußen, ab 1818 als Teil des Landkreises Danzig. Im 19. Jahrhundert ging der Aufschwung der Gemeinde weiter. So wurden unter anderem ein Krankenhaus, eine Schule sowie eine Zuckerfabrik errichtet. Weiterhin erfolgte 1852 der Anschluss von Praust an das Schienennetz von Danzig nach Dirschau(Tczew). 1887 wechselte Praust in den neuen Kreis Danziger Höhe. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Praust eine evangelische Kirche, ein bakteriologisches Institut der westpreußischen Landwirtschaftskammer und eine Molkereischule.[6]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Praust im März 1945 von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde Praust von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit aus Pruszcz vertrieben. Pruszcz wurde selbständige Stadt, und war damit nicht mehr Teil der Stadt Danzig (Gdańsk).
1951 erhielt der Ort den Namenszusatz Gdański. 1975, im Rahmen einer allgemeinen Verwaltungsreform, verlor die Stadt den Sitz des Powiats, erhielt ihn aber bei einer erneuten Reform 1999 wieder.
Die Kirche, die vermutlich noch zur Zeit des Deutschordensstaats gegründet wurde, hat einen kreuzförmigen Grundriss und einen viereckigen Westturm mit einem achteckigen Spitzdach. Zum Glockengestühl führt durch das Gemäuer der Kirche eine gemauerte Wendeltreppe, die in einem abgesonderten Treppentürmchen verläuft. Das Vorhandensein dieses Anbaus deutet auf den mittelalterlichen Ursprung der Kirche hin.
Die Bevölkerung von Praust hatte sich der Reformation angeschlossen. Die Kirche soll nach der Reformation von Franziskaner-Mönchen dem Stadtrat von Danzig übergeben worden sein, der dann auch das Patronat über sie ausübte.[13] 1728 erhielt die Kirche eine Orgel, die der Danziger Orgelbauer Andreas Hildebrand erbaut hatte und deren Klangfülle besonders gerühmt wurde. Im Jahr 1831 wurde die Kirche vollständig renoviert.[13]
Die Namen der evangelischen Pfarrer der Ortskirche sind seit 1578 und vollständig lückenlos seit 1587 bekannt.[13] Die Kirchengemeinde gehörte mit Bildung der Evangelischen Kirche in den Königlich Preußischen Landen ab 1817 zu deren über die Zeit sich ändernden regionalen Gliederungen.[14] Die vor 1945 anwesenden Einwohner Prausts gehörten mehrheitlich dem evangelischen Glaubensbekenntnis an.
Politik
Bürgermeister der Stadt ist (2007) Janusz Wróbel. Seine Stellvertreter sind Andrzej Szymański und Ryszard Świlski. Die Stadt ist in vier Wahlbezirke (okręg) eingeteilt.
Städtepartnerschaft
Seit April 2012 besteht eine Städtepartnerschaft mit Hofheim am Taunus in Deutschland.
Wappen
Das Wappen der Stadt zeigt auf roten Grund ein goldenes P und einen goldenen Löwen. Das P steht für den Namen der Stadt und passt sowohl zur deutschen Bezeichnung Praust als auch zur polnischen Pruszcz. Der goldene Löwe ist leicht abgewandelt einer der Löwen der Stadt Danzig.
Die Landgemeinde Pruszcz Gdański, zu der die Stadt selbst nicht gehört, umfasst eine Fläche von 142,56 km² und hat 32.184 Einwohner (Stand 31. Dezember 2020).
↑Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104.
↑A. Reusch: Westpreussen unter polnischem Scepter. Festrede gehalten am Elbinger Gymnasium am 13. Spt. 1872. In: Altpreußische Monatsschrift, NF, Band 10, Königsberg 1873, S. 140–154, insbesondere S. 146.
↑Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104 ff.
↑ abMeyers Großes Konversatuions-Lexikon. 6. Auflage, Band 16, Leipzig und Wien 1908, S. 269.
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 77, Ziffer 2754.
↑Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 482.
↑Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gewerbesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867. Siehe: 2. Kreis Danzig (Landkreis), S. 1–43, insbesondeer S. 18, Ziffer 2127.
↑ abcMichael Rademacher: Dan_danzig. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900